Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

Bild:
<< vorherige Seite

Predigt.
Wurtzel abgeschnitten und abgeritzt/ dannoch so schläget sie doch wider aus
und grünet herfür: Also die Christliche Kirche/ wann sie offt gantz schei-
net untergedruckt seyn/ so kommet sie wider herfür; sie wächset und blühet
viel schöner vnter den Creutz-Dornen/ als in eusserlicher Glückseligkeit/
crescit sub pondere palma, ie mehr sie untergedruckt wird/ ie mehr wäch-
set sie herfür wie ein edler Palmbaum.

Nun/ meine Liebsten/ von diesem Zustand der Kirchen haben wir
dißmal zu reden/ nemlich de Ecclesia in visibili credentium, von
der unsichtbaren Kirchen der Glaubigen/
welche freylich unter
dem grossen sichtbaren Hauffen unsichtbar/ verborgen/ ungenant und un-
bekant für der Welt/ mitten unter Dornen geritzet und gequälet. Jst der
ander Außschutz! welche in der andern Musterung überbleibt/ das un-
sichtbare Himmelreich Christi; die schöne Sarons-Blum
und wolriechende Lilien im Thal;
Von welcher wir dieses mal in
der Furcht des Herren etwas weiters handlen wollen; Gott wolle
seine Gnade und Gedeyen darzu geben durch seinen Heiligen Geist umb
Jesu Christi willen/ Amen.

SO sprechen und bekennen wir abermal mit den Apostolischen Ni-
cenischen Glaubens-Bekennern eine unsichtbare/ un-
scheinbare/ verborgene Kirche und Gemeine Chri-
sti/
welche sie klar bekennen in dem Wort Credo, Jch glaube eine
Kirche:
Nun sagt St. Paulus Hebr. 11. der Glaube sey der jenigenHebr. 11, 1.
Dinge/ die man nicht sihet; daraus nothwendig folget/ daß gleich wie das
eusserliche Auge sihet auff den eusserlichen in die Augen scheinenden Hauf-
fen/ also das glaubige Lux-Auge weiter penetrire und sehe/ was in diesem
Hauffen unsichtbar ist/ eine Kirche oder Versamlung der War-
hafftig-Glaubigen/
und demnach spreche ich mit erstgemeldten Apo-
stolischen Bekennern/ ich sehe mit Glaubens-Augen/ und bin dessen gewiß/
daß unter diesem grossen hauffen etliche verborgen sind/ deren Glaub geheim
und nicht offenbar. Jch glaube eine unsichtbare Kirche 1. kata ti,
in gewisser Masse/ nicht absolute bloß und schlechter Dinge; dann
für Gottes Augen ist die dunckele Gemeine hell und klar gnug/ sie ist frey-
lich offenbar/ ein lustiges theatrum und Schauspiel Gottes/ GOTT
kennet die seinen/
Johan. 10. So ist sie auch in eines ieden HertzenIoh. 10,, 4.
2. Tim. 2,
19.
1. Cor.
2, 11

bekant/ der Geist des Menschen/ der in ihm ist/ der weiß/

ein
Sechster Theil. B b b

Predigt.
Wurtzel abgeſchnitten und abgeritzt/ dannoch ſo ſchlaͤget ſie doch wider aus
und gruͤnet herfuͤr: Alſo die Chriſtliche Kirche/ wann ſie offt gantz ſchei-
net untergedruckt ſeyn/ ſo kommet ſie wider herfuͤr; ſie waͤchſet und bluͤhet
viel ſchoͤner vnter den Creutz-Dornen/ als in euſſerlicher Gluͤckſeligkeit/
creſcit ſub pondere palma, ie mehr ſie untergedruckt wird/ ie mehr waͤch-
ſet ſie herfuͤr wie ein edler Palmbaum.

