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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 5. Straßburg, 1654.

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Predigt.
Geistlicher weiß angezogen: Jm Sacrament deß H. Abendmahls wird er
selbs Geistlicher weiß im Hertzen durch den glauben genossen/ sein Leib vnd
Blut auch mit dem durchs Blut Christi geheiligten Mund gegessen vnd
getruncken; gleich wie die Heylige Jungfraw Maria die leibliche empfäng-
nüß vnder dem Hertzen nichts genützet zu jhrer seligkeit/ wann sie Chri-
stum nicht auch Geistlicher weiß im Hertzen durch den glauben empfangen
hette: also ist das blosse Mund-sacramentliche niessen/ ohn die Geistliche
hertzens-empfängnüß durch den glauben dem Communicanten zufälliger
weiß mehr schädlich als nutz.

Lutherus schreibt sehr wol hievon/ da Maria die Jungfraw ChristumTom. 3.
Gen. pag.

366.

empfieng vnd gebahr/ da war Christus ja ein recht leiblich/ sichtbarlich
Mensch/ vnd nicht allein ein Geistlich Wesen/ noch empfieng vnd gebahre
sie jhn auch Geistlich/ wie so? also: sie glaubte dem Wort deß Engels/ daß
sie solte Schwanger werden vnd gebähren. Mit demselbigen glauben in
deß Engels Wort empfieng vnd gebahr sie im hertzen Christum Geistlich/
zugleich/ da sie jhn in jhrem Leib empfieng vnd gebahr leiblich. Vnd bald
darauff: Jhr Leib weiß nicht wann er empfähet/ dann er vernimpt deß En-
gels Wort nicht; aber jhr Hertzvernimpts wol/ was der Leib empfähet/ da
ist sie nun zweyfältig schwanger/ Geistlich vnd leiblich/ vnd doch nicht ei-
nerley frucht/ vnd das leibliche schwanger sein wer jhr kein nutz gewest/ wo
es ohn das Geistliche schwanger sein geschehen were. Hie sihestu nun/ daß
Geistlich schwanger sein nicht zwinget/ daß die frucht ein Geistlich Wesen
sey: Ja die frucht ist leiblich/ vnd doch darneben ein Geistlich empfäng-
nuß neben dem leiblichen.

Weiter sagt der Herr auch: thut den willen meines VattersMatth. 13,
47, 48. 49.
50.

im Himmel. Als auff eine zeit einer dem Herren in die red
gefallen vnd gesagt: Sihe/ deine Mutter vnd deine Bruder stehen
draussen vnd wollen mit dir reden/ antwortet Er; wer ist meine
Mutter? vnd wer sind meine Bruder? vnd recket die Hand auß
vber seine Jünger vnd sprach: Sihe da/ das ist meine Mutter/
vnd meine Brüder. Denn wer den willen thut meines Vat-
ters im Himmel/ derselbig ist mein Bruder/ Schwester vnd
Mutter.
Sollen vnsere hertzen deß Herren JEsu Mutter-hertz sein
vnd heissen; wollen wir auch den höchst Adelichen Namen der Mütterlichen
verwandnuß vnd gemeinschafft mit Christo tragen/ so müssen wir vns auch
Mütterliche tugenden angewehnen; das muster stehet für Augen/ die Tu-
gend Cron vnd Zierad deß weiblichen Geschlechts Maria war mit schönen

tugen-
O o o o iij

Predigt.
Geiſtlicher weiß angezogen: Jm Sacrament deß H. Abendmahls wird er
ſelbs Geiſtlicher weiß im Hertzen durch den glauben genoſſen/ ſein Leib vnd
Blut auch mit dem durchs Blut Chriſti geheiligten Mund gegeſſen vnd
getruncken; gleich wie die Heylige Jungfraw Maria die leibliche empfaͤng-
nuͤß vnder dem Hertzen nichts genuͤtzet zu jhrer ſeligkeit/ wann ſie Chri-
ſtum nicht auch Geiſtlicher weiß im Hertzen durch den glauben empfangen
hette: alſo iſt das bloſſe Mund-ſacramentliche nieſſen/ ohn die Geiſtliche
hertzens-empfaͤngnuͤß durch den glauben dem Communicanten zufaͤlliger
weiß mehr ſchaͤdlich als nutz.

Lutherus ſchreibt ſehr wol hievon/ da Maria die Jungfraw ChriſtumTom. 3.
Gen. pag.

366.

empfieng vnd gebahr/ da war Chriſtus ja ein recht leiblich/ ſichtbarlich
Menſch/ vnd nicht allein ein Geiſtlich Weſen/ noch empfieng vnd gebahre
ſie jhn auch Geiſtlich/ wie ſo? alſo: ſie glaubte dem Wort deß Engels/ daß
ſie ſolte Schwanger werden vnd gebaͤhren. Mit demſelbigen glauben in
deß Engels Wort empfieng vnd gebahr ſie im hertzen Chriſtum Geiſtlich/
zugleich/ da ſie jhn in jhrem Leib empfieng vnd gebahr leiblich. Vnd bald
darauff: Jhr Leib weiß nicht wann er empfaͤhet/ dann er vernimpt deß En-
gels Wort nicht; aber jhr Hertzvernimpts wol/ was der Leib empfaͤhet/ da
iſt ſie nun zweyfaͤltig ſchwanger/ Geiſtlich vnd leiblich/ vnd doch nicht ei-
nerley frucht/ vnd das leibliche ſchwanger ſein wer jhr kein nutz geweſt/ wo
es ohn das Geiſtliche ſchwanger ſein geſchehen were. Hie ſiheſtu nun/ daß
Geiſtlich ſchwanger ſein nicht zwinget/ daß die frucht ein Geiſtlich Weſen
ſey: Ja die frucht iſt leiblich/ vnd doch darneben ein Geiſtlich empfaͤng-
nuß neben dem leiblichen.

