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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Die Ein und Viertzigste (Fünffte)
Christ in sich gehet und fraget: Habe ich mein Leben auch wohl geführet?
der Widerschall gibt und antwortet: Wohl! Wir wissen ein Eng-
lisches plaudite, wir sind vertröstet eines himmlischen vnd Göttlichen Lob-
Spruchs/ so von dem Richter Christo selbst geschehen soll/ ein real- und
thätliches frolockendes Lob; da im gegentheil mundi schema, die Welt mit
ihrem Schein vergehet/ und im letzten Feuerwerck verschwinden wird. Jst
das
plaudite, dessen sich auch Simeon getröstet/ welches er erlanget:
nach dem er die Comoedi seines Lebens commode & pie wohl und Gott-
seelig transigirt und vollendet/ alle actus durchgangen: sein Gewissen las-
sen ein theatrum seyn für Gottes Augen; so parentirt ihm nicht nur
der Heilige Geist und die Christenheit biß auff diesen Tag; dem wir
zu Ehren bißher vier pauegyricos gehalten: sondern zuvorderst sein
freudiges Gewissen/ und spricht: Mit Fried und Freud ich fahr da-
hin!
die Heiligen Engel im Tode: das Frolocken in Christo/ dessen Au-
gen er gesehen/ mit ihm ohne zweifel aufferstanden/ gen Himmel gefahren.
Jst noch übrig der fünffte panegyricus, beruhend auff einem einigen
Wort/ das heisset NU~N, NVN! ist das nun~ apoluseos, sein see-
liges Fahr-Stündlein;
das wollen wir in der Furcht des Herren
etwas genauer betrachten. Gott gebe/ daß dieses kleine Wort-Säm-
lein in unsern Hertzen tausentfältige Furcht bringe/ Amen.

DRey Vmbstände begreifft das Nun Simeonis in sich;
apoluseos initium, durationem, terminum, die Zeit
der Außfahrt/ den Fortfahrt und Anfahrt.
I. Ini-
tium,
Die Zeit der Außfahrt oder den Anfang der Fahrt/
ist ein gewisses und bestimmtes Nun und Augenblick/ in welchem Si-
meon der Welt werde eine gute Nacht geben/ auff- und von dannen fah-
Iob. 14, 5.ren/ ein Nun~ und Zeit von Gott im Himmel bestimmt/ Job. 14.
Der Mensch hat seine bestimmte Zeit/ die Zahl seiner Monat
stehet bey Gott/ der hat ihm ein Ziel gesetzt/ das wird er nicht
übergehen.
Jst ein Gleichnüß von einem Vhrmacher/ der die mo-
menta,
Minuten alle wol abgewogen/ daß es schlagen muß/ auff der Vhr
Ps. 139, 16.wann ers geordnet. Psal. 139. Alle meine Tage waren auff ein
Buch geschrieben/ die noch werden sollen/ und derselben keiner
da war/
gleich einem Post-Meister/ der seine Post-Knechte auffschreibet/

wie

Die Ein und Viertzigſte (Fuͤnffte)
Chriſt in ſich gehet und fraget: Habe ich mein Leben auch wohl gefuͤhret?
der Widerſchall gibt und antwortet: Wohl! Wir wiſſen ein Eng-
liſches plaudite, wir ſind vertroͤſtet eines himmliſchen vnd Goͤttlichen Lob-
Spruchs/ ſo von dem Richter Chriſto ſelbſt geſchehen ſoll/ ein real- und
thaͤtliches frolockendes Lob; da im gegentheil mundi ſchema, die Welt mit
ihrem Schein vergehet/ und im letzten Feuerwerck verſchwinden wird. Jſt
das
plaudite, deſſen ſich auch Simeon getroͤſtet/ welches er erlanget:
nach dem er die Comœdi ſeines Lebens commodè & piè wohl und Gott-
ſeelig tranſigirt und vollendet/ alle actus durchgangen: ſein Gewiſſen laſ-
ſen ein theatrum ſeyn fuͤr Gottes Augen; ſo parentirt ihm nicht nur
der Heilige Geiſt und die Chriſtenheit biß auff dieſen Tag; dem wir
zu Ehren bißher vier pauegyricos gehalten: ſondern zuvorderſt ſein
freudiges Gewiſſen/ und ſpricht: Mit Fried und Freud ich fahr da-
hin!
die Heiligen Engel im Tode: das Frolocken in Chriſto/ deſſen Au-
gen er geſehen/ mit ihm ohne zweifel aufferſtanden/ gen Himmel gefahren.
Jſt noch uͤbrig der fuͤnffte panegyricus, beruhend auff einem einigen
Wort/ das heiſſet Νϒ῀Ν, NVN! iſt das νυν῀ ἀπολύσεως, ſein ſee-
liges Fahr-Stuͤndlein;
das wollen wir in der Furcht des Herren
etwas genauer betrachten. Gott gebe/ daß dieſes kleine Wort-Saͤm-
lein in unſern Hertzen tauſentfaͤltige Furcht bringe/ Amen.