Nun/ meine Liebſten/ von dieſem Zuſtand der Kirchen haben wir
dißmal zu reden/ nemlich de Eccleſia in viſibili credentium, von
der unſichtbaren Kirchen der Glaubigen/
welche freylich unter
dem groſſen ſichtbaren Hauffen unſichtbar/ verborgen/ ungenant und un-
bekant fuͤr der Welt/ mitten unter Dornen geritzet und gequaͤlet. Jſt der
ander Außſchutz! welche in der andern Muſterung uͤberbleibt/ das un-
ſichtbare Himmelreich Chriſti; die ſchöne Sarons-Blum
und wolriechende Lilien im Thal;
Von welcher wir dieſes mal in
der Furcht des Herren etwas weiters handlen wollen; Gott wolle
ſeine Gnade und Gedeyen darzu geben durch ſeinen Heiligen Geiſt umb
Jeſu Chriſti willen/ Amen.

SO ſprechen und bekennen wir abermal mit den Apoſtoliſchen Ni-
ceniſchen Glaubens-Bekennern eine unſichtbare/ un-
ſcheinbare/ verborgene Kirche und Gemeine Chri-
ſti/
welche ſie klar bekennen in dem Wort Credo, Jch glaube eine
Kirche:
Nun ſagt St. Paulus Hebr. 11. der Glaube ſey der jenigenHebr. 11, 1.
Dinge/ die man nicht ſihet; daraus nothwendig folget/ daß gleich wie das
euſſerliche Auge ſihet auff den euſſerlichen in die Augen ſcheinenden Hauf-
fen/ alſo das glaubige Lux-Auge weiter penetrire und ſehe/ was in dieſem
Hauffen unſichtbar iſt/ eine Kirche oder Verſamlung der War-
hafftig-Glaubigen/
und demnach ſpreche ich mit erſtgemeldten Apo-
ſtoliſchen Bekennern/ ich ſehe mit Glaubens-Augen/ und bin deſſen gewiß/
daß unter dieſem groſſen hauffen etliche verborgẽ ſind/ deren Glaub geheim
und nicht offenbar. Jch glaube eine unſichtbare Kirche 1. κατα τι,
in gewiſſer Maſſe/ nicht abſolutè bloß und ſchlechter Dinge; dann
fuͤr Gottes Augen iſt die dunckele Gemeine hell und klar gnug/ ſie iſt frey-
lich offenbar/ ein luſtiges theatrum und Schauſpiel Gottes/ GOTT
kennet die ſeinen/
Johan. 10. So iſt ſie auch in eines ieden HertzenIoh. 10,, 4.
2. Tim. 2,
19.
1. Cor.
2, 11

