Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845.Tage das Bekenntniß abzulegen: "daß er die Welt voller Das Jahr 88 ging unfroh zu Ende. Einem sehr trocke- Tage das Bekenntniß abzulegen: „daß er die Welt voller Das Jahr 88 ging unfroh zu Ende. Einem ſehr trocke- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0164" n="154"/> Tage das Bekenntniß abzulegen: „daß er die Welt voller<lb/> Fehler ſehe und man ihm ſelber deren viele vorgeworfen<lb/> habe, allein bei der täglichen Gelegenheit zu den wichtig-<lb/> ſten Fehlgriffen habe er ſich nach der gewiſſenhafteſten Un-<lb/> terſuchung in Abſicht der ganzen Vergangenheit zu ſeiner<lb/> eigenen Verwunderung auch nicht einen einzigen Vorwurf<lb/> machen können.“</p><lb/> <p>Das Jahr 88 ging unfroh zu Ende. Einem ſehr trocke-<lb/> nen Sommer mit Hagelſchlag waren Miswachs und Theu-<lb/> rung gefolgt. Die Regierung ſetzte Prämien auf die Korn-<lb/> einfuhr und verdoppelte dieſe. Schon am 26ſten Novem-<lb/> ber fror die Seine zu, am letzten Jahrestage ſtand das<lb/> reaumürſche Thermometer 18¾ Grade unter dem Gefrier-<lb/> punct. Die älteſten Leute wußten von keinem ſo ſtrengen<lb/> Winter zu ſagen und der ſo lange angehalten hätte. Trotz<lb/> dieſen allgemeinen Leiden brach in der Bretagne unter den<lb/> gerade verſammelten Ständen die lange genährte Zwie-<lb/> tracht in lichte Flammen aus. Der Bürgerſtand wollte die<lb/> Verdoppelung und was aus ihr folgte, der Adel pro-<lb/> teſtirte gegen die Neuerungen der Miniſter. Studenten<lb/> und junge Bürger griffen zu den Waffen, unter den Füh-<lb/> rern ſah man einen jungen Rechtsgelehrten, Namens<lb/> Victor Moreau. Als nun der Adel ſich und ſein Geſinde<lb/> und einen Haufen Tagelöhner bewaffnet dagegen ſtellte,<lb/> ſchrieben jene an die anderen Städte der Bretagne, und<lb/> ihre junge Mannſchaft brach zur Hülfe auf. Es kam in<lb/> Rennes zu blutigen Auftritten, bis daß die Edelleute ſich<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [154/0164]
Tage das Bekenntniß abzulegen: „daß er die Welt voller
Fehler ſehe und man ihm ſelber deren viele vorgeworfen
habe, allein bei der täglichen Gelegenheit zu den wichtig-
ſten Fehlgriffen habe er ſich nach der gewiſſenhafteſten Un-
terſuchung in Abſicht der ganzen Vergangenheit zu ſeiner
eigenen Verwunderung auch nicht einen einzigen Vorwurf
machen können.“
Das Jahr 88 ging unfroh zu Ende. Einem ſehr trocke-
nen Sommer mit Hagelſchlag waren Miswachs und Theu-
rung gefolgt. Die Regierung ſetzte Prämien auf die Korn-
einfuhr und verdoppelte dieſe. Schon am 26ſten Novem-
ber fror die Seine zu, am letzten Jahrestage ſtand das
reaumürſche Thermometer 18¾ Grade unter dem Gefrier-
punct. Die älteſten Leute wußten von keinem ſo ſtrengen
Winter zu ſagen und der ſo lange angehalten hätte. Trotz
dieſen allgemeinen Leiden brach in der Bretagne unter den
gerade verſammelten Ständen die lange genährte Zwie-
tracht in lichte Flammen aus. Der Bürgerſtand wollte die
Verdoppelung und was aus ihr folgte, der Adel pro-
teſtirte gegen die Neuerungen der Miniſter. Studenten
und junge Bürger griffen zu den Waffen, unter den Füh-
rern ſah man einen jungen Rechtsgelehrten, Namens
Victor Moreau. Als nun der Adel ſich und ſein Geſinde
und einen Haufen Tagelöhner bewaffnet dagegen ſtellte,
ſchrieben jene an die anderen Städte der Bretagne, und
ihre junge Mannſchaft brach zur Hülfe auf. Es kam in
Rennes zu blutigen Auftritten, bis daß die Edelleute ſich
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