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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 4. Straßburg, 1653.

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Predigt.
lens nach seinem Wolgefallen/ vnd hat dasselbe herfür bracht
durch jhn/ daß es geprediget würde/ da die Zeit erfüllet war.
Mir dem allergeringsten vnter allen heiligen/ ist gegeben dise
Eph. 3, 9.
gnade vnter die Heiden zu verkündigen den vnaußforschlichen
Reichthumb Christi/ vnd zu erleuchten jedermann/ welche da
sey die gemeinschafft deß geheimnuß/ das von der Welt her von
Gott verborgen gewesen ist/ der alle Ding geschaffen hat durch
Jesum Christum/
auff das jetzt kund würde/ den Fürstenthum-
men/ Herschafften im Himmel/ an der Gemein die mannich-
fältige Weißheit Gottes/ nach dem Fürsatz von der Welt her/
welche er beweiset hat in Christo Jesu vnserm Herren.
Der ei-
nige Sanct Paulus hat allen Rath Gottes in sachen vnser seeligkeit betref-
fend vnnd so viel vns zur befestigung vnsers Trosts zu wissen von nöthen
gnugsam vnnd verständtlich geoffenbahret/ Jch hab euch/ spricht erAct. 20, 27.
nichts verhalten/ daß ich nicht verkündiget hätte/ alle den Raht
Gottes.

Diß ist nun das Buch deß Lebens/ dem entgegen vnd zuwider ist noch
ein anders Buch nemlich das schwartze Register/ daß grawsame/ erschröck-
liche vnd verdammende Fluch/ Rach vnd Todtes Buch/ davon S. Ju-Epist. Iud.
vers. 4. vide
hodosoph.
p. 386.
Ioh. 3, 18.

das in seiner Epistel redet/ daß etzliche zuvor auffgeschriben seyen zur ewigen
Straff/ dessen decret vnd Vrtheil spruch/ lautet also: Wer nicht glau-
bet/ der ist schon gerichtet/ dann er glaubet nicht an den Nah-
men deß eingebohrnen Sohns Gottes.

Nun der erste Frewden-Grund ist hiemit gelegt. So frewet euch
nun/
spricht Christus der Herr/ über dises himmlische Göttliche/ gnaden-
reiche Erb- vnd Lebens Buch. Wie soll man sich aber frewen/ davon man
nichts weiß/ über ein Buch das man nie gelesen? Kompt ein Bawr zu
einem Gelehrten in seine Bibliothec, so greifft er irgends nach einem Buch/
kehrt das vnderst zum obersten/ sihet nichts als schwartze Furchen im weis-
sen Feld/ weiß nicht was für Kunst vnd Weißheit darinnen verborgen/ so
gehets dem auch/ der dises Buch nicht lesen/ noch was darinnen begriffen/
lernen will.

Gleich wie der Römische Papst das Buch der heiligen Schrifft dem
Leyen auß der Hand gerissen; also hat der übel reformirende Jrrgeist das
Buch deß lebens dem gemeinen Mann längst verleydet/ der darff von disem

Buch
R r r

Predigt.
lens nach ſeinem Wolgefallen/ vnd hat daſſelbe herfuͤr bracht
durch jhn/ daß es geprediget würde/ da die Zeit erfuͤllet war.
Mir dem allergeringſten vnter allen heiligen/ iſt gegeben diſe
Eph. 3, 9.
gnade vnter die Heiden zu verkuͤndigen den vnaußforſchlichen
Reichthumb Chriſti/ vnd zu erleuchten jedermann/ welche da
ſey die gemeinſchafft deß geheimnuß/ das von der Welt her von
Gott verborgen geweſen iſt/ der alle Ding geſchaffen hat durch
Jeſum Chriſtum/
auff das jetzt kund wuͤrde/ den Fuͤrſtenthum-
men/ Herſchafften im Himmel/ an der Gemein die mannich-
faͤltige Weißheit Gottes/ nach dem Fuͤrſatz von der Welt her/
welche er beweiſet hat in Chriſto Jeſu vnſerm Herren.
Der ei-
nige Sanct Paulus hat allen Rath Gottes in ſachen vnſer ſeeligkeit betref-
fend vnnd ſo viel vns zur befeſtigung vnſers Troſts zu wiſſen von noͤthen
gnugſam vnnd verſtaͤndtlich geoffenbahret/ Jch hab euch/ ſpricht erAct. 20, 27.
nichts verhalten/ daß ich nicht verkuͤndiget haͤtte/ alle den Raht
Gottes.

Diß iſt nun das Buch deß Lebens/ dem entgegen vnd zuwider iſt noch
ein anders Buch nemlich das ſchwartze Regiſter/ daß grawſame/ erſchroͤck-
liche vnd verdammende Fluch/ Rach vnd Todtes Buch/ davon S. Ju-Epiſt. Iud.
verſ. 4. vide
hodoſoph.
p. 386.
Ioh. 3, 18.

das in ſeiner Epiſtel redet/ daß etzliche zuvor auffgeſchriben ſeyen zur ewigen
Straff/ deſſen decret vnd Vrtheil ſpruch/ lautet alſo: Wer nicht glau-
bet/ der iſt ſchon gerichtet/ dann er glaubet nicht an den Nah-
men deß eingebohrnen Sohns Gottes.

