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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Die Acht und Dreissigste (Andere)
heutiges Tags seine außerwehlte Seelen am letzten End und Abschied von
dieser Welt/ wiewohl unsichtbar/ auff dem Englischen himmlischen Reiß-
Wagen abzuholen.

Wohin dann auch ohne zweifel gesehen der fromme Bilgram/
der werthe Mann Gottes Simeon
in seinem Valet- und Schwa-
nen-Lied/ wann er sagt: HERR/ nun lässestu deinen Diener
fahren! Des Fahrers
parentalia haben wir neulich abgelegt/ da wir
einen Anfang gemacht an dem Articul von dem seligen Tode der
Außerwehlten/
den Articul von der Aufferstehung desto baß zu
verstehen; Folget nun die apolusis, die Fahrt an ihr selbst;
Davon dißmahl mit mehrerm zu handlen/ wolle Gott seinen Heiligen
Geist verleihen/ umb Jesu Christi willen/ Amen.

WAnn demnach der liebe Simeon sein Schwanen-Lied an-
stimmet mit diesen Worten: Nuu apolueis, Nun spannestu
aus/ nun entbindestu/ entbürdestu/ entledige stu/ und lösest auff/
welche Wort Lutherus durch das fahren gedolmetschet/ Nun lässestu
deinen Diener fahren/
so verstehet er durch solche apolusin und
Fahrt
I. apolusin repudiatricem, eine Scheide-Fahrt/ wie in
Matt. 1, 19.
Marc.
10, 2.
solchem Verstande das Wort zu lesen Matth. 1. da Joseph Mariam sein
Gemahl wolte heimlich verlassen/ und Marc. 10. da die Phariseer Chri-
stum fragen/ ob ein Mann sich scheiden möge von seinem Wei-
be?
damit Simeon angezeigt/ welcher massen es an dem sey/ daß er wer-
de nicht nur der schnöden Welt/ die ihm viel Leids gemacht: nicht nur sei-
nen liebsten Freunden/ sondern auch fürnemlich seinem Leib/ so ihm biß
dato auffs genaueste verknüpfft gewesen/ einen Scheid-Brief geben/ nicht
aber in perpetuum und in alle Ewigkeit ohne Widerkehr und Wende/
sondern ad tempus, auff eine geraume Zeit/ ich laß dich fahren/ aber
widerkommen wird machen/ daß man des scheidens nicht wird achten.
2. apolusin liberatricem, Eine Löse-Fahrt/ aus dem Kercker und
Marc. 15, 6.
Act. 5, 40.
Matth.
18,
27.
Hafft der Sünden/ wie in solchem Verstande das Wort zu lesen Marc. 15.
von der Loßzehlung Barrabae/ Actor. 5. wann da stehet: Der Rath ließ
die Apostel gehen.
Jst abermahl die Meynung Simeonis/ bißher
bin ich im Gedräng/ in der Pferch/ in dem Kercker gesessen/ in der Furcht
des Todes/ von Natur sub reatu mortis, unter der Todes-Hafft/ wiewohl
durch den Messiam erlöset/ ich bin zwar erlöset/ aber als ein gezwungener

Sclav

Die Acht und Dreiſſigſte (Andere)
heutiges Tags ſeine außerwehlte Seelen am letzten End und Abſchied von
dieſer Welt/ wiewohl unſichtbar/ auff dem Engliſchen himmliſchen Reiß-
Wagen abzuholen.

Wohin dann auch ohne zweifel geſehen der fromme Bilgram/
der werthe Mann Gottes Simeon
in ſeinem Valet- und Schwa-
nen-Lied/ wann er ſagt: HERR/ nun laͤſſeſtu deinen Diener
fahren! Des Fahrers
parentalia haben wir neulich abgelegt/ da wir
einen Anfang gemacht an dem Articul von dem ſeligen Tode der
Außerwehlten/
den Articul von der Aufferſtehung deſto baß zu
verſtehen; Folget nun die ἀπόλυσις, die Fahrt an ihr ſelbſt;
Davon dißmahl mit mehrerm zu handlen/ wolle Gott ſeinen Heiligen
Geiſt verleihen/ umb Jeſu Chriſti willen/ Amen.

