Curtius, Georg: Zur Kritik der neuesten Sprachforschung. Leipzig, 1885.z. B. von G. Meyer, befolgte Darstellung eine Art von Com- 2) Man hat versucht sowohl für die absteigende wie für 3) Bei der Annahme der vorherrschend und namentlich *) Vgl. Scherer "Z. d. Sprachgeschichte"2 39ff., wo auch mehrere
andre Vorgänge aus den germanischen Sprachen beigebracht werden. z. B. von G. Meyer, befolgte Darstellung eine Art von Com- 2) Man hat versucht sowohl für die absteigende wie für 3) Bei der Annahme der vorherrschend und namentlich *) Vgl. Scherer „Z. d. Sprachgeschichte"2 39ff., wo auch mehrere
andre Vorgänge aus den germanischen Sprachen beigebracht werden. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0132" n="124"/> z. B. von G. Meyer, befolgte Darstellung eine Art von Com-<lb/> promiss zwischen absteigend und aufsteigend. Das <hi rendition="#i">ει</hi> von<lb/><hi rendition="#i"><foreign xml:lang="ell">ϝείδομαι</foreign></hi> steigt zwar zu <hi rendition="#i"><foreign xml:lang="ell">ϝιδεῖν</foreign></hi> herab, aber zu <hi rendition="#i"><foreign xml:lang="ell">ϝοῖδα</foreign></hi> wieder<lb/> empor. Das indische <hi rendition="#i">ē</hi>, das ebensowohl in <hi rendition="#i"><foreign xml:lang="san">vēd-mi</foreign></hi> dem <hi rendition="#i">ει</hi> von<lb/><hi rendition="#i"><foreign xml:lang="ell">ϝείδομαι</foreign></hi>, wie in <hi rendition="#i"><foreign xml:lang="san">vēda</foreign></hi> dem <hi rendition="#i">οι</hi> von <hi rendition="#i"><foreign xml:lang="ell">ϝοῖδα</foreign></hi> entspricht, wäre in<lb/> einem Theil der Formen Grundlaut, in einem andern Ablaut.<lb/> Denn nur für die zweite Bewegung allein hat G. Meyer, man<lb/> sieht nicht warum, den alten grimmschen Ausdruck „Ablaut"<lb/> beibehalten. Wie einfach ist dagegen die alte Lehre vom<lb/> schon todt gesagten Guna! Hier erklärt sich das <hi rendition="#i">οι</hi> ganz<lb/> natürlich als etwas jüngeres aus der späteren Spaltung des<lb/> ursprünglich einlautigen <hi rendition="#i">a</hi>.</p><lb/> <p>2) Man hat versucht sowohl für die absteigende wie für<lb/> die aufsteigende Lautbewegung Parallelen aus neueren Spra-<lb/> chen beizubringen. Für die absteigende bringt Osthoff meinen<lb/> Zweifeln gegenüber das Englische bei. Hier habe sich der<lb/> Diphthong <hi rendition="#i">i</hi>, <hi rendition="#i">y</hi> (<hi rendition="#i">ei</hi>) in dem Possessivpronomen <hi rendition="#i"><foreign xml:lang="eng">my</foreign></hi> (d. i. <hi rendition="#i">mei</hi>)<lb/> zu kurzem <hi rendition="#i">ĭ</hi> verwandelt, sobald dies Pronomen, z. B. in <hi rendition="#i"><foreign xml:lang="eng">my-<lb/> lord</foreign></hi>, tonlos werde (Morphol. Unters. IV S. 348). Welche Mittel-<lb/> stufen freilich bei dem nach englischer Weise trüben Voca-<lb/> lismus zwischen <hi rendition="#i">ei</hi> und <hi rendition="#i">ĭ</hi> gelegen haben, wissen wir schwer-<lb/> lich. Für die umgekehrte, die aufsteigende Richtung, bleibt<lb/> mir immer das nhd. <hi rendition="#i">ei</hi> in Wörtern wie <hi rendition="#i">weib</hi> und das eng-<lb/> lische <hi rendition="#i">i</hi> (<hi rendition="#i">ei</hi>) in <hi rendition="#i"><foreign xml:lang="eng">time</foreign></hi> und ähnlichen Wörtern der beste Stütz-<lb/> punkt <note place="foot" n="*)">Vgl. Scherer „Z. d. Sprachgeschichte"<hi rendition="#sup">2</hi> 39ff., wo auch mehrere<lb/> andre Vorgänge aus den germanischen Sprachen beigebracht werden.</note> Die Möglichkeit einer aufsteigenden Bewegung wird<lb/> übrigens auf das schlagendste auch durch die dem Indischen<lb/> eigenthümliche Erscheinung des Vrddhi bezeugt, das freilich<lb/> unter ganz andern Umständen zur Geltung kommt. Dass also<lb/> eine aufsteigende Bewegung <hi rendition="#g">möglich</hi> ist, steht fest.</p><lb/> <p>3) Bei der Annahme der vorherrschend und namentlich<lb/> für den thematischen Aorist absteigenden Bewegung würden<lb/><lb/> </p> </div> </body> </text> </TEI> [124/0132]
z. B. von G. Meyer, befolgte Darstellung eine Art von Com-
promiss zwischen absteigend und aufsteigend. Das ει von
ϝείδομαι steigt zwar zu ϝιδεῖν herab, aber zu ϝοῖδα wieder
empor. Das indische ē, das ebensowohl in vēd-mi dem ει von
ϝείδομαι, wie in vēda dem οι von ϝοῖδα entspricht, wäre in
einem Theil der Formen Grundlaut, in einem andern Ablaut.
Denn nur für die zweite Bewegung allein hat G. Meyer, man
sieht nicht warum, den alten grimmschen Ausdruck „Ablaut"
beibehalten. Wie einfach ist dagegen die alte Lehre vom
schon todt gesagten Guna! Hier erklärt sich das οι ganz
natürlich als etwas jüngeres aus der späteren Spaltung des
ursprünglich einlautigen a.
2) Man hat versucht sowohl für die absteigende wie für
die aufsteigende Lautbewegung Parallelen aus neueren Spra-
chen beizubringen. Für die absteigende bringt Osthoff meinen
Zweifeln gegenüber das Englische bei. Hier habe sich der
Diphthong i, y (ei) in dem Possessivpronomen my (d. i. mei)
zu kurzem ĭ verwandelt, sobald dies Pronomen, z. B. in my-
lord, tonlos werde (Morphol. Unters. IV S. 348). Welche Mittel-
stufen freilich bei dem nach englischer Weise trüben Voca-
lismus zwischen ei und ĭ gelegen haben, wissen wir schwer-
lich. Für die umgekehrte, die aufsteigende Richtung, bleibt
mir immer das nhd. ei in Wörtern wie weib und das eng-
lische i (ei) in time und ähnlichen Wörtern der beste Stütz-
punkt *) Die Möglichkeit einer aufsteigenden Bewegung wird
übrigens auf das schlagendste auch durch die dem Indischen
eigenthümliche Erscheinung des Vrddhi bezeugt, das freilich
unter ganz andern Umständen zur Geltung kommt. Dass also
eine aufsteigende Bewegung möglich ist, steht fest.
3) Bei der Annahme der vorherrschend und namentlich
für den thematischen Aorist absteigenden Bewegung würden
*) Vgl. Scherer „Z. d. Sprachgeschichte"2 39ff., wo auch mehrere
andre Vorgänge aus den germanischen Sprachen beigebracht werden.
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