Mühl immer unruhig klappert: wann man beym Vogel-Gesang der zwitzernden Sperling wachet/ und nicht mehr ein Wetter überschlaffen kan: wann alle Töchter des Gesanges (die Ohren) sich bucken wie Barsillai widerfahren/ den die Königliche Tafel-Music nicht mehr2. Sam. 19, 35. belustiget: wann die Höhe (die weiland erhabene Schultern) sich fürchten und sich scheuen auff dem Wege: wann der Man- del-Baum (das Eiß-graue Haupt) blühet: wann die Heuschreck (Knochen/ Beine und buckelruckige Gerippe) wird beladen: wann der silbere Strick (das Blut-Geäder) weg kommt: die güldene Quell (das Hertz) sich verlauffet: wann der Eymer (die Leber) zulächzet am Brunn (das humidum radicale.) wann das Rad (das wanckende und schittlende Haupt) zu bricht am Brunnen: Wann es/ sag ich/ an dem ist/ so ist hohe Zeit sich wohl zu schicken auff die Fahrt/ die Seel und Gewissen wol zu versorgen/ und den Nachkommen ein gut untadelich Exempel und ehrlichen Namen auffzuerben: sonst haben die Alte keinen Vortheil vor den Teufeln/ die sind auch alt/ aber nichts desto frömmer.
Wie dann? nicht apisos, asebos, adikos, Er muß nicht ohne Glau- ben/ ohne Gottesfurcht und Erbarkeit leben/ dann das gebäret gar einen bösen Nachklang: übel lautet es/ wann man von den Verstorbenen mit Warheit sagen kan/ er sey ein Atheist, ein Gotteslästerer/ ein Sabbath- schänder/ ein Meisterloser/ Tyrann/ Vntertrucker/ ein Vollhügel gleich jenem ( ) Englischen Grafen/ der/ wie er ihm selbst gewündscht/ von seinem() Polydor. Virg. lib. 24. in fine. Bruder in einem Faß mit Malvasier ersäufft worden; Vnersättlicher Geitz-Halß/ der unauffhörlich scharret und kratzet/ und kan doch nicht einer Lauß werth mit sich nehmen/ Hurenjäger/ untreu im Vogts-Gut/ Schul- den machet aus Pracht; bey dem es endlich heisset Banckrott/ Hauß- rath wohlfeil! Pfui der Schande! Die rechtschaffene Simeo- nische[fremdsprachliches Material - 1 Zeichen fehlt]'labeia, die Gottesfurcht/ die ziemet und zieret wohl/ die gebä- ret einen ehrlichen und ewigen Namen/ auch in dieser Welt: wann()apud Io- seph. l. 19, c. 7. einer mit Warheit von sich kan sagen und sagen lassen/ wessen sich Herodes Agrippa mit Vnwarheit berühmt: Jch hab nicht übel gelebt/ sondern so selig und wohl/ daß mich iederman für selig rühmet. Ein solcher Nam/ denProv. 22, 1. Syr. 42, 15. c. 46, 14. man den Nachkommenden aufferbet/ ist besser als Reichthumm/ ein guter Nam De effossoribus sepulchrorum vide quae conbajulavit Corn. a lap. ad Ierem. 8. pag. 621.
der
Predigt.
Muͤhl im̃er unruhig klappert: wann man beym Vogel-Geſang der zwitzernden Sperling wachet/ und nicht mehr ein Wetter uͤberſchlaffen kan: wann alle Toͤchter des Geſanges (die Ohren) ſich bucken wie Barſillai widerfahren/ den die Koͤnigliche Tafel-Muſic nicht mehr2. Sam. 19, 35. beluſtiget: wann die Hoͤhe (die weiland erhabene Schultern) ſich fuͤrchten und ſich ſcheuen auff dem Wege: wann der Man- del-Baum (das Eiß-graue Haupt) bluͤhet: wann die Heuſchreck (Knochen/ Beine und buckelruckige Gerippe) wird beladen: wann der ſilbere Strick (das Blut-Geaͤder) weg kommt: die guͤldene Quell (das Hertz) ſich verlauffet: wann der Eymer (die Leber) zulaͤchzet am Brunn (das humidum radicale.) wann das Rad (das wanckende und ſchittlende Haupt) zu bricht am Brunnen: Wann es/ ſag ich/ an dem iſt/ ſo iſt hohe Zeit ſich wohl zu ſchicken auff die Fahrt/ die Seel und Gewiſſen wol zu verſorgen/ und den Nachkommen ein gut untadelich Exempel und ehrlichen Namen auffzuerben: ſonſt haben die Alte keinen Vortheil vor den Teufeln/ die ſind auch alt/ aber nichts deſto froͤmmer.
