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Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648.

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Die andere Predigt/
1. Reg. 8. v.
37. 38. 39.
wie er gewandelt hat/ wie du sein Hertz erkennest/ 1. Reg. 8.
v. 37. 38. 39. Vns hat (leider) in diesen bösen Zeiten mancherley
Noth betroffen. Jch wil itzo nicht sagen von allerhand Seuchen
und Kranckheiten/ von Mißwachs und Raupen/ und Geschmeiß/
sondern allein von dem allgemeinen Vbel/ dem verderblichen Krie-
ge/ welcher weit umb sich gefressen/ viel Land und Leute zu Boden
gelegt/ auch an manchem Orthe das G[a]r-aus gespielet hat. Der
hette ja uns sollen bewegen zu dem Allerhöchsten zu seuffzen/ und umb
Abwendung solcher Plagen/ auch hingegen umb den lieben Friede
zu bitten. Anreitzen hette uns dis beharrliche Vngemach sollen/
daß wir mit einander häuffig weren in das Haus des Herrn ge-
gangen/ und allda unser Hertz für dem barmhertzigen Vater ausge-
schüttet hetten/ dann wir haben disfals ein treffliches Vorthel/ und
können bald in die Kirche kommen.

Jm Alten Testament war im gantzen Lande nur ein Tempel/
nemlich zu Jerusalem/ dahin man nicht allewege re[i]sen konte/ da-
hero man an entlegenen Oerthern von ferne/ gegen das Haus Got-
tes sich wenden/ und darbey an die Lade des Bundes/ welche den
damals noch zukünfftigen Heyland aller Welt abbildete/ und bedeu-
tete/ immer gedencken muste. Aber im Newen Testament/ da
dis Schattenwerck auffgehöret/ hat man fast allenthalben Kir-
chen/ und Bet-häuser/ da man sich versamlen/ und des Gottesdien-
stes abwarten kan. Aber ihrer wenig nehmen solche Gelegenheit
in acht/ der meiste Hauffe gehet vorbey/ und bleibet auff seinen Jrr-
wegen/ dahero man wol eher erfahren/ daß wenn manche/ [me]h-
rer Sicherheit halben/ in eine seste Stadt in diesen Kriegesläuff-
ten geflohen/ sie die meiste Zeit in den Trinckhäusern zugebracht/ und
des Betens darüber gantz vergessen haben. Aber d[a]s sind Welt-
Matth. 6.
v.
2.
kinder/ die haben ihren Lohn dahin/ Matth. 6. v. 2. Man hat
auch wol gesehen/ wie alles ie mehr und mehr mit blutigen Kriegeswaf-
fen ist überschwemmet worden/ weil die Menschen so verstockt gewe-
sen/ und in itziger Soldatischer Welt fast gar verwildert sind. Aber/
das gläubige Häufflein schreyet zu Gott/ als ein girrendes Täube-

lein/

Die andere Predigt/
1. Reg. 8. v.
37. 38. 39.
wie er gewandelt hat/ wie du ſein Hertz erkenneſt/ 1. Reg. 8.
v. 37. 38. 39. Vns hat (leider) in dieſen boͤſen Zeiten mancherley
Noth betroffen. Jch wil itzo nicht ſagen von allerhand Seuchen
und Kranckheiten/ von Mißwachs und Raupen/ und Geſchmeiß/
ſondern allein von dem allgemeinen Vbel/ dem verderblichen Krie-
ge/ welcher weit umb ſich gefreſſen/ viel Land und Leute zu Boden
gelegt/ auch an manchem Orthe das G[a]r-aus geſpielet hat. Der
hette ja uns ſollen bewegen zu dem Allerhoͤchſten zu ſeuffzen/ und umb
Abwendung ſolcher Plagen/ auch hingegen umb den lieben Friede
zu bitten. Anreitzen hette uns dis beharrliche Vngemach ſollen/
daß wir mit einander häuffig weren in das Haus des Herrn ge-
gangen/ und allda unſer Hertz fuͤr dem barmhertzigen Vater ausge-
ſchuͤttet hetten/ dann wir haben disfals ein treffliches Vorthel/ und
koͤnnen bald in die Kirche kommen.

