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Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845.

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Hofes leihend, eine neue Verschwörung gegen sein frei
gewordenes Volk anspinnt? eines Königs, der sein Flehn
um Verzeihung vergessend, sobald er sich wieder mächtig
glaubt, wieder im Tone des Herrn zu reden wagte, An-
stalt zur Niedermetzelung der Unzufriedenen machte, auf
den Fall aber daß das Glück ihm nicht günstig wäre, zum
Entrinnen? eines Königs, welcher genöthigt zum zweiten
Mal um Gnade zu bitten kaum seine Verzeihung erlangt
hatte, als er auch wieder Ränke spann? eines Königs,
der für die unzähligen Anklagen gegen seine tausendfach
verrätherischen und pflichtvergessenen Minister stets sein
Ohr verschloß? eines Königs, der statt sie mit Schmach
bedeckt fortzujagen, sie unter das Obdach seines Schutzes
stellte, gleich als ob er selbst der Urheber aller ihrer schreck-
lichen Complotte wäre, und der zu ihrer Entlassung erst
dann seine Einwilligung gab als das Volk mit Geschrei
ihre schuldigen Köpfe forderte?

"Sehen Sie da das treue Gemälde Ihres Verhaltens
seit achtzehn Monaten. Seyn Sie also Ihr eigener Rich-
ter und sagen Sie uns, wenn Sie den Muth haben, ob
ein solcher König einen anderen Namen als den eines
dummen Automaten oder eines treulosen Betrügers ver-
dient! Und Sie reden uns von Ihrer Anhänglichkeit an
die Constitution, und Sie erinnern uns an Ihren Eid
treu dem Vaterlande zu seyn, und Sie reden uns von dem
Bürgersinne Ihrer Frau, und Sie begehren von uns, wir
sollen Ihrem Worte vertrauen? Ja wollte der Himmel

Hofes leihend, eine neue Verſchwörung gegen ſein frei
gewordenes Volk anſpinnt? eines Königs, der ſein Flehn
um Verzeihung vergeſſend, ſobald er ſich wieder mächtig
glaubt, wieder im Tone des Herrn zu reden wagte, An-
ſtalt zur Niedermetzelung der Unzufriedenen machte, auf
den Fall aber daß das Glück ihm nicht günſtig wäre, zum
Entrinnen? eines Königs, welcher genöthigt zum zweiten
Mal um Gnade zu bitten kaum ſeine Verzeihung erlangt
hatte, als er auch wieder Ränke ſpann? eines Königs,
der für die unzähligen Anklagen gegen ſeine tauſendfach
verrätheriſchen und pflichtvergeſſenen Miniſter ſtets ſein
Ohr verſchloß? eines Königs, der ſtatt ſie mit Schmach
bedeckt fortzujagen, ſie unter das Obdach ſeines Schutzes
ſtellte, gleich als ob er ſelbſt der Urheber aller ihrer ſchreck-
lichen Complotte wäre, und der zu ihrer Entlaſſung erſt
dann ſeine Einwilligung gab als das Volk mit Geſchrei
ihre ſchuldigen Köpfe forderte?

„Sehen Sie da das treue Gemälde Ihres Verhaltens
ſeit achtzehn Monaten. Seyn Sie alſo Ihr eigener Rich-
ter und ſagen Sie uns, wenn Sie den Muth haben, ob
ein ſolcher König einen anderen Namen als den eines
dummen Automaten oder eines treuloſen Betrügers ver-
dient! Und Sie reden uns von Ihrer Anhänglichkeit an
die Conſtitution, und Sie erinnern uns an Ihren Eid
treu dem Vaterlande zu ſeyn, und Sie reden uns von dem
Bürgerſinne Ihrer Frau, und Sie begehren von uns, wir
ſollen Ihrem Worte vertrauen? Ja wollte der Himmel

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[368/0378] Hofes leihend, eine neue Verſchwörung gegen ſein frei gewordenes Volk anſpinnt? eines Königs, der ſein Flehn um Verzeihung vergeſſend, ſobald er ſich wieder mächtig glaubt, wieder im Tone des Herrn zu reden wagte, An- ſtalt zur Niedermetzelung der Unzufriedenen machte, auf den Fall aber daß das Glück ihm nicht günſtig wäre, zum Entrinnen? eines Königs, welcher genöthigt zum zweiten Mal um Gnade zu bitten kaum ſeine Verzeihung erlangt hatte, als er auch wieder Ränke ſpann? eines Königs, der für die unzähligen Anklagen gegen ſeine tauſendfach verrätheriſchen und pflichtvergeſſenen Miniſter ſtets ſein Ohr verſchloß? eines Königs, der ſtatt ſie mit Schmach bedeckt fortzujagen, ſie unter das Obdach ſeines Schutzes ſtellte, gleich als ob er ſelbſt der Urheber aller ihrer ſchreck- lichen Complotte wäre, und der zu ihrer Entlaſſung erſt dann ſeine Einwilligung gab als das Volk mit Geſchrei ihre ſchuldigen Köpfe forderte? „Sehen Sie da das treue Gemälde Ihres Verhaltens ſeit achtzehn Monaten. Seyn Sie alſo Ihr eigener Rich- ter und ſagen Sie uns, wenn Sie den Muth haben, ob ein ſolcher König einen anderen Namen als den eines dummen Automaten oder eines treuloſen Betrügers ver- dient! Und Sie reden uns von Ihrer Anhänglichkeit an die Conſtitution, und Sie erinnern uns an Ihren Eid treu dem Vaterlande zu ſeyn, und Sie reden uns von dem Bürgerſinne Ihrer Frau, und Sie begehren von uns, wir ſollen Ihrem Worte vertrauen? Ja wollte der Himmel

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Zitationshilfe: Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/378>, abgerufen am 22.12.2024.