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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Predigt.

Es sey dieselbe biß auff die Zeiten des Käysers Trajani eine unversehrte
reine Jungfrau geblieben/ nach dem aber der heilige Chor der Apostel
durch mancherley Weise und Marter ihr Ende genommen/ da hab
die falsche und verkehrte Zusammenblasung der gottlosen Jrrthumb
ihren Anfang gehabt. Joh. Gerson, weiland Cantzler zu Pariß/ klagt
in einer vor dem Papst am neuen Jahrstage gehaltenen Predigt/ statum
Ecclesiae factum esse totum quasi brutalem & monstrosum,
der Kir-
chen-Stand sey aller wild und abscheulich worden/ mit Vermeldung der
Vrsach/ daß ausser und über die H. Schrifft so viel Menschen-Satzungen
gemacht worden/ gleich ob die heilige Schrifft zum regiment der Kirchen
nicht gnugsam seye/ und daß die geistlichen mit der ehebrecherischen/ irr-
dischen und teufelischen Huren/ das ist/ mit der irrdischen Witz- oder Weiß-
heit Hurerey getrieben/ etliche auch so närrisch und abergläubisch worden/
daß sie gemeynet/ die Kirch könne besser durch Menschen-Satzungen als
durch das Göttliche Evangelische Gesatz regulirt werden. Was würde
der alte Gerson zu diesen Zeiten sagen und klagen/ wann er hören solte/ was
die Jesuiter fürgeben/ die Kirch hab nie keinen Augenblick geirret/ und kön-
ne nicht irren?

Jhre Feigen-Blätter sind/ darunter sie ihre Greuel verbergen und
vermänteln wollen Matth. 16. wann der Herr die Verheissung thut/Matth. 16,
18.

es sollen die Höllen-Pforten die Kirche nicht überwältigen;
Aber das ist zu verstehen de toto Ecclesiae & Ecclesia invisibili, von der
unsichtbaren Kirche der Außerwehlten/ welche Gott kennet und unter
dem sichtbaren Hauffen biß aus Ende in seiner Gnade erhält Johan. 14.Ioh. 14, 16.
16, 12.

und 16. Jtem daß der HErr Christus seinen Jüngern einen an-
dern Tröster
verheisset/ nemlich den H. Geist/ den Geist der
Warheit/ der soll bey ihnen bleiben ewiglich und in alle War-
heit leiten;
Aber dieses ist zu verstehen de mone & ductu conditionato
von einer bedingten Wohnung und Leitung/ so da geschicht durch und nach
dem Göttlichen gepredigten Wort/ so fern man sich an dasselbe haltet.
Jtem es wird ja die Kirche als Gottes Hauß genennet/ die Grund-
fest und Pfeiler der Warheit.
Antwort/ er redet unmittelbar von der1. Tim. 3, 15.
Ephesinischen Kirche/ welche langst abgefallen/ die Warheit verlohren/ und
Wölfe eingelassen. Die Römische ist solcher Gefahr nicht befreyet. Zu dem
heisset sie nicht anders edraioma als eine Bücherschafft/ darauff die mo-
nimenta
der Göttlichen Warheit deponirt und beygelegt: Nicht anders
ein Pfeiler/ als wann irgend ein Königlich mandat an einer Pfaltz-

Stube
A a a 3
Predigt.

Es ſey dieſelbe biß auff die Zeiten des Kaͤyſers Trajani eine unverſehrte
reine Jungfrau geblieben/ nach dem aber der heilige Chor der Apoſtel
durch mancherley Weiſe und Marter ihr Ende genommen/ da hab
die falſche und verkehrte Zuſammenblaſung der gottloſen Jrrthumb
ihren Anfang gehabt. Joh. Gerſon, weiland Cantzler zu Pariß/ klagt
in einer vor dem Papſt am neuen Jahrstage gehaltenen Predigt/ ſtatum
Eccleſiæ factum eſſe totum quaſi brutalem & monſtroſum,
der Kir-
chen-Stand ſey aller wild und abſcheulich worden/ mit Vermeldung der
Vrſach/ daß auſſer und uͤber die H. Schrifft ſo viel Menſchen-Satzungen
gemacht worden/ gleich ob die heilige Schrifft zum regiment der Kirchen
nicht gnugſam ſeye/ und daß die geiſtlichen mit der ehebrecheriſchen/ irr-
diſchen und teufeliſchen Huren/ das iſt/ mit der irrdiſchen Witz- oder Weiß-
heit Hurerey getrieben/ etliche auch ſo naͤrriſch und aberglaͤubiſch worden/
daß ſie gemeynet/ die Kirch koͤnne beſſer durch Menſchen-Satzungen als
durch das Goͤttliche Evangeliſche Geſatz regulirt werden. Was wuͤrde
der alte Gerſon zu dieſen Zeiten ſagen und klagen/ wann er hoͤren ſolte/ was
die Jeſuiter fuͤrgeben/ die Kirch hab nie keinen Augenblick geirret/ und koͤn-
ne nicht irren?

