Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763.

Bild:
<< vorherige Seite

Bette zurechte zu legen, weckte die
Donne Marie auf, welche ihn,
da sie ihn für ihren Mann hielt, leb-
haft umarmete, und zu ihm sagte:
Mein Schatz, wie kalt seyd ihr? und
indem sie ihre Füsse zwischen die sei-
nigen legte, so machte sie ihm tau-
send Liebkosungen. Sie hatte so sach-
te geredet, daß der Edelknabe der Un-
terschied der Stimme nicht bemerket;
er glaubte bey einem von seinen Ca-
meraden zu seyn, und lachte seines
Jrrthums, oder des Traums, der ihn
überredte, daß er mit einer Frau zu
Bette gegangen. Wie er aber einen
Augenblick nachher fühlte, daß viel
weichere und zärtere Hände auf eine
besondere Art ihn anrührten, und daß
man zu ihm sagte: Kehret euch doch,
mein Herz, auf meine Seite, und
habt zum wenigsten nicht die Grau-
samkeit, mir einen Kuß abzuschlagen:
Was, ihr wollet nicht? sprach eine
englische Stimme; da erkannte Va-
lerio
seinen Jrrthum deutlich, und
konnte nicht zweifeln, daß er in den
Armen der Donne Marie wäre.

Es

Bette zurechte zu legen, weckte die
Donne Marie auf, welche ihn,
da ſie ihn fuͤr ihren Mann hielt, leb-
haft umarmete, und zu ihm ſagte:
Mein Schatz, wie kalt ſeyd ihr? und
indem ſie ihre Fuͤſſe zwiſchen die ſei-
nigen legte, ſo machte ſie ihm tau-
ſend Liebkoſungen. Sie hatte ſo ſach-
te geredet, daß der Edelknabe der Un-
terſchied der Stimme nicht bemerket;
er glaubte bey einem von ſeinen Ca-
meraden zu ſeyn, und lachte ſeines
Jrrthums, oder des Traums, der ihn
uͤberredte, daß er mit einer Frau zu
Bette gegangen. Wie er aber einen
Augenblick nachher fuͤhlte, daß viel
weichere und zaͤrtere Haͤnde auf eine
beſondere Art ihn anruͤhrten, und daß
man zu ihm ſagte: Kehret euch doch,
mein Herz, auf meine Seite, und
habt zum wenigſten nicht die Grau-
ſamkeit, mir einen Kuß abzuſchlagen:
Was, ihr wollet nicht? ſprach eine
engliſche Stimme; da erkannte Va-
lerio
ſeinen Jrrthum deutlich, und
konnte nicht zweifeln, daß er in den
Armen der Donne Marie waͤre.

Es
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0016" n="14"/>
Bette zurechte zu legen, weckte die<lb/><hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Donne Marie</hi></hi> auf, welche ihn,<lb/>
da &#x017F;ie ihn fu&#x0364;r ihren Mann hielt, leb-<lb/>
haft umarmete, und zu ihm &#x017F;agte:<lb/>
Mein Schatz, wie kalt &#x017F;eyd ihr? und<lb/>
indem &#x017F;ie ihre Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e zwi&#x017F;chen die &#x017F;ei-<lb/>
nigen legte, &#x017F;o machte &#x017F;ie ihm tau-<lb/>
&#x017F;end Liebko&#x017F;ungen. Sie hatte &#x017F;o &#x017F;ach-<lb/>
te geredet, daß der Edelknabe der Un-<lb/>
ter&#x017F;chied der Stimme nicht bemerket;<lb/>
er glaubte bey einem von &#x017F;einen Ca-<lb/>
meraden zu &#x017F;eyn, und lachte &#x017F;eines<lb/>
Jrrthums, oder des Traums, der ihn<lb/>
u&#x0364;berredte, daß er mit einer Frau zu<lb/>
Bette gegangen. Wie er aber einen<lb/>
Augenblick nachher fu&#x0364;hlte, daß viel<lb/>
weichere und za&#x0364;rtere Ha&#x0364;nde auf eine<lb/>
be&#x017F;ondere Art ihn anru&#x0364;hrten, und daß<lb/>
man zu ihm &#x017F;agte: Kehret euch doch,<lb/>
mein Herz, auf meine Seite, und<lb/>
habt zum wenig&#x017F;ten nicht die Grau-<lb/>
&#x017F;amkeit, mir einen Kuß abzu&#x017F;chlagen:<lb/>
Was, ihr wollet nicht? &#x017F;prach eine<lb/>
engli&#x017F;che Stimme; da erkannte <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Va-<lb/>
lerio</hi></hi> &#x017F;einen Jrrthum deutlich, und<lb/>
konnte nicht zweifeln, daß er in den<lb/>
Armen der <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Donne Marie</hi></hi> wa&#x0364;re.<lb/>
<fw type="catch" place="bottom">Es</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[14/0016] Bette zurechte zu legen, weckte die Donne Marie auf, welche ihn, da ſie ihn fuͤr ihren Mann hielt, leb- haft umarmete, und zu ihm ſagte: Mein Schatz, wie kalt ſeyd ihr? und indem ſie ihre Fuͤſſe zwiſchen die ſei- nigen legte, ſo machte ſie ihm tau- ſend Liebkoſungen. Sie hatte ſo ſach- te geredet, daß der Edelknabe der Un- terſchied der Stimme nicht bemerket; er glaubte bey einem von ſeinen Ca- meraden zu ſeyn, und lachte ſeines Jrrthums, oder des Traums, der ihn uͤberredte, daß er mit einer Frau zu Bette gegangen. Wie er aber einen Augenblick nachher fuͤhlte, daß viel weichere und zaͤrtere Haͤnde auf eine beſondere Art ihn anruͤhrten, und daß man zu ihm ſagte: Kehret euch doch, mein Herz, auf meine Seite, und habt zum wenigſten nicht die Grau- ſamkeit, mir einen Kuß abzuſchlagen: Was, ihr wollet nicht? ſprach eine engliſche Stimme; da erkannte Va- lerio ſeinen Jrrthum deutlich, und konnte nicht zweifeln, daß er in den Armen der Donne Marie waͤre. Es

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bayerische StaatsBibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-01-27T12:08:31Z)



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763/16
Zitationshilfe: Frau von D.: Die in der Liebe herumschweifende oder bestrafte Untreue. 1763, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/d_untreue_1763/16>, abgerufen am 23.11.2024.