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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Predigt.
Mühl immer unruhig klappert: wann man beym Vogel-Gesang der
zwitzernden Sperling wachet/ und nicht mehr ein Wetter überschlaffen
kan: wann alle Töchter des Gesanges (die Ohren) sich bucken
wie Barsillai widerfahren/ den die Königliche Tafel-Music nicht mehr2. Sam. 19,
35.

belustiget: wann die Höhe (die weiland erhabene Schultern) sich
fürchten und sich scheuen auff dem Wege: wann der Man-
del-Baum
(das Eiß-graue Haupt) blühet: wann die Heuschreck
(Knochen/ Beine und buckelruckige Gerippe) wird beladen: wann
der silbere Strick
(das Blut-Geäder) weg kommt: die güldene
Quell
(das Hertz) sich verlauffet: wann der Eymer (die Leber)
zulächzet am Brunn (das humidum radicale.) wann das Rad
(das wanckende und schittlende Haupt) zu bricht am Brunnen:
Wann es/ sag ich/ an dem ist/ so ist hohe Zeit sich wohl zu schicken auff die
Fahrt/ die Seel und Gewissen wol zu versorgen/ und den Nachkommen ein
gut untadelich Exempel und ehrlichen Namen auffzuerben: sonst haben
die Alte keinen Vortheil vor den Teufeln/ die sind auch alt/ aber nichts
desto frömmer.

Wie dann? nicht apisos, asebos, adikos, Er muß nicht ohne Glau-
ben/ ohne Gottesfurcht und Erbarkeit leben/ dann das gebäret gar einen
bösen Nachklang: übel lautet es/ wann man von den Verstorbenen mit
Warheit sagen kan/ er sey ein Atheist, ein Gotteslästerer/ ein Sabbath-
schänder/ ein Meisterloser/ Tyrann/ Vntertrucker/ ein Vollhügel gleich
jenem ( ) Englischen Grafen/ der/ wie er ihm selbst gewündscht/ von seinem() Polydor.
Virg. lib.
24. in fine.

Bruder in einem Faß mit Malvasier ersäufft worden; Vnersättlicher
Geitz-Halß/ der unauffhörlich scharret und kratzet/ und kan doch nicht einer
Lauß werth mit sich nehmen/ Hurenjäger/ untreu im Vogts-Gut/ Schul-
den machet aus Pracht; bey dem es endlich heisset Banckrott/ Hauß-
rath wohlfeil! Pfui der Schande! Die rechtschaffene Simeo-
nische
[fremdsprachliches Material - 1 Zeichen fehlt]'labeia, die Gottesfurcht/ die ziemet und zieret wohl/ die gebä-
ret einen ehrlichen und ewigen Namen/ auch in dieser Welt: wann() apud Io-
seph. l. 19,
c.
7.

einer mit Warheit von sich kan sagen und sagen lassen/ wessen sich Herodes
Agrippa
mit Vnwarheit berühmt: Jch hab nicht übel gelebt/ sondern so
selig und wohl/ daß mich iederman für selig rühmet. Ein solcher Nam/ denProv. 22, 1.
Syr. 42, 15.
c.
46, 14.

man den Nachkommenden aufferbet/ ist besser als Reichthumm/ ein guter Nam
De effossoribus sepulchrorum vide quae conbajulavit Corn. a lap. ad
Ierem. 8. pag.
621.

der

Predigt.
Muͤhl im̃er unruhig klappert: wann man beym Vogel-Geſang der
zwitzernden Sperling wachet/ und nicht mehr ein Wetter uͤberſchlaffen
kan: wann alle Toͤchter des Geſanges (die Ohren) ſich bucken
wie Barſillai widerfahren/ den die Koͤnigliche Tafel-Muſic nicht mehr2. Sam. 19,
35.

beluſtiget: wann die Hoͤhe (die weiland erhabene Schultern) ſich
fuͤrchten und ſich ſcheuen auff dem Wege: wann der Man-
del-Baum
(das Eiß-graue Haupt) bluͤhet: wann die Heuſchreck
(Knochen/ Beine und buckelruckige Gerippe) wird beladen: wann
der ſilbere Strick
(das Blut-Geaͤder) weg kommt: die guͤldene
Quell
(das Hertz) ſich verlauffet: wann der Eymer (die Leber)
zulaͤchzet am Brunn (das humidum radicale.) wann das Rad
(das wanckende und ſchittlende Haupt) zu bricht am Brunnen:
Wann es/ ſag ich/ an dem iſt/ ſo iſt hohe Zeit ſich wohl zu ſchicken auff die
Fahrt/ die Seel und Gewiſſen wol zu verſorgen/ und den Nachkommen ein
gut untadelich Exempel und ehrlichen Namen auffzuerben: ſonſt haben
die Alte keinen Vortheil vor den Teufeln/ die ſind auch alt/ aber nichts
deſto froͤmmer.

Wie dann? nicht ἀπίςως, ἀσεβῶς, ἀδίκως, Er muß nicht ohne Glau-
ben/ ohne Gottesfurcht und Erbarkeit leben/ dann das gebaͤret gar einen
boͤſen Nachklang: uͤbel lautet es/ wann man von den Verſtorbenen mit
Warheit ſagen kan/ er ſey ein Atheiſt, ein Gotteslaͤſterer/ ein Sabbath-
ſchaͤnder/ ein Meiſterloſer/ Tyrann/ Vntertrucker/ ein Vollhuͤgel gleich
jenem ( ) Engliſchen Grafen/ der/ wie er ihm ſelbſt gewuͤndſcht/ von ſeinem() Polydor.
Virg. lib.
24. in fine.

