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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 4. Straßburg, 1653.

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Die 20. vnd Letzte
ruffen/ du bist mein. Bey den Römern war es vor zeitten ein grosse
Ehr/ vnd Anzeig sonderlicher affection vnd Gewogenheit/ wann ein gros-
ser Herr sein Knecht oder Vnderthan mit Nahmen angesprochen vnd be-
grüsset/ vnder deß Kaisers Traiani löblichen Tugenden wirdt auch von
Plinio dise gezehlet/ daß er den Römischen Adel einen jeden ohne Anmah-
nung mit seinen eigenen Nahmen genennet wie viel ein grössere affection
bedeutetes/ wann Gott der Herr ein Menschen bey seinem Nahmen nennet
vnd kennet/ nach der Zahl? dann Er zählet nicht nur die Thränen seiner
Liebsten/ sondern auch alle jhre Haar auff dem Haupt/ Ein trewer Hirt/
zählet alle Morgen seine Schafe/ ob eins von dem Wolff geraubt/ oder
sonst von der Herd kommen wäre/ also auch der Herr der getrewe Hirt/
Iob. 7, 18.Der suchet vnd forschet alle Morgen. wie man die köstliche Pärlein
fleissig zehlet/ daß keines davon abgehe vnd verlohren werd/ so zehlet Gott
auch die Thränen der seinigen/ vnd hebt sie sleissig auff in seinem Schatz/
ja so gar auch (was ist aber geringschetziger?) die Haar deß Haupts zehlet
Er/ vnd lasset deren keines ohn seinen vätterlichen willen verlohren werden.

Luther. in
Genes. 29.
p. 98.
Quid igitur? Num nihil aliud habet quod agat Deus, quam ut lachrymas &
fugas Davidis numeret? an non occupatus est in administratione mundi, item au-
diendis choris Angelorum, laudantium & benedicentium sine fine? Quid potest
dici mirabilius? & tamen verum est. Haec quoque cura incumbit DEO, ut nu-
meret lachrymas & fugas Davidis. Sic alius Psalmus canit: Quoniam requirens
sanguinem corum; recordatus est, non est oblitus clamoris pauperum. Item prae-
ciosa mors sanctorum in conspectu Domini; Immo Moses ait ad Pharaonem, ne
ungulam quidem unam relinquemus, non modo viri, Mulieres, parvuli, jumenta
exibunt ex AEgypto, sed quicquid habemus, etiam minimam ungulam non relin-
quemus. Non solum igirur preciosa sunt in conspectu Domini heroicae virtutes,
magnifica opera, quae per nos operatur, sanguis item & mors ac gravissima certa-
mina, sed etiam ungulae ipsae vilissimae preciosae sunt. Quin Christum audi;
Der
machts noch besser/
vestri autem & capilli capitis omnes numerati sunt, Jhr solt
nicht ein Haar verliehren/
Quid quaeso vilius & neglectius est in toto corpore hu-
mano, quam pilus, capillus, unguis, & tamen hi quoque numerati, & patri qui in
coelis est, curae sunt.

Jn seinem Gedächtnuß/ Es ist ein Denckzettul geschriben für dem
Ier. 31, 20.Herren/ für die Gerechten vnd Gottsförchtigen/ Jst nit Ephra-
im mein thewrer Sohn vnd mein trawtes Kindt/ denn ich den-
cke noch wol dran/ was ich jhm geredt hab/ darumb bricht mir
mein Hertz gegen jhm/ das ich mich seiner erbahrmen muß.

