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Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763.

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Francesco war, derjenige, wel-
chen Donne Marie vor ihrer Hoch-
zeit so heftig geliebt hatte, und hier
ist der Ort, diese Geschichte zu er-
zehlen.

Don Francesco war eines
Herzogs Sohn; und man kann von
den Reizungen seiner Gestalt leicht
ein Urtheil fällen, da er die Frauen-
Kleidungen mit einem Vortheil trug,
der einer ieden Manns-Person, so
schön ihn auch sonst die Natur ge-
bildet hat, allezeit schwer ist. Sein
Vater schickte ihn nach der damahls
in Spanien so berühmte hohen
Schule zu Osmus, um zu studi-
ren. Donne Marie wohnte mit
ihrem ganzen Hause in eben dieser
Stadt; und das Glück wollte, daß
ihr Haus gerade gegen dem Quartier
über war, welches Don Frances-
co
bezog. Das erste mahl, da die-
se Schöne an ihrem Fenster erschien,
wurde er in sie verliebt, und fand
bald Mittel, ihr seine brennende Lie-
be zu bezeugen. Er hatte das Glück,

zu
D 3

Franceſco war, derjenige, wel-
chen Donne Marie vor ihrer Hoch-
zeit ſo heftig geliebt hatte, und hier
iſt der Ort, dieſe Geſchichte zu er-
zehlen.

Don Franceſco war eines
Herzogs Sohn; und man kann von
den Reizungen ſeiner Geſtalt leicht
ein Urtheil faͤllen, da er die Frauen-
Kleidungen mit einem Vortheil trug,
der einer ieden Manns-Perſon, ſo
ſchoͤn ihn auch ſonſt die Natur ge-
bildet hat, allezeit ſchwer iſt. Sein
Vater ſchickte ihn nach der damahls
in Spanien ſo beruͤhmte hohen
Schule zu Oſmus, um zu ſtudi-
ren. Donne Marie wohnte mit
ihrem ganzen Hauſe in eben dieſer
Stadt; und das Gluͤck wollte, daß
ihr Haus gerade gegen dem Quartier
uͤber war, welches Don Franceſ-
co
bezog. Das erſte mahl, da die-
ſe Schoͤne an ihrem Fenſter erſchien,
wurde er in ſie verliebt, und fand
bald Mittel, ihr ſeine brennende Lie-
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[53/0055] Franceſco war, derjenige, wel- chen Donne Marie vor ihrer Hoch- zeit ſo heftig geliebt hatte, und hier iſt der Ort, dieſe Geſchichte zu er- zehlen. Don Franceſco war eines Herzogs Sohn; und man kann von den Reizungen ſeiner Geſtalt leicht ein Urtheil faͤllen, da er die Frauen- Kleidungen mit einem Vortheil trug, der einer ieden Manns-Perſon, ſo ſchoͤn ihn auch ſonſt die Natur ge- bildet hat, allezeit ſchwer iſt. Sein Vater ſchickte ihn nach der damahls in Spanien ſo beruͤhmte hohen Schule zu Oſmus, um zu ſtudi- ren. Donne Marie wohnte mit ihrem ganzen Hauſe in eben dieſer Stadt; und das Gluͤck wollte, daß ihr Haus gerade gegen dem Quartier uͤber war, welches Don Franceſ- co bezog. Das erſte mahl, da die- ſe Schoͤne an ihrem Fenſter erſchien, wurde er in ſie verliebt, und fand bald Mittel, ihr ſeine brennende Lie- be zu bezeugen. Er hatte das Gluͤck, zu D 3

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Zitationshilfe: Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763/55>, abgerufen am 23.11.2024.