Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.Predigt. und grausamer Feind/ darumb er auch den Tag der Geburt verfluchet/ undsaß doch mitten in Gottes Gnaden-Schos drinn; David singet hiervon ein manches Trauer-Lied Psal. 13. und 77. in seinen Thränen-Psalmen/Psal. 13, 2. 3. & 77, 10. er klaget/ er sey verlassen/ er sey vergessen/ Gott hab seine Barmhertzigkeit verschlossen und vergessen gnädig zu seyn/ und eben damals redet der Geist Gottes durch ihn. v. 2. Gleichwol ausser diesem deliquio und geistlichen Seelen-Ohnmacht O schwere Sünde! wer da nicht ruhet in seinem Hertzen/ von welt- 1. 2. Derowegen so hüte dich O lieber Mensch/ so lieb dir Seel und Selig- ist die M 3
Predigt. und grauſamer Feind/ darumb er auch den Tag der Geburt verfluchet/ undſaß doch mitten in Gottes Gnaden-Schos drinn; David ſinget hiervon ein manches Trauer-Lied Pſal. 13. und 77. in ſeinen Thraͤnen-Pſalmen/Pſal. 13, 2. 3. & 77, 10. er klaget/ er ſey verlaſſen/ er ſey vergeſſen/ Gott hab ſeine Barmhertzigkeit verſchloſſen und vergeſſen gnaͤdig zu ſeyn/ und eben damals redet der Geiſt Gottes durch ihn. v. 2. Gleichwol auſſer dieſem deliquio und geiſtlichen Seelen-Ohnmacht O ſchwere Suͤnde! wer da nicht ruhet in ſeinem Hertzen/ von welt- 1. 2. Derowegen ſo huͤte dich O lieber Menſch/ ſo lieb dir Seel und Selig- iſt die M 3
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Predigt.
und grauſamer Feind/ darumb er auch den Tag der Geburt verfluchet/ und
ſaß doch mitten in Gottes Gnaden-Schos drinn; David ſinget hiervon
ein manches Trauer-Lied Pſal. 13. und 77. in ſeinen Thraͤnen-Pſalmen/
er klaget/ er ſey verlaſſen/ er ſey vergeſſen/ Gott hab ſeine Barmhertzigkeit
verſchloſſen und vergeſſen gnaͤdig zu ſeyn/ und eben damals redet der Geiſt
Gottes durch ihn.
Pſal. 13, 2. 3.
& 77, 10.
Gleichwol auſſer dieſem deliquio und geiſtlichen Seelen-Ohnmacht
laſſet ſich der Geiſt auch bißweilen mercken/ ſchmecken und gleichſam fuͤh-
len in heiligen/ heilſamen/ geiſtlichen Gedancken/ Andachten/ Einſprechen/
Bewegungen/ Trieb und Reitzungen zum guten/ Abmahnung vom boͤſen/
in innerlichen durch den beygelegten Samen des Goͤttlichen Worts/ kraͤff-
tigen Seelen-Geſpraͤch/ in Leibs-Thraͤnen/ darinnen die Andacht ſich er-
geuſt/ und die Augen badet/ das Hertz ſchlaͤget wie David/ wann er im Ab-
grund des Hertzens aus Betrachtung Goͤttlichen Worts einsmals leicht
und hell wuͤrde/ wann der Menſch in flagranti curſu peccati, mitten im
Wuͤten der Suͤnden-Brunſt zuruͤcke gehalten/ da ſoll man dencken:
Digitus Dei hîc! Dieſes iſt Gottes Finger! Ein guter Geiſt!
wann ſich erzeigt Anreitzung zur Tugend/ zur Gottſeligkeit/ zur bruͤderlichen
Liebe/ Verſoͤhnligkeit/ Sanfftmuth/ wann man Auffmunterung und Luſt
empfindet zum Gebet/ wann Troſt fuͤrhanden/ ſo gedencke man nicht an-
ders/ und ſoll nicht anders gedencken als digitus Dei hîc, das iſt
Gottes Finger! dann Fleiſch und Blut offenbaret und erwecket ſolche
und dergleichen Dinge nicht. Erreget ſich eine Begierde nach dem das
droben iſt im Himmel/ entſtehet ein Eckel gegen dem/ das unten iſt auff Er-
den: ſtehet der neue Menſch im Kampff mit dem alten Menſchen/ mit
Fleiſch und Blut/ erſcheinet ein willfaͤhriger hertzlicher Fuͤrſatz eines Gott-
ſeligen Lebens/ ſo heiſſets abermal: Hier iſt Gottes Finger!
2. Sam. 24,
10.
O ſchwere Suͤnde! wer da nicht ruhet in ſeinem Hertzen/ von welt-
lichen Sinnen und Begierden bey ſolcher Anlaß/ dem Heiligen Geiſte ab-
wartet/ ſondern ſein Hertz verſtocket wie Pharao/ mit einem Worte dieſem
treuen Gnaden-Gott gleichſam den Korb gibt/ dem were beſſer/ er waͤre
nie geboren; wer durch dieſes himmliſche Feuer ſich nicht will erweichen/
erwaͤrmen/ durchtreiben und durchweyhen laſſen/ den wird nichts anders
erweichen und erwaͤrmen koͤnnen als das hoͤlliſche Feuer/ deſſen er aber
nicht zu gelachen. Alle Kranckheit kan curirt und geheilet werden/ außge-
nommen die Verachtung der Artzney.
Exod. 8, 19.
Derowegen ſo huͤte dich O lieber Menſch/ ſo lieb dir Seel und Selig-
keit iſt/ daß du die heilſame Gnade Gottes nicht vergebens empfaheſt/ ietzt
iſt die
Rom. 11,
20.
M 3
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