Curtius, Georg: Zur Kritik der neuesten Sprachforschung. Leipzig, 1885.im Sinne der Alten ist das Gegentheil von sunekdrome. Analogia bezeichnet durchweg die Regel, weshalb es bei den Die vielbenannte Erscheinung ist von keinem namhaften im Sinne der Alten ist das Gegentheil von συνεκδρομή. Ἀναλογία bezeichnet durchweg die Regel, weshalb es bei den Die vielbenannte Erscheinung ist von keinem namhaften <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0046" n="38"/> im Sinne der Alten ist das Gegentheil von <hi rendition="#i"><foreign xml:lang="ell">συνεκδρομή</foreign></hi>. <hi rendition="#i"><foreign xml:lang="ell">Ἀναλογία</foreign></hi> bezeichnet durchweg die Regel, weshalb es bei den<lb/> Alten auch der Name für die dem Gleichmass in der Flexion<lb/> nachspürende Formenlehre wurde und bekanntlich in dem<lb/> langen Streite der Analogisten und Anomalisten das gerade<lb/> Gegentheil der <hi rendition="#i"><foreign xml:lang="ell">ἀνομαλία</foreign></hi> war. Im heutigen Sprachgebrauch<lb/> wird das Wort gerade für die zufälligen Abweichungen von<lb/> der Regel, das ist die <hi rendition="#i"><foreign xml:lang="ell">ἀνομαλία</foreign></hi>, angewendet, insofern es<lb/> sich um ein Anklingen an irgend etwas der Form ursprüng-<lb/> lich fremdes handelt. Eben deshalb war auch der Ausdruck<lb/> „<hi rendition="#g">falsche Analogie</hi>“, den die neuesten Forscher als einen<lb/> für ihre Lieblingserseheinung gleichsam ehrenrührigen ver-<lb/> schmähen, durchaus logisch gedacht. Noch weniger ehrerbietig<lb/> gegenüber dieser Spracherscheinung ist freilich Whitney, in-<lb/> dem er die Analogiebildung gelegentlich zu den <hi rendition="#i">„blunders"</hi><lb/> rechnet und Pott, wenn er Wurzelwörterbuch III (1871) S. 50<lb/> bei einer Besprechung des Rhotacismus im lat. <hi rendition="#i"><foreign xml:lang="lat">honor</foreign></hi>, <hi rendition="#i"><foreign xml:lang="lat">arbor</foreign></hi><lb/> sagt, sie seien „allmählich in den Strudel hineingezogen“.<lb/> Das klingt freilich ganz anders, als wenn ein begeisterter Ver-<lb/> ehrer dieser Erscheinung sie Stud. IX 318 als „eine segens-<lb/> reiche Himmelstochter“ bezeichnet.</p><lb/> <p>Die vielbenannte Erscheinung ist von keinem namhaften<lb/> Forscher auch der früheren Zeit ganz übergangen worden.<lb/> Ich verweise in dieser Beziehung auf die mehrfach erwähnten<lb/> Schriften von Misteli und Delbrück, zu denen noch eine neuere<lb/> von F. Masing „Lautgesetz und Analogie in der vergleichen-<lb/> den Sprachwissenschaft (Jahresbericht der St. Annenschule,<lb/> Petersburg 1883)“ hinzugekommen ist. In diesen Schriften<lb/> wird auf die Vorgänger der neuesten Grammatiker in dieser<lb/> Beziehung hingewiesen. Wenn man dabei auch Stellen aus<lb/> meinen Schriften angeführt hat, in denen ich diesen sprach-<lb/> lichen Vorgang besprochen habe, so sei noch hervorgehoben,<lb/> dass ich mich dieses Erklärungsmittels namentlich auch gegen<lb/> Corssen in meiner Abhandlung „das Dreisilbengesetz der grie-<lb/><lb/> </p> </div> </body> </text> </TEI> [38/0046]
im Sinne der Alten ist das Gegentheil von συνεκδρομή. Ἀναλογία bezeichnet durchweg die Regel, weshalb es bei den
Alten auch der Name für die dem Gleichmass in der Flexion
nachspürende Formenlehre wurde und bekanntlich in dem
langen Streite der Analogisten und Anomalisten das gerade
Gegentheil der ἀνομαλία war. Im heutigen Sprachgebrauch
wird das Wort gerade für die zufälligen Abweichungen von
der Regel, das ist die ἀνομαλία, angewendet, insofern es
sich um ein Anklingen an irgend etwas der Form ursprüng-
lich fremdes handelt. Eben deshalb war auch der Ausdruck
„falsche Analogie“, den die neuesten Forscher als einen
für ihre Lieblingserseheinung gleichsam ehrenrührigen ver-
schmähen, durchaus logisch gedacht. Noch weniger ehrerbietig
gegenüber dieser Spracherscheinung ist freilich Whitney, in-
dem er die Analogiebildung gelegentlich zu den „blunders"
rechnet und Pott, wenn er Wurzelwörterbuch III (1871) S. 50
bei einer Besprechung des Rhotacismus im lat. honor, arbor
sagt, sie seien „allmählich in den Strudel hineingezogen“.
Das klingt freilich ganz anders, als wenn ein begeisterter Ver-
ehrer dieser Erscheinung sie Stud. IX 318 als „eine segens-
reiche Himmelstochter“ bezeichnet.
Die vielbenannte Erscheinung ist von keinem namhaften
Forscher auch der früheren Zeit ganz übergangen worden.
Ich verweise in dieser Beziehung auf die mehrfach erwähnten
Schriften von Misteli und Delbrück, zu denen noch eine neuere
von F. Masing „Lautgesetz und Analogie in der vergleichen-
den Sprachwissenschaft (Jahresbericht der St. Annenschule,
Petersburg 1883)“ hinzugekommen ist. In diesen Schriften
wird auf die Vorgänger der neuesten Grammatiker in dieser
Beziehung hingewiesen. Wenn man dabei auch Stellen aus
meinen Schriften angeführt hat, in denen ich diesen sprach-
lichen Vorgang besprochen habe, so sei noch hervorgehoben,
dass ich mich dieses Erklärungsmittels namentlich auch gegen
Corssen in meiner Abhandlung „das Dreisilbengesetz der grie-
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