Dieweil dann nun an der Erkäntniß auch dieses Stucks viel gele- gen/ vnd durch das Liecht der Erkäntniß der Teuffel beschämet worden/ als haben wir für ein Nohtdurfft gehalten/ auch einmal für allemal zu reden von Gespensten/ oder/ wie wirs nennen/ von den geistern/ die bißweilen zu Nacht erscheinen/ sich hören lassen/ Schrecken verursachen/ davon vnbe- richtete Leut albere Discurs vnnd Vnderredung führen/ vnd viel Aberglau- ben vnd Sawerteig hievon vnter vns noch übrig. Alles nach Anleitung vnsers Glaubens/ da der vnsichtbaren Creaturen gedacht wird/ welche wir in heilige gute Engel des Liechts vnd schwartze abtrünnige Geister der Fin- sterniß abgetheilet; der Herr verleihe vns auch hiezu seines Geistes Crafft durch Christum/ Amen.
DRey Fragen sind allhie zu beantworten. 1. Existentia,ob auch Gespenste seyn? 2. Existentiae varietas,wie mancher- ley sie seyen? 3. Varietatis crisis,wie man die mancherley Gespenst vnterscheiden soll? Belangend die erste Frag/ so sind zwar vor Zeiten die Epicurer der Meinung gewest/ es seyen dergleichen keine we- sentliche Geister/ es seyen blesse phantasmata Gesicht vnd Einbildunge.
vide judicium Aretii in probl. Theol. p. 825. de visis Augustini l. de cura pro mort. ubi intor alia pag. 830. haec habet Alia qua dam occulta sympathia oriun- tur, quorum causas non est facile explicare, tamen naturalibus cognata sunt, ut in magnis mutationibus animus hominis sagax est: & ipsa anima sui corporis provida niulta sibi vaticinatur, ut imagines etiam futurorum sibi fingat. Sic mori- turi paulo post, apparent amicis aliis & sibi ipsis.
Daher als dem Kaisermörder Bruto einsmals ein schrecklich vngehewer Gespenst erschienen vnd gesagt: Tuus sum, o Brute, malus genius apud Philippos me videbis; Brute ich bin dein zugeordneter böser Geist/ bey der Statt Philippis wirstu mich sehen; So redets jhm Cassius der Epicureer auß vnd sagt: Nos ita existimamus, Brute, non affici nos revera semper iis, aut videre ca, quibus affici nos & quae cernere nobis videmur. Brute ich halte es dafür/ daß vns das jenige nicht allezeit in der Warheit anliege/ oder daß wir das jenige sehen/ welches vns deucht/ es lige vns an/ vnd wir sehen es. Wie es dann nicht allezeit ohn/ vnd es wol seyn kan hey feigen/ blöden/ schwermütigen vnd forchtsamen Leuten/ dann wann bey manchem sich nur ein Blatt oder Mauß regt/ so meint er/ es sey ein Gespenst vorhan- den: deßgleichen bey lasterhafftigen Leuten; ut furiae, sic tuae tibi occur- runt in juriae, quae te respirare non sinunt, sagt Cicero zu Clodio dem Böß- wicht. Es kommen dir/ Clodi, deine vnrechte Thaten für/ nicht anders/in para- dox.
als
F f f ij
Predigt.
Dieweil dann nun an der Erkaͤntniß auch dieſes Stucks viel gele- gen/ vnd durch das Liecht der Erkaͤntniß der Teuffel beſchaͤmet worden/ als haben wir fuͤr ein Nohtdurfft gehalten/ auch einmal fuͤr allemal zu reden von Geſpenſten/ oder/ wie wirs nennen/ von den geiſtern/ die bißweilen zu Nacht erſcheinen/ ſich hoͤren laſſen/ Schrecken verurſachen/ davon vnbe- richtete Leut albere Diſcurs vnnd Vnderredung fuͤhren/ vnd viel Aberglau- ben vnd Sawerteig hievon vnter vns noch uͤbrig. Alles nach Anleitung vnſers Glaubens/ da der vnſichtbaren Creaturen gedacht wird/ welche wir in heilige gute Engel des Liechts vnd ſchwartze abtruͤnnige Geiſter der Fin- ſterniß abgetheilet; der Herr verleihe vns auch hiezu ſeines Geiſtes Crafft durch Chriſtum/ Amen.
DRey Fragen ſind allhie zu beantworten. 1. Exiſtentia,ob auch Geſpenſte ſeyn? 2. Exiſtentiæ varietas,wie mancher- ley ſie ſeyen? 3. Varietatis criſis,wie man die mancherley Geſpenſt vnterſcheiden ſoll? Belangend die erſte Frag/ ſo ſind zwar vor Zeiten die Epicurer der Meinung geweſt/ es ſeyen dergleichen keine we- ſentliche Geiſter/ es ſeyen bleſſe φαντάσματα Geſicht vnd Einbildunge.
vide judicium Aretii in probl. Theol. p. 825. de viſis Auguſtini l. de cura pro mort. ubi intor alia pag. 830. hæc habet Alia qua dam occulta ſympathia oriun- tur, quorum cauſas non eſt facile explicare, tamen naturalibus cognata ſunt, ut in magnis mutationibus animus hominis ſagax eſt: & ipſa anima ſui corporis provida niulta ſibi vaticinatur, ut imagines etiam futurorum ſibi fingat. Sic mori- turi paulo poſt, apparent amicis aliis & ſibi ipſis.
