Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Achte
und der Seligkeit/ auch nach diesem Leben/ dieweil sie wissen/ daß die Seel
Matth. 19,
16.
unsterblich ist: Nach demselben sehnet sich nicht nur jener Jüdische Jüng-
Act. 16, 30.ling/ sondern auch der Heydnische Kerckermeister. Aber Blindheit stehet
Act. 13, 11.im Wege/ welche die Heyden selbst erkennet; darumb ruffet der Mensch
Act. 17, 27.billich nach Hand-Leitern/ daß er Gott suche und finde; Hand-Leitern
aber so da führen nicht zwar ohnmittelbar zur Seligkeit/ sondern zum
Liecht des Göttlichen Worts/ deroselben sind nun sehr viel.

Jn uns seynd es die sacra lipsana paradisiaca, das Para-
diß-Heiligthumb/
so wir noch nach dem traurigen Adams-Fall übrig
behalten/ das heisset mit zweyen Worten semen boni & lumen veri,
der Samen des guten und das Liecht der Warheit/ das man
Rom. 1, 19.
20. c.
2, 14.
weiß/ daß ein Gott sey/ dann Gott hat es uns in uns ge-
offenbaret/ damit/ daß Gottes unsichtbares Wesen/ das ist/
seine ewige Krafft und Gottheit wird ersehen/ so man das war-
nimmt an den Wercken/ nemlich an der Schöpffung der Welt;
sintemal auch die Heyden/ die das Gesetz nicht haben/ und
doch von Natur thun des Gesetzes Werck/ dieselbigen/ dieweil
sie das Gesetz nicht haben/ sind sie ihnen selbst ein Gesetz/ da-
mit daß sie beweisen/ das Gesetz sey beschrieben in ihrem Her-
tzen/
welches Heiligthumb also geartet/ daß es im Hertzen und Gewissen
den Menschen reitzet und treibet zu forschen und zu ehren den wiewol noch
zur Zeit unbekanten/ doch aus dem geoffenbarten Worte kantbaren Gott.
Act. 14, 17.Ausser uns bezeugets das unsichtbare Wesen eines solchen Got-
tes/ der sich uns sichtbar gemacht/ wann er viel gutes thut ohn
unterlaß/ und vom Himmel Regen und fruchtbare Zeitung gi-
bet/ unsere Hertzen erfullet mit Speise und Freuden.
Diese
Gutthaten ruffen alle: Quaere Deum, Suche und frage nach diesem Gott/
der solches schaffet/ lerne ihn erkennen/ daß du ihm danckbar seyest/ und
gebührlich ehrest/ nicht nach deinem Sinn/ Wahn und Gutdüncken/ son-
dern nach der Regul des geoffenbarten Willen Gottes/ auff daß du dersel-
ben Regul nach fragest/ wo sie in der Welt anzutreffen/ und ist dieselbe
nichts anders/ als das geoffenbarte Wort Gottes.

2. Mit der Lock-Pfeiffe der Vorsehung/ Erhaltung
und Regierung der Creaturen/ durch Zeichen und Wunder/

wie durch dergleichen Pfeiff gelocket wurden die Babylonische Bottschaff-

ten/

Die Achte
und der Seligkeit/ auch nach dieſem Leben/ dieweil ſie wiſſen/ daß die Seel
Matth. 19,
16.
unſterblich iſt: Nach demſelben ſehnet ſich nicht nur jener Juͤdiſche Juͤng-
Act. 16, 30.ling/ ſondern auch der Heydniſche Kerckermeiſter. Aber Blindheit ſtehet
Act. 13, 11.im Wege/ welche die Heyden ſelbſt erkennet; darumb ruffet der Menſch
Act. 17, 27.billich nach Hand-Leitern/ daß er Gott ſuche und finde; Hand-Leitern
aber ſo da fuͤhren nicht zwar ohnmittelbar zur Seligkeit/ ſondern zum
Liecht des Goͤttlichen Worts/ deroſelben ſind nun ſehr viel.

