Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.Predigt. dem eigentlichen Gesang und Klang aus Zusammenstossung der orbiumund himlischen Kraisen/ wie Cicero seine Meynung an Tag gibt; Pytha-Cic. l. 3. de nat. Deor. goras hat gemeynet/ die Oberwelt gebe einen harmonischen Thon und Laut von sich: daß mans aber nicht höre/ komme daher/ weil mans also gewohnet/ wie in einer Mühlen; welche Meynung auch Scipio führet/ auch PhiloIn somnio Scipionis apud Cic. Philo in l. de somni- is. Ambros. hom. 1. in Hexaem. Arist. l. 2. de coel. c. 9. Ps. 111, 2. Judaeus; Aber es ist dieser Wahn längst refutirt/ nicht allein in der Kirch von Ambrosio, da er diesen Wahn nennet veteratoriam imposturam & ruinosa carie perflaccidam, eine alte betrügliche/ abgeschmackte Meynung/ sondern auch von Aristotele: Vnterdessen aber ist es gleichwol war im figürlichen Verstand per prosopopoiIan, dieweil die gantze machina mundi in eine solche holdselige harmoni zusammen gefasset/ wie vielerley Stimmen ohne dissonantz sich zusammen reimen/ Wer darauff acht hat/ hat eitel Lust daran; Es ruffet alles/ und zeuget von Gott dem Schöpffer/ aller Creaturen Schönheit ist gleichsam etlicher massen eine Stimm/ die da Gott lobet; Der Himmel ruffet zu Gott: Du hast mich gemacht/ und nicht ich mich selbst! Die Erde ruffet: Du Herr hast mich geschaffen/ nicht ich! Wie ruffen dann nun dieselben? Durch dich/ O Mensch! sie ruffen durch deine Betrachtung/ durch deine Stimme ruffen sie/ schreibt Augustinus. Psal. 148. Nichts aber ist über die symphoniam Ecclesiae, die har- Jst E e e 3
Predigt. dem eigentlichen Geſang und Klang aus Zuſammenſtoſſung der orbiumund himliſchen Kraiſen/ wie Cicero ſeine Meynung an Tag gibt; Pytha-Cic. l. 3. de nat. Deor. goras hat gemeynet/ die Oberwelt gebe einen harmoniſchen Thon und Laut von ſich: daß mans aber nicht hoͤre/ kom̃e daher/ weil mans alſo gewohnet/ wie in einer Muͤhlen; welche Meynung auch Scipio fuͤhret/ auch PhiloIn ſomnio Scipionis apud Cic. Philo in l. de ſomni- is. Ambroſ. hom. 1. in Hexaëm. Ariſt. l. 2. de cœl. c. 9. Pſ. 111, 2. Judæus; Aber es iſt dieſer Wahn laͤngſt refutirt/ nicht allein in der Kirch von Ambroſio, da er dieſen Wahn nennet veteratoriam impoſturam & ruinosà carie perflaccidam, eine alte betruͤgliche/ abgeſchmackte Meynung/ ſondern auch von Ariſtotele: Vnterdeſſen aber iſt es gleichwol war im figuͤrlichen Verſtand per προσωποποιΐαν, dieweil die gantze machina mundi in eine ſolche holdſelige harmoni zuſammen gefaſſet/ wie vielerley Stimmen ohne diſſonantz ſich zuſammen reimen/ Wer darauff acht hat/ hat eitel Luſt daran; Es ruffet alles/ und zeuget von Gott dem Schoͤpffer/ aller Creaturen Schoͤnheit iſt gleichſam etlicher maſſen eine Stimm/ die da Gott lobet; Der Himmel ruffet zu Gott: Du haſt mich gemacht/ und nicht ich mich ſelbſt! Die Erde ruffet: Du Herr haſt mich geſchaffen/ nicht ich! Wie ruffen dann nun dieſelben? Durch dich/ O Menſch! ſie ruffen durch deine Betrachtung/ durch deine Stimme ruffen ſie/ ſchreibt Auguſtinus. Pſal. 148. Nichts aber iſt uͤber die ſymphoniam Eccleſiæ, die har- Jſt E e e 3
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Predigt.
