die Morgenröthe/ Mond und Sonn/ alle drey Figuren stehen Cant. 6. Wer ist die herfür bricht/ wie die Morgenröthe/ schönCant. 6, 9. wie der Mond/ außerwehlt wie die Sonn? schön ist/ meine Lieb- sten/ die vollkommene Morgen- und Abend-Röthe/ unter der die Sonne verborgen: Wann man Morgens reiset/ oder Abends spatzieren gehet/ und sihet die Rosin-Röthe/ darunter die güldene Sonne verborgen/ ist ein holdseliger Augen Lust; Nun ein solche ist die Kirche mit Christi Blut gefärbet/ in welcher Christus zugegen/ aber er leuchtet dunckel; Noch schöner ist der silberne Mond/ wann man bey Nacht reiset/ ein liebliches Liecht/ ein solches Liecht ist die Kirche/ wiewol Finsternüssen und Wechselungen unterworffen/ und dieses ist auch schön; Nichts schöner ist als das grosse Welt-Auge die güldene Sonn am hellen Mittag/ die alles erleuchtet und erwärmet: So schön leuchtet die Kirche vor Gottes und aller heiligen Engel Augen.
II.Auff der Erden stellet Er uns vor die schönste Zierde und höchste Wollust der Erden/ den Garten und zwar den edlen Pa- radeiß-Garten/ der heisset hortus Dei,ein Garten Gottes/Gen. 13, 10. Neh. 3, 15. Cant. 4, 13. Eccles. 2, 5. Ezech. 28, 13. ein Garten der Wollust/ Ezech. 28. der allerschönste Garten von Bäumen und Flüssen/ ein exemplaischer Garten/ nach dessen Muster wir andere zu bauen gleichsam als Gärtner zuerst von Gott geschaffen worden. Got- tes Wille war/ daß die gantze Welt solte ein solch Paradeiß werden. Ein solcher edler Lust-Garten/ ein solch Paradeiß/ ein solcher Weinberg/ ein solcher Acker ist die Christliche Kirche/ in welcherIer. 31, 12. so viel Bäume und schöne Blumen/ als glaubige Christen/ da der Baum des Lebens Christus/ der verbotene Baum eine iedwede verbotene Crea- tur/ da der lebendige/ der versiegelte Brunn/ Cant. 4. Jst ein GleichnüßCant. 4, 12. Athenaeus ex Agato- cle l. 12, 3. genommen von den köstlichen Brunnen; Athenaeus berichtet/ daß bey den Persen Brunnen seyen/ aus welchen niemand erlaubet ist zu trincken/ als allein dem Könige und seinem ältesten Sohne/ ist auch bey Leib und Lebens-Straffe verboten/ wo iemand anders daraus trincken würde. Ein solcher köstlicher Brunn ist die Christliche Kirche/ wohin auch gehört die schöne Gleichnüß vom Weinberge/ deme ebenmässig der Geist Gottes die Christliche Gemein vergleichet.
III.Jn der Lufft () stellet Er uns dar den schönen/ reinen() Esa. 5, 1. & seqq. vid. ad h. l. D. Papp. p. 8. Vogel/ die mit einem Auge in die Höhe sehende/ einfältige/
keusche/
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Predigt.
die Morgenröthe/ Mond und Sonn/ alle drey Figuren ſtehen Cant. 6. Wer iſt die herfuͤr bricht/ wie die Morgenroͤthe/ ſchönCant. 6, 9. wie der Mond/ außerwehlt wie die Sonn? ſchoͤn iſt/ meine Lieb- ſten/ die vollkommene Morgen- und Abend-Roͤthe/ unter der die Sonne verborgen: Wann man Morgens reiſet/ oder Abends ſpatzieren gehet/ und ſihet die Roſin-Roͤthe/ darunter die guͤldene Sonne verborgen/ iſt ein holdſeliger Augen Luſt; Nun ein ſolche iſt die Kirche mit Chriſti Blut gefaͤrbet/ in welcher Chriſtus zugegen/ aber er leuchtet dunckel; Noch ſchoͤner iſt der ſilberne Mond/ wann man bey Nacht reiſet/ ein liebliches Liecht/ ein ſolches Liecht iſt die Kirche/ wiewol Finſternuͤſſen und Wechſelungen unterworffen/ und dieſes iſt auch ſchoͤn; Nichts ſchoͤner iſt als das groſſe Welt-Auge die guͤldene Sonn am hellen Mittag/ die alles erleuchtet und erwaͤrmet: So ſchoͤn leuchtet die Kirche vor Gottes und aller heiligen Engel Augen.