Jn uns ſeynd es die ſacra lipſana paradiſiaca, das Para-
diß-Heiligthumb/
ſo wir noch nach dem traurigen Adams-Fall uͤbrig
behalten/ das heiſſet mit zweyen Worten ſemen boni & lumen veri,
der Samen des guten und das Liecht der Warheit/ das man
Rom. 1, 19.
20. c.
2, 14.
weiß/ daß ein Gott ſey/ dann Gott hat es uns in uns ge-
offenbaret/ damit/ daß Gottes unſichtbares Weſen/ das iſt/
ſeine ewige Krafft und Gottheit wird erſehen/ ſo man das war-
nim̃t an den Wercken/ nemlich an der Schoͤpffung der Welt;
ſintemal auch die Heyden/ die das Geſetz nicht haben/ und
doch von Natur thun des Geſetzes Werck/ dieſelbigen/ dieweil
ſie das Geſetz nicht haben/ ſind ſie ihnen ſelbſt ein Geſetz/ da-
mit daß ſie beweiſen/ das Geſetz ſey beſchrieben in ihrem Her-
tzen/
welches Heiligthumb alſo geartet/ daß es im Hertzen und Gewiſſen
den Menſchen reitzet und treibet zu forſchen und zu ehren den wiewol noch
zur Zeit unbekanten/ doch aus dem geoffenbarten Worte kantbaren Gott.
Act. 14, 17.Auſſer uns bezeugets das unſichtbare Weſen eines ſolchen Got-
tes/ der ſich uns ſichtbar gemacht/ wann er viel gutes thut ohn
unterlaß/ und vom Himmel Regen und fruchtbare Zeitung gi-
bet/ unſere Hertzen erfůllet mit Speiſe und Freuden.
Dieſe
Gutthaten ruffen alle: Quære Deum, Suche und frage nach dieſem Gott/
der ſolches ſchaffet/ lerne ihn erkennen/ daß du ihm danckbar ſeyeſt/ und
gebuͤhrlich ehreſt/ nicht nach deinem Sinn/ Wahn und Gutduͤncken/ ſon-
dern nach der Regul des geoffenbarten Willen Gottes/ auff daß du derſel-
ben Regul nach frageſt/ wo ſie in der Welt anzutreffen/ und iſt dieſelbe
nichts anders/ als das geoffenbarte Wort Gottes.

