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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Predigt.
Ehret Gott und fürchtet sein Gerichte: Nimm an/ entweder anathema
oder anathema, Schmuck oder Fluch/ aut ara aut hara! Gottes Hauß oder
des Schwein-Stall.

Ach Gott/ möcht iemand sagen: ein solch streng heiliges Leben
und so gethaue Erneuerung nach der Schnur des Göttlichen Worts ge-
messen/ so dem Ebenbilde Gottes in Christo Jesu Spiegel-klar und pur
ähnlich/ ist mir armen Menschen zu leisten unmöglich/ meine Werck sind
unvollkommen/ die Sünde wohnet in mir/ das Fleisch widerstrebet
dem Geist; Ach daß ich mit allem Ernst Gottes Rechte halten könte/ daß
es in meinem Vermögen were! kaum erwehr ich mich einer Sünde/ bald
kommt die ander/ der Fuß ist mir bald unterschlagen/ Antwort: GottLuth. tom.
8. Witteb.
ad Oseam
p. 336. & in
Prophet.
Michae.
p.
467.

weiß wol/ daß du nicht zur Vollkommenheit in dieser Welt kanst gelangen/
biß auffs lotzte consummatum est; da gehet die Vollkommenheit erst an/
Da wird ihm Christus selbst darstellen eine Gemeine/ die nicht
habe einen Flecken/ oder Runtzel/ oder des etwas/ die da gantz
heilig sey und unsträfflich.
Können wir den Zehenden nicht brin-
gen von unsern Früchten/ der Herr läst sich auch contentiren mit den
Erstlingen/ die sind als die Zartesten auch die Liebsten/ ob gleich die gantze
Ernd noch nicht eingesamlet worden; gleichwol aber so gefället ihm
der
conat, die Befleissigung eines guten Gewissens/ der Eifer/Act. 24, 16.
Tit. 2, 7.
Phil.
3, 13.

die Angelegenheit. Ein Herr der kein Tyrann ist/ nimmt vorlieb mit
seinem Knechte/ wann er erst neulich von einer Kranckheit auffgestanden/
mit dem conat und Vnterstand seine Pflicht und Dienste zu leisten/ ob ers
gleich noch nicht vollbringen kan. Gradus perfectionis, die Staffel
der Vollkommenheit gefällt Gott wol/
ob man wol die perfection und
Vollkommenheit des gradus nicht ersteigen oder erreichen kan/ akron labe kai
meson exeis! strebe nach dem höchsten/ so wirstu doch noch in der mitten
bleiben. Die sincerität/ die Auffrichtigkeit/ wie sie in Job ge-1. Tim. 1, 5.
Iob. 31, 1.
seqq.
v. Luth. ad
Genes. 20.
p.
146.

wesen/ als solches bezeuget sein Tugend-Spiegel/ Job. 31. Die simpli-
cit
ät/ Hirten-Einfalt/ Abrahamische Enfalt/ Moses Einfalt.
Jn der legend des allerheiligsten Patriarchen/ im Leben Abrahams wird
keines selbst erwehlten Mönchen- und Nonnen-Werck/ Kloster-Gelübd/
und strengen Ordens-Leben gedacht: sondern sie wurden gelobt von ein-
fältiger Gottesfurcht/ Tugend-Fleiß/ Zucht-Liebe/ nach der regul des Gött-
lichen geoffenbarten Willens/ uns zur Nachfolge.

Es wird so gethaner guten Werck der reicheAct. 10, 4.
Vergelter alles guten gedencken/ da im Gegen-Theil der

Gottlo-
Hh 2

Predigt.
Ehret Gott und fuͤrchtet ſein Gerichte: Nimm an/ entweder ἀνάϑημα
oder ἀνάϑεμα, Schmuck oder Fluch/ aut ara aut hara! Gottes Hauß oder
des Schwein-Stall.

Ach Gott/ moͤcht iemand ſagen: ein ſolch ſtreng heiliges Leben
und ſo gethaue Erneuerung nach der Schnur des Goͤttlichen Worts ge-
meſſen/ ſo dem Ebenbilde Gottes in Chriſto Jeſu Spiegel-klar und pur
aͤhnlich/ iſt mir armen Menſchen zu leiſten unmoͤglich/ meine Werck ſind
unvollkommen/ die Suͤnde wohnet in mir/ das Fleiſch widerſtrebet
dem Geiſt; Ach daß ich mit allem Ernſt Gottes Rechte halten koͤnte/ daß
es in meinem Vermoͤgen were! kaum erwehr ich mich einer Suͤnde/ bald
kommt die ander/ der Fuß iſt mir bald unterſchlagen/ Antwort: GottLuth. tom.
8. Witteb.
ad Oſeam
p. 336. & in
Prophet.
Michæ.
p.
467.

weiß wol/ daß du nicht zur Vollkommenheit in dieſer Welt kanſt gelangen/
biß auffs lotzte conſummatum eſt; da gehet die Vollkommenheit erſt an/
Da wird ihm Chriſtus ſelbſt darſtellen eine Gemeine/ die nicht
habe einen Flecken/ oder Runtzel/ oder des etwas/ die da gantz
heilig ſey und unſträfflich.
Koͤnnen wir den Zehenden nicht brin-
gen von unſern Fruͤchten/ der Herr laͤſt ſich auch contentiren mit den
Erſtlingen/ die ſind als die Zarteſten auch die Liebſten/ ob gleich die gantze
Ernd noch nicht eingeſamlet worden; gleichwol aber ſo gefaͤllet ihm
der
conat, die Befleiſſigung eines guten Gewiſſens/ der Eifer/Act. 24, 16.
Tit. 2, 7.
Phil.
3, 13.

