Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 5. Straßburg, 1654.Predigt. Geistlicher weiß angezogen: Jm Sacrament deß H. Abendmahls wird erselbs Geistlicher weiß im Hertzen durch den glauben genossen/ sein Leib vnd Blut auch mit dem durchs Blut Christi geheiligten Mund gegessen vnd getruncken; gleich wie die Heylige Jungfraw Maria die leibliche empfäng- nüß vnder dem Hertzen nichts genützet zu jhrer seligkeit/ wann sie Chri- stum nicht auch Geistlicher weiß im Hertzen durch den glauben empfangen hette: also ist das blosse Mund-sacramentliche niessen/ ohn die Geistliche hertzens-empfängnüß durch den glauben dem Communicanten zufälliger weiß mehr schädlich als nutz. Lutherus schreibt sehr wol hievon/ da Maria die Jungfraw ChristumTom. 3. Weiter sagt der Herr auch: thut den willen meines VattersMatth. 13, tugen- O o o o iij
Predigt. Geiſtlicher weiß angezogen: Jm Sacrament deß H. Abendmahls wird erſelbs Geiſtlicher weiß im Hertzen durch den glauben genoſſen/ ſein Leib vnd Blut auch mit dem durchs Blut Chriſti geheiligten Mund gegeſſen vnd getruncken; gleich wie die Heylige Jungfraw Maria die leibliche empfaͤng- nuͤß vnder dem Hertzen nichts genuͤtzet zu jhrer ſeligkeit/ wann ſie Chri- ſtum nicht auch Geiſtlicher weiß im Hertzen durch den glauben empfangen hette: alſo iſt das bloſſe Mund-ſacramentliche nieſſen/ ohn die Geiſtliche hertzens-empfaͤngnuͤß durch den glauben dem Communicanten zufaͤlliger weiß mehr ſchaͤdlich als nutz. Lutherus ſchreibt ſehr wol hievon/ da Maria die Jungfraw ChriſtumTom. 3. Weiter ſagt der Herr auch: thut den willen meines VattersMatth. 13, tugen- O o o o iij
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Predigt.
Geiſtlicher weiß angezogen: Jm Sacrament deß H. Abendmahls wird er
ſelbs Geiſtlicher weiß im Hertzen durch den glauben genoſſen/ ſein Leib vnd
Blut auch mit dem durchs Blut Chriſti geheiligten Mund gegeſſen vnd
getruncken; gleich wie die Heylige Jungfraw Maria die leibliche empfaͤng-
nuͤß vnder dem Hertzen nichts genuͤtzet zu jhrer ſeligkeit/ wann ſie Chri-
ſtum nicht auch Geiſtlicher weiß im Hertzen durch den glauben empfangen
hette: alſo iſt das bloſſe Mund-ſacramentliche nieſſen/ ohn die Geiſtliche
hertzens-empfaͤngnuͤß durch den glauben dem Communicanten zufaͤlliger
weiß mehr ſchaͤdlich als nutz.
Lutherus ſchreibt ſehr wol hievon/ da Maria die Jungfraw Chriſtum
empfieng vnd gebahr/ da war Chriſtus ja ein recht leiblich/ ſichtbarlich
Menſch/ vnd nicht allein ein Geiſtlich Weſen/ noch empfieng vnd gebahre
ſie jhn auch Geiſtlich/ wie ſo? alſo: ſie glaubte dem Wort deß Engels/ daß
ſie ſolte Schwanger werden vnd gebaͤhren. Mit demſelbigen glauben in
deß Engels Wort empfieng vnd gebahr ſie im hertzen Chriſtum Geiſtlich/
zugleich/ da ſie jhn in jhrem Leib empfieng vnd gebahr leiblich. Vnd bald
darauff: Jhr Leib weiß nicht wann er empfaͤhet/ dann er vernimpt deß En-
gels Wort nicht; aber jhr Hertzvernimpts wol/ was der Leib empfaͤhet/ da
iſt ſie nun zweyfaͤltig ſchwanger/ Geiſtlich vnd leiblich/ vnd doch nicht ei-
nerley frucht/ vnd das leibliche ſchwanger ſein wer jhr kein nutz geweſt/ wo
es ohn das Geiſtliche ſchwanger ſein geſchehen were. Hie ſiheſtu nun/ daß
Geiſtlich ſchwanger ſein nicht zwinget/ daß die frucht ein Geiſtlich Weſen
ſey: Ja die frucht iſt leiblich/ vnd doch darneben ein Geiſtlich empfaͤng-
nuß neben dem leiblichen.
Tom. 3.
Gen. pag.
366.
Weiter ſagt der Herr auch: thut den willen meines Vatters
im Himmel. Als auff eine zeit einer dem Herren in die red
gefallen vnd geſagt: Sihe/ deine Mutter vnd deine Brůder ſtehen
drauſſen vnd wollen mit dir reden/ antwortet Er; wer iſt meine
Mutter? vnd wer ſind meine Brůder? vnd recket die Hand auß
vber ſeine Juͤnger vnd ſprach: Sihe da/ das iſt meine Mutter/
vnd meine Bruͤder. Denn wer den willen thut meines Vat-
ters im Himmel/ derſelbig iſt mein Bruder/ Schweſter vnd
Mutter. Sollen vnſere hertzen deß Herren JEſu Mutter-hertz ſein
vnd heiſſen; wollen wir auch den hoͤchſt Adelichen Namen der Muͤtterlichen
verwandnuß vnd gemeinſchafft mit Chriſto tragen/ ſo muͤſſen wir vns auch
Muͤtterliche tugenden angewehnen; das muſter ſtehet fuͤr Augen/ die Tu-
gend Cron vnd Zierad deß weiblichen Geſchlechts Maria war mit ſchoͤnen
tugen-
Matth. 13,
47, 48. 49.
50.
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