setzten der anderen Heere und Heeresabtheilungen unter- warfen sich diesen Befehlen, wenn auch zum Theil zau- dernd, aber doch wirklich, und Dumouriez, welcher un- ter Luckner ein Corps commandirte, ging Allen in Bereit- willigkeit voran, denn er schätzte richtig die nächste Zu- kunft. So stand Lafayette plötzlich allein, und als am 19ten August die Nationalversammlung ihn für einen Ver- räther erklärte, blieb ihm von aller seiner Macht und sei- ner Liebe beim Heere nichts weiter, als daß er den Tag darauf mit einigen Officieren, darunter Latour-Maubourg und Alexander Lameth, ungestört sein Lager verlassen und die Belgische Gränze suchen konnte. Seine Absicht war über Holland nach Nordamerika zu gehen. Aber unedel hielt man ihn als Kriegsgefangenen fest und schleppte Jahre lang von einer Festung zur andern den Mann, der bei aller Unreife seiner politischen Schöpfungen dennoch dem Verständnisse der Zeit näher stand als seine Kerker- meister. So saß nun der König gefangen, und der Feld- herr, welcher gern sein Leben geopfert hätte, um ihn zu befreien, ebenfalls. Wohin Lafayette wollte, dahin ge- langte mit Gewandtheit Talleyrand. Dieser war vor kur- zem erst aus England zurück; jetzt ging er ohne Auftrag von neuem dahin. Als später England den kriegführenden Mächten beitrat, litt ihn Pitt dort nicht mehr, im Vater- lande drohte ihm Anklage, so ging er mit Beaumetz in die nordamerikanischen Staaten.
Aber Dumouriez brach die frische Frucht seiner Will-
ſetzten der anderen Heere und Heeresabtheilungen unter- warfen ſich dieſen Befehlen, wenn auch zum Theil zau- dernd, aber doch wirklich, und Dumouriez, welcher un- ter Luckner ein Corps commandirte, ging Allen in Bereit- willigkeit voran, denn er ſchätzte richtig die nächſte Zu- kunft. So ſtand Lafayette plötzlich allein, und als am 19ten Auguſt die Nationalverſammlung ihn für einen Ver- räther erklärte, blieb ihm von aller ſeiner Macht und ſei- ner Liebe beim Heere nichts weiter, als daß er den Tag darauf mit einigen Officieren, darunter Latour-Maubourg und Alexander Lameth, ungeſtört ſein Lager verlaſſen und die Belgiſche Gränze ſuchen konnte. Seine Abſicht war über Holland nach Nordamerika zu gehen. Aber unedel hielt man ihn als Kriegsgefangenen feſt und ſchleppte Jahre lang von einer Feſtung zur andern den Mann, der bei aller Unreife ſeiner politiſchen Schöpfungen dennoch dem Verſtändniſſe der Zeit näher ſtand als ſeine Kerker- meiſter. So ſaß nun der König gefangen, und der Feld- herr, welcher gern ſein Leben geopfert hätte, um ihn zu befreien, ebenfalls. Wohin Lafayette wollte, dahin ge- langte mit Gewandtheit Talleyrand. Dieſer war vor kur- zem erſt aus England zurück; jetzt ging er ohne Auftrag von neuem dahin. Als ſpäter England den kriegführenden Mächten beitrat, litt ihn Pitt dort nicht mehr, im Vater- lande drohte ihm Anklage, ſo ging er mit Beaumetz in die nordamerikaniſchen Staaten.