Wie dann? nicht ἀπίςως, ἀσεβῶς, ἀδίκως, Er muß nicht ohne Glau- ben/ ohne Gottesfurcht und Erbarkeit leben/ dann das gebaͤret gar einen boͤſen Nachklang: uͤbel lautet es/ wann man von den Verſtorbenen mit Warheit ſagen kan/ er ſey ein Atheiſt, ein Gotteslaͤſterer/ ein Sabbath- ſchaͤnder/ ein Meiſterloſer/ Tyrann/ Vntertrucker/ ein Vollhuͤgel gleich jenem ( ) Engliſchen Grafen/ der/ wie er ihm ſelbſt gewuͤndſcht/ von ſeinem() Polydor. Virg. lib. 24. in fine. Bruder in einem Faß mit Malvaſier erſaͤufft worden; Vnerſaͤttlicher Geitz-Halß/ der unauffhoͤrlich ſcharret und kratzet/ und kan doch nicht einer Lauß werth mit ſich nehmen/ Hurenjaͤger/ untreu im Vogts-Gut/ Schul- den machet aus Pracht; bey dem es endlich heiſſet Banckrott/ Hauß- rath wohlfeil! Pfui der Schande! Die rechtſchaffene Simeo- niſche[fremdsprachliches Material – 1 Zeichen fehlt]᾽λάβεια, die Gottesfurcht/ die ziemet und zieret wohl/ die gebaͤ- ret einen ehrlichen und ewigen Namen/ auch in dieſer Welt: wann()apud Io- ſeph. l. 19, c. 7. einer mit Warheit von ſich kan ſagen und ſagen laſſen/ weſſen ſich Herodes Agrippa mit Vnwarheit beruͤhmt: Jch hab nicht uͤbel gelebt/ ſondern ſo ſelig und wohl/ daß mich iederman fuͤr ſelig ruͤhmet. Ein ſolcher Nam/ denProv. 22, 1. Syr. 42, 15. c. 46, 14. man den Nachkom̃enden aufferbet/ iſt beſſer als Reichthum̃/ ein guter Nam De effoſſoribus ſepulchrorum vide quæ conbajulavit Corn. à lap. ad Ierem. 8. pag. 621.
