eine Bad-Stube oder Marckschreyers Stand oder eine Handwercks- Statt/ sondern ein Ort/ da Engel und Ertzengel zusammen kommen/ eine residentz Gottes/ ja der Himmel selbst. Gleich wie nun/ wann der Him- mel in die Enge getrieben würde/ und dahin könte gebracht werden/ ob du schon Vater und Mutter sehest/ für Verwunderung würdestu doch nicht mit ihnen reden: Also soll auch hier nichts dann heilige Sachen gehan- delt werden.
So solts seyn; Aber Ara hara! ihr verunheiliget meinen Tempel und Altar, Jhr habt nicht nur ein Kauff-Hauß/ ein Raub-Hauß/ son-Ioh. 2, 16. dern gar eine Mörder-Grube daraus gemacht/ davon zeuget eure Seelen- mörderische Lehre/ wie Er anderswo erwiesen/ Dann alle die vor mirc. 10, 8. kommen sind/ (non tempore, sed ordine sine me vocante, nicht der Zeit/ sondern dem Stande nach ohne meinen Beruff) sind Diebe und Mörder gewesen; davon zeugen eure Krämerey und Wechsel/ dann es hatten die Priester in den Vorhöfen des Tempels einen öffentlichen Marckt und Wechsel-Banck auffgerichtet/ auff daß da iemand von weit- gelegenen Orten ankommen und opffern wolte/ er die Opffer in praesenti erkauffen können/ und so er irgend ungänge oder ungebige Müntze mitge- bracht/ es außgewächselt/ da schlugen die collybisten ihren Auffwechsel drauff/ die Priester trieben simoni und Fuggerey mit den Bäncken und Stülen/ waren geistliche Holtz-Händler/ schlugen theils auff die Opffer selbst/ theils auff den Platz Profit/ und das thäten sie im Tempel ihren Brüdern/ von denen sie keinen Wucher nehmen solten; So gieng es da- mal her! Jst das nicht Schande? ist das nicht unrecht?
Was Christus dazumal gesagt/ geklagt und gethan/ dasselbe thut Er noch heut zu Tage/ Er sihet umb/ wann Er von seinem hohen HimmelMarc. 11, 11. herab sihet/ nicht nur auff die templaorientalia, auff die herrlichen/ Kunst- und kost-reichen Tempel in Orient/ da vorzeiten Gottes Wort gewohnet/ ietzt aber die Greuel des Alcorans; sondern auch in Occident die vielfäl- tige weiland schöne Bet-Häuser/ wie dieselbe zu einer Mörder-Grube wor- den: sonderlich zu Rom/ wann Ignatius der uralte heilige Märterer die Statt Rom elogisiren und derselben einen Lob-Spruch thun will/ so kan er fast nicht gnug Titul finden/ er nennet Rom ekklesian egiasmenen, pepho- tismenen, aziotheon, prokathemenen tes agapes, patronumon, khrisonumon, pn[fremdsprachliches Material - 1 Zeichen fehlt]- matophoron, eine heilige/ erleuchtete/ Gott-würdige/ liebreiche/ Christliche/ geist- volle Mutter-Kirche; solte er aber gemeldte Römische Kirche anietzo an- schauen/ so würde er warhafftig bekennen müssen/ es sey eine Mörder-
Grube
Sechster Theil. Kk
Predigt.
eine Bad-Stube oder Marckſchreyers Stand oder eine Handwercks- Statt/ ſondern ein Ort/ da Engel und Ertzengel zuſammen kommen/ eine reſidentz Gottes/ ja der Himmel ſelbſt. Gleich wie nun/ wann der Him- mel in die Enge getrieben wuͤrde/ und dahin koͤnte gebracht werden/ ob du ſchon Vater und Mutter ſeheſt/ fuͤr Verwunderung wuͤrdeſtu doch nicht mit ihnen reden: Alſo ſoll auch hier nichts dann heilige Sachen gehan- delt werden.