Daher als dem Kaiſermoͤrder Bruto einsmals ein ſchrecklich vngehewer Geſpenſt erſchienen vnd geſagt: Tuus ſum, ô Brute, malus genius apud Philippos me videbis; Brute ich bin dein zugeordneter boͤſer Geiſt/ bey der Statt Philippis wirſtu mich ſehen; So redets jhm Caſſius der Epicureer auß vnd ſagt: Nos ita exiſtimamus, Brute, non affici nos reverà ſemper iis, aut videre ca, quibus affici nos & quæ cernere nobis videmur. Brute ich halte es dafuͤr/ daß vns das jenige nicht allezeit in der Warheit anliege/ oder daß wir das jenige ſehen/ welches vns deucht/ es lige vns an/ vnd wir ſehen es. Wie es dann nicht allezeit ohn/ vnd es wol ſeyn kan hey feigen/ bloͤden/ ſchwermuͤtigen vnd forchtſamen Leuten/ dann wann bey manchem ſich nur ein Blatt oder Mauß regt/ ſo meint er/ es ſey ein Geſpenſt vorhan- den: deßgleichen bey laſterhafftigen Leuten; ut furiæ, ſic tuæ tibi occur- runt in juriæ, quæ te reſpirare non ſinunt, ſagt Cicero zu Clodio dem Boͤß- wicht. Es kommen dir/ Clodi, deine vnrechte Thaten fuͤr/ nicht anders/in para- dox.
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Predigt.
Dieweil dann nun an der Erkaͤntniß auch dieſes Stucks viel gele-
gen/ vnd durch das Liecht der Erkaͤntniß der Teuffel beſchaͤmet worden/ als
haben wir fuͤr ein Nohtdurfft gehalten/ auch einmal fuͤr allemal zu reden
von Geſpenſten/ oder/ wie wirs nennen/ von den geiſtern/ die bißweilen zu
Nacht erſcheinen/ ſich hoͤren laſſen/ Schrecken verurſachen/ davon vnbe-
richtete Leut albere Diſcurs vnnd Vnderredung fuͤhren/ vnd viel Aberglau-
ben vnd Sawerteig hievon vnter vns noch uͤbrig. Alles nach Anleitung
vnſers Glaubens/ da der vnſichtbaren Creaturen gedacht wird/ welche wir
in heilige gute Engel des Liechts vnd ſchwartze abtruͤnnige Geiſter der Fin-
ſterniß abgetheilet; der Herr verleihe vns auch hiezu ſeines Geiſtes Crafft
durch Chriſtum/ Amen.
DRey Fragen ſind allhie zu beantworten. 1. Exiſtentia, ob auch
Geſpenſte ſeyn? 2. Exiſtentiæ varietas, wie mancher-
ley ſie ſeyen? 3. Varietatis criſis, wie man die mancherley
Geſpenſt vnterſcheiden ſoll? Belangend die erſte Frag/ ſo ſind zwar
vor Zeiten die Epicurer der Meinung geweſt/ es ſeyen dergleichen keine we-
ſentliche Geiſter/ es ſeyen bleſſe φαντάσματα Geſicht vnd Einbildunge.
vide judicium Aretii in probl. Theol. p. 825. de viſis Auguſtini l. de cura pro
mort. ubi intor alia pag. 830. hæc habet Alia qua dam occulta ſympathia oriun-
tur, quorum cauſas non eſt facile explicare, tamen naturalibus cognata ſunt,
ut in magnis mutationibus animus hominis ſagax eſt: & ipſa anima ſui corporis
provida niulta ſibi vaticinatur, ut imagines etiam futurorum ſibi fingat. Sic mori-
turi paulo poſt, apparent amicis aliis & ſibi ipſis.
Daher als dem Kaiſermoͤrder Bruto einsmals ein ſchrecklich vngehewer
Geſpenſt erſchienen vnd geſagt: Tuus ſum, ô Brute, malus genius apud
Philippos me videbis; Brute ich bin dein zugeordneter boͤſer Geiſt/ bey der
Statt Philippis wirſtu mich ſehen; So redets jhm Caſſius der Epicureer
auß vnd ſagt: Nos ita exiſtimamus, Brute, non affici nos reverà ſemper
iis, aut videre ca, quibus affici nos & quæ cernere nobis videmur. Brute
ich halte es dafuͤr/ daß vns das jenige nicht allezeit in der Warheit anliege/
oder daß wir das jenige ſehen/ welches vns deucht/ es lige vns an/ vnd wir
ſehen es. Wie es dann nicht allezeit ohn/ vnd es wol ſeyn kan hey feigen/
bloͤden/ ſchwermuͤtigen vnd forchtſamen Leuten/ dann wann bey manchem
ſich nur ein Blatt oder Mauß regt/ ſo meint er/ es ſey ein Geſpenſt vorhan-
den: deßgleichen bey laſterhafftigen Leuten; ut furiæ, ſic tuæ tibi occur-
runt in juriæ, quæ te reſpirare non ſinunt, ſagt Cicero zu Clodio dem Boͤß-
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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 4. Straßburg, 1653, S. 411. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus04_1653/429>, abgerufen am 25.11.2024.
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