dem eigentlichen Geſang und Klang aus Zuſammenſtoſſung der orbium
und himliſchen Kraiſen/ wie Cicero ſeine Meynung an Tag gibt; Pytha-
goras hat gemeynet/ die Oberwelt gebe einen harmoniſchen Thon und Laut
von ſich: daß mans aber nicht hoͤre/ kom̃e daher/ weil mans alſo gewohnet/
wie in einer Muͤhlen; welche Meynung auch Scipio fuͤhret/ auch Philo
Judæus; Aber es iſt dieſer Wahn laͤngſt refutirt/ nicht allein in der Kirch
von Ambroſio, da er dieſen Wahn nennet veteratoriam impoſturam &
ruinosà carie perflaccidam, eine alte betruͤgliche/ abgeſchmackte Meynung/
ſondern auch von Ariſtotele: Vnterdeſſen aber iſt es gleichwol war im
figuͤrlichen Verſtand per προσωποποιΐαν, dieweil die gantze machina
mundi in eine ſolche holdſelige harmoni zuſammen gefaſſet/ wie vielerley
Stimmen ohne diſſonantz ſich zuſammen reimen/ Wer darauff acht
hat/ hat eitel Luſt daran; Es ruffet alles/ und zeuget von Gott dem
Schoͤpffer/ aller Creaturen Schoͤnheit iſt gleichſam etlicher maſſen eine
Stimm/ die da Gott lobet; Der Himmel ruffet zu Gott: Du haſt
mich gemacht/ und nicht ich mich ſelbſt! Die Erde ruffet: Du Herr haſt
mich geſchaffen/ nicht ich! Wie ruffen dann nun dieſelben? Durch dich/
O Menſch! ſie ruffen durch deine Betrachtung/ durch deine Stimme
ruffen ſie/ ſchreibt Auguſtinus.
Cic. l. 3. de
nat. Deor.
In ſomnio
Scipionis
apud Cic.
Philo in l.
de ſomni-
is.
Ambroſ.
hom. 1. in
Hexaëm.
Ariſt. l. 2.
de cœl.
c. 9.
Pſ. 111, 2.
Nichts aber iſt uͤber die ſymphoniam Eccleſiæ, die har-
moniſche Vbereinſtimmung der Kirchen; Die Eintraͤchtigkeit
der Kirchen iſt uͤber ſieben Lauten. Sihe/ wie fein und lieblich iſts/
wann Bruͤder einträchtig bey einander wohnen; Quod in
cantu eſt harmonia, id in Eccleſia eſt concordia, ſagt Auguſt. Was im
Geſang/ in der Muſic die ſchoͤne Harmoni iſt/ das iſt in einer Gemeine die
Eintraͤchtigkeit/ da ſo vielerley nationen/ Zungen/ Sprachen/ alle zuſam-
men ruffen: Wir glauben all an einen GOTT/ ꝛc. Vater
unſer im Himmelreich/ ꝛc. Jſt die herrliche ſymphonia,
von welcher unſer Catechiſmus redet im ſechſten Hauptſtuͤck/
wann Chriſtus ſaget: ἐὰν συμφωνήσουσι, Wo zween unter euch eins
werden/ nach dem Griechiſchen/ wo zween zuſammen muſiciren/
ſingen und ůbereinſtimmen werden; welches eintzige Wort
dißmal unſer thema ſeyn ſoll/ in welchem wir die Einigkeit der
Chriſtlichen Kirchen und in derſelben die Gemeinſchafft der
Heiligen abhandlen/ erklaͤren und fuͤrtragen wollen.
Pſ. 133, 1.
Auguſt. l.
2. C. D. c.
21.
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