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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Predigt.
hätten/ so ist er doch unteutsch/ untreu/ unbeständig/ stehet auff Triebsand;
Gleich wie die Sonn selten ohne Wolcken/ also auch der Friede ohne Auff-
ruhr und Vnruhe. Es ist ein schädlicher Friede/ dann der Welt- und
Land-Friede hat Sodom den garaus gemachet; Der Friede hat eine
Stieff-Tochter/ die heisset Securitas, die schnöde Höll-stürtzende Sicherheit/
deren Ottergezücht ist die Vndanckbarkeit für die Himmel-trieffenden
Wolthaten Gottes. Dannenhero Nasica, ein Rathherr zu Rom/ als er ge-
höret/ daß ein Friede auffgerichtet worden/ nach dem die Statt Carthago
gantz verheeret und zerstöret/ gesagt: Nun stehen unsere Sachen gefährlich.

Es ist ein Stück-Friede/ der nicht zu allem Schaden tauglich und
genug ist; dannenhero Plutarchus schreibet/ Für das Zipperlein hilfft kein
Semischer oder anderer herrlicher Schuh/ für das Gliederwehe kein köst-
licher mit Edelgesteinen versetzter Ring/ für das Kopffwehe keine güldene
Königliche Kron; Also auch die Gewissens-Wunde/ Gewissens-Blat-
tern/ und darauff folgende Gall-Bitterkeit des schwartzen Todes lassen sich
mit nichts vertreiben/ als mit dem honigsüssen Evangelio/ so in den Bien-
Körben der Cantzel/ des Tauffsteins/ des Beichtstuls/ des Tischs des HEr-
ren/ des Löse-Schlüssels zu finden. Tritt iemand diesen Honig mit Füssen/Ioh. 5, 24.
der muß mit Wermuth und Entzian in der Höllen büssen. Warlich/
warlich ich sage euch:
(spricht der Herr der nicht lügen kan.
Hoc dixit Dominus; si parum promisit, si adhuc parum? juravit, Au-
gustin. in Psal.
110.) Wer mein Wort höret/ und glaubet dem
der mich gesand hat/
(wer geistlicher weise dieses mein honigsüsses
Evangelium und Trost-Wort isset/ wie Simson; davon seine AugenIud. 14, 9.
1. Sam.
14,
27.

erleuchtet und erwackert wie Jonathan/) der hat das ewige Leben.
Jst kein Vogel auff dem Dache/ er hat das ewige Leben schon in der
Hand/ er kommt nicht in das strenge Gericht/ sondern er findet
alsbald seinen Fürsprecher und Mittler Christum/ der dem Würg-Engel
gebeut/ und sagt: Laß deine Hand ab/ laß mir diesen gehen/ er ist ge-2. Sam. 24,
16.

zeichnet/ sondern er ist vom Tod zum Leben hindurch gedrungen/
das ist/ er hat den Tod nicht recht gesehen/ ist in einem hui über das To-
den-Meer hinüber geflogen. Ein solch Evangelium ist lauter Milch und
Honig: es gibt Krafft und Safft/ ist das beste Pflaster wider die gifftige
Sterb-Drüse/ also muß man des Todes Bitterkeit vertreiben.

Jst dem also/ so lasset uns dem Evangelio und dessen Friede
nachjagen/ der höher ist als alle Vernunfft/ dem innerlichenPhil. 4, 7.

Friede/
P p p 2

Predigt.
haͤtten/ ſo iſt er doch unteutſch/ untreu/ unbeſtaͤndig/ ſtehet auff Triebſand;
Gleich wie die Sonn ſelten ohne Wolcken/ alſo auch der Friede ohne Auff-
ruhr und Vnruhe. Es iſt ein ſchaͤdlicher Friede/ dann der Welt- und
Land-Friede hat Sodom den garaus gemachet; Der Friede hat eine
Stieff-Tochter/ die heiſſet Securitas, die ſchnoͤde Hoͤll-ſtuͤrtzende Sicherheit/
deren Ottergezuͤcht iſt die Vndanckbarkeit fuͤr die Himmel-trieffenden
Wolthaten Gottes. Dannenhero Naſica, ein Rathherr zu Rom/ als er ge-
hoͤret/ daß ein Friede auffgerichtet worden/ nach dem die Statt Carthago
gantz verheeret und zerſtoͤret/ geſagt: Nun ſtehen unſere Sachen gefaͤhrlich.

Es iſt ein Stuͤck-Friede/ der nicht zu allem Schaden tauglich und
genug iſt; dannenhero Plutarchus ſchreibet/ Fuͤr das Zipperlein hilfft kein
Semiſcher oder anderer herrlicher Schuh/ fuͤr das Gliederwehe kein koͤſt-
licher mit Edelgeſteinen verſetzter Ring/ fuͤr das Kopffwehe keine guͤldene
Koͤnigliche Kron; Alſo auch die Gewiſſens-Wunde/ Gewiſſens-Blat-
tern/ und darauff folgende Gall-Bitterkeit des ſchwartzen Todes laſſen ſich
mit nichts vertreiben/ als mit dem honigſuͤſſen Evangelio/ ſo in den Bien-
Koͤrben der Cantzel/ des Tauffſteins/ des Beichtſtuls/ des Tiſchs des HEr-
ren/ des Loͤſe-Schluͤſſels zu finden. Tritt iemand dieſen Honig mit Fuͤſſen/Ioh. 5, 24.
der muß mit Wermuth und Entzian in der Hoͤllen buͤſſen. Warlich/
warlich ich ſage euch:
(ſpricht der Herr der nicht luͤgen kan.
Hoc dixit Dominus; ſi parum promiſit, ſi adhuc parum? juravit, Au-
guſtin. in Pſal.
110.) Wer mein Wort hoͤret/ und glaubet dem
der mich geſand hat/
(wer geiſtlicher weiſe dieſes mein honigſuͤſſes
Evangelium und Troſt-Wort iſſet/ wie Simſon; davon ſeine AugenIud. 14, 9.
1. Sam.
14,
27.

