Volk wieder erobert; heute ist es das Volk, welches seinen König wieder erobert hat." Nun der Zug nach dem Stadt- hause durch die unermeßlich lange Doppelreihe Bewaffne- ter, bewaffnet und gekleidet wie es zutraf, selbst Flinten tragende Frauen, sogar Mönche darunter. Der König er- kannte die Eroberung, welche eine neue Ordnung der Dinge an ihm gemacht hatte, die Schatten der letzten Merowinger mochten ihn umschweben. Er empfing von seinem Majordom Bailly auf dem Stadthause die Kokarde mit den Farben der Stadt Paris und befestigte sie an sei- nen Hut, hörte Reden an, welche Bailly in seinem Na- men beantwortete, er selbst vermogte es nicht; er ward an ein Fenster des Stadthauses geführt, dem Volk vor- gestellt, welches ihm zurief. Abends ging es nach Ver- sailles zurück, man sah sich mit Thränen wieder.
Volk wieder erobert; heute iſt es das Volk, welches ſeinen König wieder erobert hat.“ Nun der Zug nach dem Stadt- hauſe durch die unermeßlich lange Doppelreihe Bewaffne- ter, bewaffnet und gekleidet wie es zutraf, ſelbſt Flinten tragende Frauen, ſogar Mönche darunter. Der König er- kannte die Eroberung, welche eine neue Ordnung der Dinge an ihm gemacht hatte, die Schatten der letzten Merowinger mochten ihn umſchweben. Er empfing von ſeinem Majordom Bailly auf dem Stadthauſe die Kokarde mit den Farben der Stadt Paris und befeſtigte ſie an ſei- nen Hut, hörte Reden an, welche Bailly in ſeinem Na- men beantwortete, er ſelbſt vermogte es nicht; er ward an ein Fenſter des Stadthauſes geführt, dem Volk vor- geſtellt, welches ihm zurief. Abends ging es nach Ver- ſailles zurück, man ſah ſich mit Thränen wieder.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0248"n="238"/>
Volk wieder erobert; heute iſt es das Volk, welches ſeinen<lb/>
König wieder erobert hat.“ Nun der Zug nach dem Stadt-<lb/>
hauſe durch die unermeßlich lange Doppelreihe Bewaffne-<lb/>
ter, bewaffnet und gekleidet wie es zutraf, ſelbſt Flinten<lb/>
tragende Frauen, ſogar Mönche darunter. Der König er-<lb/>
kannte die Eroberung, welche eine neue Ordnung der<lb/>
Dinge an ihm gemacht hatte, die Schatten der letzten<lb/>
Merowinger mochten ihn umſchweben. Er empfing von<lb/>ſeinem Majordom Bailly auf dem Stadthauſe die Kokarde<lb/>
mit den Farben der Stadt Paris und befeſtigte ſie an ſei-<lb/>
nen Hut, hörte Reden an, welche Bailly in ſeinem Na-<lb/>
men beantwortete, er ſelbſt vermogte es nicht; er ward<lb/>
an ein Fenſter des Stadthauſes geführt, dem Volk vor-<lb/>
geſtellt, welches ihm zurief. Abends ging es nach Ver-<lb/>ſailles zurück, man ſah ſich mit Thränen wieder.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div></body></text></TEI>
[238/0248]
Volk wieder erobert; heute iſt es das Volk, welches ſeinen
König wieder erobert hat.“ Nun der Zug nach dem Stadt-
hauſe durch die unermeßlich lange Doppelreihe Bewaffne-
ter, bewaffnet und gekleidet wie es zutraf, ſelbſt Flinten
tragende Frauen, ſogar Mönche darunter. Der König er-
kannte die Eroberung, welche eine neue Ordnung der
Dinge an ihm gemacht hatte, die Schatten der letzten
Merowinger mochten ihn umſchweben. Er empfing von
ſeinem Majordom Bailly auf dem Stadthauſe die Kokarde
mit den Farben der Stadt Paris und befeſtigte ſie an ſei-
nen Hut, hörte Reden an, welche Bailly in ſeinem Na-
men beantwortete, er ſelbſt vermogte es nicht; er ward
an ein Fenſter des Stadthauſes geführt, dem Volk vor-
geſtellt, welches ihm zurief. Abends ging es nach Ver-
ſailles zurück, man ſah ſich mit Thränen wieder.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/248>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.