hätte zu schlafen, und die annehmlichen Reden, welche er ihr den Abend vor- her gethan, sie die ganze Nacht be- schäftiget hätten. Don Ferdinand wollte ihr seine übermäßige Freude be- zeugen, aber einige Bediente, welche sonder Zweifel auf des Don Alon- so Vorsorge herein traten, unterbrach alle seine entzückende Freude, und nö- thigten ihn, selbige zu mäßigen. Ei- nige Zeit nachher, da Don Ferdi- nand den Don Alonso kommen sahe, so zwang ihn der Wohlstand wegzugehen. Die falsche Pantasi- lee hieß alsdenn ihren vorgegebenen Vettern auf ihr Bette setzen, bezeug- te ihm die herzlichste Erkenntlichkeit für dasjenige, was er ihr zu Liebe gethan hatte, und das äusserste Ver- langen, das er hätte, ihm hievon Pro- ben zu geben. Aber du must, mein lieber Alonso, sagte er, indem er ihn umarmte, das, was du mit so grosser Geschicklichkeit verrichtet hast, vollends zu Ende bringen, ich werde sterben, wenn du mich nicht noch ei- ne Nacht, die der zu Carcuela
gleich
haͤtte zu ſchlafen, und die annehmlichen Reden, welche er ihr den Abend vor- her gethan, ſie die ganze Nacht be- ſchaͤftiget haͤtten. Don Ferdinand wollte ihr ſeine uͤbermaͤßige Freude be- zeugen, aber einige Bediente, welche ſonder Zweifel auf des Don Alon- ſo Vorſorge herein traten, unterbrach alle ſeine entzuͤckende Freude, und noͤ- thigten ihn, ſelbige zu maͤßigen. Ei- nige Zeit nachher, da Don Ferdi- nand den Don Alonſo kommen ſahe, ſo zwang ihn der Wohlſtand wegzugehen. Die falſche Pantaſi- lee hieß alsdenn ihren vorgegebenen Vettern auf ihr Bette ſetzen, bezeug- te ihm die herzlichſte Erkenntlichkeit fuͤr dasjenige, was er ihr zu Liebe gethan hatte, und das aͤuſſerſte Ver- langen, das er haͤtte, ihm hievon Pro- ben zu geben. Aber du muſt, mein lieber Alonſo, ſagte er, indem er ihn umarmte, das, was du mit ſo groſſer Geſchicklichkeit verrichtet haſt, vollends zu Ende bringen, ich werde ſterben, wenn du mich nicht noch ei- ne Nacht, die der zu Carcuela
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haͤtte zu ſchlafen, und die annehmlichen
Reden, welche er ihr den Abend vor-
her gethan, ſie die ganze Nacht be-
ſchaͤftiget haͤtten. Don Ferdinand
wollte ihr ſeine uͤbermaͤßige Freude be-
zeugen, aber einige Bediente, welche
ſonder Zweifel auf des Don Alon-
ſo Vorſorge herein traten, unterbrach
alle ſeine entzuͤckende Freude, und noͤ-
thigten ihn, ſelbige zu maͤßigen. Ei-
nige Zeit nachher, da Don Ferdi-
nand den Don Alonſo kommen
ſahe, ſo zwang ihn der Wohlſtand
wegzugehen. Die falſche Pantaſi-
lee hieß alsdenn ihren vorgegebenen
Vettern auf ihr Bette ſetzen, bezeug-
te ihm die herzlichſte Erkenntlichkeit
fuͤr dasjenige, was er ihr zu Liebe
gethan hatte, und das aͤuſſerſte Ver-
langen, das er haͤtte, ihm hievon Pro-
ben zu geben. Aber du muſt, mein
lieber Alonſo, ſagte er, indem er
ihn umarmte, das, was du mit ſo
groſſer Geſchicklichkeit verrichtet haſt,
vollends zu Ende bringen, ich werde
ſterben, wenn du mich nicht noch ei-
ne Nacht, die der zu Carcuela
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Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763/92>, abgerufen am 22.07.2024.
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