Francesco war, derjenige, wel- chen Donne Marie vor ihrer Hoch- zeit so heftig geliebt hatte, und hier ist der Ort, diese Geschichte zu er- zehlen.
Don Francesco war eines Herzogs Sohn; und man kann von den Reizungen seiner Gestalt leicht ein Urtheil fällen, da er die Frauen- Kleidungen mit einem Vortheil trug, der einer ieden Manns-Person, so schön ihn auch sonst die Natur ge- bildet hat, allezeit schwer ist. Sein Vater schickte ihn nach der damahls in Spanien so berühmte hohen Schule zu Osmus, um zu studi- ren. Donne Marie wohnte mit ihrem ganzen Hause in eben dieser Stadt; und das Glück wollte, daß ihr Haus gerade gegen dem Quartier über war, welches Don Frances- co bezog. Das erste mahl, da die- se Schöne an ihrem Fenster erschien, wurde er in sie verliebt, und fand bald Mittel, ihr seine brennende Lie- be zu bezeugen. Er hatte das Glück,
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Franceſco war, derjenige, wel- chen Donne Marie vor ihrer Hoch- zeit ſo heftig geliebt hatte, und hier iſt der Ort, dieſe Geſchichte zu er- zehlen.
Don Franceſco war eines Herzogs Sohn; und man kann von den Reizungen ſeiner Geſtalt leicht ein Urtheil faͤllen, da er die Frauen- Kleidungen mit einem Vortheil trug, der einer ieden Manns-Perſon, ſo ſchoͤn ihn auch ſonſt die Natur ge- bildet hat, allezeit ſchwer iſt. Sein Vater ſchickte ihn nach der damahls in Spanien ſo beruͤhmte hohen Schule zu Oſmus, um zu ſtudi- ren. Donne Marie wohnte mit ihrem ganzen Hauſe in eben dieſer Stadt; und das Gluͤck wollte, daß ihr Haus gerade gegen dem Quartier uͤber war, welches Don Franceſ- co bezog. Das erſte mahl, da die- ſe Schoͤne an ihrem Fenſter erſchien, wurde er in ſie verliebt, und fand bald Mittel, ihr ſeine brennende Lie- be zu bezeugen. Er hatte das Gluͤck,
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Franceſco war, derjenige, wel-
chen Donne Marie vor ihrer Hoch-
zeit ſo heftig geliebt hatte, und hier
iſt der Ort, dieſe Geſchichte zu er-
zehlen.
Don Franceſco war eines
Herzogs Sohn; und man kann von
den Reizungen ſeiner Geſtalt leicht
ein Urtheil faͤllen, da er die Frauen-
Kleidungen mit einem Vortheil trug,
der einer ieden Manns-Perſon, ſo
ſchoͤn ihn auch ſonſt die Natur ge-
bildet hat, allezeit ſchwer iſt. Sein
Vater ſchickte ihn nach der damahls
in Spanien ſo beruͤhmte hohen
Schule zu Oſmus, um zu ſtudi-
ren. Donne Marie wohnte mit
ihrem ganzen Hauſe in eben dieſer
Stadt; und das Gluͤck wollte, daß
ihr Haus gerade gegen dem Quartier
uͤber war, welches Don Franceſ-
co bezog. Das erſte mahl, da die-
ſe Schoͤne an ihrem Fenſter erſchien,
wurde er in ſie verliebt, und fand
bald Mittel, ihr ſeine brennende Lie-
be zu bezeugen. Er hatte das Gluͤck,
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Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763/55>, abgerufen am 22.07.2024.
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