Vnd ist solche Erkantnuß kein blosse Schaw/ kaltsinniges Ansehen vnd
Lieblose gedancke/ (sondern nach Art der heiligen Sprach) ein kräfftiges/

thätiges/

Die 20. vnd Letzte
ruffen/ du biſt mein. Bey den Roͤmern war es vor zeitten ein groſſe
Ehr/ vnd Anzeig ſonderlicher affection vnd Gewogenheit/ wann ein groſ-
ſer Herr ſein Knecht oder Vnderthan mit Nahmen angeſprochen vnd be-
gruͤſſet/ vnder deß Kaiſers Traiani loͤblichen Tugenden wirdt auch von
Plinio diſe gezehlet/ daß er den Roͤmiſchen Adel einen jeden ohne Anmah-
nung mit ſeinen eigenen Nahmen genennet wie viel ein groͤſſere affection
bedeutetes/ wann Gott der Herr ein Menſchen bey ſeinem Nahmen nennet
vnd kennet/ nach der Zahl? dann Er zaͤhlet nicht nur die Thraͤnen ſeiner
Liebſten/ ſondern auch alle jhre Haar auff dem Haupt/ Ein trewer Hirt/
zaͤhlet alle Morgen ſeine Schafe/ ob eins von dem Wolff geraubt/ oder
ſonſt von der Herd kommen waͤre/ alſo auch der Herr der getrewe Hirt/
Iob. 7, 18.Der ſuchet vnd forſchet alle Morgen. wie man die koͤſtliche Paͤrlein
fleiſſig zehlet/ daß keines davon abgehe vnd verlohren werd/ ſo zehlet Gott
auch die Thraͤnen der ſeinigen/ vnd hebt ſie ſleiſſig auff in ſeinem Schatz/
ja ſo gar auch (was iſt aber geringſchetziger?) die Haar deß Haupts zehlet
Er/ vnd laſſet deren keines ohn ſeinen vaͤtterlichen willen verlohren werden.

Luther. in
Geneſ. 29.
p. 98.
Quid igitur? Num nihil aliud habet quod agat Deus, quam ut lachrymas &
fugas Davidis numeret? an non occupatus eſt in adminiſtratione mundi, item au-
diendis choris Angelorum, laudantium & benedicentium ſine fine? Quid poteſt
dici mirabilius? & tamen verum eſt. Hæc quoque cura incumbit DEO, ut nu-
meret lachrymas & fugas Davidis. Sic alius Pſalmus canit: Quoniam requirens
ſanguinem corum; recordatus eſt, non eſt oblitus clamoris pauperum. Item præ-
cioſa mors ſanctorum in conſpectu Domini; Immò Moſes ait ad Pharaonem, ne
ungulam quidem unam relinquemus, non modo viri, Mulieres, parvuli, jumenta
exibunt ex AEgypto, ſed quicquid habemus, etiam minimam ungulam non relin-
quemus. Non ſolum igirur precioſa ſunt in conſpectu Domini heroicæ virtutes,
magnifica opera, quæ per nos operatur, ſanguis item & mors ac graviſſima certa-
mina, ſed etiam ungulæ ipſæ viliſſimæ precioſæ ſunt. Quin Chriſtum audi;
Der
machts noch beſſer/
veſtri autem & capilli capitis omnes numerati ſunt, Jhr ſolt
nicht ein Haar verliehren/
Quid quæſo vilius & neglectius eſt in toto corpore hu-
mano, quam pilus, capillus, unguis, & tamen hi quoque numerati, & patri qui in
cœlis eſt, curæ ſunt.

Jn ſeinem Gedaͤchtnuß/ Es iſt ein Denckzettul geſchriben fuͤr dem
Ier. 31, 20.Herren/ fuͤr die Gerechten vnd Gottsfoͤrchtigen/ Jſt nit Ephra-
im mein thewrer Sohn vnd mein trawtes Kindt/ denn ich den-
cke noch wol dran/ was ich jhm geredt hab/ darumb bricht mir
mein Hertz gegen jhm/ das ich mich ſeiner erbahrmen muß.

