regung wegen des Detachements Dragoner, welches seit gestern eingerückt war. Der Capitän desselben ritt an den Schlag, sprach mit dem Könige, welcher unvorsichtig fort- fuhr sich zu zeigen, und der Postmeister des Orts Drouet glaubte ihn zu erkennen. Dennoch war er seiner Sache nicht gewiß, die durch einen Courier vorausbestellten Pferde waren angeschirrt, es blieb für den Augenblick nichts zu thun, allein sein Vorsatz war gefaßt. Als der Wagen abfuhr, schwang sich Drouet, der früher bei den Dragonern stand, auf sein Pferd, nahm noch einen Kriegscameraden mit sich; seine Absicht ist auf Feldwegen den Reisenden zuvorzukommen, welche auf schlechter Straße manchen Höhenzug zu überwinden haben. Mitt- lerweile hatte sich die Vermuthung des Postmeisters her- umgesprochen, und als die Dragoner dem Wagen folgen wollten, ließ die Menge sie nicht fort. Sie selbst schlossen sich der Volksstimme an, ließen es sogar geschehen daß ihr Officier verhaftet ward. Ähnlich ging es auf der näch- sten Station in Clermont, nur daß der Officier glücklich davon kam. Im Flecken Varennes müssen abermals Pferde gewechselt werden; diese sind nicht gleich zur Stelle; es ist fast Mitternacht: da erschallt plötzlich Drouets Stimme zu den Postillonen: "Im Namen der Nation verbiete ich Euch weiter zu fahren, Ihr fahret den König." Zugleich fügt er einen Zwang seinen Drohungen hinzu, zieht einen auf der Gasse stehenden Packwagen auf die nahe Brücke hinauf; man hilft ihm diesen umstürzen; jetzt ist der Weg
regung wegen des Detachements Dragoner, welches ſeit geſtern eingerückt war. Der Capitän deſſelben ritt an den Schlag, ſprach mit dem Könige, welcher unvorſichtig fort- fuhr ſich zu zeigen, und der Poſtmeiſter des Orts Drouet glaubte ihn zu erkennen. Dennoch war er ſeiner Sache nicht gewiß, die durch einen Courier vorausbeſtellten Pferde waren angeſchirrt, es blieb für den Augenblick nichts zu thun, allein ſein Vorſatz war gefaßt. Als der Wagen abfuhr, ſchwang ſich Drouet, der früher bei den Dragonern ſtand, auf ſein Pferd, nahm noch einen Kriegscameraden mit ſich; ſeine Abſicht iſt auf Feldwegen den Reiſenden zuvorzukommen, welche auf ſchlechter Straße manchen Höhenzug zu überwinden haben. Mitt- lerweile hatte ſich die Vermuthung des Poſtmeiſters her- umgeſprochen, und als die Dragoner dem Wagen folgen wollten, ließ die Menge ſie nicht fort. Sie ſelbſt ſchloſſen ſich der Volksſtimme an, ließen es ſogar geſchehen daß ihr Officier verhaftet ward. Ähnlich ging es auf der näch- ſten Station in Clermont, nur daß der Officier glücklich davon kam. Im Flecken Varennes müſſen abermals Pferde gewechſelt werden; dieſe ſind nicht gleich zur Stelle; es iſt faſt Mitternacht: da erſchallt plötzlich Drouets Stimme zu den Poſtillonen: „Im Namen der Nation verbiete ich Euch weiter zu fahren, Ihr fahret den König.“ Zugleich fügt er einen Zwang ſeinen Drohungen hinzu, zieht einen auf der Gaſſe ſtehenden Packwagen auf die nahe Brücke hinauf; man hilft ihm dieſen umſtürzen; jetzt iſt der Weg
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regung wegen des Detachements Dragoner, welches ſeit
geſtern eingerückt war. Der Capitän deſſelben ritt an den
Schlag, ſprach mit dem Könige, welcher unvorſichtig fort-
fuhr ſich zu zeigen, und der Poſtmeiſter des Orts Drouet
glaubte ihn zu erkennen. Dennoch war er ſeiner Sache
nicht gewiß, die durch einen Courier vorausbeſtellten
Pferde waren angeſchirrt, es blieb für den Augenblick
nichts zu thun, allein ſein Vorſatz war gefaßt. Als der
Wagen abfuhr, ſchwang ſich Drouet, der früher bei den
Dragonern ſtand, auf ſein Pferd, nahm noch einen
Kriegscameraden mit ſich; ſeine Abſicht iſt auf Feldwegen
den Reiſenden zuvorzukommen, welche auf ſchlechter
Straße manchen Höhenzug zu überwinden haben. Mitt-
lerweile hatte ſich die Vermuthung des Poſtmeiſters her-
umgeſprochen, und als die Dragoner dem Wagen folgen
wollten, ließ die Menge ſie nicht fort. Sie ſelbſt ſchloſſen
ſich der Volksſtimme an, ließen es ſogar geſchehen daß
ihr Officier verhaftet ward. Ähnlich ging es auf der näch-
ſten Station in Clermont, nur daß der Officier glücklich
davon kam. Im Flecken Varennes müſſen abermals Pferde
gewechſelt werden; dieſe ſind nicht gleich zur Stelle; es
iſt faſt Mitternacht: da erſchallt plötzlich Drouets Stimme
zu den Poſtillonen: „Im Namen der Nation verbiete ich
Euch weiter zu fahren, Ihr fahret den König.“ Zugleich
fügt er einen Zwang ſeinen Drohungen hinzu, zieht einen
auf der Gaſſe ſtehenden Packwagen auf die nahe Brücke
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Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/386>, abgerufen am 22.12.2024.
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