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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Die Neunzehende (Fünffte)
aus mir hab; dieweil du mirs gegeben hast/ nicht weil ichs verdienet hab:
Dieses ist keine Hoffart eines Stoltzen/ sondern eine offentliche Bekäntnüß
eines danckbaren Hertzen. Es machet den Menschen amabilem Deo,
lieb und angenehm nicht nur bey GOTT/ sondern befördert ihn
zur Gesellschafft der heiligen Engel/ machet ihn wolgefällig bey den Men-
fchen: gleich wie im Gegentheil ein unehlich Kind/ von einer ehebreche-
rischen Mutter geboren/ einem Ehemann ein Greuel ist; also auch ein
Mensch/ wann er mit des Teufels Larv noch vermummet für Gott.

Wo finden wir abermal solche Schönheit/ solchen Schmuck? Sie ist
ein seltzam Wildpret! Wie gar will doch niemand sich erneuern/ den alten
Menschen außziehen? wie tieff ist doch der alte genius, die ratio status und
der alte Sauerteig/ die alte böse Gewohnheit eingewurtzelt in Lehr und Le-
ben? welches Hercules Arbeit hat der selige Lutherus außschöpffen müs-
sen/ da er den alten Päpstischen Sauerteig außzufegen sich bemühet? wie
hat man ihn deßwegen außholhippet/ für ein Neuling gescholten/ da er doch
nichts neues auff die Bahn gebracht/ sondern allein das alte erneuert/
keine neue Lehr formirt/ sondern die alte reformirt/ kein neues Liecht auff-
gestellt/ sondern das alte gebutzet/ und von dessen Vnrath und Vnflath
() vid. Ber-
negg. qq.
ad Tacit.
q.
107.
gereiniget. Jm Leben bleibts beym alten Trab/ () Sic seculum est, pflegt
man zu sagen/ es ist ietzt so der Gebrauch und die Manier. Inter causas
malorum nostrorum est, quod vivimus ad exempla!
Das ist alles Jam-
mers eine Vrsach/ daß wir nur auff anderer Leute Exempel sehen: Man-
cher meynet/ alleman Schuhe müssen nach seinen Leisten gemacht werden.
Wo bleibt aber das einige rechte vor Gott dem Herren selbst-gewei-
hete Exempel aller Tugend/ das Ebenbild Gottes/ so in Christo unserm
Heiland geleuchtet? wem beliebt dieser Spiegel? wem die conformation
und Bildung nach demselben? Nun es muß seyn: Wer Gottes Bild
in seinem Hertzen nicht wissen oder leiden will/ der muß des Sathans
scheutzliche Sünden-Larv beherbergen. Wir sind zu guten Wercken er-
Eph. 2, 10.schaffen/ erlöset und geheiliget; Wisset ihr nicht/ daß ihr Gottes
Tempel seyt/ der ihn heiliget?
Wir müssen uns täglich erneuern/
Christus will neue Leute haben in seinem Reich/ Ohne solche Heili-
Hebr. 12,
14.
Luc.
19, 24.
gung wird GOTT niemand sehen. Hier stehen die Göttlichen
Gebott/ Verheissungen/ Dräuungen und Exempel; Der reiche Schläm-
mer schreyet aus der Höllen Schlund heraus: Jch leide grosse Qual
umb guter Werck Vnterlassung willen. Eins unter diesen zweyen hastu
Luc. 16, 24.O Mensch zu erwehlen/ discite justitiam moniti, nec temnite Jovam,

Ehret

Die Neunzehende (Fuͤnffte)
aus mir hab; dieweil du mirs gegeben haſt/ nicht weil ichs verdienet hab:
Dieſes iſt keine Hoffart eines Stoltzen/ ſondern eine offentliche Bekaͤntnuͤß
eines danckbaren Hertzen. Es machet den Menſchen amabilem Deo,
lieb und angenehm nicht nur bey GOTT/ ſondern befoͤrdert ihn
zur Geſellſchafft der heiligen Engel/ machet ihn wolgefaͤllig bey den Men-
fchen: gleich wie im Gegentheil ein unehlich Kind/ von einer ehebreche-
riſchen Mutter geboren/ einem Ehemann ein Greuel iſt; alſo auch ein
Menſch/ wann er mit des Teufels Larv noch vermummet fuͤr Gott.

