Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.Die Acht und Zwantzigste (Vierte) nicht nur mit blossen Worten auff den Schein/ sondern weil in dieser Artdes Wuchers die Vndanckbarkeit keinen Platz noch Statt findet/ noch einiger anderer Verlust; auch nicht als wie es hier pfleget zu geschehen/ nur einfach zu geben versprochen wird/ sondern hundertfältig/ ja mehr als hun- dertfältig; dann etliches wird gegeben in diesem Leben/ etliches in dem künfftigen ewigen Leben; Wäre es nicht so/ wann einer in dieser Welt einem für das jenige/ welches er ihnen herliehe/ doppelten Zins oder dasselbe doppelt wider zu geben verspräche/ es würde derselbe alle seinen Reichthumb hergeben/ da doch grosse Vndanckbarkeit/ ja grosser und übermachter Be- trug und Argelist mit unterlauffet; Viel so man vor fromm und ehrlich ansihet/ hinderhalten den Zins entweder aus Boßheit/ weil sie ihn nicht wollen entrichten/ oder aus Armuth und Vnvermögen/ weil sie nicht kön- nen. Weil aber deren keines dem Herren zugeleget werden kan (sin- temal auch das Capital gewiß ist/ hier aber hundertfältig verheissen wird/ denen so aus gutem Hertzen Almosen geben und anwenden/ welches ihnen in dem künfftigen ewigen Leben vergolten werden wird) wie wollen wir uns alßdenn verantworten/ wann wir fahrlässig seyn/ und nicht eilen wol- len hundertfachen Nutz für wenig angewendets/ für das gegenwärtige zukünfftiges/ für zeitliche Güter ewige/ himmlische Schätze zu empfahen? Nun die Wahlfahrt nach dem Oelberg ist vollbracht! Wir haben Die
Die Acht und Zwantzigſte (Vierte) nicht nur mit bloſſen Worten auff den Schein/ ſondern weil in dieſer Artdes Wuchers die Vndanckbarkeit keinen Platz noch Statt findet/ noch einiger anderer Verluſt; auch nicht als wie es hier pfleget zu geſchehen/ nur einfach zu geben verſprochen wird/ ſondern hundertfaͤltig/ ja mehr als hun- dertfaͤltig; dann etliches wird gegeben in dieſem Leben/ etliches in dem kuͤnfftigen ewigen Leben; Waͤre es nicht ſo/ wann einer in dieſer Welt einem fuͤr das jenige/ welches er ihnen herliehe/ doppelten Zins oder daſſelbe doppelt wider zu geben verſpraͤche/ es wuͤrde derſelbe alle ſeinen Reichthumb hergeben/ da doch groſſe Vndanckbarkeit/ ja groſſer und uͤbermachter Be- trug und Argeliſt mit unterlauffet; Viel ſo man vor fromm und ehrlich anſihet/ hinderhalten den Zins entweder aus Boßheit/ weil ſie ihn nicht wollen entrichten/ oder aus Armuth und Vnvermoͤgen/ weil ſie nicht koͤn- nen. Weil aber deren keines dem Herren zugeleget werden kan (ſin- temal auch das Capital gewiß iſt/ hier aber hundertfaͤltig verheiſſen wird/ denen ſo aus gutem Hertzen Almoſen geben und anwenden/ welches ihnen in dem kuͤnfftigen ewigen Leben vergolten werden wird) wie wollen wir uns alßdenn verantworten/ wann wir fahrlaͤſſig ſeyn/ und nicht eilen wol- len hundertfachen Nutz fuͤr wenig angewendets/ fuͤr das gegenwaͤrtige zukuͤnfftiges/ fuͤr zeitliche Guͤter ewige/ himmliſche Schaͤtze zu empfahen? Nun die Wahlfahrt nach dem Oelberg iſt vollbracht! Wir haben Die
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Die Acht und Zwantzigſte (Vierte)
nicht nur mit bloſſen Worten auff den Schein/ ſondern weil in dieſer Art
des Wuchers die Vndanckbarkeit keinen Platz noch Statt findet/ noch
einiger anderer Verluſt; auch nicht als wie es hier pfleget zu geſchehen/ nur
einfach zu geben verſprochen wird/ ſondern hundertfaͤltig/ ja mehr als hun-
dertfaͤltig; dann etliches wird gegeben in dieſem Leben/ etliches in dem
kuͤnfftigen ewigen Leben; Waͤre es nicht ſo/ wann einer in dieſer Welt
einem fuͤr das jenige/ welches er ihnen herliehe/ doppelten Zins oder daſſelbe
doppelt wider zu geben verſpraͤche/ es wuͤrde derſelbe alle ſeinen Reichthumb
hergeben/ da doch groſſe Vndanckbarkeit/ ja groſſer und uͤbermachter Be-
trug und Argeliſt mit unterlauffet; Viel ſo man vor fromm und ehrlich
anſihet/ hinderhalten den Zins entweder aus Boßheit/ weil ſie ihn nicht
wollen entrichten/ oder aus Armuth und Vnvermoͤgen/ weil ſie nicht koͤn-
nen. Weil aber deren keines dem Herren zugeleget werden kan (ſin-
temal auch das Capital gewiß iſt/ hier aber hundertfaͤltig verheiſſen wird/
denen ſo aus gutem Hertzen Almoſen geben und anwenden/ welches ihnen
in dem kuͤnfftigen ewigen Leben vergolten werden wird) wie wollen wir
uns alßdenn verantworten/ wann wir fahrlaͤſſig ſeyn/ und nicht eilen wol-
len hundertfachen Nutz fuͤr wenig angewendets/ fuͤr das gegenwaͤrtige
zukuͤnfftiges/ fuͤr zeitliche Guͤter ewige/ himmliſche Schaͤtze zu empfahen?
Nun die Wahlfahrt nach dem Oelberg iſt vollbracht! Wir haben
bißhero betrachtet in vier unterſchiedlichen Paſſions-Predigten/ als
Traͤuffler/ den troſtmuͤthigen Patienten/ den Troſt-Engel/ die
Troſt-Wort und wůrckliche Staͤrcke. Zum Beſchluß/ beugen
wir die Knie gegen dem Vater unſers HERREN Jeſu
Chriſti/ der der rechte Vater iſt/ daß er uns Krafft gebe nach
dem Reichthumb ſeiner Herrligkeit/ ſtarck zu werden durch
ſeinen Geiſt an dem inwendigen Menſchen! Er Chriſtus
Jeſus der Elgibbor und ſtarcke Held/ der woll uns vollberei-
ten/ ſtaͤrcken/ kraͤfftigen/ gruͤnden! demſelben ſey Ehre und
Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit/
Amen.
Eph. 3, 15.
16.
1. Pet. 5, 10.
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