Jm Alten Teſtament war im gantzen Lande nur ein Tempel/
nemlich zu Jeruſalem/ dahin man nicht allewege re[i]ſen konte/ da-
hero man an entlegenen Oerthern von ferne/ gegen das Haus Got-
tes ſich wenden/ und darbey an die Lade des Bundes/ welche den
damals noch zukuͤnfftigen Heyland aller Welt abbildete/ und bedeu-
tete/ immer gedencken muſte. Aber im Newen Teſtament/ da
dis Schattenwerck auffgehoͤret/ hat man faſt allenthalben Kir-
chen/ und Bet-häuſer/ da man ſich verſamlen/ und des Gottesdien-
ſtes abwarten kan. Aber ihrer wenig nehmen ſolche Gelegenheit
in acht/ der meiſte Hauffe gehet vorbey/ und bleibet auff ſeinen Jrr-
wegen/ dahero man wol eher erfahren/ daß wenn manche/ [me]h-
rer Sicherheit halben/ in eine ſeſte Stadt in dieſen Kriegesläuff-
ten geflohen/ ſie die meiſte Zeit in den Trinckhaͤuſern zugebracht/ und
des Betens daruͤber gantz vergeſſen haben. Aber d[a]s ſind Welt-
Matth. 6.
v.
2.
kinder/ die haben ihren Lohn dahin/ Matth. 6. v. 2. Man hat
auch wol geſehẽ/ wie alles ie mehr uñ mehr mit blutigen Kriegeswaf-
fen iſt uͤberſchwemmet worden/ weil die Menſchen ſo verſtockt gewe-
ſen/ und in itziger Soldatiſcher Welt faſt gar verwildert ſind. Aber/
das gläubige Haͤufflein ſchreyet zu Gott/ als ein girrendes Täube-

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[40/0060] Die andere Predigt/ wie er gewandelt hat/ wie du ſein Hertz erkenneſt/ 1. Reg. 8. v. 37. 38. 39. Vns hat (leider) in dieſen boͤſen Zeiten mancherley Noth betroffen. Jch wil itzo nicht ſagen von allerhand Seuchen und Kranckheiten/ von Mißwachs und Raupen/ und Geſchmeiß/ ſondern allein von dem allgemeinen Vbel/ dem verderblichen Krie- ge/ welcher weit umb ſich gefreſſen/ viel Land und Leute zu Boden gelegt/ auch an manchem Orthe das Gar-aus geſpielet hat. Der hette ja uns ſollen bewegen zu dem Allerhoͤchſten zu ſeuffzen/ und umb Abwendung ſolcher Plagen/ auch hingegen umb den lieben Friede zu bitten. Anreitzen hette uns dis beharrliche Vngemach ſollen/ daß wir mit einander häuffig weren in das Haus des Herrn ge- gangen/ und allda unſer Hertz fuͤr dem barmhertzigen Vater ausge- ſchuͤttet hetten/ dann wir haben disfals ein treffliches Vorthel/ und koͤnnen bald in die Kirche kommen. 1. Reg. 8. v. 37. 38. 39. Jm Alten Teſtament war im gantzen Lande nur ein Tempel/ nemlich zu Jeruſalem/ dahin man nicht allewege reiſen konte/ da- hero man an entlegenen Oerthern von ferne/ gegen das Haus Got- tes ſich wenden/ und darbey an die Lade des Bundes/ welche den damals noch zukuͤnfftigen Heyland aller Welt abbildete/ und bedeu- tete/ immer gedencken muſte. Aber im Newen Teſtament/ da dis Schattenwerck auffgehoͤret/ hat man faſt allenthalben Kir- chen/ und Bet-häuſer/ da man ſich verſamlen/ und des Gottesdien- ſtes abwarten kan. Aber ihrer wenig nehmen ſolche Gelegenheit in acht/ der meiſte Hauffe gehet vorbey/ und bleibet auff ſeinen Jrr- wegen/ dahero man wol eher erfahren/ daß wenn manche/ meh- rer Sicherheit halben/ in eine ſeſte Stadt in dieſen Kriegesläuff- ten geflohen/ ſie die meiſte Zeit in den Trinckhaͤuſern zugebracht/ und des Betens daruͤber gantz vergeſſen haben. Aber das ſind Welt- kinder/ die haben ihren Lohn dahin/ Matth. 6. v. 2. Man hat auch wol geſehẽ/ wie alles ie mehr uñ mehr mit blutigen Kriegeswaf- fen iſt uͤberſchwemmet worden/ weil die Menſchen ſo verſtockt gewe- ſen/ und in itziger Soldatiſcher Welt faſt gar verwildert ſind. Aber/ das gläubige Haͤufflein ſchreyet zu Gott/ als ein girrendes Täube- lein/ Matth. 6. v. 2.

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Zitationshilfe: Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cundisius_predigten_1648/60>, abgerufen am 24.11.2024.