Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648.

Bild:
<< vorherige Seite

Die sechzehende Predigt/
Gott ein Auge auff die Obrigkeit. Ein Pittschafft Ring ist einschö-
nes Kleinod/
und bißweilen mit allerley Farben eingelassen/ dahero
Gott der Herr zu dem Königezu Tyro spricht: Du bist ein reinlich
Ezeth. 28, 12.Siegel/ voller Weißheit/ und aus der masseschöne Ez. 28. v.
12. Der Obrigkeit verleihet Gott offt auch ansehnliche Gaben/ wie
1. Reg. 3, 12.
13. 14.
an dem Salomo zu sehen/ 1. Reg. 3. v. 12. 13. 14. Ein Pittschafft-
Ring verrichtet grosse Dinge/ und bestetiget wichtige Sachen:
Also thnt GOTT durch die Regenten viel/ als die seines Reichs
Sap. 6, 5.Ammtleute sind/ Sap. 6. v. 5. die müssen GOtt helffen seinen Tem-
pel bawen/ und daran seyn/ daß Güte und Trewe einander be-
Ps. 85, 10. 11.gegnen/ Gerechtigkeit und Friede sich küssen/ Psalm 85. v. 10.
11. Einem Pittschafft Ringe trawet man viel. Also muß auch
gelten/ was Christliche Obrigkeit haben will/ denn sie ist Gottes
Rom. 13, 2.Ordnung/ Rom. 13. v. 2. Einen Pittschafft-Ring verleuret
man ungerne:
Also auch fromme Regenten. Daher dort Josia
nach seinem Tode sehr betrawret ward/ gantz Juda und Jeru-
2. Chron. 35,
25.
salem trugen Leide umb ihn/ 2. Chron. 35. vers. 25. Ein Pitt-
schafft-Ring ist unterworffen allerley Mißbrauch: Also miß-
brauchen offt gottlose Räthe und Diener ihre[r] frommen und gott-
seligen F[un]rsten Frömmigkeit/ als dort der Ziba Davids/ wider
1. Sam. 16, 3.
4.
den unschuldigen Mephiboseth/ 1. Sam. 16. v. 3. 4. Ja es miß-
brauchet mancher Regent auch selbsten seiner Gewalt/ wie dort Pl-
latus zu Christo sprach: Redestu nicht mit mir! weistu nicht/
daß ich Macht habe dich zu creutzigen/ und Macht habe/ dich

Joh. 19, 11.loß zugeben? Joh 19. v. 11. Endlich[/]wenn ein Adelicher Stamm
gar abstirbet/ und der Letzte aus demselbigen Geschlechte begraben
wird so zuschlagt man/ altem Herkommen nach/ den Pitschafft-
Ring in Stücken/
und wirfft ihn ins Grab hinein: Also/ wenn
Regenten getstlicher Weise sterben/ und ihr Hertz gäntzlich von ih-
rem Schöpffer weichet/ sie auch der Vngerechtigkeit/ und Gottlo-

