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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Predigt.
grosse Hauffen deren/ so sich zum Wort und Sacramenten
halten/
unter welchen es viel Heuchler/ Maul-Christen und Vnglaubige
gibt/ die Gott kennet/ aber kein Mensch/ als welcher aus Liebe/ so manch-
mal blind ist/ von allen das beste hoffet; Jn welchem Verstande auch alle
Zuhörer/ die Außerwehlte genennet werden/ verstehe außerwehlet zum
Reich der Gnaden. 2. Ecclesia invisibilis vere credentium,
Der unsichtbare/ unempfindliche Hauff/ derselb gehet genau zu-
sammen/ der wahren Kern-Christen und Glaubigen/ die man
wegen der Heucheley nicht allezeit gewiß kennen und nennen kan/ es gibtMarc. 4, 17.
Scheinheilige und proskairous, die eine Zeitlang glauben/ aber zur Zeit der
Anfechtung/ wanns an das anekhou kai apekhou, an das Leiden kommt/ ab-
fallen. 3. Delectus electorum perseverantium, Das Häuff-
lein deren/ die außdauren biß ans Ende/
beharren in der Anfech-
tung/ lassen sich weder Lust noch Furcht von dem anekhou kai apekhou abtrei-
ben; Diß sind die edelste und außerwehlten Nazareer/ welche allein Gott
kennet/ 2. Tim. 2. und werden wahr die Wort Christi: Viel sind be-2. Tim. 2,
19.
Matth.
20,
16.

ruffen/ aber wenig außerwehlet.

Wann wir dann neulich das thema von der Kirchen gründlich
zu tractiren angefangen/ damal nobilitatem Ecclesiae, der Kirchen
hohen Adel
für Augen gelegt/ so ist von nöthen/ daß wir von allen
dreyen
delectibus und Außschutzen specialiter handlen/ und erst-
lich zwar de delectu visibili, von dem gantzen grossen sichtba-
ren Hauffen/
von dem es heisset: Video Ecclesiam, Jch sehe eine
Christliche Kirche/
und demnach dißmal desselben quiddität und
eigentliche Beschreibung
an Tag geben; Gott wolle uns hierzu
kräfftiglich beywohnen mit seinem Heiligen Geiste/ umb Jesu Christi wil-
len/ Amen.

GElangende die quidditatem Ecclesiae visibilis, Was die
sichtbare Kirche seye?
so beschreibet uns dieselbe die heilige
Schrifft
1. tanquam coetum, als einen Hauffen/
ein Volck oder Versamlung der Menschen;
Ein Mensch alleinHebr. 10,
25.

machet keine Kirche/ sondern Menschen müssens seyn/ es seyen derselben
viel oder wenig/ ligt nichts dran/ Christus sagt: Wo zween oder drey
sumphonesousi, eins werden oder überein stimmen/ da bin ich mittenMatth. 18,
19. 20.

unter
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Predigt.
groſſe Hauffen deren/ ſo ſich zum Wort und Sacramenten
halten/
unter welchen es viel Heuchler/ Maul-Chriſten und Vnglaubige
gibt/ die Gott kennet/ aber kein Menſch/ als welcher aus Liebe/ ſo manch-
mal blind iſt/ von allen das beſte hoffet; Jn welchem Verſtande auch alle
Zuhoͤrer/ die Außerwehlte genennet werden/ verſtehe außerwehlet zum
Reich der Gnaden. 2. Eccleſia inviſibilis verè credentium,
Der unſichtbare/ unempfindliche Hauff/ derſelb gehet genau zu-
ſammen/ der wahren Kern-Chriſten und Glaubigen/ die man
wegen der Heucheley nicht allezeit gewiß kennen und nennen kan/ es gibtMarc. 4, 17.
Scheinheilige und προσκαίρους, die eine Zeitlang glauben/ aber zur Zeit der
Anfechtung/ wanns an das ἀνέχου καὶ ἀπέχου, an das Leiden kommt/ ab-
fallen. 3. Delectus electorum perſeverantium, Das Haͤuff-
lein deren/ die außdauren biß ans Ende/
beharren in der Anfech-
tung/ laſſen ſich weder Luſt noch Furcht von dem ἀνέχου καὶ ἀπέχου abtrei-
ben; Diß ſind die edelſte und außerwehlten Nazareer/ welche allein Gott
kennet/ 2. Tim. 2. und werden wahr die Wort Chriſti: Viel ſind be-2. Tim. 2,
19.
Matth.
20,
16.

ruffen/ aber wenig außerwehlet.