II.Auff der Erden ſtellet Er uns vor die ſchoͤnſte Zierde und hoͤchſte Wolluſt der Erden/ den Garten und zwar den edlen Pa- radeiß-Garten/ der heiſſet hortus Dei,ein Garten Gottes/Gen. 13, 10. Neh. 3, 15. Cant. 4, 13. Eccleſ. 2, 5. Ezech. 28, 13. ein Garten der Wolluſt/ Ezech. 28. der allerſchoͤnſte Garten von Baͤumen und Fluͤſſen/ ein exemplaiſcher Garten/ nach deſſen Muſter wir andere zu bauen gleichſam als Gaͤrtner zuerſt von Gott geſchaffen worden. Got- tes Wille war/ daß die gantze Welt ſolte ein ſolch Paradeiß werden. Ein ſolcher edler Luſt-Garten/ ein ſolch Paradeiß/ ein ſolcher Weinberg/ ein ſolcher Acker iſt die Chriſtliche Kirche/ in welcherIer. 31, 12. ſo viel Baͤume und ſchoͤne Blumen/ als glaubige Chriſten/ da der Baum des Lebens Chriſtus/ der verbotene Baum eine iedwede verbotene Crea- tur/ da der lebendige/ der verſiegelte Brunn/ Cant. 4. Jſt ein GleichnuͤßCant. 4, 12. Athenæus ex Agato- cle l. 12, 3. genommen von den koͤſtlichen Brunnen; Athenæus berichtet/ daß bey den Perſen Brunnen ſeyen/ aus welchen niemand erlaubet iſt zu trincken/ als allein dem Koͤnige und ſeinem aͤlteſten Sohne/ iſt auch bey Leib und Lebens-Straffe verboten/ wo iemand anders daraus trincken wuͤrde. Ein ſolcher koͤſtlicher Brunn iſt die Chriſtliche Kirche/ wohin auch gehoͤrt die ſchoͤne Gleichnuͤß vom Weinberge/ deme ebenmaͤſſig der Geiſt Gottes die Chriſtliche Gemein vergleichet.
III.Jn der Lufft () ſtellet Er uns dar den ſchoͤnen/ reinen() Eſa. 5, 1. & ſeqq. vid. ad h. l. D. Papp. p. 8. Vogel/ die mit einem Auge in die Hoͤhe ſehende/ einfaͤltige/
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Predigt.
die Morgenröthe/ Mond und Sonn/ alle drey Figuren ſtehen
Cant. 6. Wer iſt die herfuͤr bricht/ wie die Morgenroͤthe/ ſchön
wie der Mond/ außerwehlt wie die Sonn? ſchoͤn iſt/ meine Lieb-
ſten/ die vollkommene Morgen- und Abend-Roͤthe/ unter der die Sonne
verborgen: Wann man Morgens reiſet/ oder Abends ſpatzieren gehet/
und ſihet die Roſin-Roͤthe/ darunter die guͤldene Sonne verborgen/
iſt ein holdſeliger Augen Luſt; Nun ein ſolche iſt die Kirche mit Chriſti
Blut gefaͤrbet/ in welcher Chriſtus zugegen/ aber er leuchtet dunckel; Noch
ſchoͤner iſt der ſilberne Mond/ wann man bey Nacht reiſet/ ein liebliches
Liecht/ ein ſolches Liecht iſt die Kirche/ wiewol Finſternuͤſſen und
Wechſelungen unterworffen/ und dieſes iſt auch ſchoͤn; Nichts ſchoͤner iſt
als das groſſe Welt-Auge die guͤldene Sonn am hellen Mittag/ die alles
erleuchtet und erwaͤrmet: So ſchoͤn leuchtet die Kirche vor Gottes und
aller heiligen Engel Augen.
Cant. 6, 9.
II. Auff der Erden ſtellet Er uns vor die ſchoͤnſte Zierde und
hoͤchſte Wolluſt der Erden/ den Garten und zwar den edlen Pa-
radeiß-Garten/ der heiſſet hortus Dei, ein Garten Gottes/
ein Garten der Wolluſt/ Ezech. 28. der allerſchoͤnſte Garten von Baͤumen
und Fluͤſſen/ ein exemplaiſcher Garten/ nach deſſen Muſter wir andere zu
bauen gleichſam als Gaͤrtner zuerſt von Gott geſchaffen worden. Got-
tes Wille war/ daß die gantze Welt ſolte ein ſolch Paradeiß werden.
Ein ſolcher edler Luſt-Garten/ ein ſolch Paradeiß/ ein ſolcher
Weinberg/ ein ſolcher Acker iſt die Chriſtliche Kirche/ in welcher
ſo viel Baͤume und ſchoͤne Blumen/ als glaubige Chriſten/ da der Baum
des Lebens Chriſtus/ der verbotene Baum eine iedwede verbotene Crea-
tur/ da der lebendige/ der verſiegelte Brunn/ Cant. 4. Jſt ein Gleichnuͤß
genommen von den koͤſtlichen Brunnen; Athenæus berichtet/ daß bey
den Perſen Brunnen ſeyen/ aus welchen niemand erlaubet iſt zu trincken/
als allein dem Koͤnige und ſeinem aͤlteſten Sohne/ iſt auch bey Leib und
Lebens-Straffe verboten/ wo iemand anders daraus trincken wuͤrde.
Ein ſolcher koͤſtlicher Brunn iſt die Chriſtliche Kirche/ wohin auch gehoͤrt
die ſchoͤne Gleichnuͤß vom Weinberge/ deme ebenmaͤſſig der Geiſt Gottes
die Chriſtliche Gemein vergleichet.
Gen. 13, 10.
Neh. 3, 15.
Cant. 4, 13.
Eccleſ. 2, 5.
Ezech. 28,
13.
Ier. 31, 12.
Cant. 4, 12.
Athenæus
ex Agato-
cle l. 12, 3.
III. Jn der Lufft () ſtellet Er uns dar den ſchoͤnen/ reinen
Vogel/ die mit einem Auge in die Hoͤhe ſehende/ einfaͤltige/
keuſche/
() Eſa. 5, 1.
& ſeqq.
vid. ad h. l.
D. Papp.
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Y y 2
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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/387>, abgerufen am 24.11.2024.
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