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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Die Sieben und Dreissigste (Erste)
Gefangenen eine Erlösung/ den Gebundenen eine Eröff-
nung/ ein gnädiges Jahr des HERREN/ zu trösten alle
Traurigen;
und wes das Hertz voll gewest/ ist der Mund übergangen/
er thut seine Bekäntnüß hieüon v. 30. 31. Meine Augen haben dei-
nen Heiland gesehen/ welchen du bereitet hast für allen Völ-
ckern.
Das war sein Schatz/ sein Trost/ sein Wundsch/ die Welt ließ er
sehen nach Welt-Freude/ die Eltesten und Fürnehmsten des Volcks nach
eusserlicher Freyheit und Erledigung von dem Joch der Römer/ die Pha-
riseer sich spieglen in ihrer sanctität und Scheinheiligkeit/ die übrigen
Schrifftgelehrten ließ er disputiren von dem Gesetz und Gesetz-Fällen/ das
Volck nach der Schäferey/ Garten/ Wiesen/ etc. sehen; Nichts war ihm
über den Trost Jsrael/ darnach sehnet er sich/ wie Noah in der Arch nach
Gen. 8, 11.gutem Wetter und besserer Zeitung.

II. Ein frommer/ gottfürchtiger Mann; Er nennet sich
selbst einen Knecht des HERREN/ und zwar/ sagt der Evan-
gelist/ seye er gewest [fremdsprachliches Material - 1 Zeichen fehlt]labes, nach der ersten Tafel Gottesfürchtig/
der seinen Glauben herfür leuchten lassen in edlen Früchten der guten
Wercke: [fremdsprachliches Material - 1 Zeichen fehlt]labeia heisset timorem reverentem, eine ehrende
Furcht/
wann man sich fürchtet/ den jenigen/ der ehrens werth ist zu be-
leidigen/ heisset also [fremdsprachliches Material - 1 Zeichen fehlt]labes, einen/ der sein Gewissen wol in acht genom-
Lev. 15, 31.
Hebr.
11, 7.
men; wird in solchem Verstande mehrmahl gelesen Lev. 15. Hebr. 11.
Noah hat Gott geehret/ den die sichere Welt verachtet/ und die Arch zu-
gerichtet zum Heil seines Hauses: Also hat Simeon Gott gefürchtet
Dan. 9, 27.wegen der Dräuung vom Greuel der Verwüstung/ Dan. 9. die lag ihm
im Sinn/ er fürchtet sich; [fremdsprachliches Material - 1 Zeichen fehlt]'labeia ist das Mittel unter der Epicurischen
Chemnit.
harm.
pag.
143.
Verachtung Gottes und der aberglaubischen Furcht.

III. Dikaios quasi dikhaios, Ein rechter auffrichtiger Bi-
dermann/
quasi Beydermann; Es leuchtete nicht nur in ihme
das Liecht des Glaubens/ sondern es schlugen die Flammen desselben auch
durch die Wercke der Gerechtigkeit nach der andern Tafel heraus: dem
Käyser war er gehorsam/ kein rebell, wie dazumahl solcher rebellischen
Köpffe viel gewest/ die das Römische Joch von sich durch unzimliche Mit-
tel weltzen wolten/ Er war exemplarisch gegen den Jüngern/ denen er kein
Ergernüß gegeben mit schwelgen/ Hoffart/ etc. Er war (salva conscientia
& gloria Dei)
friedsam/ schiedlich/ verträglich/ mässig/ gnugsam/ keusch/
gerecht im Handel und Wandel/ dessen Hand niemand betrogen; sein

Mund

Die Sieben und Dreiſſigſte (Erſte)
Gefangenen eine Erlöſung/ den Gebundenen eine Eroͤff-
nung/ ein gnädiges Jahr des HERREN/ zu tröſten alle
Traurigen;
und wes das Hertz voll geweſt/ iſt der Mund uͤbergangen/
er thut ſeine Bekaͤntnuͤß hieuͤon v. 30. 31. Meine Augen haben dei-
nen Heiland geſehen/ welchen du bereitet haſt fuͤr allen Voͤl-
ckern.
Das war ſein Schatz/ ſein Troſt/ ſein Wundſch/ die Welt ließ er
ſehen nach Welt-Freude/ die Elteſten und Fuͤrnehmſten des Volcks nach
euſſerlicher Freyheit und Erledigung von dem Joch der Roͤmer/ die Pha-
riſeer ſich ſpieglen in ihrer ſanctitaͤt und Scheinheiligkeit/ die uͤbrigen
Schrifftgelehrten ließ er diſputiren von dem Geſetz und Geſetz-Faͤllen/ das
Volck nach der Schaͤferey/ Garten/ Wieſen/ ꝛc. ſehen; Nichts war ihm
uͤber den Troſt Jſrael/ darnach ſehnet er ſich/ wie Noah in der Arch nach
Gen. 8, 11.gutem Wetter und beſſerer Zeitung.