Wo finden wir abermal ſolche Schoͤnheit/ ſolchen Schmuck? Sie iſt
ein ſeltzam Wildpret! Wie gar will doch niemand ſich erneuern/ den alten
Menſchen außziehen? wie tieff iſt doch der alte genius, die ratio ſtatus und
der alte Sauerteig/ die alte boͤſe Gewohnheit eingewurtzelt in Lehr und Le-
ben? welches Hercules Arbeit hat der ſelige Lutherus außſchoͤpffen muͤſ-
ſen/ da er den alten Paͤpſtiſchen Sauerteig außzufegen ſich bemuͤhet? wie
hat man ihn deßwegen außholhippet/ fuͤr ein Neuling geſcholten/ da er doch
nichts neues auff die Bahn gebracht/ ſondern allein das alte erneuert/
keine neue Lehr formirt/ ſondern die alte reformirt/ kein neues Liecht auff-
geſtellt/ ſondern das alte gebutzet/ und von deſſen Vnrath und Vnflath
() vid. Ber-
negg. qq.
ad Tacit.
q.
107.
gereiniget. Jm Leben bleibts beym alten Trab/ () Sic ſeculum eſt, pflegt
man zu ſagen/ es iſt ietzt ſo der Gebrauch und die Manier. Inter cauſas
malorum noſtrorum eſt, quod vivimus ad exempla!
Das iſt alles Jam-
mers eine Vrſach/ daß wir nur auff anderer Leute Exempel ſehen: Man-
cher meynet/ alleman Schuhe muͤſſen nach ſeinen Leiſten gemacht werden.
Wo bleibt aber das einige rechte vor Gott dem Herren ſelbſt-gewei-
hete Exempel aller Tugend/ das Ebenbild Gottes/ ſo in Chriſto unſerm
Heiland geleuchtet? wem beliebt dieſer Spiegel? wem die conformation
und Bildung nach demſelben? Nun es muß ſeyn: Wer Gottes Bild
in ſeinem Hertzen nicht wiſſen oder leiden will/ der muß des Sathans
ſcheutzliche Suͤnden-Larv beherbergen. Wir ſind zu guten Wercken er-
Eph. 2, 10.ſchaffen/ erloͤſet und geheiliget; Wiſſet ihr nicht/ daß ihr Gottes
Tempel ſeyt/ der ihn heiliget?
Wir muͤſſen uns taͤglich erneuern/
Chriſtus will neue Leute haben in ſeinem Reich/ Ohne ſolche Heili-
Hebr. 12,
14.
Luc.
19, 24.
gung wird GOTT niemand ſehen. Hier ſtehen die Goͤttlichen
Gebott/ Verheiſſungen/ Draͤuungen und Exempel; Der reiche Schlaͤm-
mer ſchreyet aus der Hoͤllen Schlund heraus: Jch leide groſſe Qual
umb guter Werck Vnterlaſſung willen. Eins unter dieſen zweyen haſtu
Luc. 16, 24.O Menſch zu erwehlen/ diſcite juſtitiam moniti, nec temnite Jovam,

Ehret
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[242/0274] Die Neunzehende (Fuͤnffte) aus mir hab; dieweil du mirs gegeben haſt/ nicht weil ichs verdienet hab: Dieſes iſt keine Hoffart eines Stoltzen/ ſondern eine offentliche Bekaͤntnuͤß eines danckbaren Hertzen. Es machet den Menſchen amabilem Deo, lieb und angenehm nicht nur bey GOTT/ ſondern befoͤrdert ihn zur Geſellſchafft der heiligen Engel/ machet ihn wolgefaͤllig bey den Men- fchen: gleich wie im Gegentheil ein unehlich Kind/ von einer ehebreche- riſchen Mutter geboren/ einem Ehemann ein Greuel iſt; alſo auch ein Menſch/ wann er mit des Teufels Larv noch vermummet fuͤr Gott. Wo finden wir abermal ſolche Schoͤnheit/ ſolchen Schmuck? Sie iſt ein ſeltzam Wildpret! Wie gar will doch niemand ſich erneuern/ den alten Menſchen außziehen? wie tieff iſt doch der alte genius, die ratio ſtatus und der alte Sauerteig/ die alte boͤſe Gewohnheit eingewurtzelt in Lehr und Le- ben? welches Hercules Arbeit hat der ſelige Lutherus außſchoͤpffen muͤſ- ſen/ da er den alten Paͤpſtiſchen Sauerteig außzufegen ſich bemuͤhet? wie hat man ihn deßwegen außholhippet/ fuͤr ein Neuling geſcholten/ da er doch nichts neues auff die Bahn gebracht/ ſondern allein das alte erneuert/ keine neue Lehr formirt/ ſondern die alte reformirt/ kein neues Liecht auff- geſtellt/ ſondern das alte gebutzet/ und von deſſen Vnrath und Vnflath gereiniget. Jm Leben bleibts beym alten Trab/ () Sic ſeculum eſt, pflegt man zu ſagen/ es iſt ietzt ſo der Gebrauch und die Manier. Inter cauſas malorum noſtrorum eſt, quod vivimus ad exempla! Das iſt alles Jam- mers eine Vrſach/ daß wir nur auff anderer Leute Exempel ſehen: Man- cher meynet/ alleman Schuhe muͤſſen nach ſeinen Leiſten gemacht werden. Wo bleibt aber das einige rechte vor Gott dem Herren ſelbſt-gewei- hete Exempel aller Tugend/ das Ebenbild Gottes/ ſo in Chriſto unſerm Heiland geleuchtet? wem beliebt dieſer Spiegel? wem die conformation und Bildung nach demſelben? Nun es muß ſeyn: Wer Gottes Bild in ſeinem Hertzen nicht wiſſen oder leiden will/ der muß des Sathans ſcheutzliche Suͤnden-Larv beherbergen. Wir ſind zu guten Wercken er- ſchaffen/ erloͤſet und geheiliget; Wiſſet ihr nicht/ daß ihr Gottes Tempel ſeyt/ der ihn heiliget? Wir muͤſſen uns taͤglich erneuern/ Chriſtus will neue Leute haben in ſeinem Reich/ Ohne ſolche Heili- gung wird GOTT niemand ſehen. Hier ſtehen die Goͤttlichen Gebott/ Verheiſſungen/ Draͤuungen und Exempel; Der reiche Schlaͤm- mer ſchreyet aus der Hoͤllen Schlund heraus: Jch leide groſſe Qual umb guter Werck Vnterlaſſung willen. Eins unter dieſen zweyen haſtu O Menſch zu erwehlen/ diſcite juſtitiam moniti, nec temnite Jovam, Ehret () vid. Ber- negg. qq. ad Tacit. q. 107. Eph. 2, 10. Hebr. 12, 14. Luc. 19, 24. Luc. 16, 24.

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/274>, abgerufen am 23.11.2024.