der
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0495"n="463"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Predigt.</hi></fw><lb/>
Muͤhl im̃er unruhig klappert: <hirendition="#fr">wann man beym Vogel-Geſang</hi> der<lb/>
zwitzernden Sperling <hirendition="#fr">wachet/</hi> und nicht mehr ein Wetter uͤberſchlaffen<lb/>
kan: <hirendition="#fr">wann alle Toͤchter des Geſanges</hi> (die Ohren) <hirendition="#fr">ſich bucken</hi><lb/>
wie <hirendition="#aq">Barſillai</hi> widerfahren/ den die Koͤnigliche Tafel-Muſic nicht mehr<noteplace="right">2. <hirendition="#aq">Sam.</hi> 19,<lb/>
35.</note><lb/>
beluſtiget: <hirendition="#fr">wann die Hoͤhe</hi> (die weiland erhabene Schultern) <hirendition="#fr">ſich<lb/>
fuͤrchten und ſich ſcheuen auff dem Wege: wann der Man-<lb/>
del-Baum</hi> (das Eiß-graue Haupt) <hirendition="#fr">bluͤhet: wann die Heuſchreck</hi><lb/>
(Knochen/ Beine und buckelruckige Gerippe) <hirendition="#fr">wird beladen: wann<lb/>
der ſilbere Strick</hi> (das Blut-Geaͤder) <hirendition="#fr">weg kommt: die guͤldene<lb/>
Quell</hi> (das Hertz) <hirendition="#fr">ſich verlauffet: wann der Eymer</hi> (die Leber)<lb/><hirendition="#fr">zulaͤchzet am Brunn</hi> (das <hirendition="#aq">humidum radicale.</hi>) <hirendition="#fr">wann das Rad</hi><lb/>
(das wanckende und ſchittlende Haupt) <hirendition="#fr">zu bricht am Brunnen:</hi><lb/>
Wann es/ ſag ich/ an dem iſt/ ſo iſt hohe Zeit ſich wohl zu ſchicken auff die<lb/>
Fahrt/ die Seel und Gewiſſen wol zu verſorgen/ und den Nachkommen ein<lb/>
gut untadelich Exempel und ehrlichen Namen auffzuerben: ſonſt haben<lb/>
die Alte keinen Vortheil vor den Teufeln/ die ſind auch alt/ aber nichts<lb/>
deſto froͤmmer.</p><lb/><p>Wie dann? nicht ἀπίςως, ἀσεβῶς, ἀδίκως, Er muß nicht ohne Glau-<lb/>
ben/ ohne Gottesfurcht und Erbarkeit leben/ dann das gebaͤret gar einen<lb/>
boͤſen Nachklang: uͤbel lautet es/ wann man von den Verſtorbenen mit<lb/>
Warheit ſagen kan/ er ſey ein <hirendition="#aq">Atheiſt,</hi> ein Gotteslaͤſterer/ ein Sabbath-<lb/>ſchaͤnder/ ein Meiſterloſer/ Tyrann/ Vntertrucker/ ein Vollhuͤgel gleich<lb/>
jenem ( ) Engliſchen Grafen/ der/ wie er ihm ſelbſt gewuͤndſcht/ von ſeinem<noteplace="right"><hirendition="#aq">() Polydor.<lb/>
Virg. lib.<lb/>
24. in fine.</hi></note><lb/>
Bruder in einem Faß mit Malvaſier erſaͤufft worden; Vnerſaͤttlicher<lb/>
Geitz-Halß/ der unauffhoͤrlich ſcharret und kratzet/ und kan doch nicht einer<lb/>
Lauß werth mit ſich nehmen/ Hurenjaͤger/ untreu im Vogts-Gut/ Schul-<lb/>
den machet aus Pracht; bey dem es endlich heiſſet Banckrott/ Hauß-<lb/>
rath wohlfeil! Pfui der Schande! <hirendition="#fr">Die rechtſchaffene Simeo-<lb/>
niſche</hi><foreignxml:lang="ell"><gapreason="fm"unit="chars"quantity="1"/></foreign>᾽λάβεια, <hirendition="#fr">die Gottesfurcht/</hi> die ziemet und zieret wohl/ die gebaͤ-<lb/>
ret einen ehrlichen und ewigen Namen/ auch in dieſer Welt: wann<noteplace="right"><hirendition="#i">()</hi><hirendition="#aq">apud Io-<lb/>ſeph. l. 19,<lb/>
c.</hi> 7.</note><lb/>
einer mit Warheit von ſich kan ſagen und ſagen laſſen/ weſſen ſich <hirendition="#aq">Herodes<lb/>
Agrippa</hi> mit Vnwarheit beruͤhmt: Jch hab nicht uͤbel gelebt/ ſondern ſo<lb/>ſelig und wohl/ daß mich iederman fuͤr ſelig ruͤhmet. Ein ſolcher Nam/ den<noteplace="right"><hirendition="#aq">Prov. 22, 1.<lb/>
Syr. 42, 15.<lb/>
c.</hi> 46, 14.</note><lb/>
man den Nachkom̃enden aufferbet/ iſt beſſer als Reichthum̃/ ein guter Nam<lb/><cit><quote><hirendition="#aq">De effoſſoribus ſepulchrorum vide quæ conbajulavit Corn. à lap. ad<lb/>
Ierem. 8. pag.</hi> 621.</quote><bibl/></cit><lb/><fwplace="bottom"type="catch">der</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[463/0495]
Predigt.