So ſolts ſeyn; Aber Ara hara! ihr verunheiliget meinen Tempel und Altar, Jhr habt nicht nur ein Kauff-Hauß/ ein Raub-Hauß/ ſon-Ioh. 2, 16. dern gar eine Moͤrder-Grube daraus gemacht/ davon zeuget eure Seelen- moͤrderiſche Lehre/ wie Er anderswo erwieſen/ Dann alle die vor mirc. 10, 8. kommen ſind/ (non tempore, ſed ordine ſine me vocante, nicht der Zeit/ ſondern dem Stande nach ohne meinen Beruff) ſind Diebe und Moͤrder geweſen; davon zeugen eure Kraͤmerey und Wechſel/ dann es hatten die Prieſter in den Vorhoͤfen des Tempels einen oͤffentlichen Marckt und Wechſel-Banck auffgerichtet/ auff daß da iemand von weit- gelegenen Orten ankommen und opffern wolte/ er die Opffer in præſenti erkauffen koͤnnen/ und ſo er irgend ungaͤnge oder ungebige Muͤntze mitge- bracht/ es außgewaͤchſelt/ da ſchlugen die collybiſten ihren Auffwechſel drauff/ die Prieſter trieben ſimoni und Fuggerey mit den Baͤncken und Stuͤlen/ waren geiſtliche Holtz-Haͤndler/ ſchlugen theils auff die Opffer ſelbſt/ theils auff den Platz Profit/ und das thaͤten ſie im Tempel ihren Bruͤdern/ von denen ſie keinen Wucher nehmen ſolten; So gieng es da- mal her! Jſt das nicht Schande? iſt das nicht unrecht?
Was Chriſtus dazumal geſagt/ geklagt und gethan/ daſſelbe thut Er noch heut zu Tage/ Er ſihet umb/ wann Er von ſeinem hohen HimmelMarc. 11, 11. herab ſihet/ nicht nur auff die templaorientalia, auff die herrlichen/ Kunſt- und koſt-reichen Tempel in Orient/ da vorzeiten Gottes Wort gewohnet/ ietzt aber die Greuel des Alcorans; ſondern auch in Occident die vielfaͤl- tige weiland ſchoͤne Bet-Haͤuſer/ wie dieſelbe zu einer Moͤrder-Grube wor- den: ſonderlich zu Rom/ wann Ignatius der uralte heilige Maͤrterer die Statt Rom elogiſiren und derſelben einen Lob-Spruch thun will/ ſo kan er faſt nicht gnug Titul finden/ er neñet Rom ἐκκλησίαν ἡγιασμένην, πεφω- τισμένην, ἀζιόϑεον, προκαθημένην τῆς ἀγάπης, πατρώνυμον, χρίςώνυμον, πν[fremdsprachliches Material – 1 Zeichen fehlt]- ματοφόρον, eine heilige/ erleuchtete/ Gott-wuͤrdige/ liebreiche/ Chriſtliche/ geiſt- volle Mutter-Kirche; ſolte er aber gemeldte Roͤmiſche Kirche anietzo an- ſchauen/ ſo wuͤrde er warhafftig bekennen muͤſſen/ es ſey eine Moͤrder-
Grube
Sechſter Theil. Kk
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0289"n="257"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Predigt.</hi></fw><lb/>
eine Bad-Stube oder Marckſchreyers Stand oder eine Handwercks-<lb/>
Statt/ ſondern ein Ort/ da Engel und Ertzengel zuſammen kommen/ eine<lb/><hirendition="#aq">reſiden</hi>tz Gottes/ ja der Himmel ſelbſt. Gleich wie nun/ wann der Him-<lb/>
mel in die Enge getrieben wuͤrde/ und dahin koͤnte gebracht werden/ ob du<lb/>ſchon Vater und Mutter ſeheſt/ fuͤr Verwunderung wuͤrdeſtu doch nicht<lb/>
mit ihnen reden: Alſo ſoll auch hier nichts dann heilige Sachen gehan-<lb/>
delt werden.</p><lb/><p>So ſolts ſeyn; Aber <hirendition="#aq">Ara hara!</hi> ihr verunheiliget meinen Tempel<lb/>
