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Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845.

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stand in großer Misachtung. Ein hoher Fürst der Kirche,
funfzigjährig, lebte er seinen Lüsten und einer maßlosen
Verschwendung, die ihn des Steines der Weisen, wel-
chen er im Verkehr mit Cagliostro suchte, sehr bedürftig
machte. An diesen glaubte er, sonst an nichts und machte
kein Hehl daraus. Zu seinen Liebschaften gehörte die
Gräfin Lamotte, welche einige Aufmerksamkeit dadurch er-
regte daß sie aus Familienpapieren nachwies, sie stamme
aus dem königlichen Hause der Valois durch einen Bastard
Heinrichs II. Sie und ihr Gemahl der Graf waren ver-
schmitzte Abenteurer, die den Cardinal umgarnten, seine
Leidenschaften für ihre Bettelhaftigkeit ausbeuteten. Rohan
hatte früher die Gesandtenbahn gemacht, und abgefeimter
ist nichts als die gewöhnliche Jüngerschaft der Diplomatie.
Man sieht Menschen an ihr zu Grunde gehen, mit welchen
die Natur es gut gemeint hatte; bei dem gewöhnlichen
Schlage bleibt vollends nur ein stehender Sumpf zurück.
Die verbrauchten Werkzeuge eines fremden Willens wollen
dann am Schlusse auch die Genugthuung eines eigenen
Willens haben, als Staatsminister im Besitze eines Bruch-
theils des Königthums sterben, der Ambos möchte Ham-
mer seyn. Hat es Fortgang damit, so kommen nun alle
die krummen häßlichen Mittel, welche, Staat gegen Staat
gebraucht, für erlaubt gelten, auf das eigene Volk in An-
wendung, welches ein Recht hat offen und verständlich re-
giert zu werden. Nach diesem Elysium sehnte sich Rohan.
Er hatte schöne Beweise seiner Brauchbarkeit gegeben, ver-

Französische Revolution. 7

ſtand in großer Misachtung. Ein hoher Fürſt der Kirche,
funfzigjährig, lebte er ſeinen Lüſten und einer maßloſen
Verſchwendung, die ihn des Steines der Weiſen, wel-
chen er im Verkehr mit Caglioſtro ſuchte, ſehr bedürftig
machte. An dieſen glaubte er, ſonſt an nichts und machte
kein Hehl daraus. Zu ſeinen Liebſchaften gehörte die
Gräfin Lamotte, welche einige Aufmerkſamkeit dadurch er-
regte daß ſie aus Familienpapieren nachwies, ſie ſtamme
aus dem königlichen Hauſe der Valois durch einen Baſtard
Heinrichs II. Sie und ihr Gemahl der Graf waren ver-
ſchmitzte Abenteurer, die den Cardinal umgarnten, ſeine
Leidenſchaften für ihre Bettelhaftigkeit ausbeuteten. Rohan
hatte früher die Geſandtenbahn gemacht, und abgefeimter
iſt nichts als die gewöhnliche Jüngerſchaft der Diplomatie.
Man ſieht Menſchen an ihr zu Grunde gehen, mit welchen
die Natur es gut gemeint hatte; bei dem gewöhnlichen
Schlage bleibt vollends nur ein ſtehender Sumpf zurück.
Die verbrauchten Werkzeuge eines fremden Willens wollen
dann am Schluſſe auch die Genugthuung eines eigenen
Willens haben, als Staatsminiſter im Beſitze eines Bruch-
theils des Königthums ſterben, der Ambos möchte Ham-
mer ſeyn. Hat es Fortgang damit, ſo kommen nun alle
die krummen häßlichen Mittel, welche, Staat gegen Staat
gebraucht, für erlaubt gelten, auf das eigene Volk in An-
wendung, welches ein Recht hat offen und verſtändlich re-
giert zu werden. Nach dieſem Elyſium ſehnte ſich Rohan.
Er hatte ſchöne Beweiſe ſeiner Brauchbarkeit gegeben, ver-

Franzöſiſche Revolution. 7
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[97/0107] ſtand in großer Misachtung. Ein hoher Fürſt der Kirche, funfzigjährig, lebte er ſeinen Lüſten und einer maßloſen Verſchwendung, die ihn des Steines der Weiſen, wel- chen er im Verkehr mit Caglioſtro ſuchte, ſehr bedürftig machte. An dieſen glaubte er, ſonſt an nichts und machte kein Hehl daraus. Zu ſeinen Liebſchaften gehörte die Gräfin Lamotte, welche einige Aufmerkſamkeit dadurch er- regte daß ſie aus Familienpapieren nachwies, ſie ſtamme aus dem königlichen Hauſe der Valois durch einen Baſtard Heinrichs II. Sie und ihr Gemahl der Graf waren ver- ſchmitzte Abenteurer, die den Cardinal umgarnten, ſeine Leidenſchaften für ihre Bettelhaftigkeit ausbeuteten. Rohan hatte früher die Geſandtenbahn gemacht, und abgefeimter iſt nichts als die gewöhnliche Jüngerſchaft der Diplomatie. Man ſieht Menſchen an ihr zu Grunde gehen, mit welchen die Natur es gut gemeint hatte; bei dem gewöhnlichen Schlage bleibt vollends nur ein ſtehender Sumpf zurück. Die verbrauchten Werkzeuge eines fremden Willens wollen dann am Schluſſe auch die Genugthuung eines eigenen Willens haben, als Staatsminiſter im Beſitze eines Bruch- theils des Königthums ſterben, der Ambos möchte Ham- mer ſeyn. Hat es Fortgang damit, ſo kommen nun alle die krummen häßlichen Mittel, welche, Staat gegen Staat gebraucht, für erlaubt gelten, auf das eigene Volk in An- wendung, welches ein Recht hat offen und verſtändlich re- giert zu werden. Nach dieſem Elyſium ſehnte ſich Rohan. Er hatte ſchöne Beweiſe ſeiner Brauchbarkeit gegeben, ver- Franzöſiſche Revolution. 7

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Zitationshilfe: Dahlmann, Friedrich Christoph: Geschichte der französischen Revolution bis auf die Stiftung der Republik. Leipzig, 1845, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dahlmann_geschichte_1845/107>, abgerufen am 23.11.2024.