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Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845.

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endlich entlassen, Neckern geschrieben daß er wiederkehre;
er hatte Abschied genommen von seinem jüngsten Bruder;
denn Artois wollte nicht länger in Frankreich bleiben, seit
der König den Vorschlag sich dem abziehenden Heere an-
zuschließen, welchen Breteuil und Broglie, von der Kö-
nigin unterstützt, kurz vor ihrem Ausscheiden machten,
das heißt, den Vorschlag zum Bürgerkriege, verworfen
hatte; mit dem Grafen von Artois aber reisten die Prin-
zen von Conde, von Conti, die Polignacs, und kurz
darauf setzten sich auch Breteuil, Barentin, Broglie, der
Prinz von Lambesc und viele Andere, um König und Va-
terland unbekümmert, in persönliche Sicherheit. Ludwigs
Entschluß nach Paris zu gehen war weise; er durfte sich
nach Entfernung des Heeres nicht mistrauisch vom Volk
zurückhalten; aber die Königin nahm von ihm einen Ab-
schied fast der Verzweiflung den Gemahl je wieder zu
sehen; er bestellte durch eine schriftlich niedergelegte Acte
den einzigen Bruder, der ihm blieb, scheidend zum Ge-
nerallieutenant des Königreiches für den äußersten Fall,
hörte die Messe, empfing das Abendmahl, und man las
in seiner Miene eine stille tiefe Betrübniß, als er an der
Barriere seiner Hauptstadt eintraf. Hier empfing ihn der
neue Maire an der Spitze der Municipalität mit Worten
der Glückwünschung, deren ungeschickt zugespitzter An-
fang war: "Sire, ich bringe Eurer Majestät die Schlüs-
sel Ihrer guten Stadt Paris; es sind dieselben, welche
Heinrich dem Vierten überreicht wurden. Er hatte sein

endlich entlaſſen, Neckern geſchrieben daß er wiederkehre;
er hatte Abſchied genommen von ſeinem jüngſten Bruder;
denn Artois wollte nicht länger in Frankreich bleiben, ſeit
der König den Vorſchlag ſich dem abziehenden Heere an-
zuſchließen, welchen Breteuil und Broglie, von der Kö-
nigin unterſtützt, kurz vor ihrem Ausſcheiden machten,
das heißt, den Vorſchlag zum Bürgerkriege, verworfen
hatte; mit dem Grafen von Artois aber reiſten die Prin-
zen von Condé, von Conti, die Polignacs, und kurz
darauf ſetzten ſich auch Breteuil, Barentin, Broglie, der
Prinz von Lambeſc und viele Andere, um König und Va-
terland unbekümmert, in perſönliche Sicherheit. Ludwigs
Entſchluß nach Paris zu gehen war weiſe; er durfte ſich
nach Entfernung des Heeres nicht mistrauiſch vom Volk
zurückhalten; aber die Königin nahm von ihm einen Ab-
ſchied faſt der Verzweiflung den Gemahl je wieder zu
ſehen; er beſtellte durch eine ſchriftlich niedergelegte Acte
den einzigen Bruder, der ihm blieb, ſcheidend zum Ge-
nerallieutenant des Königreiches für den äußerſten Fall,
hörte die Meſſe, empfing das Abendmahl, und man las
in ſeiner Miene eine ſtille tiefe Betrübniß, als er an der
Barrière ſeiner Hauptſtadt eintraf. Hier empfing ihn der
neue Maire an der Spitze der Municipalität mit Worten
der Glückwünſchung, deren ungeſchickt zugeſpitzter An-
fang war: „Sire, ich bringe Eurer Majeſtät die Schlüſ-
ſel Ihrer guten Stadt Paris; es ſind dieſelben, welche
Heinrich dem Vierten überreicht wurden. Er hatte ſein

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[237/0247] endlich entlaſſen, Neckern geſchrieben daß er wiederkehre; er hatte Abſchied genommen von ſeinem jüngſten Bruder; denn Artois wollte nicht länger in Frankreich bleiben, ſeit der König den Vorſchlag ſich dem abziehenden Heere an- zuſchließen, welchen Breteuil und Broglie, von der Kö- nigin unterſtützt, kurz vor ihrem Ausſcheiden machten, das heißt, den Vorſchlag zum Bürgerkriege, verworfen hatte; mit dem Grafen von Artois aber reiſten die Prin- zen von Condé, von Conti, die Polignacs, und kurz darauf ſetzten ſich auch Breteuil, Barentin, Broglie, der Prinz von Lambeſc und viele Andere, um König und Va- terland unbekümmert, in perſönliche Sicherheit. Ludwigs Entſchluß nach Paris zu gehen war weiſe; er durfte ſich nach Entfernung des Heeres nicht mistrauiſch vom Volk zurückhalten; aber die Königin nahm von ihm einen Ab- ſchied faſt der Verzweiflung den Gemahl je wieder zu ſehen; er beſtellte durch eine ſchriftlich niedergelegte Acte den einzigen Bruder, der ihm blieb, ſcheidend zum Ge- nerallieutenant des Königreiches für den äußerſten Fall, hörte die Meſſe, empfing das Abendmahl, und man las in ſeiner Miene eine ſtille tiefe Betrübniß, als er an der Barrière ſeiner Hauptſtadt eintraf. Hier empfing ihn der neue Maire an der Spitze der Municipalität mit Worten der Glückwünſchung, deren ungeſchickt zugeſpitzter An- fang war: „Sire, ich bringe Eurer Majeſtät die Schlüſ- ſel Ihrer guten Stadt Paris; es ſind dieſelben, welche Heinrich dem Vierten überreicht wurden. Er hatte ſein

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Zitationshilfe: Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/247>, abgerufen am 25.11.2024.