Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.Predigt. ruhet/ und heisset Vnruh; Dort aber stoltze Ruh/ beständige Ruh; ruhengleich einem Taglöhner/ der sich zu Abend niederleget und sanfft einschläfft: ruhen/ wie Lazarus in Abrahams Schos/ ja wie ein zartes Kind in Mut- terleib/ es weiß von nichts/ wann es mit weinen und Schmertzen aus der engen Herberge seines mütterlichen Leibes herfür bricht/ und der Hebamm in die Hand kommt/ so leget mans auff den Schos/ badet dasselbe/ wickelt dasselbe ein in sanffte Windelein/ leget es in sein Wiegelein zur Ruh/ daß es sich erhole/ erquicke und lieblich schlaffe; Wann es sich etwas erholet/ so thuts die Euglein auff/ sihet die Welt mit Verwunderung an/ vergisset aller vorigen Trangsal/ damit es im Leib seiner Mutter umbfangen gewest: Also ists beschaffen mit der Widergeburt der Gerechten; Hie ist das Leben verborgen in Christo: Jm finstern Todes-Thal geschicht der saure Durch- gang: Die Befreyung von allen Vnflath folgt: Endlich kommet die Seel in Abrahams Schos/ ins Bündelein und Windelein der Lebendi- gen eingewickelt/ ruhet und erwacht mit Verwunderung. Was thun die lieben Engelein am letzten End? Sie thun die Seele mein in Abrahams Schos tragen/ etc. Es ruhet aber die Seel in Gott/ befreyet von allem was nur übel Befreyet 2. von des Sathans Braut/ der Welt und dero () Er- Poti- Sechster Theil. F f f f
Predigt. ruhet/ und heiſſet Vnruh; Dort aber ſtoltze Ruh/ beſtaͤndige Ruh; ruhengleich einem Tagloͤhner/ der ſich zu Abend niederleget und ſanfft einſchlaͤfft: ruhen/ wie Lazarus in Abrahams Schos/ ja wie ein zartes Kind in Mut- terleib/ es weiß von nichts/ wann es mit weinen und Schmertzen aus der engen Herberge ſeines muͤtterlichen Leibes herfuͤr bricht/ und der Hebamm in die Hand kommt/ ſo leget mans auff den Schos/ badet daſſelbe/ wickelt daſſelbe ein in ſanffte Windelein/ leget es in ſein Wiegelein zur Ruh/ daß es ſich erhole/ erquicke und lieblich ſchlaffe; Wann es ſich etwas erholet/ ſo thuts die Euglein auff/ ſihet die Welt mit Verwunderung an/ vergiſſet aller vorigen Trangſal/ damit es im Leib ſeiner Mutter umbfangen geweſt: Alſo iſts beſchaffen mit der Widergeburt der Gerechten; Hie iſt das Leben verborgen in Chriſto: Jm finſtern Todes-Thal geſchicht der ſaure Durch- gang: Die Befreyung von allen Vnflath folgt: Endlich kommet die Seel in Abrahams Schos/ ins Buͤndelein und Windelein der Lebendi- gen eingewickelt/ ruhet und erwacht mit Verwunderung. Was thun die lieben Engelein am letzten End? Sie thun die Seele mein in Abrahams Schos tragen/ ꝛc. Es ruhet aber die Seel in Gott/ befreyet von allem was nur uͤbel Befreyet 2. von des Sathans Braut/ der Welt und dero () Er- Poti- Sechſter Theil. F f f f