Weiter ſagt der Herr auch: thut den willen meines VattersMatth. 13,
47, 48. 49.
50.

im Himmel. Als auff eine zeit einer dem Herren in die red
gefallen vnd geſagt: Sihe/ deine Mutter vnd deine Brůder ſtehen
drauſſen vnd wollen mit dir reden/ antwortet Er; wer iſt meine
Mutter? vnd wer ſind meine Brůder? vnd recket die Hand auß
vber ſeine Juͤnger vnd ſprach: Sihe da/ das iſt meine Mutter/
vnd meine Bruͤder. Denn wer den willen thut meines Vat-
ters im Himmel/ derſelbig iſt mein Bruder/ Schweſter vnd
Mutter.
Sollen vnſere hertzen deß Herren JEſu Mutter-hertz ſein
vnd heiſſen; wollen wir auch den hoͤchſt Adelichen Namen der Muͤtterlichen
verwandnuß vnd gemeinſchafft mit Chriſto tragen/ ſo muͤſſen wir vns auch
Muͤtterliche tugenden angewehnen; das muſter ſtehet fuͤr Augen/ die Tu-
gend Cron vnd Zierad deß weiblichen Geſchlechts Maria war mit ſchoͤnen

tugen-
O o o o iij
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[661/0145] Predigt. Geiſtlicher weiß angezogen: Jm Sacrament deß H. Abendmahls wird er ſelbs Geiſtlicher weiß im Hertzen durch den glauben genoſſen/ ſein Leib vnd Blut auch mit dem durchs Blut Chriſti geheiligten Mund gegeſſen vnd getruncken; gleich wie die Heylige Jungfraw Maria die leibliche empfaͤng- nuͤß vnder dem Hertzen nichts genuͤtzet zu jhrer ſeligkeit/ wann ſie Chri- ſtum nicht auch Geiſtlicher weiß im Hertzen durch den glauben empfangen hette: alſo iſt das bloſſe Mund-ſacramentliche nieſſen/ ohn die Geiſtliche hertzens-empfaͤngnuͤß durch den glauben dem Communicanten zufaͤlliger weiß mehr ſchaͤdlich als nutz. Lutherus ſchreibt ſehr wol hievon/ da Maria die Jungfraw Chriſtum empfieng vnd gebahr/ da war Chriſtus ja ein recht leiblich/ ſichtbarlich Menſch/ vnd nicht allein ein Geiſtlich Weſen/ noch empfieng vnd gebahre ſie jhn auch Geiſtlich/ wie ſo? alſo: ſie glaubte dem Wort deß Engels/ daß ſie ſolte Schwanger werden vnd gebaͤhren. Mit demſelbigen glauben in deß Engels Wort empfieng vnd gebahr ſie im hertzen Chriſtum Geiſtlich/ zugleich/ da ſie jhn in jhrem Leib empfieng vnd gebahr leiblich. Vnd bald darauff: Jhr Leib weiß nicht wann er empfaͤhet/ dann er vernimpt deß En- gels Wort nicht; aber jhr Hertzvernimpts wol/ was der Leib empfaͤhet/ da iſt ſie nun zweyfaͤltig ſchwanger/ Geiſtlich vnd leiblich/ vnd doch nicht ei- nerley frucht/ vnd das leibliche ſchwanger ſein wer jhr kein nutz geweſt/ wo es ohn das Geiſtliche ſchwanger ſein geſchehen were. Hie ſiheſtu nun/ daß Geiſtlich ſchwanger ſein nicht zwinget/ daß die frucht ein Geiſtlich Weſen ſey: Ja die frucht iſt leiblich/ vnd doch darneben ein Geiſtlich empfaͤng- nuß neben dem leiblichen. Tom. 3. Gen. pag. 366. Weiter ſagt der Herr auch: thut den willen meines Vatters im Himmel. Als auff eine zeit einer dem Herren in die red gefallen vnd geſagt: Sihe/ deine Mutter vnd deine Brůder ſtehen drauſſen vnd wollen mit dir reden/ antwortet Er; wer iſt meine Mutter? vnd wer ſind meine Brůder? vnd recket die Hand auß vber ſeine Juͤnger vnd ſprach: Sihe da/ das iſt meine Mutter/ vnd meine Bruͤder. Denn wer den willen thut meines Vat- ters im Himmel/ derſelbig iſt mein Bruder/ Schweſter vnd Mutter. Sollen vnſere hertzen deß Herren JEſu Mutter-hertz ſein vnd heiſſen; wollen wir auch den hoͤchſt Adelichen Namen der Muͤtterlichen verwandnuß vnd gemeinſchafft mit Chriſto tragen/ ſo muͤſſen wir vns auch Muͤtterliche tugenden angewehnen; das muſter ſtehet fuͤr Augen/ die Tu- gend Cron vnd Zierad deß weiblichen Geſchlechts Maria war mit ſchoͤnen tugen- Matth. 13, 47, 48. 49. 50. O o o o iij

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 5. Straßburg, 1654, S. 661. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus05_1654/145>, abgerufen am 22.11.2024.