WAnn demnach der liebe Simeon ſein Schwanen-Lied an-
ſtimmet mit dieſen Worten: Νυῦ ἀπολύεις, Nun ſpanneſtu
aus/ nun entbindeſtu/ entbuͤrdeſtu/ entledige ſtu/ und loͤſeſt auff/
welche Wort Lutherus durch das fahren gedolmetſchet/ Nun laͤſſeſtu
deinen Diener fahren/
ſo verſtehet er durch ſolche ἀπόλυσιν und
Fahrt
I. ἀπόλυσιν repudiatricem, eine Scheide-Fahrt/ wie in
Matt. 1, 19.
Marc.
10, 2.
ſolchem Verſtande das Wort zu leſen Matth. 1. da Joſeph Mariam ſein
Gemahl wolte heimlich verlaſſen/ und Marc. 10. da die Phariſeer Chri-
ſtum fragen/ ob ein Mann ſich ſcheiden moͤge von ſeinem Wei-
be?
damit Simeon angezeigt/ welcher maſſen es an dem ſey/ daß er wer-
de nicht nur der ſchnoͤden Welt/ die ihm viel Leids gemacht: nicht nur ſei-
nen liebſten Freunden/ ſondern auch fuͤrnemlich ſeinem Leib/ ſo ihm biß
dato auffs genaueſte verknuͤpfft geweſen/ einen Scheid-Brief geben/ nicht
aber in perpetuum und in alle Ewigkeit ohne Widerkehr und Wende/
ſondern ad tempus, auff eine geraume Zeit/ ich laß dich fahren/ aber
widerkommen wird machen/ daß man des ſcheidens nicht wird achten.
2. ἀπόλυσιν liberatricem, Eine Löſe-Fahrt/ aus dem Kercker und
Marc. 15, 6.
Act. 5, 40.
Matth.
18,
27.
Hafft der Suͤnden/ wie in ſolchem Verſtande das Wort zu leſen Marc. 15.
von der Loßzehlung Barrabæ/ Actor. 5. wann da ſtehet: Der Rath ließ
die Apoſtel gehen.
Jſt abermahl die Meynung Simeonis/ bißher
bin ich im Gedraͤng/ in der Pferch/ in dem Kercker geſeſſen/ in der Furcht
des Todes/ von Natur ſub reatu mortis, unter der Todes-Hafft/ wiewohl
durch den Meſſiam erloͤſet/ ich bin zwar erloͤſet/ aber als ein gezwungener

Sclav
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[466/0498] Die Acht und Dreiſſigſte (Andere) heutiges Tags ſeine außerwehlte Seelen am letzten End und Abſchied von dieſer Welt/ wiewohl unſichtbar/ auff dem Engliſchen himmliſchen Reiß- Wagen abzuholen. Wohin dann auch ohne zweifel geſehen der fromme Bilgram/ der werthe Mann Gottes Simeon in ſeinem Valet- und Schwa- nen-Lied/ wann er ſagt: HERR/ nun laͤſſeſtu deinen Diener fahren! Des Fahrers parentalia haben wir neulich abgelegt/ da wir einen Anfang gemacht an dem Articul von dem ſeligen Tode der Außerwehlten/ den Articul von der Aufferſtehung deſto baß zu verſtehen; Folget nun die ἀπόλυσις, die Fahrt an ihr ſelbſt; Davon dißmahl mit mehrerm zu handlen/ wolle Gott ſeinen Heiligen Geiſt verleihen/ umb Jeſu Chriſti willen/ Amen. WAnn demnach der liebe Simeon ſein Schwanen-Lied an- ſtimmet mit dieſen Worten: Νυῦ ἀπολύεις, Nun ſpanneſtu aus/ nun entbindeſtu/ entbuͤrdeſtu/ entledige ſtu/ und loͤſeſt auff/ welche Wort Lutherus durch das fahren gedolmetſchet/ Nun laͤſſeſtu deinen Diener fahren/ ſo verſtehet er durch ſolche ἀπόλυσιν und Fahrt I. ἀπόλυσιν repudiatricem, eine Scheide-Fahrt/ wie in ſolchem Verſtande das Wort zu leſen Matth. 1. da Joſeph Mariam ſein Gemahl wolte heimlich verlaſſen/ und Marc. 10. da die Phariſeer Chri- ſtum fragen/ ob ein Mann ſich ſcheiden moͤge von ſeinem Wei- be? damit Simeon angezeigt/ welcher maſſen es an dem ſey/ daß er wer- de nicht nur der ſchnoͤden Welt/ die ihm viel Leids gemacht: nicht nur ſei- nen liebſten Freunden/ ſondern auch fuͤrnemlich ſeinem Leib/ ſo ihm biß dato auffs genaueſte verknuͤpfft geweſen/ einen Scheid-Brief geben/ nicht aber in perpetuum und in alle Ewigkeit ohne Widerkehr und Wende/ ſondern ad tempus, auff eine geraume Zeit/ ich laß dich fahren/ aber widerkommen wird machen/ daß man des ſcheidens nicht wird achten. 2. ἀπόλυσιν liberatricem, Eine Löſe-Fahrt/ aus dem Kercker und Hafft der Suͤnden/ wie in ſolchem Verſtande das Wort zu leſen Marc. 15. von der Loßzehlung Barrabæ/ Actor. 5. wann da ſtehet: Der Rath ließ die Apoſtel gehen. Jſt abermahl die Meynung Simeonis/ bißher bin ich im Gedraͤng/ in der Pferch/ in dem Kercker geſeſſen/ in der Furcht des Todes/ von Natur ſub reatu mortis, unter der Todes-Hafft/ wiewohl durch den Meſſiam erloͤſet/ ich bin zwar erloͤſet/ aber als ein gezwungener Sclav Matt. 1, 19. Marc. 10, 2. Marc. 15, 6. Act. 5, 40. Matth. 18, 27.

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 466. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/498>, abgerufen am 22.11.2024.