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Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845.

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Ein Engländer, der im Jahre 77 Paris besuchte,
schreibt in seinem Reiseberichte: "Man spricht jetzt hier in
allen Kaffeehäusern und in allen Gesellschaften von natio-
naler und politischer Freiheit so freimüthig wie nur irgend
in einem britischen Parlament oder in einem londoner Kaf-
fechause oder in einem Club der Oppositionspartei. Der Hof
sieht hiebei durch die Finger und denkt nicht an das bekannte
alte Sprüchwort: mutato nomine de te fabula narratur."
Man suchte und fand seine Ideale jenseit des Oceans im
Westen, und selbst die kühlere Gesellschaft gab ihren Bei-
trag, verließ ihre Whisttische, spielte Boston, den tapfe-
ren Bostonern zu Ehren, die das Panier des Widerstandes
zuerst erhuben. Da kam die Botschaft von der Capitulation
eines englischen Heeres bei Saratoga, und jetzt trat der
Bostoner Benjamin Franklin schon öffentlich in den könig-
lichen Gemächern von Versailles auf, der siebzigjährige
Greis, so anspruchslos und doch so vielsagend seine Er-
scheinung; denn sie bezeugte das Wunder seines Lebens,
den armen Buchdruckerjungen von ehemals und jetzt unter
den Stiftern eines der größesten Staaten der Welt nach
Washington den Ruhmgekröntesten. Seiner einfachen Un-
terhaltung über die Probleme des Staates und der großen
Natur, welcher er mit Apparaten, die jedem Kinde zu
Gebote stehen, die Zunge gelöst hatte, kam in diesen ari-
stokratischen Kreisen volle Hingebung entgegen. Denn über-
all schmachtet der Mensch nach einem heimlichen Trunke
Begeisterung, woran er in der langen Lebenssteppe sich

Ein Engländer, der im Jahre 77 Paris beſuchte,
ſchreibt in ſeinem Reiſeberichte: „Man ſpricht jetzt hier in
allen Kaffeehäuſern und in allen Geſellſchaften von natio-
naler und politiſcher Freiheit ſo freimüthig wie nur irgend
in einem britiſchen Parlament oder in einem londoner Kaf-
fechauſe oder in einem Club der Oppoſitionspartei. Der Hof
ſieht hiebei durch die Finger und denkt nicht an das bekannte
alte Sprüchwort: mutato nomine de te fabula narratur.“
Man ſuchte und fand ſeine Ideale jenſeit des Oceans im
Weſten, und ſelbſt die kühlere Geſellſchaft gab ihren Bei-
trag, verließ ihre Whiſttiſche, ſpielte Boſton, den tapfe-
ren Boſtonern zu Ehren, die das Panier des Widerſtandes
zuerſt erhuben. Da kam die Botſchaft von der Capitulation
eines engliſchen Heeres bei Saratoga, und jetzt trat der
Boſtoner Benjamin Franklin ſchon öffentlich in den könig-
lichen Gemächern von Verſailles auf, der ſiebzigjährige
Greis, ſo anſpruchslos und doch ſo vielſagend ſeine Er-
ſcheinung; denn ſie bezeugte das Wunder ſeines Lebens,
den armen Buchdruckerjungen von ehemals und jetzt unter
den Stiftern eines der größeſten Staaten der Welt nach
Waſhington den Ruhmgekrönteſten. Seiner einfachen Un-
terhaltung über die Probleme des Staates und der großen
Natur, welcher er mit Apparaten, die jedem Kinde zu
Gebote ſtehen, die Zunge gelöſt hatte, kam in dieſen ari-
ſtokratiſchen Kreiſen volle Hingebung entgegen. Denn über-
all ſchmachtet der Menſch nach einem heimlichen Trunke
Begeiſterung, woran er in der langen Lebensſteppe ſich

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[71/0081] Ein Engländer, der im Jahre 77 Paris beſuchte, ſchreibt in ſeinem Reiſeberichte: „Man ſpricht jetzt hier in allen Kaffeehäuſern und in allen Geſellſchaften von natio- naler und politiſcher Freiheit ſo freimüthig wie nur irgend in einem britiſchen Parlament oder in einem londoner Kaf- fechauſe oder in einem Club der Oppoſitionspartei. Der Hof ſieht hiebei durch die Finger und denkt nicht an das bekannte alte Sprüchwort: mutato nomine de te fabula narratur.“ Man ſuchte und fand ſeine Ideale jenſeit des Oceans im Weſten, und ſelbſt die kühlere Geſellſchaft gab ihren Bei- trag, verließ ihre Whiſttiſche, ſpielte Boſton, den tapfe- ren Boſtonern zu Ehren, die das Panier des Widerſtandes zuerſt erhuben. Da kam die Botſchaft von der Capitulation eines engliſchen Heeres bei Saratoga, und jetzt trat der Boſtoner Benjamin Franklin ſchon öffentlich in den könig- lichen Gemächern von Verſailles auf, der ſiebzigjährige Greis, ſo anſpruchslos und doch ſo vielſagend ſeine Er- ſcheinung; denn ſie bezeugte das Wunder ſeines Lebens, den armen Buchdruckerjungen von ehemals und jetzt unter den Stiftern eines der größeſten Staaten der Welt nach Waſhington den Ruhmgekrönteſten. Seiner einfachen Un- terhaltung über die Probleme des Staates und der großen Natur, welcher er mit Apparaten, die jedem Kinde zu Gebote ſtehen, die Zunge gelöſt hatte, kam in dieſen ari- ſtokratiſchen Kreiſen volle Hingebung entgegen. Denn über- all ſchmachtet der Menſch nach einem heimlichen Trunke Begeiſterung, woran er in der langen Lebensſteppe ſich

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Zitationshilfe: Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/81>, abgerufen am 26.11.2024.