sigkeit

Die ſechzehende Predigt/
Gott ein Auge auff die Obrigkeit. Ein Pittſchafft Ring iſt einſchoͤ-
nes Kleinod/
und bißweilen mit allerley Farben eingelaſſen/ dahero
Gott der Herr zu dem Koͤnigezu Tyro ſpricht: Du biſt ein reinlich
Ezeth. 28, 12.Siegel/ voller Weißheit/ und aus der maſſèſchoͤne Ez. 28. v.
12. Der Obrigkeit verleihet Gott offt auch anſehnliche Gaben/ wie
1. Reg. 3, 12.
13. 14.
an dem Salomo zu ſehen/ 1. Reg. 3. v. 12. 13. 14. Ein Pittſchafft-
Ring verrichtet groſſe Dinge/ und beſtetiget wichtige Sachen:
Alſo thnt GOTT durch die Regenten viel/ als die ſeines Reichs
Sap. 6, 5.Am̃tleute ſind/ Sap. 6. v. 5. die muͤſſen GOtt helffen ſeinen Tem-
pel bawen/ und daran ſeyn/ daß Guͤte und Trewe einander be-
Pſ. 85, 10. 11.gegnen/ Gerechtigkeit und Friede ſich kuͤſſen/ Pſalm 85. v. 10.
11. Einem Pittſchafft Ringe trawet man viel. Alſo muß auch
gelten/ was Chriſtliche Obrigkeit haben will/ denn ſie iſt Gottes
Rom. 13, 2.Ordnung/ Rom. 13. v. 2. Einen Pittſchafft-Ring verleuret
man ungerne:
Alſo auch fromme Regenten. Daher dort Joſia
nach ſeinem Tode ſehr betrawret ward/ gantz Juda und Jeru-
2. Chron. 35,
25.
ſalem trugen Leide umb ihn/ 2. Chron. 35. verſ. 25. Ein Pitt-
ſchafft-Ring iſt unterworffen allerley Mißbrauch: Alſo miß-
brauchen offt gottloſe Raͤthe und Diener ihre[r] frommen und gott-
ſeligen F[ū]rſten Froͤmmigkeit/ als dort der Ziba Davids/ wider
1. Sam. 16, 3.
4.
den unſchuldigen Mephiboſeth/ 1. Sam. 16. v. 3. 4. Ja es miß-
brauchet mancher Regent auch ſelbſten ſeiner Gewalt/ wie dort Pl-
latus zu Chriſto ſprach: Redeſtu nicht mit mir! weiſtu nicht/
daß ich Macht habe dich zu creutzigen/ und Macht habe/ dich

Joh. 19, 11.loß zugeben? Joh 19. v. 11. Endlich[/]wenn ein Adelicher Stamm
gar abſtirbet/ und der Letzte aus demſelbigen Geſchlechte begraben
wird ſo zuſchlågt man/ altem Herkommen nach/ den Pitſchafft-
Ring in Stuͤcken/
und wirfft ihn ins Grab hinein: Alſo/ wenn
Regenten getſtlicher Weiſe ſterben/ und ihr Hertz gaͤntzlich von ih-
rem Schoͤpffer weichet/ ſie auch der Vngerechtigkeit/ und Gottlo-