Vnd iſt ſolche Erkantnuß kein bloſſe Schaw/ kaltſinniges Anſehen vnd
Liebloſe gedancke/ (ſondern nach Art der heiligen Sprach) ein kraͤfftiges/

thaͤtiges/
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[468/0486] Die 20. vnd Letzte ruffen/ du biſt mein. Bey den Roͤmern war es vor zeitten ein groſſe Ehr/ vnd Anzeig ſonderlicher affection vnd Gewogenheit/ wann ein groſ- ſer Herr ſein Knecht oder Vnderthan mit Nahmen angeſprochen vnd be- gruͤſſet/ vnder deß Kaiſers Traiani loͤblichen Tugenden wirdt auch von Plinio diſe gezehlet/ daß er den Roͤmiſchen Adel einen jeden ohne Anmah- nung mit ſeinen eigenen Nahmen genennet wie viel ein groͤſſere affection bedeutetes/ wann Gott der Herr ein Menſchen bey ſeinem Nahmen nennet vnd kennet/ nach der Zahl? dann Er zaͤhlet nicht nur die Thraͤnen ſeiner Liebſten/ ſondern auch alle jhre Haar auff dem Haupt/ Ein trewer Hirt/ zaͤhlet alle Morgen ſeine Schafe/ ob eins von dem Wolff geraubt/ oder ſonſt von der Herd kommen waͤre/ alſo auch der Herr der getrewe Hirt/ Der ſuchet vnd forſchet alle Morgen. wie man die koͤſtliche Paͤrlein fleiſſig zehlet/ daß keines davon abgehe vnd verlohren werd/ ſo zehlet Gott auch die Thraͤnen der ſeinigen/ vnd hebt ſie ſleiſſig auff in ſeinem Schatz/ ja ſo gar auch (was iſt aber geringſchetziger?) die Haar deß Haupts zehlet Er/ vnd laſſet deren keines ohn ſeinen vaͤtterlichen willen verlohren werden. Iob. 7, 18. Quid igitur? Num nihil aliud habet quod agat Deus, quam ut lachrymas & fugas Davidis numeret? an non occupatus eſt in adminiſtratione mundi, item au- diendis choris Angelorum, laudantium & benedicentium ſine fine? Quid poteſt dici mirabilius? & tamen verum eſt. Hæc quoque cura incumbit DEO, ut nu- meret lachrymas & fugas Davidis. Sic alius Pſalmus canit: Quoniam requirens ſanguinem corum; recordatus eſt, non eſt oblitus clamoris pauperum. Item præ- cioſa mors ſanctorum in conſpectu Domini; Immò Moſes ait ad Pharaonem, ne ungulam quidem unam relinquemus, non modo viri, Mulieres, parvuli, jumenta exibunt ex AEgypto, ſed quicquid habemus, etiam minimam ungulam non relin- quemus. Non ſolum igirur precioſa ſunt in conſpectu Domini heroicæ virtutes, magnifica opera, quæ per nos operatur, ſanguis item & mors ac graviſſima certa- mina, ſed etiam ungulæ ipſæ viliſſimæ precioſæ ſunt. Quin Chriſtum audi; Der machts noch beſſer/ veſtri autem & capilli capitis omnes numerati ſunt, Jhr ſolt nicht ein Haar verliehren/ Quid quæſo vilius & neglectius eſt in toto corpore hu- mano, quam pilus, capillus, unguis, & tamen hi quoque numerati, & patri qui in cœlis eſt, curæ ſunt. Jn ſeinem Gedaͤchtnuß/ Es iſt ein Denckzettul geſchriben fuͤr dem Herren/ fuͤr die Gerechten vnd Gottsfoͤrchtigen/ Jſt nit Ephra- im mein thewrer Sohn vnd mein trawtes Kindt/ denn ich den- cke noch wol dran/ was ich jhm geredt hab/ darumb bricht mir mein Hertz gegen jhm/ das ich mich ſeiner erbahrmen muß. Vnd iſt ſolche Erkantnuß kein bloſſe Schaw/ kaltſinniges Anſehen vnd Liebloſe gedancke/ (ſondern nach Art der heiligen Sprach) ein kraͤfftiges/ thaͤtiges/ Ier. 31, 20.

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 4. Straßburg, 1653, S. 468. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus04_1653/486>, abgerufen am 22.11.2024.