Jhre Feigen-Blaͤtter ſind/ darunter ſie ihre Greuel verbergen und
vermaͤnteln wollen Matth. 16. wann der Herr die Verheiſſung thut/Matth. 16,
18.

es ſollen die Höllen-Pforten die Kirche nicht uͤberwaͤltigen;
Aber das iſt zu verſtehen de toto Eccleſiæ & Eccleſiâ inviſibili, von der
unſichtbaren Kirche der Außerwehlten/ welche Gott kennet und unter
dem ſichtbaren Hauffen biß aus Ende in ſeiner Gnade erhaͤlt Johan. 14.Ioh. 14, 16.
16, 12.

und 16. Jtem daß der HErr Chriſtus ſeinen Juͤngern einen an-
dern Troͤſter
verheiſſet/ nemlich den H. Geiſt/ den Geiſt der
Warheit/ der ſoll bey ihnen bleiben ewiglich und in alle War-
heit leiten;
Aber dieſes iſt zu verſtehen de μονῇ & ductu conditionato
von einer bedingten Wohnung und Leitung/ ſo da geſchicht durch und nach
dem Goͤttlichen gepredigten Wort/ ſo fern man ſich an daſſelbe haltet.
Jtem es wird ja die Kirche als Gottes Hauß genennet/ die Grund-
feſt und Pfeiler der Warheit.
Antwort/ er redet unmittelbar von der1. Tim. 3, 15.
Epheſiniſchen Kirche/ welche langſt abgefallen/ die Warheit verlohren/ und
Woͤlfe eingelaſſen. Die Roͤmiſche iſt ſolcher Gefahr nicht befreyet. Zu dem
heiſſet ſie nicht anders ἑδραίωμα als eine Buͤcherſchafft/ darauff die mo-
nimenta
der Goͤttlichen Warheit deponirt und beygelegt: Nicht anders
ein Pfeiler/ als wann irgend ein Koͤniglich mandat an einer Pfaltz-

Stube
A a a 3
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[373/0405] Predigt. Es ſey dieſelbe biß auff die Zeiten des Kaͤyſers Trajani eine unverſehrte reine Jungfrau geblieben/ nach dem aber der heilige Chor der Apoſtel durch mancherley Weiſe und Marter ihr Ende genommen/ da hab die falſche und verkehrte Zuſammenblaſung der gottloſen Jrrthumb ihren Anfang gehabt. Joh. Gerſon, weiland Cantzler zu Pariß/ klagt in einer vor dem Papſt am neuen Jahrstage gehaltenen Predigt/ ſtatum Eccleſiæ factum eſſe totum quaſi brutalem & monſtroſum, der Kir- chen-Stand ſey aller wild und abſcheulich worden/ mit Vermeldung der Vrſach/ daß auſſer und uͤber die H. Schrifft ſo viel Menſchen-Satzungen gemacht worden/ gleich ob die heilige Schrifft zum regiment der Kirchen nicht gnugſam ſeye/ und daß die geiſtlichen mit der ehebrecheriſchen/ irr- diſchen und teufeliſchen Huren/ das iſt/ mit der irrdiſchen Witz- oder Weiß- heit Hurerey getrieben/ etliche auch ſo naͤrriſch und aberglaͤubiſch worden/ daß ſie gemeynet/ die Kirch koͤnne beſſer durch Menſchen-Satzungen als durch das Goͤttliche Evangeliſche Geſatz regulirt werden. Was wuͤrde der alte Gerſon zu dieſen Zeiten ſagen und klagen/ wann er hoͤren ſolte/ was die Jeſuiter fuͤrgeben/ die Kirch hab nie keinen Augenblick geirret/ und koͤn- ne nicht irren? Jhre Feigen-Blaͤtter ſind/ darunter ſie ihre Greuel verbergen und vermaͤnteln wollen Matth. 16. wann der Herr die Verheiſſung thut/ es ſollen die Höllen-Pforten die Kirche nicht uͤberwaͤltigen; Aber das iſt zu verſtehen de toto Eccleſiæ & Eccleſiâ inviſibili, von der unſichtbaren Kirche der Außerwehlten/ welche Gott kennet und unter dem ſichtbaren Hauffen biß aus Ende in ſeiner Gnade erhaͤlt Johan. 14. und 16. Jtem daß der HErr Chriſtus ſeinen Juͤngern einen an- dern Troͤſter verheiſſet/ nemlich den H. Geiſt/ den Geiſt der Warheit/ der ſoll bey ihnen bleiben ewiglich und in alle War- heit leiten; Aber dieſes iſt zu verſtehen de μονῇ & ductu conditionato von einer bedingten Wohnung und Leitung/ ſo da geſchicht durch und nach dem Goͤttlichen gepredigten Wort/ ſo fern man ſich an daſſelbe haltet. Jtem es wird ja die Kirche als Gottes Hauß genennet/ die Grund- feſt und Pfeiler der Warheit. Antwort/ er redet unmittelbar von der Epheſiniſchen Kirche/ welche langſt abgefallen/ die Warheit verlohren/ und Woͤlfe eingelaſſen. Die Roͤmiſche iſt ſolcher Gefahr nicht befreyet. Zu dem heiſſet ſie nicht anders ἑδραίωμα als eine Buͤcherſchafft/ darauff die mo- nimenta der Goͤttlichen Warheit deponirt und beygelegt: Nicht anders ein Pfeiler/ als wann irgend ein Koͤniglich mandat an einer Pfaltz- Stube Matth. 16, 18. Ioh. 14, 16. 16, 12. 1. Tim. 3, 15. A a a 3

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/405>, abgerufen am 22.11.2024.