II. Ein frommer/ gottfuͤrchtiger Mann; Er nennet ſich
ſelbſt einen Knecht des HERREN/ und zwar/ ſagt der Evan-
geliſt/ ſeye er geweſt [fremdsprachliches Material – 1 Zeichen fehlt]λαβὴς, nach der erſten Tafel Gottesfuͤrchtig/
der ſeinen Glauben herfuͤr leuchten laſſen in edlen Fruͤchten der guten
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Furcht/
wann man ſich fuͤrchtet/ den jenigen/ der ehrens werth iſt zu be-
leidigen/ heiſſet alſo [fremdsprachliches Material – 1 Zeichen fehlt]λαβὴς, einen/ der ſein Gewiſſen wol in acht genom-
Lev. 15, 31.
Hebr.
11, 7.
men; wird in ſolchem Verſtande mehrmahl geleſen Lev. 15. Hebr. 11.
Noah hat Gott geehret/ den die ſichere Welt verachtet/ und die Arch zu-
gerichtet zum Heil ſeines Hauſes: Alſo hat Simeon Gott gefuͤrchtet
Dan. 9, 27.wegen der Draͤuung vom Greuel der Verwuͤſtung/ Dan. 9. die lag ihm
im Sinn/ er fuͤrchtet ſich; [fremdsprachliches Material – 1 Zeichen fehlt]᾽λάβεια iſt das Mittel unter der Epicuriſchen
Chemnit.
harm.
pag.
143.
Verachtung Gottes und der aberglaubiſchen Furcht.

III. Δίκαιος quaſi δίχαιος, Ein rechter auffrichtiger Bi-
dermann/
quaſi Beydermann; Es leuchtete nicht nur in ihme
das Liecht des Glaubens/ ſondern es ſchlugen die Flammen deſſelben auch
durch die Wercke der Gerechtigkeit nach der andern Tafel heraus: dem
Kaͤyſer war er gehorſam/ kein rebell, wie dazumahl ſolcher rebelliſchen
Koͤpffe viel geweſt/ die das Roͤmiſche Joch von ſich durch unzimliche Mit-
tel weltzen wolten/ Er war exemplariſch gegen den Juͤngern/ denen er kein
Ergernuͤß gegeben mit ſchwelgen/ Hoffart/ ꝛc. Er war (ſalvâ conſcientiâ
& gloriâ Dei)
friedſam/ ſchiedlich/ vertraͤglich/ maͤſſig/ gnugſam/ keuſch/
gerecht im Handel und Wandel/ deſſen Hand niemand betrogen; ſein

Mund
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[456/0488] Die Sieben und Dreiſſigſte (Erſte) Gefangenen eine Erlöſung/ den Gebundenen eine Eroͤff- nung/ ein gnädiges Jahr des HERREN/ zu tröſten alle Traurigen; und wes das Hertz voll geweſt/ iſt der Mund uͤbergangen/ er thut ſeine Bekaͤntnuͤß hieuͤon v. 30. 31. Meine Augen haben dei- nen Heiland geſehen/ welchen du bereitet haſt fuͤr allen Voͤl- ckern. Das war ſein Schatz/ ſein Troſt/ ſein Wundſch/ die Welt ließ er ſehen nach Welt-Freude/ die Elteſten und Fuͤrnehmſten des Volcks nach euſſerlicher Freyheit und Erledigung von dem Joch der Roͤmer/ die Pha- riſeer ſich ſpieglen in ihrer ſanctitaͤt und Scheinheiligkeit/ die uͤbrigen Schrifftgelehrten ließ er diſputiren von dem Geſetz und Geſetz-Faͤllen/ das Volck nach der Schaͤferey/ Garten/ Wieſen/ ꝛc. ſehen; Nichts war ihm uͤber den Troſt Jſrael/ darnach ſehnet er ſich/ wie Noah in der Arch nach gutem Wetter und beſſerer Zeitung. Gen. 8, 11. II. Ein frommer/ gottfuͤrchtiger Mann; Er nennet ſich ſelbſt einen Knecht des HERREN/ und zwar/ ſagt der Evan- geliſt/ ſeye er geweſt _λαβὴς, nach der erſten Tafel Gottesfuͤrchtig/ der ſeinen Glauben herfuͤr leuchten laſſen in edlen Fruͤchten der guten Wercke: _λάβεια heiſſet timorem reverentem, eine ehrende Furcht/ wann man ſich fuͤrchtet/ den jenigen/ der ehrens werth iſt zu be- leidigen/ heiſſet alſo _λαβὴς, einen/ der ſein Gewiſſen wol in acht genom- men; wird in ſolchem Verſtande mehrmahl geleſen Lev. 15. Hebr. 11. Noah hat Gott geehret/ den die ſichere Welt verachtet/ und die Arch zu- gerichtet zum Heil ſeines Hauſes: Alſo hat Simeon Gott gefuͤrchtet wegen der Draͤuung vom Greuel der Verwuͤſtung/ Dan. 9. die lag ihm im Sinn/ er fuͤrchtet ſich; _᾽λάβεια iſt das Mittel unter der Epicuriſchen Verachtung Gottes und der aberglaubiſchen Furcht. Lev. 15, 31. Hebr. 11, 7. Dan. 9, 27. Chemnit. harm. pag. 143. III. Δίκαιος quaſi δίχαιος, Ein rechter auffrichtiger Bi- dermann/ quaſi Beydermann; Es leuchtete nicht nur in ihme das Liecht des Glaubens/ ſondern es ſchlugen die Flammen deſſelben auch durch die Wercke der Gerechtigkeit nach der andern Tafel heraus: dem Kaͤyſer war er gehorſam/ kein rebell, wie dazumahl ſolcher rebelliſchen Koͤpffe viel geweſt/ die das Roͤmiſche Joch von ſich durch unzimliche Mit- tel weltzen wolten/ Er war exemplariſch gegen den Juͤngern/ denen er kein Ergernuͤß gegeben mit ſchwelgen/ Hoffart/ ꝛc. Er war (ſalvâ conſcientiâ & gloriâ Dei) friedſam/ ſchiedlich/ vertraͤglich/ maͤſſig/ gnugſam/ keuſch/ gerecht im Handel und Wandel/ deſſen Hand niemand betrogen; ſein Mund

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 456. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/488>, abgerufen am 22.11.2024.