ren Dosis Schrecken Gebrauch. Was wird es geben, wenn die Furcht Marats und Robespierre's freie Hand be- kommt?
In denselben Tagen, da die Einen aus Paris in dich- ten Schaaren ins Feld rückten, die Anderen drinnen für die gute Sache mordeten, hielt Dumouriez die Feinde inSept.3.4. der Argonne auf. Am Tage der Kanonade von Valmy hielt aber der gesetzgebende Körper seine letzte Geschäfts- Sitzung. Zwar trat er am nächsten Morgen, den 21sten September noch einmal zusammen, allein lediglich um die Botschaft zu empfangen, der Nationalconvent sey consti- tuirt, und sich hierauf für immer aufzulösen. An seine Stelle tritt eine Versammlung, weit volksmäßiger gewählt als die vorige; denn der aristokratische Unterschied zwischen gewöhnlichen und thätigen Bürgern ist für diese Welt ganz aufgehoben; jeder einundzwanzigjährige Franzose, der nicht Dienstbote ist, kann Wähler seyn, und jeder Fran- zose kann mit fünfundzwanzig Jahren sowohl im Wahl- collegium als im Nationalconvent sitzen; man hat aber die Wahlcollegien bloß um der Eile willen noch beibehalten, weil es darauf ankommt in kürzester Frist einer Versamm- lung das Daseyn zu geben, welche in den Tuilerien künf- tig wohnen, vor allen Dingen aber das Königthum ab- schaffen wird.
Dumouriez wußte aus erster Hand durch seinen ge- treuen Correspondenten, den Justizminister, daß diese Ent- scheidung unmittelbar bevorstehe, nichtsdestoweniger un-
ren Doſis Schrecken Gebrauch. Was wird es geben, wenn die Furcht Marats und Robespierre’s freie Hand be- kommt?
In denſelben Tagen, da die Einen aus Paris in dich- ten Schaaren ins Feld rückten, die Anderen drinnen für die gute Sache mordeten, hielt Dumouriez die Feinde inSept.3.4. der Argonne auf. Am Tage der Kanonade von Valmy hielt aber der geſetzgebende Körper ſeine letzte Geſchäfts- Sitzung. Zwar trat er am nächſten Morgen, den 21ſten September noch einmal zuſammen, allein lediglich um die Botſchaft zu empfangen, der Nationalconvent ſey conſti- tuirt, und ſich hierauf für immer aufzulöſen. An ſeine Stelle tritt eine Verſammlung, weit volksmäßiger gewählt als die vorige; denn der ariſtokratiſche Unterſchied zwiſchen gewöhnlichen und thätigen Bürgern iſt für dieſe Welt ganz aufgehoben; jeder einundzwanzigjährige Franzoſe, der nicht Dienſtbote iſt, kann Wähler ſeyn, und jeder Fran- zoſe kann mit fünfundzwanzig Jahren ſowohl im Wahl- collegium als im Nationalconvent ſitzen; man hat aber die Wahlcollegien bloß um der Eile willen noch beibehalten, weil es darauf ankommt in kürzeſter Friſt einer Verſamm- lung das Daſeyn zu geben, welche in den Tuilerien künf- tig wohnen, vor allen Dingen aber das Königthum ab- ſchaffen wird.
Dumouriez wußte aus erſter Hand durch ſeinen ge- treuen Correſpondenten, den Juſtizminiſter, daß dieſe Ent- ſcheidung unmittelbar bevorſtehe, nichtsdeſtoweniger un-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0481"n="471"/>
ren Doſis Schrecken Gebrauch. Was wird es geben, wenn<lb/>
die Furcht Marats und Robespierre’s freie Hand be-<lb/>
kommt?</p><lb/><p>In denſelben Tagen, da die Einen aus Paris in dich-<lb/>
ten Schaaren ins Feld rückten, die Anderen drinnen für<lb/>
die gute Sache mordeten, hielt Dumouriez die Feinde in<noteplace="right">Sept.3.4.</note><lb/>
der Argonne auf. Am Tage der Kanonade von Valmy<lb/>
hielt aber der geſetzgebende Körper ſeine letzte Geſchäfts-<lb/>
Sitzung. Zwar trat er am nächſten Morgen, den 21ſten<lb/>
September noch einmal zuſammen, allein lediglich um die<lb/>
Botſchaft zu empfangen, der Nationalconvent ſey conſti-<lb/>
tuirt, und ſich hierauf für immer aufzulöſen. An ſeine Stelle<lb/>
tritt eine Verſammlung, weit volksmäßiger gewählt als<lb/>
die vorige; denn der ariſtokratiſche Unterſchied zwiſchen<lb/>
gewöhnlichen und thätigen Bürgern iſt für dieſe Welt ganz<lb/>
aufgehoben; jeder einundzwanzigjährige Franzoſe, der<lb/>
nicht Dienſtbote iſt, kann Wähler ſeyn, und jeder Fran-<lb/>
zoſe kann mit fünfundzwanzig Jahren ſowohl im Wahl-<lb/>
collegium als im Nationalconvent ſitzen; man hat aber die<lb/>
Wahlcollegien bloß um der Eile willen noch beibehalten,<lb/>
weil es darauf ankommt in kürzeſter Friſt einer Verſamm-<lb/>
lung das Daſeyn zu geben, welche in den Tuilerien künf-<lb/>
tig wohnen, vor allen Dingen aber das Königthum ab-<lb/>ſchaffen wird.</p><lb/><p>Dumouriez wußte aus erſter Hand durch ſeinen ge-<lb/>
treuen Correſpondenten, den Juſtizminiſter, daß dieſe Ent-<lb/>ſcheidung unmittelbar bevorſtehe, nichtsdeſtoweniger un-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[471/0481]
ren Doſis Schrecken Gebrauch. Was wird es geben, wenn
die Furcht Marats und Robespierre’s freie Hand be-
kommt?
In denſelben Tagen, da die Einen aus Paris in dich-
ten Schaaren ins Feld rückten, die Anderen drinnen für
die gute Sache mordeten, hielt Dumouriez die Feinde in
der Argonne auf. Am Tage der Kanonade von Valmy
hielt aber der geſetzgebende Körper ſeine letzte Geſchäfts-
Sitzung. Zwar trat er am nächſten Morgen, den 21ſten
September noch einmal zuſammen, allein lediglich um die
Botſchaft zu empfangen, der Nationalconvent ſey conſti-
tuirt, und ſich hierauf für immer aufzulöſen. An ſeine Stelle
tritt eine Verſammlung, weit volksmäßiger gewählt als
die vorige; denn der ariſtokratiſche Unterſchied zwiſchen
gewöhnlichen und thätigen Bürgern iſt für dieſe Welt ganz
aufgehoben; jeder einundzwanzigjährige Franzoſe, der
nicht Dienſtbote iſt, kann Wähler ſeyn, und jeder Fran-
zoſe kann mit fünfundzwanzig Jahren ſowohl im Wahl-
collegium als im Nationalconvent ſitzen; man hat aber die
Wahlcollegien bloß um der Eile willen noch beibehalten,
weil es darauf ankommt in kürzeſter Friſt einer Verſamm-
lung das Daſeyn zu geben, welche in den Tuilerien künf-
tig wohnen, vor allen Dingen aber das Königthum ab-
ſchaffen wird.
Sept.3.4.
Dumouriez wußte aus erſter Hand durch ſeinen ge-
treuen Correſpondenten, den Juſtizminiſter, daß dieſe Ent-
ſcheidung unmittelbar bevorſtehe, nichtsdeſtoweniger un-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. 471. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/481>, abgerufen am 05.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.