auch das Gegentheil vorgekommen. Gegenwärtig aber ging mit dem Begehren nach Verdoppelung des dritten Standes die zweite Forderung Hand in Hand daß nicht mehr nach Ständen gestimmt, sondern nach Köpfen durch- gestimmt werde. Doppelt so stark erschienen zu seyn und doch unterliegen zu müssen wäre nur eine Erniedrigung mehr gewesen. Neuerliche Ereignisse hatten die Befriedi- gung beider Wünsche in Aussicht gestellt. Der König hatte die Provinzialverwaltungen in Steuersachen auf diesem Fuß eingerichtet: Verdoppelung des dritten Standes und Durchstimmen nach Köpfen; die Provinzialstände, welche das Dauphine sich gab, auf derselben Grundlage einge- richtet, erhielten königliche Bestätigung. Wenn nun der König bei Berufung der Reichsstände, auf das Herkom- men und die Billigkeit, insbesondere in Bezug auf Steuer- sachen gestützt, diese Grundform des Reichstags verkün- digte, so gewann er die Stimme des Volks für sich. Ein Theil des Adels und die höhere Geistlichkeit konnte das übel empfinden, allein vom Reichstage darum ausbleiben hieße Alles aufs Spiel setzen wollen. Zu gleicher Zeit aber konnte der König, indem er in seinem Berufungs- schreiben den nächsten Reichstag bloß auf Steuersachen beschränkte, die privilegirten Stände darüber beruhigen, daß ihre Einbußen nicht über die Gleichheit der Besteue- rung hinausgehen würden; er konnte endlich weiter gehen- den Hoffnungen so entgegenkommen, daß in dem Ausschrei- ben hinzugefügt ward, ein Ausschuß, theils vom Könige
auch das Gegentheil vorgekommen. Gegenwärtig aber ging mit dem Begehren nach Verdoppelung des dritten Standes die zweite Forderung Hand in Hand daß nicht mehr nach Ständen geſtimmt, ſondern nach Köpfen durch- geſtimmt werde. Doppelt ſo ſtark erſchienen zu ſeyn und doch unterliegen zu müſſen wäre nur eine Erniedrigung mehr geweſen. Neuerliche Ereigniſſe hatten die Befriedi- gung beider Wünſche in Ausſicht geſtellt. Der König hatte die Provinzialverwaltungen in Steuerſachen auf dieſem Fuß eingerichtet: Verdoppelung des dritten Standes und Durchſtimmen nach Köpfen; die Provinzialſtände, welche das Dauphiné ſich gab, auf derſelben Grundlage einge- richtet, erhielten königliche Beſtätigung. Wenn nun der König bei Berufung der Reichsſtände, auf das Herkom- men und die Billigkeit, insbeſondere in Bezug auf Steuer- ſachen geſtützt, dieſe Grundform des Reichstags verkün- digte, ſo gewann er die Stimme des Volks für ſich. Ein Theil des Adels und die höhere Geiſtlichkeit konnte das übel empfinden, allein vom Reichstage darum ausbleiben hieße Alles aufs Spiel ſetzen wollen. Zu gleicher Zeit aber konnte der König, indem er in ſeinem Berufungs- ſchreiben den nächſten Reichstag bloß auf Steuerſachen beſchränkte, die privilegirten Stände darüber beruhigen, daß ihre Einbußen nicht über die Gleichheit der Beſteue- rung hinausgehen würden; er konnte endlich weiter gehen- den Hoffnungen ſo entgegenkommen, daß in dem Ausſchrei- ben hinzugefügt ward, ein Ausſchuß, theils vom Könige
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auch das Gegentheil vorgekommen. Gegenwärtig aber
ging mit dem Begehren nach Verdoppelung des dritten
Standes die zweite Forderung Hand in Hand daß nicht
mehr nach Ständen geſtimmt, ſondern nach Köpfen durch-
geſtimmt werde. Doppelt ſo ſtark erſchienen zu ſeyn und
doch unterliegen zu müſſen wäre nur eine Erniedrigung
mehr geweſen. Neuerliche Ereigniſſe hatten die Befriedi-
gung beider Wünſche in Ausſicht geſtellt. Der König hatte
die Provinzialverwaltungen in Steuerſachen auf dieſem
Fuß eingerichtet: Verdoppelung des dritten Standes und
Durchſtimmen nach Köpfen; die Provinzialſtände, welche
das Dauphiné ſich gab, auf derſelben Grundlage einge-
richtet, erhielten königliche Beſtätigung. Wenn nun der
König bei Berufung der Reichsſtände, auf das Herkom-
men und die Billigkeit, insbeſondere in Bezug auf Steuer-
ſachen geſtützt, dieſe Grundform des Reichstags verkün-
digte, ſo gewann er die Stimme des Volks für ſich. Ein
Theil des Adels und die höhere Geiſtlichkeit konnte das
übel empfinden, allein vom Reichstage darum ausbleiben
hieße Alles aufs Spiel ſetzen wollen. Zu gleicher Zeit
aber konnte der König, indem er in ſeinem Berufungs-
ſchreiben den nächſten Reichstag bloß auf Steuerſachen
beſchränkte, die privilegirten Stände darüber beruhigen,
daß ihre Einbußen nicht über die Gleichheit der Beſteue-
rung hinausgehen würden; er konnte endlich weiter gehen-
den Hoffnungen ſo entgegenkommen, daß in dem Ausſchrei-
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Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/159>, abgerufen am 24.11.2024.
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