Curtius, Georg: Zur Kritik der neuesten Sprachforschung. Leipzig, 1885.der ersten Ansicht sagen. In derselben Weise wie onoma-to Curtius, Zur Kritik. 6
der ersten Ansicht sagen. In derselben Weise wie ὀνομα-το Curtius, Zur Kritik. 6
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0089" n="81"/> der ersten Ansicht sagen. In derselben Weise wie <hi rendition="#i">ὀνομα-το</hi><lb/> aus <hi rendition="#i"><foreign xml:lang="ell">ὄνομα</foreign></hi> entstand im Sanskrit das von Brugmann angeführte<lb/> ved. <hi rendition="#i"><foreign xml:lang="san">c̹rōma-ta</foreign></hi> (Ruf, Neutr.); ebenso verhält sich ahd. <hi rendition="#i"><foreign xml:lang="goh">hliumunt</foreign></hi><lb/> zu got. <hi rendition="#i"><foreign xml:lang="got">hliuma</foreign></hi>. Für das Griechische kommt dabei namentlich<lb/> der Dativ Pluralis in Betracht. Man stellte Dative wie <hi rendition="#i"><foreign xml:lang="ell">χρη-<lb/> μάτοις</foreign></hi>, <hi rendition="#i">ὀνομάτοις</hi> früher allerdings zu jenen metaplastischen<lb/> Formen, die wir S. 69 f. besprachen, aber aus den neuesten<lb/> olympischen Funden kennen wir jetzt das Brugmann damals<lb/> noch nicht zugängliche altelische <hi rendition="#i"><foreign xml:lang="ell">χρημάτοις</foreign></hi>. Diese Dativform<lb/> steht bei Roehl, Inscr. antiquissimae 113<hi rendition="#sup">b</hi> (Cauer<hi rendition="#sup">2</hi> 253) zwei-<lb/> mal und dürfte — da diese Inschrift von Kirchhoff wegen des<lb/><hi rendition="#g">einen</hi> Hellenodiken vor 580 gesetzt wird — das älteste Bei-<lb/> spiel eines sogenannten metaplastischen Dativs auf <hi rendition="#i">οις</hi>, wo<lb/> wir <hi rendition="#i">σι</hi> erwarten, sein. Nehmen wir nun mit Brugmann an,<lb/> die drei erwähnten Pluralformen gehörten von Haus aus zum<lb/><hi rendition="#i">-το-</hi>Stamme, hätten also <hi rendition="#g">ursprünglich</hi> <hi rendition="#i"><foreign xml:lang="ell">ὀνόματα</foreign></hi>, <hi rendition="#i"><foreign xml:lang="ell">ὀνομάτων</foreign></hi>,<lb/><hi rendition="#i"><foreign xml:lang="ell">ονομάτοις</foreign></hi> gelautet, so hätten wir hier — von der innern Ge-<lb/> staltung des Stammes abgesehn — genau die zum Lateinischen<lb/> stimmenden Formen. <hi rendition="#i">-οις</hi> wäre hier <hi rendition="#g">nicht</hi> aus der andern<lb/> Form entstanden, sondern wäre eine ältere Bildung, wie wir<lb/> sie für die alte Zeit erwarten mussten. Neben dem erwähnten<lb/> Dat. Plur. konnte immerhin auch schon früh eine Nebenform<lb/> aus dem unerweiterten Stamm <hi rendition="#i">-μα(ν)</hi> gebildet werden, so dass<lb/> die Wahl zwischen der einen und der andern Form ebenso gut<lb/> frei stand, wie im Lateinischen die zwischen <hi rendition="#i"><foreign xml:lang="lat">cognomentis</foreign></hi> und<lb/><hi rendition="#i"><foreign xml:lang="lat">cognominibus</foreign></hi>. Diese Möglichkeit wird zur Wahrscheinlichkeit,<lb/> wenn wir an der von Bopp an weitverbreiteten und bisher nicht<lb/> widerlegten Ansicht festhalten, dass die stammbildenden Suf-<lb/> fixe aus Pronominalstämmen hervorgegangen sind. Denn das<lb/> Suffix <hi rendition="#i">-to</hi> entspricht dem Pronominalstamme <hi rendition="#i">to</hi>, ob aber ein<lb/> aus einem blossen Consonanten bestehendes Suffix <hi rendition="#i">t</hi> als ur-<lb/> sprünglich betrachtet werden darf, ist zweifelhaft. Vielleicht<lb/> ist es kein Zufall, dass wir von der Flexion des Suffixes<lb/><hi rendition="#i">-ματο</hi> nur Plural-, höchstens eine Dualform <hi rendition="#i">-ματοιν</hi> besitzen.<lb/> <fw place="bottom" type="sig">Curtius, Zur Kritik. 6</fw><lb/><lb/> </p> </div> </body> </text> </TEI> [81/0089]
der ersten Ansicht sagen. In derselben Weise wie ὀνομα-το
aus ὄνομα entstand im Sanskrit das von Brugmann angeführte
ved. c̹rōma-ta (Ruf, Neutr.); ebenso verhält sich ahd. hliumunt
zu got. hliuma. Für das Griechische kommt dabei namentlich
der Dativ Pluralis in Betracht. Man stellte Dative wie χρη-
μάτοις, ὀνομάτοις früher allerdings zu jenen metaplastischen
Formen, die wir S. 69 f. besprachen, aber aus den neuesten
olympischen Funden kennen wir jetzt das Brugmann damals
noch nicht zugängliche altelische χρημάτοις. Diese Dativform
steht bei Roehl, Inscr. antiquissimae 113b (Cauer2 253) zwei-
mal und dürfte — da diese Inschrift von Kirchhoff wegen des
einen Hellenodiken vor 580 gesetzt wird — das älteste Bei-
spiel eines sogenannten metaplastischen Dativs auf οις, wo
wir σι erwarten, sein. Nehmen wir nun mit Brugmann an,
die drei erwähnten Pluralformen gehörten von Haus aus zum
-το-Stamme, hätten also ursprünglich ὀνόματα, ὀνομάτων,
ονομάτοις gelautet, so hätten wir hier — von der innern Ge-
staltung des Stammes abgesehn — genau die zum Lateinischen
stimmenden Formen. -οις wäre hier nicht aus der andern
Form entstanden, sondern wäre eine ältere Bildung, wie wir
sie für die alte Zeit erwarten mussten. Neben dem erwähnten
Dat. Plur. konnte immerhin auch schon früh eine Nebenform
aus dem unerweiterten Stamm -μα(ν) gebildet werden, so dass
die Wahl zwischen der einen und der andern Form ebenso gut
frei stand, wie im Lateinischen die zwischen cognomentis und
cognominibus. Diese Möglichkeit wird zur Wahrscheinlichkeit,
wenn wir an der von Bopp an weitverbreiteten und bisher nicht
widerlegten Ansicht festhalten, dass die stammbildenden Suf-
fixe aus Pronominalstämmen hervorgegangen sind. Denn das
Suffix -to entspricht dem Pronominalstamme to, ob aber ein
aus einem blossen Consonanten bestehendes Suffix t als ur-
sprünglich betrachtet werden darf, ist zweifelhaft. Vielleicht
ist es kein Zufall, dass wir von der Flexion des Suffixes
-ματο nur Plural-, höchstens eine Dualform -ματοιν besitzen.
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Zitationshilfe: | Curtius, Georg: Zur Kritik der neuesten Sprachforschung. Leipzig, 1885, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/curtius_sprachforschung_1885/89>, abgerufen am 16.02.2025. |