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0625" n="593"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Predigt.</hi></fw><lb/> ruhet/ und heiſſet Vnruh; Dort aber ſtoltze Ruh/ beſtaͤndige Ruh; ruhen<lb/> gleich einem Tagloͤhner/ der ſich zu Abend niederleget und ſanfft einſchlaͤfft:<lb/> ruhen/ wie Lazarus in Abrahams Schos/ ja wie ein zartes Kind in Mut-<lb/> terleib/ es weiß von nichts/ wann es mit weinen und Schmertzen aus der<lb/> engen Herberge ſeines muͤtterlichen Leibes herfuͤr bricht/ und der Hebamm<lb/> in die Hand kommt/ ſo leget mans auff den Schos/ badet daſſelbe/ wickelt<lb/> daſſelbe ein in ſanffte Windelein/ leget es in ſein Wiegelein zur Ruh/ daß<lb/> es ſich erhole/ erquicke und lieblich ſchlaffe; Wann es ſich etwas erholet/<lb/> ſo thuts die Euglein auff/ ſihet die Welt mit Verwunderung an/ vergiſſet<lb/> aller vorigen Trangſal/ damit es im Leib ſeiner Mutter umbfangen geweſt:<lb/> Alſo iſts beſchaffen mit der Widergeburt der Gerechten; Hie iſt das Leben<lb/> verborgen in Chriſto: Jm finſtern Todes-Thal geſchicht der ſaure Durch-<lb/> gang: Die Befreyung von allen Vnflath folgt: Endlich kommet die<lb/> Seel in Abrahams Schos/ ins Buͤndelein und Windelein der Lebendi-<lb/> gen eingewickelt/ ruhet und erwacht mit Verwunderung. Was thun die<lb/> lieben Engelein am letzten End? Sie thun die Seele mein in Abrahams<lb/> Schos tragen/ ꝛc.</p><lb/> <p>Es ruhet aber die Seel in <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Gott/</hi></hi> befreyet von allem was nur uͤbel<lb/> und boͤß iſt und heiſſet; von dem Sathan dem Stiffter und Vrheber alles<lb/> Vbels/ dem grimmigen Friedenſtoͤrer/ unſerm abgeſagten Feind/ dem<lb/> Seelen-Jaͤger/ dem brillenden Loͤwen/ dem rothen Drachen/ der einen groſ-<note place="right"><hi rendition="#aq">Pſ. 91.<lb/> Apoc.</hi> 12,<lb/> 12.</note><lb/> ſen Zorn hat/ der erſt zu einem Bubenſtuͤck hilfft und anſchuͤret/ hernach<lb/> aber ſtecken laͤſſet und ſich des Menſchen Vngluͤcks freuet; von dem ſind<lb/> wir zwar hie noch nicht frey/ aber der Kopff iſt ihm zerknirſcht; Er ſtreitet<lb/> zwar/ aber er herrſchet nicht mehr. Ein anders iſt innerlich regieren/ ein<lb/> anders von auſſen ſtreiten. Wie Daniel unter den Loͤwen/ alſo ſind wir<lb/> unter den Teufeln/ die ihren Rachen auffſperren uns zu verſchlingen; Aber<lb/> dort ſind wir Teufelsfrey/ die Feſtung iſt ihm zu hoch/ er iſt einmahl heraus<lb/> geworffen/ er kommet nicht mehr ein/ der Teufel wird geworffen in das<note place="right"><hi rendition="#aq">Apoc. 20,<lb/> 11.<lb/> () v. Luth.<lb/> tom. 8.<lb/> Witteb.<lb/> fol. 406.<lb/> Prov.</hi> 7.</note><lb/> Feuer und Schwefel-Pful.</p><lb/> <p>Befreyet 2. von des Sathans Braut/ der Welt und dero () Er-<lb/> gernuͤſſen/ die heutigs Tages umb ſo viel ſtaͤrcker worden als ſchaͤrffer die<lb/> Straff-Ruthen/ die der zornige <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Gott</hi></hi> uͤber uns verhengt; Die Welt<lb/> kan wohl nicht beſſer verglichen werden als mit einer Ertz-Hur/ die liſtig/<lb/> wild/ unbendig/ einen albern naͤrriſchen Juͤngling zur Schlacht-Banck<lb/> fuͤhret/ wie ein Vogel zum Strick eilet/ laͤſſet er ſich verfuͤhren/ wie man der<lb/> Exempel allezeit gehabt/ die den verlohrnen Sohn <hi rendition="#aq">ag</hi>irt; Wehe ihnen!<lb/> Joſeph hat der Welt Tuͤck erfahren/ wiewohl mit Sieg und Triumph/<note place="right"><hi rendition="#aq">Gen.</hi> 39.</note><lb/> <fw place="bottom" type="sig">Sechſter Theil. F f f f</fw><fw place="bottom" type="catch">Poti-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [593/0625]
Predigt.
