Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763.

Bild:
<< vorherige Seite

sen Durst, daß ich nicht mehr aushal-
ten kann. Du kannst ihn holen, sag-
te ihm Cataline, ich habe ihn in
das kleine Schrank verschlossen; du
wirst um desto besser thun, wenn du
alsobald hingehest, weil ich den jun-
gen Purschen, der in der Küche die-
net, fürchte: Er mag den Wein
wohl, er naschet ärger als eine Ka-
tze, wenn du bis morgen wartest, so
wird er dir vielleicht zuvorgekommen
seyn. Jch will es ihn wohl verbie-
ten, versetzte Roderige, und führ-
wahr, ich habe es nöthiger als er.
Jndem er dieses sagte, so wollte er
einen von seinen Schuhen kriegen, der
unter seinen Füssen weggekommen,
und weit unter das Bette geschurret
war. Da er ihn aber ohne Licht
nicht finden konnte, so wollte er es
von dem Tische holen. Cataline,
welche die Gefahr sahe, die sie lief,
kam geschwinde aus dem Bette, nahm
ihm das Licht, das er schon hatte,
weg, und sagte mit einer zornigen
Stimme zu ihm: Kannst du nicht
einmahl nach einer halben Stunde einen

Schuh

ſen Durſt, daß ich nicht mehr aushal-
ten kann. Du kannſt ihn holen, ſag-
te ihm Cataline, ich habe ihn in
das kleine Schrank verſchlossen; du
wirſt um deſto beſſer thun, wenn du
alſobald hingeheſt, weil ich den jun-
gen Purſchen, der in der Kuͤche die-
net, fuͤrchte: Er mag den Wein
wohl, er naſchet aͤrger als eine Ka-
tze, wenn du bis morgen warteſt, ſo
wird er dir vielleicht zuvorgekommen
ſeyn. Jch will es ihn wohl verbie-
ten, verſetzte Roderige, und fuͤhr-
wahr, ich habe es noͤthiger als er.
Jndem er dieſes ſagte, ſo wollte er
einen von ſeinen Schuhen kriegen, der
unter ſeinen Fuͤſſen weggekommen,
und weit unter das Bette geſchurret
war. Da er ihn aber ohne Licht
nicht finden konnte, ſo wollte er es
von dem Tiſche holen. Cataline,
welche die Gefahr ſahe, die ſie lief,
kam geſchwinde aus dem Bette, nahm
ihm das Licht, das er ſchon hatte,
weg, und ſagte mit einer zornigen
Stimme zu ihm: Kannſt du nicht
einmahl nach einer halben Stunde einen

Schuh
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0033" n="31"/>
&#x017F;en Dur&#x017F;t, daß ich nicht mehr aushal-<lb/>
ten kann. Du kann&#x017F;t ihn holen, &#x017F;ag-<lb/>
te ihm <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Cataline</hi></hi>, ich habe ihn in<lb/>
das kleine Schrank ver&#x017F;chlossen; du<lb/>
wir&#x017F;t um de&#x017F;to be&#x017F;&#x017F;er thun, wenn du<lb/>
al&#x017F;obald hingehe&#x017F;t, weil ich den jun-<lb/>
gen Pur&#x017F;chen, der in der Ku&#x0364;che die-<lb/>
net, fu&#x0364;rchte: Er mag den Wein<lb/>
wohl, er na&#x017F;chet a&#x0364;rger als eine Ka-<lb/>
tze, wenn du bis morgen warte&#x017F;t, &#x017F;o<lb/>
wird er dir vielleicht zuvorgekommen<lb/>
&#x017F;eyn. Jch will es ihn wohl verbie-<lb/>
ten, ver&#x017F;etzte <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Roderige</hi></hi>, und fu&#x0364;hr-<lb/>
wahr, ich habe es no&#x0364;thiger als er.<lb/>
Jndem er die&#x017F;es &#x017F;agte, &#x017F;o wollte er<lb/>
einen von &#x017F;einen Schuhen kriegen, der<lb/>
unter &#x017F;einen Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en weggekommen,<lb/>
und weit unter das Bette ge&#x017F;churret<lb/>
war. Da er ihn aber ohne Licht<lb/>
nicht finden konnte, &#x017F;o wollte er es<lb/>
von dem Ti&#x017F;che holen. <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Cataline</hi></hi>,<lb/>
welche die Gefahr &#x017F;ahe, die &#x017F;ie lief,<lb/>
kam ge&#x017F;chwinde aus dem Bette, nahm<lb/>
ihm das Licht, das er &#x017F;chon hatte,<lb/>
weg, und &#x017F;agte mit einer zornigen<lb/>
Stimme zu ihm: Kann&#x017F;t du nicht<lb/>
einmahl nach einer halben Stunde einen<lb/>
<fw type="catch" place="bottom">Schuh</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[31/0033] ſen Durſt, daß ich nicht mehr aushal- ten kann. Du kannſt ihn holen, ſag- te ihm Cataline, ich habe ihn in das kleine Schrank verſchlossen; du wirſt um deſto beſſer thun, wenn du alſobald hingeheſt, weil ich den jun- gen Purſchen, der in der Kuͤche die- net, fuͤrchte: Er mag den Wein wohl, er naſchet aͤrger als eine Ka- tze, wenn du bis morgen warteſt, ſo wird er dir vielleicht zuvorgekommen ſeyn. Jch will es ihn wohl verbie- ten, verſetzte Roderige, und fuͤhr- wahr, ich habe es noͤthiger als er. Jndem er dieſes ſagte, ſo wollte er einen von ſeinen Schuhen kriegen, der unter ſeinen Fuͤſſen weggekommen, und weit unter das Bette geſchurret war. Da er ihn aber ohne Licht nicht finden konnte, ſo wollte er es von dem Tiſche holen. Cataline, welche die Gefahr ſahe, die ſie lief, kam geſchwinde aus dem Bette, nahm ihm das Licht, das er ſchon hatte, weg, und ſagte mit einer zornigen Stimme zu ihm: Kannſt du nicht einmahl nach einer halben Stunde einen Schuh

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bayerische StaatsBibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-01-27T12:08:31Z)



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763/33
Zitationshilfe: Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763/33>, abgerufen am 22.11.2024.