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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 5. Straßburg, 1654.

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Bericht
gendreschern zuverfechten geben: Solte der Vatter wider lebendig werden/
vnd solchen faulen Fund warnehmen/ wurde er auch mit seinem Sohne
zu friden seyn? Wurde er nicht sagen? O du fauler Schlingel! Meinestu/
daß ich dieses grosse Gut deßwegen zusammen gespart/ daß du die zeit auff
dem Faulbethe zubringen/ vnd andern frembden Leuthen meinen sauren
Schweiß in die hand spielen könnest? Wiewol fast kein eintziger Articul deß
Glaubens heutiges Tages/ so per directum, so per indirectum, grad zu
oder vngerad/ vnstreitig vnd vnangefochten übrig geblieben. Wahr ist
es/ viel ding gehören in die Schul/ die man daselbs subtiliter auß disputi-
ren vnd außwircken soll; Aber die quinta essentia, die edelste/ heilsameste
Krafft solcher außgewirckten Warheit muß sich in die Kirche widerumb
refundiren/ die Schul ist der Kirchen Dienerin; Wozu wären sonst die
Universitäten vnd Hohenschulen nutz? Warumb lernet man Künste vnd
Sprachen/ als daß die Sara solcher Hagar gebrauchen solle? Die widrige
opinion ist eben so absurd vnd vngereimt/ als wann man einem Reutter
verbieten wolte/ er solte keiner Sporen/ noch Zaum vnd Sattel sich be-
dienen/ er solle solche sachen in deß Sattlers oder Sporers Werckstatt ver-
weisen. Der Herr spricht noch heutiges Tages einen ieden Doctor oder
auch Studiosum Theologiae an/ mit den Worten/ damit er den Prophe-
ten Ezechiel angesprochen: Du Menschenkind/ sihe vnd höre fleissig
zu/ vnd mercke eben drauff/ was ich dir zeigen will! dann dar-
umb bistu hieher (auff diesen Hohenschul-berg) gebracht/ daß ich
dir solches zeige/ auff daß du solches alles/ was du hie sihest/ ver-
kündigest dem Hause Jsrael.
So ist auch 3. nicht genug einen äus-
serlichen/ erbarn vnd vnärgerlichen Wandel führen/ der Wandel muß ein
Liecht vnd Leuchter haben vorgehen/ sonst gehet der Wandel blind vnd tap-
pet in der finstere: Beydes ist Gott im Himmel ein greuel/ liebloser glaub
vnd blinde Lieb:
Etliche * Heyden vor zeiten vnd heutiges Tages die
Widertäuffer führen auch einen feinen äusserlichen Wandel/ aber weil
sie ohne das Liecht deß wahren Glaubens gewandelt/ sind sie irre gangen.

* De quibus August. in Ps. 31. Multi, inquit, gloriantur de operibus, & inve-
nis multos paganos propterea nolle fieri Christianos, quia quasi sufficiunt sibi de
bona vita sua. Bene vivere opus est, ait (Paganus) Quid mihi praecepturus est Chri-
stus? Nullum homicidium, nullum furtum, nullam rapinam facio, res alienas non
concupisco, non adulterio contaminor. Nam inveniatur in vita mea aliquid,
quod reprehendatur, & qui reprehenderit faciat Christianum.

Geden-

Bericht
gendreſchern zuverfechten geben: Solte der Vatter wider lebendig werden/
vnd ſolchen faulen Fund warnehmen/ wurde er auch mit ſeinem Sohne
zu friden ſeyn? Wurde er nicht ſagen? O du fauler Schlingel! Meineſtu/
daß ich dieſes groſſe Gut deßwegen zuſammen geſpart/ daß du die zeit auff
dem Faulbethe zubringen/ vnd andern frembden Leuthen meinen ſauren
Schweiß in die hand ſpielen koͤnneſt? Wiewol faſt kein eintziger Articul deß
Glaubens heutiges Tages/ ſo per directum, ſo per indirectum, grad zu
oder vngerad/ vnſtreitig vnd vnangefochten uͤbrig geblieben. Wahr iſt
es/ viel ding gehoͤren in die Schul/ die man daſelbs ſubtiliter auß diſputi-
ren vnd außwircken ſoll; Aber die quinta eſſentia, die edelſte/ heilſameſte
Krafft ſolcher außgewirckten Warheit muß ſich in die Kirche widerumb
refundiren/ die Schul iſt der Kirchen Dienerin; Wozu waͤren ſonſt die
Univerſitaͤten vnd Hohenſchulen nutz? Warumb lernet man Kuͤnſte vnd
Sprachen/ als daß die Sara ſolcher Hagar gebrauchen ſolle? Die widrige
opinion iſt eben ſo abſurd vnd vngereimt/ als wann man einem Reutter
verbieten wolte/ er ſolte keiner Sporen/ noch Zaum vnd Sattel ſich be-
dienen/ er ſolle ſolche ſachen in deß Sattlers oder Sporers Werckſtatt ver-
weiſen. Der Herr ſpricht noch heutiges Tages einen ieden Doctor oder
auch Studioſum Theologiæ an/ mit den Worten/ damit er den Prophe-
ten Ezechiel angeſprochen: Du Menſchenkind/ ſihe vnd hoͤre fleiſſig
zu/ vnd mercke eben drauff/ was ich dir zeigen will! dann dar-
umb biſtu hieher (auff dieſen Hohenſchul-berg) gebracht/ daß ich
dir ſolches zeige/ auff daß du ſolches alles/ was du hie ſiheſt/ ver-
kuͤndigeſt dem Hauſe Jſrael.
So iſt auch 3. nicht genug einen aͤuſ-
ſerlichen/ erbarn vnd vnaͤrgerlichen Wandel fuͤhren/ der Wandel muß ein
Liecht vnd Leuchter haben vorgehen/ ſonſt gehet der Wandel blind vnd tap-
pet in der finſtere: Beydes iſt Gott im Himmel ein greuel/ liebloſer glaub
vnd blinde Lieb:
Etliche * Heyden vor zeiten vnd heutiges Tages die
Widertaͤuffer fuͤhren auch einen feinen aͤuſſerlichen Wandel/ aber weil
ſie ohne das Liecht deß wahren Glaubens gewandelt/ ſind ſie irre gangen.

* De quibus Auguſt. in Pſ. 31. Multi, inquit, gloriantur de operibus, & inve-
nis multos paganos propterea nolle fieri Chriſtianos, quia quaſi ſufficiunt ſibi de
bonâ vitâ ſuâ. Benè vivere opus eſt, ait (Paganus) Quid mihi præcepturus eſt Chri-
ſtus? Nullum homicidium, nullum furtum, nullam rapinam facio, res alienas non
concupiſco, non adulterio contaminor. Nam inveniatur in vitâ meâ aliquid,
quod reprehendatur, & qui reprehenderit faciat Chriſtianum.

Geden-
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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 5. Straßburg, 1654, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus05_1654/44>, abgerufen am 19.04.2024.