und Altar, Jhr habt nicht nur ein Kauff-Hauß/ ein Raub-Hauß/ ſon-<noteplace="right"><hirendition="#aq">Ioh.</hi> 2, 16.</note><lb/>
dern gar eine Moͤrder-Grube daraus gemacht/ davon zeuget eure Seelen-<lb/>
moͤrderiſche Lehre/ wie Er anderswo erwieſen/ <hirendition="#fr">Dann alle die vor mir</hi><noteplace="right"><hirendition="#aq">c.</hi> 10, 8.</note><lb/><hirendition="#fr">kommen ſind/</hi> (<hirendition="#aq">non tempore, ſed ordine ſine me vocante,</hi> nicht der<lb/>
Zeit/ ſondern dem Stande nach ohne meinen Beruff) <hirendition="#fr">ſind Diebe und<lb/>
Moͤrder geweſen;</hi> davon zeugen eure Kraͤmerey und Wechſel/ dann<lb/>
es hatten die Prieſter in den Vorhoͤfen des Tempels einen oͤffentlichen<lb/>
Marckt und Wechſel-Banck auffgerichtet/ auff daß da iemand von weit-<lb/>
gelegenen Orten ankommen und opffern wolte/ er die Opffer <hirendition="#aq">in præſenti</hi><lb/>
erkauffen koͤnnen/ und ſo er irgend ungaͤnge oder ungebige Muͤntze mitge-<lb/>
bracht/ es außgewaͤchſelt/ da ſchlugen die <hirendition="#aq">collyb</hi>iſten ihren Auffwechſel<lb/>
drauff/ die Prieſter trieben <hirendition="#aq">ſimoni</hi> und Fuggerey mit den Baͤncken und<lb/>
Stuͤlen/ waren geiſtliche Holtz-Haͤndler/ ſchlugen theils auff die Opffer<lb/>ſelbſt/ theils auff den Platz Profit/ und das thaͤten ſie im Tempel ihren<lb/>
Bruͤdern/ von denen ſie keinen Wucher nehmen ſolten; So gieng es da-<lb/>
mal her! Jſt das nicht Schande? iſt das nicht unrecht?</p><lb/><p>Was Chriſtus dazumal geſagt/ geklagt und gethan/ daſſelbe thut Er<lb/>
noch heut zu Tage/ Er ſihet umb/ wann Er von ſeinem hohen Himmel<noteplace="right"><hirendition="#aq">Marc.</hi> 11, 11.</note><lb/>
herab ſihet/ nicht nur auff die <hirendition="#aq">templaorientalia,</hi> auff die herrlichen/ Kunſt-<lb/>
und koſt-reichen Tempel in Orient/ da vorzeiten Gottes Wort gewohnet/<lb/>
ietzt aber die Greuel des Alcorans; ſondern auch in Occident die vielfaͤl-<lb/>
tige weiland ſchoͤne Bet-Haͤuſer/ wie dieſelbe zu einer Moͤrder-Grube wor-<lb/>
den: ſonderlich zu Rom/ wann <hirendition="#aq">Ignatius</hi> der uralte heilige Maͤrterer die<lb/>
Statt Rom <hirendition="#aq">elogiſi</hi>ren und derſelben einen Lob-Spruch thun will/ ſo kan<lb/>
er faſt nicht gnug Titul finden/ er neñet Rom ἐκκλησίανἡγιασμένην, πεφω-<lb/>τισμένην, ἀζιόϑεον, προκαθημένηντῆςἀγάπης, πατρώνυμον, χρίςώνυμον, πν<foreignxml:lang="ell"><gapreason="fm"unit="chars"quantity="1"/></foreign>-<lb/>ματοφόρον, eine heilige/ erleuchtete/ Gott-wuͤrdige/ liebreiche/ Chriſtliche/ geiſt-<lb/>
volle Mutter-Kirche; ſolte er aber gemeldte Roͤmiſche Kirche anietzo an-<lb/>ſchauen/ ſo wuͤrde er warhafftig bekennen muͤſſen/ es ſey eine Moͤrder-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Sechſter Theil. Kk</fw><fwplace="bottom"type="catch">Grube</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[257/0289]
Predigt.