DRey Vmbſtände begreifft das Nun Simeonis in ſich;
ἀπολύσεως initium, durationem, terminum, die Zeit
der Außfahrt/ den Fortfahrt und Anfahrt.
I. Ini-
tium,
Die Zeit der Außfahrt oder den Anfang der Fahrt/
iſt ein gewiſſes und beſtimmtes Nun und Augenblick/ in welchem Si-
meon der Welt werde eine gute Nacht geben/ auff- und von dannen fah-
Iob. 14, 5.ren/ ein Νυν῀ und Zeit von Gott im Himmel beſtimmt/ Job. 14.
Der Menſch hat ſeine beſtimmte Zeit/ die Zahl ſeiner Monat
ſtehet bey Gott/ der hat ihm ein Ziel geſetzt/ das wird er nicht
uͤbergehen.
Jſt ein Gleichnuͤß von einem Vhrmacher/ der die mo-
menta,
Minuten alle wol abgewogen/ daß es ſchlagen muß/ auff der Vhr
Pſ. 139, 16.wann ers geordnet. Pſal. 139. Alle meine Tage waren auff ein
Buch geſchrieben/ die noch werden ſollen/ und derſelben keiner
da war/
gleich einem Poſt-Meiſter/ der ſeine Poſt-Knechte auffſchreibet/

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[500/0532] Die Ein und Viertzigſte (Fuͤnffte) Chriſt in ſich gehet und fraget: Habe ich mein Leben auch wohl gefuͤhret? der Widerſchall gibt und antwortet: Wohl! Wir wiſſen ein Eng- liſches plaudite, wir ſind vertroͤſtet eines himmliſchen vnd Goͤttlichen Lob- Spruchs/ ſo von dem Richter Chriſto ſelbſt geſchehen ſoll/ ein real- und thaͤtliches frolockendes Lob; da im gegentheil mundi ſchema, die Welt mit ihrem Schein vergehet/ und im letzten Feuerwerck verſchwinden wird. Jſt das plaudite, deſſen ſich auch Simeon getroͤſtet/ welches er erlanget: nach dem er die Comœdi ſeines Lebens commodè & piè wohl und Gott- ſeelig tranſigirt und vollendet/ alle actus durchgangen: ſein Gewiſſen laſ- ſen ein theatrum ſeyn fuͤr Gottes Augen; ſo parentirt ihm nicht nur der Heilige Geiſt und die Chriſtenheit biß auff dieſen Tag; dem wir zu Ehren bißher vier pauegyricos gehalten: ſondern zuvorderſt ſein freudiges Gewiſſen/ und ſpricht: Mit Fried und Freud ich fahr da- hin! die Heiligen Engel im Tode: das Frolocken in Chriſto/ deſſen Au- gen er geſehen/ mit ihm ohne zweifel aufferſtanden/ gen Himmel gefahren. Jſt noch uͤbrig der fuͤnffte panegyricus, beruhend auff einem einigen Wort/ das heiſſet Νϒ῀Ν, NVN! iſt das νυν῀ ἀπολύσεως, ſein ſee- liges Fahr-Stuͤndlein; das wollen wir in der Furcht des Herren etwas genauer betrachten. Gott gebe/ daß dieſes kleine Wort-Saͤm- lein in unſern Hertzen tauſentfaͤltige Furcht bringe/ Amen. DRey Vmbſtände begreifft das Nun Simeonis in ſich; ἀπολύσεως initium, durationem, terminum, die Zeit der Außfahrt/ den Fortfahrt und Anfahrt. I. Ini- tium, Die Zeit der Außfahrt oder den Anfang der Fahrt/ iſt ein gewiſſes und beſtimmtes Nun und Augenblick/ in welchem Si- meon der Welt werde eine gute Nacht geben/ auff- und von dannen fah- ren/ ein Νυν῀ und Zeit von Gott im Himmel beſtimmt/ Job. 14. Der Menſch hat ſeine beſtimmte Zeit/ die Zahl ſeiner Monat ſtehet bey Gott/ der hat ihm ein Ziel geſetzt/ das wird er nicht uͤbergehen. Jſt ein Gleichnuͤß von einem Vhrmacher/ der die mo- menta, Minuten alle wol abgewogen/ daß es ſchlagen muß/ auff der Vhr wann ers geordnet. Pſal. 139. Alle meine Tage waren auff ein Buch geſchrieben/ die noch werden ſollen/ und derſelben keiner da war/ gleich einem Poſt-Meiſter/ der ſeine Poſt-Knechte auffſchreibet/ wie Iob. 14, 5. Pſ. 139, 16.

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 500. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/532>, abgerufen am 22.11.2024.