in der Vorstadt St. Antoine von Gesindel erstürmt undApril 28. ausgeplündert. Als Alles vorüber war, erschien die be- waffnete Macht, feuerte und nahm einige Verhaftungen vor. Der Umstand daß man bei den Verhafteten Sechs- frankenthaler fand, dergleichen sich zu Tagelöhnern nicht so leicht verirren, gab, an spätere Erfahrungen geknüpft, der Vermuthung Raum, es fänden sich in der Hauptstadt Leute von großem Vermögen, welche gelegentlich hätten erproben wollen, wie theuer wohl eine Emeute zu stehen komme; denn die Aufregung gegen Reveillon, der Hun- derte von Arbeitern mit Milde und Redlichkeit ernährte, war offenbar künstlich angefacht. Doch rauschte der ganze Vorgang damals schnell vor dem Gedächtniß vorüber; je- dermann dachte an Versailles, und wer von Paris dahin kam, weidete sein Auge an der Geschäftigkeit der Arbeiter, welche in einem der Schloßgebäude einen gewaltigen Saal, der zur Aufbewahrung von Teppichen, Kronleuchtern, Decorationen, Theater- und Maskenkleidern diente und jetzt wieder dient, für die Eröffnung der Reichsstände prachtvoll einrichteten. Er hieß der Saal der kleinen Ver- gnügungen, la salle des menus oder menus plaisirs. Man versprach sich ein recht großes Vergnügen davon.
in der Vorſtadt St. Antoine von Geſindel erſtürmt undApril 28. ausgeplündert. Als Alles vorüber war, erſchien die be- waffnete Macht, feuerte und nahm einige Verhaftungen vor. Der Umſtand daß man bei den Verhafteten Sechs- frankenthaler fand, dergleichen ſich zu Tagelöhnern nicht ſo leicht verirren, gab, an ſpätere Erfahrungen geknüpft, der Vermuthung Raum, es fänden ſich in der Hauptſtadt Leute von großem Vermögen, welche gelegentlich hätten erproben wollen, wie theuer wohl eine Emeute zu ſtehen komme; denn die Aufregung gegen Reveillon, der Hun- derte von Arbeitern mit Milde und Redlichkeit ernährte, war offenbar künſtlich angefacht. Doch rauſchte der ganze Vorgang damals ſchnell vor dem Gedächtniß vorüber; je- dermann dachte an Verſailles, und wer von Paris dahin kam, weidete ſein Auge an der Geſchäftigkeit der Arbeiter, welche in einem der Schloßgebäude einen gewaltigen Saal, der zur Aufbewahrung von Teppichen, Kronleuchtern, Decorationen, Theater- und Maskenkleidern diente und jetzt wieder dient, für die Eröffnung der Reichsſtände prachtvoll einrichteten. Er hieß der Saal der kleinen Ver- gnügungen, la salle des menus oder menus plaisirs. Man verſprach ſich ein recht großes Vergnügen davon.
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in der Vorſtadt St. Antoine von Geſindel erſtürmt und
ausgeplündert. Als Alles vorüber war, erſchien die be-
waffnete Macht, feuerte und nahm einige Verhaftungen
vor. Der Umſtand daß man bei den Verhafteten Sechs-
frankenthaler fand, dergleichen ſich zu Tagelöhnern nicht
ſo leicht verirren, gab, an ſpätere Erfahrungen geknüpft,
der Vermuthung Raum, es fänden ſich in der Hauptſtadt
Leute von großem Vermögen, welche gelegentlich hätten
erproben wollen, wie theuer wohl eine Emeute zu ſtehen
komme; denn die Aufregung gegen Reveillon, der Hun-
derte von Arbeitern mit Milde und Redlichkeit ernährte,
war offenbar künſtlich angefacht. Doch rauſchte der ganze
Vorgang damals ſchnell vor dem Gedächtniß vorüber; je-
dermann dachte an Verſailles, und wer von Paris dahin
kam, weidete ſein Auge an der Geſchäftigkeit der Arbeiter,
welche in einem der Schloßgebäude einen gewaltigen Saal,
der zur Aufbewahrung von Teppichen, Kronleuchtern,
Decorationen, Theater- und Maskenkleidern diente und
jetzt wieder dient, für die Eröffnung der Reichsſtände
prachtvoll einrichteten. Er hieß der Saal der kleinen Ver-
gnügungen, la salle des menus oder menus plaisirs.
Man verſprach ſich ein recht großes Vergnügen davon.
April 28.
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Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/199>, abgerufen am 23.11.2024.
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