eine Bad-Stube oder Marckſchreyers Stand oder eine Handwercks-
Statt/ ſondern ein Ort/ da Engel und Ertzengel zuſammen kommen/ eine
reſidentz Gottes/ ja der Himmel ſelbſt. Gleich wie nun/ wann der Him-
mel in die Enge getrieben wuͤrde/ und dahin koͤnte gebracht werden/ ob du
ſchon Vater und Mutter ſeheſt/ fuͤr Verwunderung wuͤrdeſtu doch nicht
mit ihnen reden: Alſo ſoll auch hier nichts dann heilige Sachen gehan-
delt werden.
So ſolts ſeyn; Aber Ara hara! ihr verunheiliget meinen Tempel
und Altar, Jhr habt nicht nur ein Kauff-Hauß/ ein Raub-Hauß/ ſon-
dern gar eine Moͤrder-Grube daraus gemacht/ davon zeuget eure Seelen-
moͤrderiſche Lehre/ wie Er anderswo erwieſen/ Dann alle die vor mir
kommen ſind/ (non tempore, ſed ordine ſine me vocante, nicht der
Zeit/ ſondern dem Stande nach ohne meinen Beruff) ſind Diebe und
Moͤrder geweſen; davon zeugen eure Kraͤmerey und Wechſel/ dann
es hatten die Prieſter in den Vorhoͤfen des Tempels einen oͤffentlichen
Marckt und Wechſel-Banck auffgerichtet/ auff daß da iemand von weit-
gelegenen Orten ankommen und opffern wolte/ er die Opffer in præſenti
erkauffen koͤnnen/ und ſo er irgend ungaͤnge oder ungebige Muͤntze mitge-
bracht/ es außgewaͤchſelt/ da ſchlugen die collybiſten ihren Auffwechſel
drauff/ die Prieſter trieben ſimoni und Fuggerey mit den Baͤncken und
Stuͤlen/ waren geiſtliche Holtz-Haͤndler/ ſchlugen theils auff die Opffer
ſelbſt/ theils auff den Platz Profit/ und das thaͤten ſie im Tempel ihren
Bruͤdern/ von denen ſie keinen Wucher nehmen ſolten; So gieng es da-
mal her! Jſt das nicht Schande? iſt das nicht unrecht?
Ioh. 2, 16.
c. 10, 8.
Was Chriſtus dazumal geſagt/ geklagt und gethan/ daſſelbe thut Er
noch heut zu Tage/ Er ſihet umb/ wann Er von ſeinem hohen Himmel
herab ſihet/ nicht nur auff die templaorientalia, auff die herrlichen/ Kunſt-
und koſt-reichen Tempel in Orient/ da vorzeiten Gottes Wort gewohnet/
ietzt aber die Greuel des Alcorans; ſondern auch in Occident die vielfaͤl-
tige weiland ſchoͤne Bet-Haͤuſer/ wie dieſelbe zu einer Moͤrder-Grube wor-
den: ſonderlich zu Rom/ wann Ignatius der uralte heilige Maͤrterer die
Statt Rom elogiſiren und derſelben einen Lob-Spruch thun will/ ſo kan
er faſt nicht gnug Titul finden/ er neñet Rom ἐκκλησίαν ἡγιασμένην, πεφω-
τισμένην, ἀζιόϑεον, προκαθημένην τῆς ἀγάπης, πατρώνυμον, χρίςώνυμον, πν_-
ματοφόρον, eine heilige/ erleuchtete/ Gott-wuͤrdige/ liebreiche/ Chriſtliche/ geiſt-
volle Mutter-Kirche; ſolte er aber gemeldte Roͤmiſche Kirche anietzo an-
ſchauen/ ſo wuͤrde er warhafftig bekennen muͤſſen/ es ſey eine Moͤrder-
Grube
Marc. 11, 11.
Sechſter Theil. Kk
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/289>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.