erleuchtet und erwackert wie Jonathan/) der hat das ewige Leben.
Jſt kein Vogel auff dem Dache/ er hat das ewige Leben ſchon in der
Hand/ er kommt nicht in das ſtrenge Gericht/ ſondern er findet
alsbald ſeinen Fuͤrſprecher und Mittler Chriſtum/ der dem Wuͤrg-Engel
gebeut/ und ſagt: Laß deine Hand ab/ laß mir dieſen gehen/ er iſt ge-2. Sam. 24,
16.

zeichnet/ ſondern er iſt vom Tod zum Leben hindurch gedrungen/
das iſt/ er hat den Tod nicht recht geſehen/ iſt in einem hui uͤber das To-
den-Meer hinuͤber geflogen. Ein ſolch Evangelium iſt lauter Milch und
Honig: es gibt Krafft und Safft/ iſt das beſte Pflaſter wider die gifftige
Sterb-Druͤſe/ alſo muß man des Todes Bitterkeit vertreiben.

Jſt dem alſo/ ſo laſſet uns dem Evangelio und deſſen Friede
nachjagen/ der hoͤher iſt als alle Vernunfft/ dem innerlichenPhil. 4, 7.

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[483/0515] Predigt. haͤtten/ ſo iſt er doch unteutſch/ untreu/ unbeſtaͤndig/ ſtehet auff Triebſand; Gleich wie die Sonn ſelten ohne Wolcken/ alſo auch der Friede ohne Auff- ruhr und Vnruhe. Es iſt ein ſchaͤdlicher Friede/ dann der Welt- und Land-Friede hat Sodom den garaus gemachet; Der Friede hat eine Stieff-Tochter/ die heiſſet Securitas, die ſchnoͤde Hoͤll-ſtuͤrtzende Sicherheit/ deren Ottergezuͤcht iſt die Vndanckbarkeit fuͤr die Himmel-trieffenden Wolthaten Gottes. Dannenhero Naſica, ein Rathherr zu Rom/ als er ge- hoͤret/ daß ein Friede auffgerichtet worden/ nach dem die Statt Carthago gantz verheeret und zerſtoͤret/ geſagt: Nun ſtehen unſere Sachen gefaͤhrlich. Es iſt ein Stuͤck-Friede/ der nicht zu allem Schaden tauglich und genug iſt; dannenhero Plutarchus ſchreibet/ Fuͤr das Zipperlein hilfft kein Semiſcher oder anderer herrlicher Schuh/ fuͤr das Gliederwehe kein koͤſt- licher mit Edelgeſteinen verſetzter Ring/ fuͤr das Kopffwehe keine guͤldene Koͤnigliche Kron; Alſo auch die Gewiſſens-Wunde/ Gewiſſens-Blat- tern/ und darauff folgende Gall-Bitterkeit des ſchwartzen Todes laſſen ſich mit nichts vertreiben/ als mit dem honigſuͤſſen Evangelio/ ſo in den Bien- Koͤrben der Cantzel/ des Tauffſteins/ des Beichtſtuls/ des Tiſchs des HEr- ren/ des Loͤſe-Schluͤſſels zu finden. Tritt iemand dieſen Honig mit Fuͤſſen/ der muß mit Wermuth und Entzian in der Hoͤllen buͤſſen. Warlich/ warlich ich ſage euch: (ſpricht der Herr der nicht luͤgen kan. Hoc dixit Dominus; ſi parum promiſit, ſi adhuc parum? juravit, Au- guſtin. in Pſal. 110.) Wer mein Wort hoͤret/ und glaubet dem der mich geſand hat/ (wer geiſtlicher weiſe dieſes mein honigſuͤſſes Evangelium und Troſt-Wort iſſet/ wie Simſon; davon ſeine Augen erleuchtet und erwackert wie Jonathan/) der hat das ewige Leben. Jſt kein Vogel auff dem Dache/ er hat das ewige Leben ſchon in der Hand/ er kommt nicht in das ſtrenge Gericht/ ſondern er findet alsbald ſeinen Fuͤrſprecher und Mittler Chriſtum/ der dem Wuͤrg-Engel gebeut/ und ſagt: Laß deine Hand ab/ laß mir dieſen gehen/ er iſt ge- zeichnet/ ſondern er iſt vom Tod zum Leben hindurch gedrungen/ das iſt/ er hat den Tod nicht recht geſehen/ iſt in einem hui uͤber das To- den-Meer hinuͤber geflogen. Ein ſolch Evangelium iſt lauter Milch und Honig: es gibt Krafft und Safft/ iſt das beſte Pflaſter wider die gifftige Sterb-Druͤſe/ alſo muß man des Todes Bitterkeit vertreiben. Ioh. 5, 24. Iud. 14, 9. 1. Sam. 14, 27. 2. Sam. 24, 16. Jſt dem alſo/ ſo laſſet uns dem Evangelio und deſſen Friede nachjagen/ der hoͤher iſt als alle Vernunfft/ dem innerlichen Friede/ Phil. 4, 7. P p p 2

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 483. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/515>, abgerufen am 22.11.2024.