Bruder in einem Faß mit Malvaſier erſaͤufft worden; Vnerſaͤttlicher
Geitz-Halß/ der unauffhoͤrlich ſcharret und kratzet/ und kan doch nicht einer
Lauß werth mit ſich nehmen/ Hurenjaͤger/ untreu im Vogts-Gut/ Schul-
den machet aus Pracht; bey dem es endlich heiſſet Banckrott/ Hauß-
rath wohlfeil! Pfui der Schande! Die rechtſchaffene Simeo-
niſche
[fremdsprachliches Material – 1 Zeichen fehlt]᾽λάβεια, die Gottesfurcht/ die ziemet und zieret wohl/ die gebaͤ-
ret einen ehrlichen und ewigen Namen/ auch in dieſer Welt: wann() apud Io-
ſeph. l. 19,
c.
7.

einer mit Warheit von ſich kan ſagen und ſagen laſſen/ weſſen ſich Herodes
Agrippa
mit Vnwarheit beruͤhmt: Jch hab nicht uͤbel gelebt/ ſondern ſo
ſelig und wohl/ daß mich iederman fuͤr ſelig ruͤhmet. Ein ſolcher Nam/ denProv. 22, 1.
Syr. 42, 15.
c.
46, 14.

man den Nachkom̃enden aufferbet/ iſt beſſer als Reichthum̃/ ein guter Nam
De effoſſoribus ſepulchrorum vide quæ conbajulavit Corn. à lap. ad
Ierem. 8. pag.
621.

der
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[463/0495] Predigt. Muͤhl im̃er unruhig klappert: wann man beym Vogel-Geſang der zwitzernden Sperling wachet/ und nicht mehr ein Wetter uͤberſchlaffen kan: wann alle Toͤchter des Geſanges (die Ohren) ſich bucken wie Barſillai widerfahren/ den die Koͤnigliche Tafel-Muſic nicht mehr beluſtiget: wann die Hoͤhe (die weiland erhabene Schultern) ſich fuͤrchten und ſich ſcheuen auff dem Wege: wann der Man- del-Baum (das Eiß-graue Haupt) bluͤhet: wann die Heuſchreck (Knochen/ Beine und buckelruckige Gerippe) wird beladen: wann der ſilbere Strick (das Blut-Geaͤder) weg kommt: die guͤldene Quell (das Hertz) ſich verlauffet: wann der Eymer (die Leber) zulaͤchzet am Brunn (das humidum radicale.) wann das Rad (das wanckende und ſchittlende Haupt) zu bricht am Brunnen: Wann es/ ſag ich/ an dem iſt/ ſo iſt hohe Zeit ſich wohl zu ſchicken auff die Fahrt/ die Seel und Gewiſſen wol zu verſorgen/ und den Nachkommen ein gut untadelich Exempel und ehrlichen Namen auffzuerben: ſonſt haben die Alte keinen Vortheil vor den Teufeln/ die ſind auch alt/ aber nichts deſto froͤmmer. 2. Sam. 19, 35. Wie dann? nicht ἀπίςως, ἀσεβῶς, ἀδίκως, Er muß nicht ohne Glau- ben/ ohne Gottesfurcht und Erbarkeit leben/ dann das gebaͤret gar einen boͤſen Nachklang: uͤbel lautet es/ wann man von den Verſtorbenen mit Warheit ſagen kan/ er ſey ein Atheiſt, ein Gotteslaͤſterer/ ein Sabbath- ſchaͤnder/ ein Meiſterloſer/ Tyrann/ Vntertrucker/ ein Vollhuͤgel gleich jenem ( ) Engliſchen Grafen/ der/ wie er ihm ſelbſt gewuͤndſcht/ von ſeinem Bruder in einem Faß mit Malvaſier erſaͤufft worden; Vnerſaͤttlicher Geitz-Halß/ der unauffhoͤrlich ſcharret und kratzet/ und kan doch nicht einer Lauß werth mit ſich nehmen/ Hurenjaͤger/ untreu im Vogts-Gut/ Schul- den machet aus Pracht; bey dem es endlich heiſſet Banckrott/ Hauß- rath wohlfeil! Pfui der Schande! Die rechtſchaffene Simeo- niſche _᾽λάβεια, die Gottesfurcht/ die ziemet und zieret wohl/ die gebaͤ- ret einen ehrlichen und ewigen Namen/ auch in dieſer Welt: wann einer mit Warheit von ſich kan ſagen und ſagen laſſen/ weſſen ſich Herodes Agrippa mit Vnwarheit beruͤhmt: Jch hab nicht uͤbel gelebt/ ſondern ſo ſelig und wohl/ daß mich iederman fuͤr ſelig ruͤhmet. Ein ſolcher Nam/ den man den Nachkom̃enden aufferbet/ iſt beſſer als Reichthum̃/ ein guter Nam De effoſſoribus ſepulchrorum vide quæ conbajulavit Corn. à lap. ad Ierem. 8. pag. 621. der () Polydor. Virg. lib. 24. in fine. () apud Io- ſeph. l. 19, c. 7. Prov. 22, 1. Syr. 42, 15. c. 46, 14.

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 463. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/495>, abgerufen am 23.11.2024.