ruhet/ und heiſſet Vnruh; Dort aber ſtoltze Ruh/ beſtaͤndige Ruh; ruhen
gleich einem Tagloͤhner/ der ſich zu Abend niederleget und ſanfft einſchlaͤfft:
ruhen/ wie Lazarus in Abrahams Schos/ ja wie ein zartes Kind in Mut-
terleib/ es weiß von nichts/ wann es mit weinen und Schmertzen aus der
engen Herberge ſeines muͤtterlichen Leibes herfuͤr bricht/ und der Hebamm
in die Hand kommt/ ſo leget mans auff den Schos/ badet daſſelbe/ wickelt
daſſelbe ein in ſanffte Windelein/ leget es in ſein Wiegelein zur Ruh/ daß
es ſich erhole/ erquicke und lieblich ſchlaffe; Wann es ſich etwas erholet/
ſo thuts die Euglein auff/ ſihet die Welt mit Verwunderung an/ vergiſſet
aller vorigen Trangſal/ damit es im Leib ſeiner Mutter umbfangen geweſt:
Alſo iſts beſchaffen mit der Widergeburt der Gerechten; Hie iſt das Leben
verborgen in Chriſto: Jm finſtern Todes-Thal geſchicht der ſaure Durch-
gang: Die Befreyung von allen Vnflath folgt: Endlich kommet die
Seel in Abrahams Schos/ ins Buͤndelein und Windelein der Lebendi-
gen eingewickelt/ ruhet und erwacht mit Verwunderung. Was thun die
lieben Engelein am letzten End? Sie thun die Seele mein in Abrahams
Schos tragen/ ꝛc.
Es ruhet aber die Seel in Gott/ befreyet von allem was nur uͤbel
und boͤß iſt und heiſſet; von dem Sathan dem Stiffter und Vrheber alles
Vbels/ dem grimmigen Friedenſtoͤrer/ unſerm abgeſagten Feind/ dem
Seelen-Jaͤger/ dem brillenden Loͤwen/ dem rothen Drachen/ der einen groſ-
ſen Zorn hat/ der erſt zu einem Bubenſtuͤck hilfft und anſchuͤret/ hernach
aber ſtecken laͤſſet und ſich des Menſchen Vngluͤcks freuet; von dem ſind
wir zwar hie noch nicht frey/ aber der Kopff iſt ihm zerknirſcht; Er ſtreitet
zwar/ aber er herrſchet nicht mehr. Ein anders iſt innerlich regieren/ ein
anders von auſſen ſtreiten. Wie Daniel unter den Loͤwen/ alſo ſind wir
unter den Teufeln/ die ihren Rachen auffſperren uns zu verſchlingen; Aber
dort ſind wir Teufelsfrey/ die Feſtung iſt ihm zu hoch/ er iſt einmahl heraus
geworffen/ er kommet nicht mehr ein/ der Teufel wird geworffen in das
Feuer und Schwefel-Pful.
Pſ. 91.
Apoc. 12,
12.
Apoc. 20,
11.
() v. Luth.
tom. 8.
Witteb.
fol. 406.
Prov. 7.
Befreyet 2. von des Sathans Braut/ der Welt und dero () Er-
gernuͤſſen/ die heutigs Tages umb ſo viel ſtaͤrcker worden als ſchaͤrffer die
Straff-Ruthen/ die der zornige Gott uͤber uns verhengt; Die Welt
kan wohl nicht beſſer verglichen werden als mit einer Ertz-Hur/ die liſtig/
wild/ unbendig/ einen albern naͤrriſchen Juͤngling zur Schlacht-Banck
fuͤhret/ wie ein Vogel zum Strick eilet/ laͤſſet er ſich verfuͤhren/ wie man der
Exempel allezeit gehabt/ die den verlohrnen Sohn agirt; Wehe ihnen!
Joſeph hat der Welt Tuͤck erfahren/ wiewohl mit Sieg und Triumph/
Poti-
Gen. 39.
Sechſter Theil. F f f f
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |