Dahlmann, Friedrich Christoph: Die Politik, auf den Grund und das Maaß der gegebenen Zustände zurückgeführt. Bd. 1: Staatsverfassung. Volksbildung. Göttingen, 1835.Neuntes Capitel. keine Belege, läßt nicht die Philosophen herrschen, nichtGüter und Kinder gemeinsam seyn, läßt auch das männ- liche Geschlecht in seinem Unterschiede vom weiblichen be- stehen. Die Erziehung der Knaben und die verschiedenen Obrigkeiten sind hier sehr umständlich entwickelt. 217. Aristoteles sah eine Welt von Freistaaten Neuntes Capitel. keine Belege, laͤßt nicht die Philoſophen herrſchen, nichtGuͤter und Kinder gemeinſam ſeyn, laͤßt auch das maͤnn- liche Geſchlecht in ſeinem Unterſchiede vom weiblichen be- ſtehen. Die Erziehung der Knaben und die verſchiedenen Obrigkeiten ſind hier ſehr umſtaͤndlich entwickelt. 217. Ariſtoteles ſah eine Welt von Freiſtaaten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0202" n="190"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Neuntes Capitel</hi>.</fw><lb/> keine Belege, laͤßt nicht die Philoſophen herrſchen, nicht<lb/> Guͤter und Kinder gemeinſam ſeyn, laͤßt auch das maͤnn-<lb/> liche Geſchlecht in ſeinem Unterſchiede vom weiblichen be-<lb/> ſtehen. Die Erziehung der Knaben und die verſchiedenen<lb/> Obrigkeiten ſind hier ſehr umſtaͤndlich entwickelt.</p><lb/> <p>217. <hi rendition="#g">Ariſtoteles</hi> ſah eine Welt von Freiſtaaten<lb/> rings um ſich verſinken, waͤhrend die ungeheure politiſche<lb/> Kraft des Koͤnigthums ſich laut und lauter verkuͤndigte:<lb/> Ihm, der in einem beſonderen Werke mehr als anderthalb<lb/> hundert Staatsverfaſſungen beſchrieb, der in allem Wiſſens-<lb/> wuͤrdigen zu Hauſe, in dem meiſten Meiſter war, lag es<lb/> vornehmlich nahe, daß der Menſch nicht uͤberall dasſelbe<lb/> Neſt baue. Er verwarf den Staat ſeines Lehrers (der<lb/> faſt unmoͤglich <hi rendition="#g">werden</hi> und ſchwerlich <hi rendition="#g">ſeyn</hi> kann), weil<lb/> ſeine Mittel fuͤr ſeine Zwecke nicht ausreichen, und er dabei<lb/> bloß die Philoſophen- und die Krieger-Claſſe bedenkt<lb/> (Pol. <hi rendition="#aq">II. c.</hi> 1. u. 2.). Lieber beobachtet er die hiſtoriſch<lb/> gegebenen Staaten, vornehmlich den der Spartaner, Kre-<lb/> ter und Karthager; denn der Roͤmiſche muß ihm doch<lb/> nicht nahe genug getreten ſeyn, um ſeiner Überlegenheit<lb/> inne zu werden. Nicht zwar als ob die Zuſtaͤnde allein<lb/> ihm das Maas der Dinge gaͤben, aber er findet daß die<lb/> Natur ſelber in den gelungneren Darſtellungen der zum<lb/> Staat verſammelten Menſchheit ein ſittliches Gleichmaas<lb/> ſuche und bewaͤhre. Nicht jede Volksanlage aber iſt des<lb/> beſſeren Staats empfaͤnglich; und kein Staat darf, weder<lb/> im Begriffe, noch in der Wirklichkeit, als fehlerlos betrach-<lb/> tet werden. Daß dem ſo ſey, wird ſchon dadurch bezeugt,<lb/> daß es zur Sclaverei geborene Naturen giebt, wie im All-<lb/> gemeinen die der Barbaren ſind. Sie ſind geborene Sa-<lb/> chen und Beſitzthuͤmer und muͤſſen um ihres eigenen Beſtens<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [190/0202]
Neuntes Capitel.
keine Belege, laͤßt nicht die Philoſophen herrſchen, nicht
Guͤter und Kinder gemeinſam ſeyn, laͤßt auch das maͤnn-
liche Geſchlecht in ſeinem Unterſchiede vom weiblichen be-
ſtehen. Die Erziehung der Knaben und die verſchiedenen
Obrigkeiten ſind hier ſehr umſtaͤndlich entwickelt.
217. Ariſtoteles ſah eine Welt von Freiſtaaten
rings um ſich verſinken, waͤhrend die ungeheure politiſche
Kraft des Koͤnigthums ſich laut und lauter verkuͤndigte:
Ihm, der in einem beſonderen Werke mehr als anderthalb
hundert Staatsverfaſſungen beſchrieb, der in allem Wiſſens-
wuͤrdigen zu Hauſe, in dem meiſten Meiſter war, lag es
vornehmlich nahe, daß der Menſch nicht uͤberall dasſelbe
Neſt baue. Er verwarf den Staat ſeines Lehrers (der
faſt unmoͤglich werden und ſchwerlich ſeyn kann), weil
ſeine Mittel fuͤr ſeine Zwecke nicht ausreichen, und er dabei
bloß die Philoſophen- und die Krieger-Claſſe bedenkt
(Pol. II. c. 1. u. 2.). Lieber beobachtet er die hiſtoriſch
gegebenen Staaten, vornehmlich den der Spartaner, Kre-
ter und Karthager; denn der Roͤmiſche muß ihm doch
nicht nahe genug getreten ſeyn, um ſeiner Überlegenheit
inne zu werden. Nicht zwar als ob die Zuſtaͤnde allein
ihm das Maas der Dinge gaͤben, aber er findet daß die
Natur ſelber in den gelungneren Darſtellungen der zum
Staat verſammelten Menſchheit ein ſittliches Gleichmaas
ſuche und bewaͤhre. Nicht jede Volksanlage aber iſt des
beſſeren Staats empfaͤnglich; und kein Staat darf, weder
im Begriffe, noch in der Wirklichkeit, als fehlerlos betrach-
tet werden. Daß dem ſo ſey, wird ſchon dadurch bezeugt,
daß es zur Sclaverei geborene Naturen giebt, wie im All-
gemeinen die der Barbaren ſind. Sie ſind geborene Sa-
chen und Beſitzthuͤmer und muͤſſen um ihres eigenen Beſtens
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