ſigkeit
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0318" n="298"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die &#x017F;echzehende Predigt/</hi></fw><lb/>
Gott ein Auge auff die Obrigkeit. Ein Pitt&#x017F;chafft <hi rendition="#fr">Ring i&#x017F;t ein&#x017F;cho&#x0364;-<lb/>
nes Kleinod/</hi> und bißweilen mit allerley Farben eingela&#x017F;&#x017F;en/ dahero<lb/>
Gott der <hi rendition="#k">He</hi>rr zu dem Ko&#x0364;nigezu Tyro &#x017F;pricht: <hi rendition="#fr">Du bi&#x017F;t ein reinlich</hi><lb/><note place="left"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Ezeth.</hi> 28, 12.</hi></note><hi rendition="#fr">Siegel/ voller Weißheit/ und aus der ma&#x017F;&#x017F;è&#x017F;cho&#x0364;ne</hi> Ez. 28. v.<lb/>
12. Der Obrigkeit verleihet Gott offt auch an&#x017F;ehnliche Gaben/ wie<lb/><note place="left"><hi rendition="#i">1. <hi rendition="#aq">Reg.</hi> 3, 12.<lb/>
13. 14.</hi></note>an dem <hi rendition="#fr">Salomo</hi> zu &#x017F;ehen/ 1. Reg. 3. v. 12. 13. 14. Ein Pitt&#x017F;chafft-<lb/><hi rendition="#fr">Ring verrichtet gro&#x017F;&#x017F;e Dinge/</hi> und be&#x017F;tetiget wichtige Sachen:<lb/>
Al&#x017F;o thnt <hi rendition="#g">GOTT</hi> durch die Regenten viel/ als <hi rendition="#fr">die &#x017F;eines Reichs</hi><lb/><note place="left"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Sap.</hi> 6, 5.</hi></note><hi rendition="#fr">Am&#x0303;tleute &#x017F;ind/</hi> Sap. 6. v. 5. die mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en GOtt helffen &#x017F;einen Tem-<lb/>
pel bawen/ und daran &#x017F;eyn/ <hi rendition="#fr">daß Gu&#x0364;te und Trewe einander be-</hi><lb/><note place="left"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">P&#x017F;.</hi> 85, 10. 11.</hi></note><hi rendition="#fr">gegnen/ Gerechtigkeit und Friede &#x017F;ich ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/</hi> P&#x017F;alm 85. v. 10.<lb/>
11. Einem Pitt&#x017F;chafft Ringe <hi rendition="#fr">trawet man viel.</hi> Al&#x017F;o muß auch<lb/>
gelten/ was Chri&#x017F;tliche Obrigkeit haben will/ denn <hi rendition="#fr">&#x017F;ie i&#x017F;t Gottes</hi><lb/><note place="left"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Rom.</hi> 13, 2.</hi></note><hi rendition="#fr">Ordnung/</hi> Rom. 13. v. 2. Einen Pitt&#x017F;chafft-Ring <hi rendition="#fr">verleuret<lb/>
man ungerne:</hi> Al&#x017F;o auch fromme Regenten. Daher dort <hi rendition="#fr">Jo&#x017F;ia</hi><lb/>
nach &#x017F;einem Tode &#x017F;ehr betrawret ward/ <hi rendition="#fr">gantz Juda und Jeru-</hi><lb/><note place="left"><hi rendition="#i">2. <hi rendition="#aq">Chron.</hi> 35,<lb/>
25.</hi></note><hi rendition="#fr">&#x017F;alem trugen Leide umb ihn/</hi> 2. Chron. 35. ver&#x017F;. 25. Ein Pitt-<lb/>
&#x017F;chafft-Ring <hi rendition="#fr">i&#x017F;t unterworffen allerley Mißbrauch:</hi> Al&#x017F;o miß-<lb/>
brauchen offt gottlo&#x017F;e Ra&#x0364;the und Diener ihre<supplied>r</supplied> frommen und gott-<lb/>
&#x017F;eligen F<supplied>u&#x0304;</supplied>r&#x017F;ten Fro&#x0364;mmigkeit/ als dort <hi rendition="#fr">der Ziba Davids/ wider</hi><lb/><note place="left"><hi rendition="#i">1. <hi rendition="#aq">Sam.</hi> 16, 3.<lb/>
4.</hi></note><hi rendition="#fr">den un&#x017F;chuldigen Mephibo&#x017F;eth/</hi> 1. Sam. 16. v. 3. 4. Ja es miß-<lb/>
brauchet mancher Regent auch &#x017F;elb&#x017F;ten &#x017F;einer Gewalt/ wie dort Pl-<lb/>
