labe. Nun widerstand auch das französische Cabinet nicht länger, erkannte die Unabhängigkeit der nordamerikani- 1778. Febr.schen Provinzen an, schloß einen Freundschaft- und Han- delstractat mit ihnen. Auf die Nachricht gaben die Führer der Opposition in beiden Häusern des englischen Parla- ments die Erklärung, die Pflicht der Regierung sey dem Beispiele Frankreichs zu folgen, den unausbleiblichen dop- pelten Krieg zu vermeiden. Lord Chatham dachte anders. Am 7. April 1778 erschien er im Oberhause, entschlossen neben seinen alten Gegnern im Hause nun auch seine bis- herigen Anhänger zu bekämpfen. England sollte den Muth von ihm lernen nach beiden Seiten zugleich die Spitze zu bieten. Als sein Freund der Herzog von Richmond den Antrag machte, den König um die Entfernung seiner Mi- nister und zugleich um die Entfernung aller See- und Landtruppen aus Nordamerika zu ersuchen, stand Chatham auf, an zwei Freunde gelehnt, dieselben die ihn mühsam auf Krücken in den Saal hineingeleitet, ein sterbender Mann, von dessen abgemagertem Gesichte unter seiner mäch- tigen Perüque kaum ein Zug weiter unterschieden ward als neben der großen Adlernase dieses durchdringende Augen- paar. Er hob die Hand von einer Krücke auf, sah gen Himmel und es ward als er die Lippen zu leiser Rede öff- nete, so still im Saale, daß man, nach dem Ausdrucke Eines der dabei war, das Fallen eines Taschentuches würde haben hören können. "Ich danke Gott," sprach er, "daß ich im Stande gewesen bin heute hieher zu kom-
labe. Nun widerſtand auch das franzöſiſche Cabinet nicht länger, erkannte die Unabhängigkeit der nordamerikani- 1778. Febr.ſchen Provinzen an, ſchloß einen Freundſchaft- und Han- delstractat mit ihnen. Auf die Nachricht gaben die Führer der Oppoſition in beiden Häuſern des engliſchen Parla- ments die Erklärung, die Pflicht der Regierung ſey dem Beiſpiele Frankreichs zu folgen, den unausbleiblichen dop- pelten Krieg zu vermeiden. Lord Chatham dachte anders. Am 7. April 1778 erſchien er im Oberhauſe, entſchloſſen neben ſeinen alten Gegnern im Hauſe nun auch ſeine bis- herigen Anhänger zu bekämpfen. England ſollte den Muth von ihm lernen nach beiden Seiten zugleich die Spitze zu bieten. Als ſein Freund der Herzog von Richmond den Antrag machte, den König um die Entfernung ſeiner Mi- niſter und zugleich um die Entfernung aller See- und Landtruppen aus Nordamerika zu erſuchen, ſtand Chatham auf, an zwei Freunde gelehnt, dieſelben die ihn mühſam auf Krücken in den Saal hineingeleitet, ein ſterbender Mann, von deſſen abgemagertem Geſichte unter ſeiner mäch- tigen Perüque kaum ein Zug weiter unterſchieden ward als neben der großen Adlernaſe dieſes durchdringende Augen- paar. Er hob die Hand von einer Krücke auf, ſah gen Himmel und es ward als er die Lippen zu leiſer Rede öff- nete, ſo ſtill im Saale, daß man, nach dem Ausdrucke Eines der dabei war, das Fallen eines Taſchentuches würde haben hören können. „Ich danke Gott,“ ſprach er, „daß ich im Stande geweſen bin heute hieher zu kom-
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labe. Nun widerſtand auch das franzöſiſche Cabinet nicht
länger, erkannte die Unabhängigkeit der nordamerikani-
ſchen Provinzen an, ſchloß einen Freundſchaft- und Han-
delstractat mit ihnen. Auf die Nachricht gaben die Führer
der Oppoſition in beiden Häuſern des engliſchen Parla-
ments die Erklärung, die Pflicht der Regierung ſey dem
Beiſpiele Frankreichs zu folgen, den unausbleiblichen dop-
pelten Krieg zu vermeiden. Lord Chatham dachte anders.
Am 7. April 1778 erſchien er im Oberhauſe, entſchloſſen
neben ſeinen alten Gegnern im Hauſe nun auch ſeine bis-
herigen Anhänger zu bekämpfen. England ſollte den Muth
von ihm lernen nach beiden Seiten zugleich die Spitze zu
bieten. Als ſein Freund der Herzog von Richmond den
Antrag machte, den König um die Entfernung ſeiner Mi-
niſter und zugleich um die Entfernung aller See- und
Landtruppen aus Nordamerika zu erſuchen, ſtand Chatham
auf, an zwei Freunde gelehnt, dieſelben die ihn mühſam
auf Krücken in den Saal hineingeleitet, ein ſterbender
Mann, von deſſen abgemagertem Geſichte unter ſeiner mäch-
tigen Perüque kaum ein Zug weiter unterſchieden ward als
neben der großen Adlernaſe dieſes durchdringende Augen-
paar. Er hob die Hand von einer Krücke auf, ſah gen
Himmel und es ward als er die Lippen zu leiſer Rede öff-
nete, ſo ſtill im Saale, daß man, nach dem Ausdrucke
Eines der dabei war, das Fallen eines Taſchentuches
würde haben hören können. „Ich danke Gott,“ ſprach
er, „daß ich im Stande geweſen bin heute hieher zu kom-
1778.
Febr.
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Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/82>, abgerufen am 25.11.2024.
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