Muͤhl im̃er unruhig klappert: wann man beym Vogel-Geſang der
zwitzernden Sperling wachet/ und nicht mehr ein Wetter uͤberſchlaffen
kan: wann alle Toͤchter des Geſanges (die Ohren) ſich bucken
wie Barſillai widerfahren/ den die Koͤnigliche Tafel-Muſic nicht mehr
beluſtiget: wann die Hoͤhe (die weiland erhabene Schultern) ſich
fuͤrchten und ſich ſcheuen auff dem Wege: wann der Man-
del-Baum (das Eiß-graue Haupt) bluͤhet: wann die Heuſchreck
(Knochen/ Beine und buckelruckige Gerippe) wird beladen: wann
der ſilbere Strick (das Blut-Geaͤder) weg kommt: die guͤldene
Quell (das Hertz) ſich verlauffet: wann der Eymer (die Leber)
zulaͤchzet am Brunn (das humidum radicale.) wann das Rad
(das wanckende und ſchittlende Haupt) zu bricht am Brunnen:
Wann es/ ſag ich/ an dem iſt/ ſo iſt hohe Zeit ſich wohl zu ſchicken auff die
Fahrt/ die Seel und Gewiſſen wol zu verſorgen/ und den Nachkommen ein
gut untadelich Exempel und ehrlichen Namen auffzuerben: ſonſt haben
die Alte keinen Vortheil vor den Teufeln/ die ſind auch alt/ aber nichts
deſto froͤmmer.
2. Sam. 19,
35.
Wie dann? nicht ἀπίςως, ἀσεβῶς, ἀδίκως, Er muß nicht ohne Glau-
ben/ ohne Gottesfurcht und Erbarkeit leben/ dann das gebaͤret gar einen
boͤſen Nachklang: uͤbel lautet es/ wann man von den Verſtorbenen mit
Warheit ſagen kan/ er ſey ein Atheiſt, ein Gotteslaͤſterer/ ein Sabbath-
ſchaͤnder/ ein Meiſterloſer/ Tyrann/ Vntertrucker/ ein Vollhuͤgel gleich
jenem ( ) Engliſchen Grafen/ der/ wie er ihm ſelbſt gewuͤndſcht/ von ſeinem
Bruder in einem Faß mit Malvaſier erſaͤufft worden; Vnerſaͤttlicher
Geitz-Halß/ der unauffhoͤrlich ſcharret und kratzet/ und kan doch nicht einer
Lauß werth mit ſich nehmen/ Hurenjaͤger/ untreu im Vogts-Gut/ Schul-
den machet aus Pracht; bey dem es endlich heiſſet Banckrott/ Hauß-
rath wohlfeil! Pfui der Schande! Die rechtſchaffene Simeo-
niſche _᾽λάβεια, die Gottesfurcht/ die ziemet und zieret wohl/ die gebaͤ-
ret einen ehrlichen und ewigen Namen/ auch in dieſer Welt: wann
einer mit Warheit von ſich kan ſagen und ſagen laſſen/ weſſen ſich Herodes
Agrippa mit Vnwarheit beruͤhmt: Jch hab nicht uͤbel gelebt/ ſondern ſo
ſelig und wohl/ daß mich iederman fuͤr ſelig ruͤhmet. Ein ſolcher Nam/ den
man den Nachkom̃enden aufferbet/ iſt beſſer als Reichthum̃/ ein guter Nam
De effoſſoribus ſepulchrorum vide quæ conbajulavit Corn. à lap. ad
Ierem. 8. pag. 621.
der
() Polydor.
Virg. lib.
24. in fine.
() apud Io-
ſeph. l. 19,
c. 7.
Prov. 22, 1.
Syr. 42, 15.
c. 46, 14.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 463. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/495>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.