2. Mit der Lock-Pfeiffe der Vorſehung/ Erhaltung
und Regierung der Creaturen/ durch Zeichen und Wunder/

wie durch dergleichen Pfeiff gelocket wurden die Babyloniſche Bottſchaff-

ten/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0132" n="100"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die Achte</hi></fw><lb/>
und der Seligkeit/ auch nach die&#x017F;em Leben/ dieweil &#x017F;ie wi&#x017F;&#x017F;en/ daß die Seel<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Matth.</hi> 19,<lb/>
16.</note>un&#x017F;terblich i&#x017F;t: Nach dem&#x017F;elben &#x017F;ehnet &#x017F;ich nicht nur jener Ju&#x0364;di&#x017F;che Ju&#x0364;ng-<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Act.</hi> 16, 30.</note>ling/ &#x017F;ondern auch der Heydni&#x017F;che Kerckermei&#x017F;ter. Aber Blindheit &#x017F;tehet<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Act.</hi> 13, 11.</note>im Wege/ welche die Heyden &#x017F;elb&#x017F;t erkennet; darumb ruffet der Men&#x017F;ch<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Act.</hi> 17, 27.</note>billich nach Hand-Leitern/ daß er <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Gott</hi></hi> &#x017F;uche und finde; Hand-Leitern<lb/>
aber &#x017F;o da fu&#x0364;hren nicht zwar ohnmittelbar zur Seligkeit/ &#x017F;ondern zum<lb/>
Liecht des Go&#x0364;ttlichen Worts/ dero&#x017F;elben &#x017F;ind nun &#x017F;ehr viel.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Jn uns</hi> &#x017F;eynd es <hi rendition="#fr">die</hi> <hi rendition="#aq">&#x017F;acra lip&#x017F;ana paradi&#x017F;iaca,</hi> <hi rendition="#fr">das Para-<lb/>
diß-Heiligthumb/</hi> &#x017F;o wir noch nach dem traurigen Adams-Fall u&#x0364;brig<lb/>
behalten/ das hei&#x017F;&#x017F;et mit zweyen Worten <hi rendition="#aq">&#x017F;emen boni &amp; lumen veri,</hi><lb/><hi rendition="#fr">der Samen des guten und das Liecht der Warheit/ das man</hi><lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Rom. 1, 19.<lb/>
20. c.</hi> 2, 14.</note><hi rendition="#fr">weiß/ daß ein Gott &#x017F;ey/ dann Gott hat es uns in uns ge-<lb/>
offenbaret/ damit/ daß Gottes un&#x017F;ichtbares We&#x017F;en/ das i&#x017F;t/<lb/>
&#x017F;eine ewige Krafft und Gottheit wird er&#x017F;ehen/ &#x017F;o man das war-<lb/>
nim&#x0303;t an den Wercken/ nemlich an der Scho&#x0364;pffung der Welt;<lb/>
&#x017F;intemal auch die Heyden/ die das Ge&#x017F;etz nicht haben/ und<lb/>
doch von Natur thun des Ge&#x017F;etzes Werck/ die&#x017F;elbigen/ dieweil<lb/>
&#x017F;ie das Ge&#x017F;etz nicht haben/ &#x017F;ind &#x017F;ie ihnen &#x017F;elb&#x017F;t ein Ge&#x017F;etz/ da-<lb/>
mit daß &#x017F;ie bewei&#x017F;en/ das Ge&#x017F;etz &#x017F;ey be&#x017F;chrieben in ihrem Her-<lb/>
tzen/</hi> welches Heiligthumb al&#x017F;o geartet/ daß es im Hertzen und Gewi&#x017F;&#x017F;en<lb/>
den Men&#x017F;chen reitzet und treibet zu for&#x017F;chen und zu ehren den wiewol noch<lb/>
zur Zeit unbekanten/ doch aus dem geoffenbarten Worte kantbaren Gott.<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Act.</hi> 14, 17.</note><hi rendition="#fr">Au&#x017F;&#x017F;er uns</hi> bezeugets <hi rendition="#fr">das un&#x017F;ichtbare We&#x017F;en eines &#x017F;olchen Got-<lb/>
tes/ der &#x017F;ich uns &#x017F;ichtbar gemacht/ wann er viel gutes thut ohn<lb/>
unterlaß/ und vom Himmel Regen und fruchtbare Zeitung gi-<lb/>
bet/ un&#x017F;ere Hertzen erf&#x016F;llet mit Spei&#x017F;e und Freuden.</hi> Die&#x017F;e<lb/>