latus zu Chri&#x017F;to &#x017F;prach: <hi rendition="#fr">Rede&#x017F;tu nicht mit mir! wei&#x017F;tu nicht/<lb/>
daß ich Macht habe dich zu creutzigen/ und Macht habe/ dich</hi><lb/><note place="left"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Joh.</hi> 19, 11.</hi></note><hi rendition="#fr">loß zugeben?</hi> Joh 19. v. 11. Endlich<supplied>/</supplied>wenn ein Adelicher Stamm<lb/>
gar ab&#x017F;tirbet/ und der Letzte aus dem&#x017F;elbigen Ge&#x017F;chlechte begraben<lb/><hi rendition="#fr">wird &#x017F;o zu&#x017F;chlågt man/</hi> altem Herkommen nach/ <hi rendition="#fr">den Pit&#x017F;chafft-<lb/>
Ring in Stu&#x0364;cken/</hi> und wirfft ihn ins Grab hinein: Al&#x017F;o/ wenn<lb/>
Regenten get&#x017F;tlicher Wei&#x017F;e &#x017F;terben/ und ihr Hertz ga&#x0364;ntzlich von ih-<lb/>
rem Scho&#x0364;pffer weichet/ &#x017F;ie auch der Vngerechtigkeit/ und Gottlo-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;igkeit</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[298/0318] Die ſechzehende Predigt/ Gott ein Auge auff die Obrigkeit. Ein Pittſchafft Ring iſt einſchoͤ- nes Kleinod/ und bißweilen mit allerley Farben eingelaſſen/ dahero Gott der Herr zu dem Koͤnigezu Tyro ſpricht: Du biſt ein reinlich Siegel/ voller Weißheit/ und aus der maſſèſchoͤne Ez. 28. v. 12. Der Obrigkeit verleihet Gott offt auch anſehnliche Gaben/ wie an dem Salomo zu ſehen/ 1. Reg. 3. v. 12. 13. 14. Ein Pittſchafft- Ring verrichtet groſſe Dinge/ und beſtetiget wichtige Sachen: Alſo thnt GOTT durch die Regenten viel/ als die ſeines Reichs Am̃tleute ſind/ Sap. 6. v. 5. die muͤſſen GOtt helffen ſeinen Tem- pel bawen/ und daran ſeyn/ daß Guͤte und Trewe einander be- gegnen/ Gerechtigkeit und Friede ſich kuͤſſen/ Pſalm 85. v. 10. 11. Einem Pittſchafft Ringe trawet man viel. Alſo muß auch gelten/ was Chriſtliche Obrigkeit haben will/ denn ſie iſt Gottes Ordnung/ Rom. 13. v. 2. Einen Pittſchafft-Ring verleuret man ungerne: Alſo auch fromme Regenten. Daher dort Joſia nach ſeinem Tode ſehr betrawret ward/ gantz Juda und Jeru- ſalem trugen Leide umb ihn/ 2. Chron. 35. verſ. 25. Ein Pitt- ſchafft-Ring iſt unterworffen allerley Mißbrauch: Alſo miß- brauchen offt gottloſe Raͤthe und Diener ihrer frommen und gott- ſeligen Fūrſten Froͤmmigkeit/ als dort der Ziba Davids/ wider den unſchuldigen Mephiboſeth/ 1. Sam. 16. v. 3. 4. Ja es miß- brauchet mancher Regent auch ſelbſten ſeiner Gewalt/ wie dort Pl- latus zu Chriſto ſprach: Redeſtu nicht mit mir! weiſtu nicht/ daß ich Macht habe dich zu creutzigen/ und Macht habe/ dich loß zugeben? Joh 19. v. 11. Endlich/wenn ein Adelicher Stamm gar abſtirbet/ und der Letzte aus demſelbigen Geſchlechte begraben wird ſo zuſchlågt man/ altem Herkommen nach/ den Pitſchafft- Ring in Stuͤcken/ und wirfft ihn ins Grab hinein: Alſo/ wenn Regenten getſtlicher Weiſe ſterben/ und ihr Hertz gaͤntzlich von ih- rem Schoͤpffer weichet/ ſie auch der Vngerechtigkeit/ und Gottlo- ſigkeit Ezeth. 28, 12. 1. Reg. 3, 12. 13. 14. Sap. 6, 5. Pſ. 85, 10. 11. Rom. 13, 2. 2. Chron. 35, 25. 1. Sam. 16, 3. 4. Joh. 19, 11.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/cundisius_predigten_1648
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/cundisius_predigten_1648/318
Zitationshilfe: Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cundisius_predigten_1648/318>, abgerufen am 22.11.2024.