Nun der erſte Frewden-Grund iſt hiemit gelegt. So frewet euch
nun/
ſpricht Chriſtus der Herr/ uͤber diſes himmliſche Goͤttliche/ gnaden-
reiche Erb- vnd Lebens Buch. Wie ſoll man ſich aber frewen/ davon man
nichts weiß/ uͤber ein Buch das man nie geleſen? Kompt ein Bawr zu
einem Gelehrten in ſeine Bibliothec, ſo greifft er irgends nach einem Buch/
kehrt das vnderſt zum oberſten/ ſihet nichts als ſchwartze Furchen im weiſ-
ſen Feld/ weiß nicht was fuͤr Kunſt vnd Weißheit darinnen verborgen/ ſo
gehets dem auch/ der diſes Buch nicht leſen/ noch was darinnen begriffen/
lernen will.

Gleich wie der Roͤmiſche Papſt das Buch der heiligen Schrifft dem
Leyen auß der Hand geriſſen; alſo hat der uͤbel reformirende Jrrgeiſt das
Buch deß lebens dem gemeinen Mann laͤngſt verleydet/ der darff von diſem

Buch
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[497/0515] Predigt. lens nach ſeinem Wolgefallen/ vnd hat daſſelbe herfuͤr bracht durch jhn/ daß es geprediget würde/ da die Zeit erfuͤllet war. Mir dem allergeringſten vnter allen heiligen/ iſt gegeben diſe gnade vnter die Heiden zu verkuͤndigen den vnaußforſchlichen Reichthumb Chriſti/ vnd zu erleuchten jedermann/ welche da ſey die gemeinſchafft deß geheimnuß/ das von der Welt her von Gott verborgen geweſen iſt/ der alle Ding geſchaffen hat durch Jeſum Chriſtum/ auff das jetzt kund wuͤrde/ den Fuͤrſtenthum- men/ Herſchafften im Himmel/ an der Gemein die mannich- faͤltige Weißheit Gottes/ nach dem Fuͤrſatz von der Welt her/ welche er beweiſet hat in Chriſto Jeſu vnſerm Herren. Der ei- nige Sanct Paulus hat allen Rath Gottes in ſachen vnſer ſeeligkeit betref- fend vnnd ſo viel vns zur befeſtigung vnſers Troſts zu wiſſen von noͤthen gnugſam vnnd verſtaͤndtlich geoffenbahret/ Jch hab euch/ ſpricht er nichts verhalten/ daß ich nicht verkuͤndiget haͤtte/ alle den Raht Gottes. Eph. 3, 9. Act. 20, 27. Diß iſt nun das Buch deß Lebens/ dem entgegen vnd zuwider iſt noch ein anders Buch nemlich das ſchwartze Regiſter/ daß grawſame/ erſchroͤck- liche vnd verdammende Fluch/ Rach vnd Todtes Buch/ davon S. Ju- das in ſeiner Epiſtel redet/ daß etzliche zuvor auffgeſchriben ſeyen zur ewigen Straff/ deſſen decret vnd Vrtheil ſpruch/ lautet alſo: Wer nicht glau- bet/ der iſt ſchon gerichtet/ dann er glaubet nicht an den Nah- men deß eingebohrnen Sohns Gottes. Epiſt. Iud. verſ. 4. vide hodoſoph. p. 386. Ioh. 3, 18. Nun der erſte Frewden-Grund iſt hiemit gelegt. So frewet euch nun/ ſpricht Chriſtus der Herr/ uͤber diſes himmliſche Goͤttliche/ gnaden- reiche Erb- vnd Lebens Buch. Wie ſoll man ſich aber frewen/ davon man nichts weiß/ uͤber ein Buch das man nie geleſen? Kompt ein Bawr zu einem Gelehrten in ſeine Bibliothec, ſo greifft er irgends nach einem Buch/ kehrt das vnderſt zum oberſten/ ſihet nichts als ſchwartze Furchen im weiſ- ſen Feld/ weiß nicht was fuͤr Kunſt vnd Weißheit darinnen verborgen/ ſo gehets dem auch/ der diſes Buch nicht leſen/ noch was darinnen begriffen/ lernen will. Gleich wie der Roͤmiſche Papſt das Buch der heiligen Schrifft dem Leyen auß der Hand geriſſen; alſo hat der uͤbel reformirende Jrrgeiſt das Buch deß lebens dem gemeinen Mann laͤngſt verleydet/ der darff von diſem Buch R r r

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 4. Straßburg, 1653, S. 497. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus04_1653/515>, abgerufen am 01.07.2024.