bekant/ der Geiſt des Menſchen/ der in ihm iſt/ der weiß/

ein
Sechſter Theil. B b b
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0409" n="377"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Predigt.</hi></fw><lb/>
Wurtzel abge&#x017F;chnitten und abgeritzt/ dannoch &#x017F;o &#x017F;chla&#x0364;get &#x017F;ie doch wider aus<lb/>
und gru&#x0364;net herfu&#x0364;r: Al&#x017F;o die Chri&#x017F;tliche Kirche/ wann &#x017F;ie offt gantz &#x017F;chei-<lb/>
net untergedruckt &#x017F;eyn/ &#x017F;o kommet &#x017F;ie wider herfu&#x0364;r; &#x017F;ie wa&#x0364;ch&#x017F;et und blu&#x0364;het<lb/>
viel &#x017F;cho&#x0364;ner vnter den Creutz-Dornen/ als in eu&#x017F;&#x017F;erlicher Glu&#x0364;ck&#x017F;eligkeit/<lb/><hi rendition="#aq">cre&#x017F;cit &#x017F;ub pondere palma,</hi> ie mehr &#x017F;ie untergedruckt wird/ ie mehr wa&#x0364;ch-<lb/>
&#x017F;et &#x017F;ie herfu&#x0364;r wie ein edler Palmbaum.</p><lb/>
          <p>Nun/ meine Lieb&#x017F;ten/ von die&#x017F;em Zu&#x017F;tand der Kirchen haben wir<lb/>
dißmal zu reden/ nemlich <hi rendition="#aq">de Eccle&#x017F;ia in vi&#x017F;ibili credentium,</hi> <hi rendition="#fr">von<lb/>
der un&#x017F;ichtbaren Kirchen der Glaubigen/</hi> welche freylich unter<lb/>
dem gro&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ichtbaren Hauffen un&#x017F;ichtbar/ verborgen/ ungenant und un-<lb/>
bekant fu&#x0364;r der Welt/ mitten unter Dornen geritzet und gequa&#x0364;let. J&#x017F;t der<lb/>
ander Auß&#x017F;chutz! welche in der andern Mu&#x017F;terung u&#x0364;berbleibt/ <hi rendition="#fr">das un-<lb/>
&#x017F;ichtbare Himmelreich Chri&#x017F;ti; die &#x017F;chöne Sarons-Blum<lb/>
und wolriechende Lilien im Thal;</hi> Von welcher wir die&#x017F;es mal in<lb/>
der Furcht des <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Herren</hi></hi> etwas weiters handlen wollen; <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Gott</hi></hi> wolle<lb/>
&#x017F;eine Gnade und Gedeyen darzu geben durch &#x017F;einen Heiligen Gei&#x017F;t umb<lb/>
Je&#x017F;u Chri&#x017F;ti willen/ Amen.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#in">S</hi>O &#x017F;prechen und bekennen wir abermal mit den Apo&#x017F;toli&#x017F;chen Ni-<lb/>
ceni&#x017F;chen Glaubens-Bekennern <hi rendition="#fr">eine un&#x017F;ichtbare/ un-<lb/>
&#x017F;cheinbare/ verborgene Kirche und Gemeine Chri-<lb/>
&#x017F;ti/</hi> welche &#x017F;ie klar bekennen in dem Wort <hi rendition="#aq">Credo,</hi> <hi rendition="#fr">Jch glaube eine<lb/>
Kirche:</hi> Nun &#x017F;agt St. Paulus Hebr. 11. der Glaube &#x017F;ey der jenigen<note place="right"><hi rendition="#aq">Hebr.</hi> 11, 1.</note><lb/>
Dinge/ die man nicht &#x017F;ihet; daraus nothwendig folget/ daß gleich wie das<lb/>
eu&#x017F;&#x017F;erliche Auge &#x017F;ihet auff den eu&#x017F;&#x017F;erlichen in die Augen &#x017F;cheinenden Hauf-<lb/>
fen/ al&#x017F;o das glaubige Lux-Auge weiter <hi rendition="#aq">penetr</hi>ire und &#x017F;ehe/ was in die&#x017F;em<lb/>
Hauffen un&#x017F;ichtbar i&#x017F;t/ <hi rendition="#fr">eine Kirche oder Ver&#x017F;amlung der War-<lb/>
hafftig-Glaubigen/</hi> und demnach &#x017F;preche ich mit er&#x017F;tgemeldten Apo-<lb/>
&#x017F;toli&#x017F;chen Bekennern/ ich &#x017F;ehe mit Glaubens-Augen/ und bin de&#x017F;&#x017F;en gewiß/<lb/>
daß unter die&#x017F;em gro&#x017F;&#x017F;en hauffen etliche verborge&#x0303; &#x017F;ind/ deren Glaub geheim<lb/>