Wann wir dann neulich das thema von der Kirchen gruͤndlich
zu tractiren angefangen/ damal nobilitatem Eccleſiæ, der Kirchen
hohen Adel
fuͤr Augen gelegt/ ſo iſt von noͤthen/ daß wir von allen
dreyen
delectibus und Außſchutzen ſpecialiter handlen/ und erſt-
lich zwar de delectu viſibili, von dem gantzen groſſen ſichtba-
ren Hauffen/
von dem es heiſſet: Video Eccleſiam, Jch ſehe eine
Chriſtliche Kirche/
und demnach dißmal deſſelben quidditaͤt und
eigentliche Beſchreibung
an Tag geben; Gott wolle uns hierzu
kraͤfftiglich beywohnen mit ſeinem Heiligen Geiſte/ umb Jeſu Chriſti wil-
len/ Amen.

GElangende die quidditatem Eccleſiæ viſibilis, Was die
ſichtbare Kirche ſeye?
ſo beſchreibet uns dieſelbe die heilige
Schrifft
1. tanquam cœtum, als einen Hauffen/
ein Volck oder Verſamlung der Menſchen;
Ein Menſch alleinHebr. 10,
25.

machet keine Kirche/ ſondern Menſchen muͤſſens ſeyn/ es ſeyen derſelben
viel oder wenig/ ligt nichts dran/ Chriſtus ſagt: Wo zween oder drey
συμφωνήσουσι, eins werden oder uͤberein ſtimmen/ da bin ich mittenMatth. 18,
19. 20.

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[365/0397] Predigt. groſſe Hauffen deren/ ſo ſich zum Wort und Sacramenten halten/ unter welchen es viel Heuchler/ Maul-Chriſten und Vnglaubige gibt/ die Gott kennet/ aber kein Menſch/ als welcher aus Liebe/ ſo manch- mal blind iſt/ von allen das beſte hoffet; Jn welchem Verſtande auch alle Zuhoͤrer/ die Außerwehlte genennet werden/ verſtehe außerwehlet zum Reich der Gnaden. 2. Eccleſia inviſibilis verè credentium, Der unſichtbare/ unempfindliche Hauff/ derſelb gehet genau zu- ſammen/ der wahren Kern-Chriſten und Glaubigen/ die man wegen der Heucheley nicht allezeit gewiß kennen und nennen kan/ es gibt Scheinheilige und προσκαίρους, die eine Zeitlang glauben/ aber zur Zeit der Anfechtung/ wanns an das ἀνέχου καὶ ἀπέχου, an das Leiden kommt/ ab- fallen. 3. Delectus electorum perſeverantium, Das Haͤuff- lein deren/ die außdauren biß ans Ende/ beharren in der Anfech- tung/ laſſen ſich weder Luſt noch Furcht von dem ἀνέχου καὶ ἀπέχου abtrei- ben; Diß ſind die edelſte und außerwehlten Nazareer/ welche allein Gott kennet/ 2. Tim. 2. und werden wahr die Wort Chriſti: Viel ſind be- ruffen/ aber wenig außerwehlet. Marc. 4, 17. 2. Tim. 2, 19. Matth. 20, 16. Wann wir dann neulich das thema von der Kirchen gruͤndlich zu tractiren angefangen/ damal nobilitatem Eccleſiæ, der Kirchen hohen Adel fuͤr Augen gelegt/ ſo iſt von noͤthen/ daß wir von allen dreyen delectibus und Außſchutzen ſpecialiter handlen/ und erſt- lich zwar de delectu viſibili, von dem gantzen groſſen ſichtba- ren Hauffen/ von dem es heiſſet: Video Eccleſiam, Jch ſehe eine Chriſtliche Kirche/ und demnach dißmal deſſelben quidditaͤt und eigentliche Beſchreibung an Tag geben; Gott wolle uns hierzu kraͤfftiglich beywohnen mit ſeinem Heiligen Geiſte/ umb Jeſu Chriſti wil- len/ Amen. GElangende die quidditatem Eccleſiæ viſibilis, Was die ſichtbare Kirche ſeye? ſo beſchreibet uns dieſelbe die heilige Schrifft 1. tanquam cœtum, als einen Hauffen/ ein Volck oder Verſamlung der Menſchen; Ein Menſch allein machet keine Kirche/ ſondern Menſchen muͤſſens ſeyn/ es ſeyen derſelben viel oder wenig/ ligt nichts dran/ Chriſtus ſagt: Wo zween oder drey συμφωνήσουσι, eins werden oder uͤberein ſtimmen/ da bin ich mitten unter Hebr. 10, 25. Matth. 18, 19. 20. Z z 3

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/397>, abgerufen am 23.11.2024.