Gutthaten ruffen alle: <hi rendition="#aq">Quære Deum,</hi> Suche und frage nach die&#x017F;em Gott/<lb/>
der &#x017F;olches &#x017F;chaffet/ lerne ihn erkennen/ daß du ihm danckbar &#x017F;eye&#x017F;t/ und<lb/>
gebu&#x0364;hrlich ehre&#x017F;t/ nicht nach deinem Sinn/ Wahn und Gutdu&#x0364;ncken/ &#x017F;on-<lb/>
dern nach der Regul des geoffenbarten Willen Gottes/ auff daß du der&#x017F;el-<lb/>
ben Regul nach frage&#x017F;t/ wo &#x017F;ie in der Welt anzutreffen/ und i&#x017F;t die&#x017F;elbe<lb/>
nichts anders/ als das geoffenbarte Wort Gottes.</p><lb/>
        <p>2. <hi rendition="#fr">Mit der Lock-Pfeiffe der Vor&#x017F;ehung/ Erhaltung<lb/>
und Regierung der Creaturen/ durch Zeichen und Wunder/</hi><lb/>
wie durch dergleichen Pfeiff gelocket wurden die Babyloni&#x017F;che Bott&#x017F;chaff-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ten/</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[100/0132] Die Achte und der Seligkeit/ auch nach dieſem Leben/ dieweil ſie wiſſen/ daß die Seel unſterblich iſt: Nach demſelben ſehnet ſich nicht nur jener Juͤdiſche Juͤng- ling/ ſondern auch der Heydniſche Kerckermeiſter. Aber Blindheit ſtehet im Wege/ welche die Heyden ſelbſt erkennet; darumb ruffet der Menſch billich nach Hand-Leitern/ daß er Gott ſuche und finde; Hand-Leitern aber ſo da fuͤhren nicht zwar ohnmittelbar zur Seligkeit/ ſondern zum Liecht des Goͤttlichen Worts/ deroſelben ſind nun ſehr viel. Matth. 19, 16. Act. 16, 30. Act. 13, 11. Act. 17, 27. Jn uns ſeynd es die ſacra lipſana paradiſiaca, das Para- diß-Heiligthumb/ ſo wir noch nach dem traurigen Adams-Fall uͤbrig behalten/ das heiſſet mit zweyen Worten ſemen boni & lumen veri, der Samen des guten und das Liecht der Warheit/ das man weiß/ daß ein Gott ſey/ dann Gott hat es uns in uns ge- offenbaret/ damit/ daß Gottes unſichtbares Weſen/ das iſt/ ſeine ewige Krafft und Gottheit wird erſehen/ ſo man das war- nim̃t an den Wercken/ nemlich an der Schoͤpffung der Welt; ſintemal auch die Heyden/ die das Geſetz nicht haben/ und doch von Natur thun des Geſetzes Werck/ dieſelbigen/ dieweil ſie das Geſetz nicht haben/ ſind ſie ihnen ſelbſt ein Geſetz/ da- mit daß ſie beweiſen/ das Geſetz ſey beſchrieben in ihrem Her- tzen/ welches Heiligthumb alſo geartet/ daß es im Hertzen und Gewiſſen den Menſchen reitzet und treibet zu forſchen und zu ehren den wiewol noch zur Zeit unbekanten/ doch aus dem geoffenbarten Worte kantbaren Gott. Auſſer uns bezeugets das unſichtbare Weſen eines ſolchen Got- tes/ der ſich uns ſichtbar gemacht/ wann er viel gutes thut ohn unterlaß/ und vom Himmel Regen und fruchtbare Zeitung gi- bet/ unſere Hertzen erfůllet mit Speiſe und Freuden. Dieſe Gutthaten ruffen alle: Quære Deum, Suche und frage nach dieſem Gott/ der ſolches ſchaffet/ lerne ihn erkennen/ daß du ihm danckbar ſeyeſt/ und gebuͤhrlich ehreſt/ nicht nach deinem Sinn/ Wahn und Gutduͤncken/ ſon- dern nach der Regul des geoffenbarten Willen Gottes/ auff daß du derſel- ben Regul nach frageſt/ wo ſie in der Welt anzutreffen/ und iſt dieſelbe nichts anders/ als das geoffenbarte Wort Gottes. Rom. 1, 19. 20. c. 2, 14. Act. 14, 17. 2. Mit der Lock-Pfeiffe der Vorſehung/ Erhaltung und Regierung der Creaturen/ durch Zeichen und Wunder/ wie durch dergleichen Pfeiff gelocket wurden die Babyloniſche Bottſchaff- ten/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/132
Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/132>, abgerufen am 24.11.2024.