und nicht offenbar. <hi rendition="#fr">Jch glaube eine un&#x017F;ichtbare Kirche</hi> 1. &#x03BA;&#x03B1;&#x03C4;&#x03B1; &#x03C4;&#x03B9;,<lb/><hi rendition="#fr">in gewi&#x017F;&#x017F;er Ma&#x017F;&#x017F;e/</hi> nicht <hi rendition="#aq">ab&#x017F;olutè</hi> bloß und &#x017F;chlechter Dinge; dann<lb/>
fu&#x0364;r Gottes Augen i&#x017F;t die dunckele Gemeine hell und klar gnug/ &#x017F;ie i&#x017F;t frey-<lb/>
lich offenbar/ ein lu&#x017F;tiges <hi rendition="#aq">theatrum</hi> und Schau&#x017F;piel Gottes/ <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">GOTT</hi><lb/>
kennet die &#x017F;einen/</hi> Johan. 10. So i&#x017F;t &#x017F;ie auch in eines ieden Hertzen<note place="right"><hi rendition="#aq">Ioh. 10,, 4.<lb/>
2. Tim. 2,<lb/>
19.<lb/>
1. Cor.</hi> 2, 11</note><lb/>
bekant/ <hi rendition="#fr">der Gei&#x017F;t des Men&#x017F;chen/ der in ihm i&#x017F;t/ der weiß/</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Sech&#x017F;ter Theil. B b b</fw><fw place="bottom" type="catch">ein</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[377/0409] Predigt. Wurtzel abgeſchnitten und abgeritzt/ dannoch ſo ſchlaͤget ſie doch wider aus und gruͤnet herfuͤr: Alſo die Chriſtliche Kirche/ wann ſie offt gantz ſchei- net untergedruckt ſeyn/ ſo kommet ſie wider herfuͤr; ſie waͤchſet und bluͤhet viel ſchoͤner vnter den Creutz-Dornen/ als in euſſerlicher Gluͤckſeligkeit/ creſcit ſub pondere palma, ie mehr ſie untergedruckt wird/ ie mehr waͤch- ſet ſie herfuͤr wie ein edler Palmbaum. Nun/ meine Liebſten/ von dieſem Zuſtand der Kirchen haben wir dißmal zu reden/ nemlich de Eccleſia in viſibili credentium, von der unſichtbaren Kirchen der Glaubigen/ welche freylich unter dem groſſen ſichtbaren Hauffen unſichtbar/ verborgen/ ungenant und un- bekant fuͤr der Welt/ mitten unter Dornen geritzet und gequaͤlet. Jſt der ander Außſchutz! welche in der andern Muſterung uͤberbleibt/ das un- ſichtbare Himmelreich Chriſti; die ſchöne Sarons-Blum und wolriechende Lilien im Thal; Von welcher wir dieſes mal in der Furcht des Herren etwas weiters handlen wollen; Gott wolle ſeine Gnade und Gedeyen darzu geben durch ſeinen Heiligen Geiſt umb Jeſu Chriſti willen/ Amen. SO ſprechen und bekennen wir abermal mit den Apoſtoliſchen Ni- ceniſchen Glaubens-Bekennern eine unſichtbare/ un- ſcheinbare/ verborgene Kirche und Gemeine Chri- ſti/ welche ſie klar bekennen in dem Wort Credo, Jch glaube eine Kirche: Nun ſagt St. Paulus Hebr. 11. der Glaube ſey der jenigen Dinge/ die man nicht ſihet; daraus nothwendig folget/ daß gleich wie das euſſerliche Auge ſihet auff den euſſerlichen in die Augen ſcheinenden Hauf- fen/ alſo das glaubige Lux-Auge weiter penetrire und ſehe/ was in dieſem Hauffen unſichtbar iſt/ eine Kirche oder Verſamlung der War- hafftig-Glaubigen/ und demnach ſpreche ich mit erſtgemeldten Apo- ſtoliſchen Bekennern/ ich ſehe mit Glaubens-Augen/ und bin deſſen gewiß/ daß unter dieſem groſſen hauffen etliche verborgẽ ſind/ deren Glaub geheim und nicht offenbar. Jch glaube eine unſichtbare Kirche 1. κατα τι, in gewiſſer Maſſe/ nicht abſolutè bloß und ſchlechter Dinge; dann fuͤr Gottes Augen iſt die dunckele Gemeine hell und klar gnug/ ſie iſt frey- lich offenbar/ ein luſtiges theatrum und Schauſpiel Gottes/ GOTT kennet die ſeinen/ Johan. 10. So iſt ſie auch in eines ieden Hertzen bekant/ der Geiſt des Menſchen/ der in ihm iſt/ der weiß/ ein Hebr. 11, 1. Ioh. 10,, 4. 2. Tim. 2, 19. 1. Cor. 2, 11 Sechſter Theil. B b b

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/409
Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/409>, abgerufen am 06.05.2024.