zu mir? was fürchtest du? Deine Ge- sellin ist unsere Vertraute; wenn sie uns hörte, würde nicht viel daran ge- legen seyn: Don Ferdinand muß dir nicht die geringste Unruhe verursa- chen, er ist ietzo in den Armen der Nicht des Wirths: Donne Marie ist in den tiefsten Schlaf versunken, und weiß nichts von der Untreue, wel- che ihr Mann gegen sie begehet. Die- se mit Liebkosungen und Küssen beglei- tete Worte liessen bey der Donne Marie gar keinen Zweifel. Da sie aber sahe, daß sie nicht Unrecht hät- te, und daß der Himmel ihren Mann auf eben die Weise hätte strafen wol- len, als er sie beleidiget, so gab sie dem Valerio einen von ihren Ohr- ringen; denn sie hatte vergessen, sel- bige beym Bettegehen abzunehmen, und sagte zu ihm so leise als es ihr möglich war: Nimm, glückseliger Jüngling, diesen Zeugen, und mor- gen solt du dasjenige erfahren, was dir begegnet ist: sey verschwiegen über dein gutes Glück, wenn du nicht willst grausam gestraft werden - - - -
Der
B 2
zu mir? was fuͤrchteſt du? Deine Ge- ſellin iſt unſere Vertraute; wenn ſie uns hoͤrte, wuͤrde nicht viel daran ge- legen ſeyn: Don Ferdinand muß dir nicht die geringſte Unruhe verurſa- chen, er iſt ietzo in den Armen der Nicht des Wirths: Donne Marie iſt in den tiefſten Schlaf verſunken, und weiß nichts von der Untreue, wel- che ihr Mann gegen ſie begehet. Die- ſe mit Liebkoſungen und Kuͤſſen beglei- tete Worte lieſſen bey der Donne Marie gar keinen Zweifel. Da ſie aber ſahe, daß ſie nicht Unrecht haͤt- te, und daß der Himmel ihren Mann auf eben die Weiſe haͤtte ſtrafen wol- len, als er ſie beleidiget, ſo gab ſie dem Valerio einen von ihren Ohr- ringen; denn ſie hatte vergeſſen, ſel- bige beym Bettegehen abzunehmen, und ſagte zu ihm ſo leiſe als es ihr moͤglich war: Nimm, gluͤckſeliger Juͤngling, dieſen Zeugen, und mor- gen ſolt du dasjenige erfahren, was dir begegnet iſt: ſey verſchwiegen uͤber dein gutes Gluͤck, wenn du nicht willſt grauſam geſtraft werden - - - -
Der
B 2
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0021"n="19"/>
zu mir? was fuͤrchteſt du? Deine Ge-<lb/>ſellin iſt unſere Vertraute; wenn ſie<lb/>
uns hoͤrte, wuͤrde nicht viel daran ge-<lb/>
legen ſeyn: <hirendition="#fr"><hirendition="#g">Don Ferdinand</hi></hi> muß<lb/>
dir nicht die geringſte Unruhe verurſa-<lb/>
chen, er iſt ietzo in den Armen der<lb/>
Nicht des Wirths: <hirendition="#fr"><hirendition="#g">Donne Marie</hi></hi><lb/>
iſt in den tiefſten Schlaf verſunken,<lb/>
und weiß nichts von der Untreue, wel-<lb/>
che ihr Mann gegen ſie begehet. Die-<lb/>ſe mit Liebkoſungen und Kuͤſſen beglei-<lb/>
tete Worte lieſſen bey der <hirendition="#fr"><hirendition="#g">Donne<lb/>
Marie</hi></hi> gar keinen Zweifel. Da ſie<lb/>
aber ſahe, daß ſie nicht Unrecht haͤt-<lb/>
te, und daß der Himmel ihren Mann<lb/>
auf eben die Weiſe haͤtte ſtrafen wol-<lb/>
len, als er ſie beleidiget, ſo gab ſie<lb/>
dem <hirendition="#fr"><hirendition="#g">Valerio</hi></hi> einen von ihren Ohr-<lb/>
ringen; denn ſie hatte vergeſſen, ſel-<lb/>
bige beym Bettegehen abzunehmen,<lb/>
und ſagte zu ihm ſo leiſe als es ihr<lb/>
moͤglich war: Nimm, gluͤckſeliger<lb/>
Juͤngling, dieſen Zeugen, und mor-<lb/>
gen ſolt du dasjenige erfahren, was<lb/>
dir begegnet iſt: ſey verſchwiegen uͤber<lb/>
dein gutes Gluͤck, wenn du nicht<lb/>
willſt grauſam geſtraft werden - - - -<lb/><fwtype="sig"place="bottom">B 2</fw><fwtype="catch"place="bottom">Der</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[19/0021]
zu mir? was fuͤrchteſt du? Deine Ge-
ſellin iſt unſere Vertraute; wenn ſie
uns hoͤrte, wuͤrde nicht viel daran ge-
legen ſeyn: Don Ferdinand muß
dir nicht die geringſte Unruhe verurſa-
chen, er iſt ietzo in den Armen der
Nicht des Wirths: Donne Marie
iſt in den tiefſten Schlaf verſunken,
und weiß nichts von der Untreue, wel-
che ihr Mann gegen ſie begehet. Die-
ſe mit Liebkoſungen und Kuͤſſen beglei-
tete Worte lieſſen bey der Donne
Marie gar keinen Zweifel. Da ſie
aber ſahe, daß ſie nicht Unrecht haͤt-
te, und daß der Himmel ihren Mann
auf eben die Weiſe haͤtte ſtrafen wol-
len, als er ſie beleidiget, ſo gab ſie
dem Valerio einen von ihren Ohr-
ringen; denn ſie hatte vergeſſen, ſel-
bige beym Bettegehen abzunehmen,
und ſagte zu ihm ſo leiſe als es ihr
moͤglich war: Nimm, gluͤckſeliger
Juͤngling, dieſen Zeugen, und mor-
gen ſolt du dasjenige erfahren, was
dir begegnet iſt: ſey verſchwiegen uͤber
dein gutes Gluͤck, wenn du nicht
willſt grauſam geſtraft werden - - - -
Der
B 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763/21>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.