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Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845.

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Steuerfreiheit, jeder Stand für sich, zu beschließen, dann
weiter durch Commissarien über die Form der Verhand-
lung zu berathen. Welch eine Regierungsweisheit ist aber
das, die über solch einen Gegenstand erst eine Meinung
sammeln will? Neckers Andeutung geht, gleich der Baren-
tins, dahin, die Berathung in zwei oder drei Kammern
werde dem Neuerungsgeiste entgegenwirken, in gewissen
Fällen dagegen scheine gemeinschaftliche Berathung in ei-
ner
Kammer die Schnelligkeit und Eintracht der Beschlüsse
sicher zu stellen. Eine leere Rednerei Neckers, welche nie-
manden täuschte, ist seine Ausführung, für die Ordnung
der Finanzen habe es der Reichsstände nicht bedurft, ihre
Berufung sey ein freies Geschenk königlicher Weisheit und
Huld. Der König erfüllte als ehrlicher Mann seine Zu-
sage, allein er that es ungern, that es mit Sorge, konnte
nicht anders.

Mirabeau hatte auf eigene Hand ein politisches Ta-
gesblatt begonnen (Journal des Etats generaux), immer
noch in der kühnen Voraussetzung, alle Censur habe auf-
gehört. Hier erschien gleich den nächsten Tag eine scharfe
Kritik der Rede Neckers, die Behauptung ward aufgestellt,
die Etats-generaux hätten in ungetrennter Versammlung
über die Frage zu entscheiden, ob sie fortfahren wollten
beisammen zu seyn oder nicht. Aber das Blatt ward unter-
drückt und seine Fortsetzung verboten. Nichts desto weni-
ger ging es unter verändertem Titel fort, Mirabeau be-
klagte sich öffentlich in einem Briefe an seine Wähler über

Französische Revolution. 13

Steuerfreiheit, jeder Stand für ſich, zu beſchließen, dann
weiter durch Commiſſarien über die Form der Verhand-
lung zu berathen. Welch eine Regierungsweisheit iſt aber
das, die über ſolch einen Gegenſtand erſt eine Meinung
ſammeln will? Neckers Andeutung geht, gleich der Baren-
tins, dahin, die Berathung in zwei oder drei Kammern
werde dem Neuerungsgeiſte entgegenwirken, in gewiſſen
Fällen dagegen ſcheine gemeinſchaftliche Berathung in ei-
ner
Kammer die Schnelligkeit und Eintracht der Beſchlüſſe
ſicher zu ſtellen. Eine leere Rednerei Neckers, welche nie-
manden täuſchte, iſt ſeine Ausführung, für die Ordnung
der Finanzen habe es der Reichsſtände nicht bedurft, ihre
Berufung ſey ein freies Geſchenk königlicher Weisheit und
Huld. Der König erfüllte als ehrlicher Mann ſeine Zu-
ſage, allein er that es ungern, that es mit Sorge, konnte
nicht anders.

Mirabeau hatte auf eigene Hand ein politiſches Ta-
gesblatt begonnen (Journal des Etats généraux), immer
noch in der kühnen Vorausſetzung, alle Cenſur habe auf-
gehört. Hier erſchien gleich den nächſten Tag eine ſcharfe
Kritik der Rede Neckers, die Behauptung ward aufgeſtellt,
die Etats-généraux hätten in ungetrennter Verſammlung
über die Frage zu entſcheiden, ob ſie fortfahren wollten
beiſammen zu ſeyn oder nicht. Aber das Blatt ward unter-
drückt und ſeine Fortſetzung verboten. Nichts deſto weni-
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klagte ſich öffentlich in einem Briefe an ſeine Wähler über

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[193/0203] Steuerfreiheit, jeder Stand für ſich, zu beſchließen, dann weiter durch Commiſſarien über die Form der Verhand- lung zu berathen. Welch eine Regierungsweisheit iſt aber das, die über ſolch einen Gegenſtand erſt eine Meinung ſammeln will? Neckers Andeutung geht, gleich der Baren- tins, dahin, die Berathung in zwei oder drei Kammern werde dem Neuerungsgeiſte entgegenwirken, in gewiſſen Fällen dagegen ſcheine gemeinſchaftliche Berathung in ei- ner Kammer die Schnelligkeit und Eintracht der Beſchlüſſe ſicher zu ſtellen. Eine leere Rednerei Neckers, welche nie- manden täuſchte, iſt ſeine Ausführung, für die Ordnung der Finanzen habe es der Reichsſtände nicht bedurft, ihre Berufung ſey ein freies Geſchenk königlicher Weisheit und Huld. Der König erfüllte als ehrlicher Mann ſeine Zu- ſage, allein er that es ungern, that es mit Sorge, konnte nicht anders. Mirabeau hatte auf eigene Hand ein politiſches Ta- gesblatt begonnen (Journal des Etats généraux), immer noch in der kühnen Vorausſetzung, alle Cenſur habe auf- gehört. Hier erſchien gleich den nächſten Tag eine ſcharfe Kritik der Rede Neckers, die Behauptung ward aufgeſtellt, die Etats-généraux hätten in ungetrennter Verſammlung über die Frage zu entſcheiden, ob ſie fortfahren wollten beiſammen zu ſeyn oder nicht. Aber das Blatt ward unter- drückt und ſeine Fortſetzung verboten. Nichts deſto weni- ger ging es unter verändertem Titel fort, Mirabeau be- klagte ſich öffentlich in einem Briefe an ſeine Wähler über Franzöſiſche Revolution. 13

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Zitationshilfe: Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/203>, abgerufen am 24.11.2024.