die Angelegenheit. Ein Herr der kein Tyrann iſt/ nimmt vorlieb mit
ſeinem Knechte/ wann er erſt neulich von einer Kranckheit auffgeſtanden/
mit dem conat und Vnterſtand ſeine Pflicht und Dienſte zu leiſten/ ob ers
gleich noch nicht vollbringen kan. Gradus perfectionis, die Staffel
der Vollkom̃enheit gefaͤllt Gott wol/
ob man wol die perfection und
Vollkom̃enheit des gradus nicht erſteigen oder erreichen kan/ ἀκρὸν λάβε καὶ
μέσον ἕξεις! ſtrebe nach dem hoͤchſten/ ſo wirſtu doch noch in der mitten
bleiben. Die ſincerität/ die Auffrichtigkeit/ wie ſie in Job ge-1. Tim. 1, 5.
Iob. 31, 1.
ſeqq.
v. Luth. ad
Geneſ. 20.
p.
146.

weſen/ als ſolches bezeuget ſein Tugend-Spiegel/ Job. 31. Die ſimpli-
cit
aͤt/ Hirten-Einfalt/ Abrahamiſche Enfalt/ Moſes Einfalt.
Jn der legend des allerheiligſten Patriarchen/ im Leben Abrahams wird
keines ſelbſt erwehlten Moͤnchen- und Nonnen-Werck/ Kloſter-Geluͤbd/
und ſtrengen Ordens-Leben gedacht: ſondern ſie wurden gelobt von ein-
faͤltiger Gottesfurcht/ Tugend-Fleiß/ Zucht-Liebe/ nach der regul des Goͤtt-
lichen geoffenbarten Willens/ uns zur Nachfolge.

Es wird ſo gethaner guten Werck der reicheAct. 10, 4.
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Hh 2
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[243/0275] Predigt. Ehret Gott und fuͤrchtet ſein Gerichte: Nimm an/ entweder ἀνάϑημα oder ἀνάϑεμα, Schmuck oder Fluch/ aut ara aut hara! Gottes Hauß oder des Schwein-Stall. Ach Gott/ moͤcht iemand ſagen: ein ſolch ſtreng heiliges Leben und ſo gethaue Erneuerung nach der Schnur des Goͤttlichen Worts ge- meſſen/ ſo dem Ebenbilde Gottes in Chriſto Jeſu Spiegel-klar und pur aͤhnlich/ iſt mir armen Menſchen zu leiſten unmoͤglich/ meine Werck ſind unvollkommen/ die Suͤnde wohnet in mir/ das Fleiſch widerſtrebet dem Geiſt; Ach daß ich mit allem Ernſt Gottes Rechte halten koͤnte/ daß es in meinem Vermoͤgen were! kaum erwehr ich mich einer Suͤnde/ bald kommt die ander/ der Fuß iſt mir bald unterſchlagen/ Antwort: Gott weiß wol/ daß du nicht zur Vollkommenheit in dieſer Welt kanſt gelangen/ biß auffs lotzte conſummatum eſt; da gehet die Vollkommenheit erſt an/ Da wird ihm Chriſtus ſelbſt darſtellen eine Gemeine/ die nicht habe einen Flecken/ oder Runtzel/ oder des etwas/ die da gantz heilig ſey und unſträfflich. Koͤnnen wir den Zehenden nicht brin- gen von unſern Fruͤchten/ der Herr laͤſt ſich auch contentiren mit den Erſtlingen/ die ſind als die Zarteſten auch die Liebſten/ ob gleich die gantze Ernd noch nicht eingeſamlet worden; gleichwol aber ſo gefaͤllet ihm der conat, die Befleiſſigung eines guten Gewiſſens/ der Eifer/ die Angelegenheit. Ein Herr der kein Tyrann iſt/ nimmt vorlieb mit ſeinem Knechte/ wann er erſt neulich von einer Kranckheit auffgeſtanden/ mit dem conat und Vnterſtand ſeine Pflicht und Dienſte zu leiſten/ ob ers gleich noch nicht vollbringen kan. Gradus perfectionis, die Staffel der Vollkom̃enheit gefaͤllt Gott wol/ ob man wol die perfection und Vollkom̃enheit des gradus nicht erſteigen oder erreichen kan/ ἀκρὸν λάβε καὶ μέσον ἕξεις! ſtrebe nach dem hoͤchſten/ ſo wirſtu doch noch in der mitten bleiben. Die ſincerität/ die Auffrichtigkeit/ wie ſie in Job ge- weſen/ als ſolches bezeuget ſein Tugend-Spiegel/ Job. 31. Die ſimpli- citaͤt/ Hirten-Einfalt/ Abrahamiſche Enfalt/ Moſes Einfalt. Jn der legend des allerheiligſten Patriarchen/ im Leben Abrahams wird keines ſelbſt erwehlten Moͤnchen- und Nonnen-Werck/ Kloſter-Geluͤbd/ und ſtrengen Ordens-Leben gedacht: ſondern ſie wurden gelobt von ein- faͤltiger Gottesfurcht/ Tugend-Fleiß/ Zucht-Liebe/ nach der regul des Goͤtt- lichen geoffenbarten Willens/ uns zur Nachfolge. Luth. tom. 8. Witteb. ad Oſeam p. 336. & in Prophet. Michæ. p. 467. Act. 24, 16. Tit. 2, 7. Phil. 3, 13. 1. Tim. 1, 5. Iob. 31, 1. ſeqq. v. Luth. ad Geneſ. 20. p. 146. Es wird ſo gethaner guten Werck der reiche Vergelter alles guten gedencken/ da im Gegen-Theil der Gottlo- Act. 10, 4. Hh 2

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/275>, abgerufen am 23.11.2024.