Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.Predigt. steifft er sich; Saul bekennet zweymal/ daß er unrecht thue an David/1. Sam. 24,18. c, 26, 21. fähret doch fort; Bey Juda hafftet nichts mehr/ sondern wird alles zu bit- terer Gall. Also folget das zeitliche und ewige Verderben/ Verlust und Vntergang/ Veränderung des Verstandes/ des Leibes; Verlust der zeit- lichen Güter/ Verlust endlich des ewigen Heils und Seligkeit: Vnd wird aus dem Tempel ein Exempel und Scheu-Saal/ wie das Exempel der Jnden gnugsam außweiset; Sauls Exempel: Saul verlieret zeitlich den H. Geist/ aber die dona creationis & providentiae, die Gaben der Schöpf- fung zum ersten Articul des Glaubens gehörig/ bleiben noch eine Weil/ da- mit steifft er sich/ aber endlich fallets alles zu boden/ Scepter und Kron/ Leib und Seel/ und stirbt Saul in seiner Missethat/ O ein schrecklich epitaphium!1. Chron. 11, 13. Also gehets noch heut zu Tage; Gott lässet die naturalia, die Natur-Gaben bleiben eine Zeitlang aus Göttlicher Langmuth/ der Mensch verkleibt das Auge der Welt/ bringets durch autorität vnd Zwang durch/ was ihn ge- lüstet/ erhält sein credit, aber er gehet auff schlüpfferigem Wege/ endlich gehet dem Faß der Boden aus. Ein solcher Jammer ist die schröckliche naophthora und Tem- Lachen M m 2
Predigt. ſteifft er ſich; Saul bekennet zweymal/ daß er unrecht thue an David/1. Sam. 24,18. c, 26, 21. faͤhret doch fort; Bey Juda hafftet nichts mehr/ ſondern wird alles zu bit- terer Gall. Alſo folget das zeitliche und ewige Verderben/ Verluſt und Vntergang/ Veraͤnderung des Verſtandes/ des Leibes; Verluſt der zeit- lichen Guͤter/ Verluſt endlich des ewigen Heils und Seligkeit: Vnd wird aus dem Tempel ein Exempel und Scheu-Saal/ wie das Exempel der Jnden gnugſam außweiſet; Sauls Exempel: Saul verlieret zeitlich den H. Geiſt/ aber die dona creationis & providentiæ, die Gaben der Schoͤpf- fung zum erſten Articul des Glaubens gehoͤrig/ bleiben noch eine Weil/ da- mit ſteifft er ſich/ aber endlich fallets alles zu boden/ Scepter und Kron/ Leib und Seel/ uñ ſtirbt Saul in ſeiner Miſſethat/ O ein ſchrecklich epitaphium!1. Chron. 11, 13. Alſo gehets noch heut zu Tage; Gott laͤſſet die naturalia, die Natur-Gaben bleiben eine Zeitlang aus Goͤttlicher Langmuth/ der Menſch verkleibt das Auge der Welt/ bringets durch autoritaͤt vnd Zwang durch/ was ihn ge- luͤſtet/ erhaͤlt ſein credit, aber er gehet auff ſchluͤpfferigem Wege/ endlich gehet dem Faß der Boden aus. Ein ſolcher Jammer iſt die ſchröckliche ναοφθορὰ und Tem- Lachen M m 2
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Predigt.
ſteifft er ſich; Saul bekennet zweymal/ daß er unrecht thue an David/
faͤhret doch fort; Bey Juda hafftet nichts mehr/ ſondern wird alles zu bit-
terer Gall. Alſo folget das zeitliche und ewige Verderben/ Verluſt und
Vntergang/ Veraͤnderung des Verſtandes/ des Leibes; Verluſt der zeit-
lichen Guͤter/ Verluſt endlich des ewigen Heils und Seligkeit: Vnd wird
aus dem Tempel ein Exempel und Scheu-Saal/ wie das Exempel der
Jnden gnugſam außweiſet; Sauls Exempel: Saul verlieret zeitlich den
H. Geiſt/ aber die dona creationis & providentiæ, die Gaben der Schoͤpf-
fung zum erſten Articul des Glaubens gehoͤrig/ bleiben noch eine Weil/ da-
mit ſteifft er ſich/ aber endlich fallets alles zu boden/ Scepter und Kron/ Leib
und Seel/ uñ ſtirbt Saul in ſeiner Miſſethat/ O ein ſchrecklich epitaphium!
Alſo gehets noch heut zu Tage; Gott laͤſſet die naturalia, die Natur-Gaben
bleiben eine Zeitlang aus Goͤttlicher Langmuth/ der Menſch verkleibt das
Auge der Welt/ bringets durch autoritaͤt vnd Zwang durch/ was ihn ge-
luͤſtet/ erhaͤlt ſein credit, aber er gehet auff ſchluͤpfferigem Wege/ endlich
gehet dem Faß der Boden aus.
1. Sam. 24,
18. c, 26, 21.
1. Chron.
11, 13.
Ein ſolcher Jammer iſt die ſchröckliche ναοφθορὰ und Tem-
pel-Verderbung! So irret demnach auch euch nicht ihr Gottes-
Schaͤnder/ ihr ſcandalizantes und geiſtliche Kinder-Moͤrder/ die ihr
Ergernuͤß gebet der Jugend. So viel boͤſe Exempel ihr von euch den Kin-
dern in die Augen laſſet leuchten; ſo viel Seelen-Gifft gieſſet ihr ihnen ins
Hertz hinein; ihr Goͤtzen-Diener/ ihr Widerſpenſtige/ ihr Heydniſchen Cy-
clopen; ihr Huren-Vaͤlge/ Vnflaͤther/ ihr Selbſt-Moͤrder und Kirchen-
Raͤuber! GOTT laͤſt ſich nicht ſpotten! Zwar Welt-Kinder
nehmens auff die leichte Achſel/ ſpielen mit Gott/ als wie jener Dionyſius
mit ſeinen Goͤtzen bey dem Valerio Maximo: Dionyſius Syracuſ. ſpolirt
der Proſerpinæ Tempel und ſchimpfft noch wol/ Sehet/ ſagt er/ wie ich
dem Gott Jovi ſein guͤldenes Goller abgenommen/ habe ihm einen woͤlle-
nen Mantel dafuͤr angehencket: Jenes war ihm im Sommer zu ſchwer/
im Winter zu kalt. Ja wann Gott ein ſolcher ſtummer/ blinder Goͤtz
were/ der Augen hat und nicht ſihet/ Ohren und nicht hoͤret ꝛc. Aber es
heiſſet/ ſchimpff nicht mit Ernſt/ Θεὸς οὐ μυκτηρίζεται, Gott laͤſſet ihm
nicht fuͤr die Naſen ſchnallen/ hinderwaͤrts den Narren bohren; de facto
geſchiehet es leider allzuviel/ aber/ aber nicht impune und ungerochen;
Er hat auch eine Naſe/ eine ſcharffe/ Feuer-rauchende und ſchnaubende
Naſe/ Zorn/ Dampff faͤhret aus derſelben heraus/ daß es davon blitzt:
bey ihm ſtehet der ἀντιμυκτηρισμὲς, der Gegen-Spott/ Er vergilt Naſen
mit Naſen/ Narren mit Narren/ Spott mit Spott/ Hohn mit Hohn/
Lachen
Gal. 6, 7.
Valer. M.
l. 1. c. 1. p. 28.
Pſal. 18, 16.
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