Aber Dumouriez brach die friſche Frucht ſeiner Will-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0463"n="453"/>ſetzten der anderen Heere und Heeresabtheilungen unter-<lb/>
warfen ſich dieſen Befehlen, wenn auch zum Theil zau-<lb/>
dernd, aber doch wirklich, und Dumouriez, welcher un-<lb/>
ter Luckner ein Corps commandirte, ging Allen in Bereit-<lb/>
willigkeit voran, denn er ſchätzte richtig die nächſte Zu-<lb/>
kunft. So ſtand Lafayette plötzlich allein, und als am<lb/>
19ten Auguſt die Nationalverſammlung ihn für einen Ver-<lb/>
räther erklärte, blieb ihm von aller ſeiner Macht und ſei-<lb/>
ner Liebe beim Heere nichts weiter, als daß er den Tag<lb/>
darauf mit einigen Officieren, darunter Latour-Maubourg<lb/>
und Alexander Lameth, ungeſtört ſein Lager verlaſſen und<lb/>
die Belgiſche Gränze ſuchen konnte. Seine Abſicht war<lb/>
über Holland nach Nordamerika zu gehen. Aber unedel<lb/>
hielt man ihn als Kriegsgefangenen feſt und ſchleppte<lb/>
Jahre lang von einer Feſtung zur andern den Mann, der<lb/>
bei aller Unreife ſeiner politiſchen Schöpfungen dennoch<lb/>
dem Verſtändniſſe der Zeit näher ſtand als ſeine Kerker-<lb/>
meiſter. So ſaß nun der König gefangen, und der Feld-<lb/>
herr, welcher gern ſein Leben geopfert hätte, um ihn zu<lb/>
befreien, ebenfalls. Wohin Lafayette wollte, dahin ge-<lb/>
langte mit Gewandtheit Talleyrand. Dieſer war vor kur-<lb/>
zem erſt aus England zurück; jetzt ging er ohne Auftrag<lb/>
von neuem dahin. Als ſpäter England den kriegführenden<lb/>
Mächten beitrat, litt ihn Pitt dort nicht mehr, im Vater-<lb/>
lande drohte ihm Anklage, ſo ging er mit Beaumetz in die<lb/>
nordamerikaniſchen Staaten.</p><lb/><p>Aber Dumouriez brach die friſche Frucht ſeiner Will-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[453/0463]
ſetzten der anderen Heere und Heeresabtheilungen unter-
warfen ſich dieſen Befehlen, wenn auch zum Theil zau-
dernd, aber doch wirklich, und Dumouriez, welcher un-
ter Luckner ein Corps commandirte, ging Allen in Bereit-
willigkeit voran, denn er ſchätzte richtig die nächſte Zu-
kunft. So ſtand Lafayette plötzlich allein, und als am
19ten Auguſt die Nationalverſammlung ihn für einen Ver-
räther erklärte, blieb ihm von aller ſeiner Macht und ſei-
ner Liebe beim Heere nichts weiter, als daß er den Tag
darauf mit einigen Officieren, darunter Latour-Maubourg
und Alexander Lameth, ungeſtört ſein Lager verlaſſen und
die Belgiſche Gränze ſuchen konnte. Seine Abſicht war
über Holland nach Nordamerika zu gehen. Aber unedel
hielt man ihn als Kriegsgefangenen feſt und ſchleppte
Jahre lang von einer Feſtung zur andern den Mann, der
bei aller Unreife ſeiner politiſchen Schöpfungen dennoch
dem Verſtändniſſe der Zeit näher ſtand als ſeine Kerker-
meiſter. So ſaß nun der König gefangen, und der Feld-
herr, welcher gern ſein Leben geopfert hätte, um ihn zu
befreien, ebenfalls. Wohin Lafayette wollte, dahin ge-
langte mit Gewandtheit Talleyrand. Dieſer war vor kur-
zem erſt aus England zurück; jetzt ging er ohne Auftrag
von neuem dahin. Als ſpäter England den kriegführenden
Mächten beitrat, litt ihn Pitt dort nicht mehr, im Vater-
lande drohte ihm Anklage, ſo ging er mit Beaumetz in die
nordamerikaniſchen Staaten.
Aber Dumouriez brach die friſche Frucht ſeiner Will-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. 453. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/463>, abgerufen am 05.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.