Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648.Die vierzehende Predigt/ etwas angenehmers weisen: Jhr sollet hinfüro in Augenschein neh-men alles das jenige/ dadurch ich vorigen Mangel ersetzen will. 1. Anfänglich haben wir hierbey zu mercken/ daß die Zeit/ da- Hingeht die Zeit/ her kömmt der Tod/ O Mensch thu recht/ und fürchte Gott. An einem Augenblicke henget die Ewigkeit/ entweder der himm[li]- Eccles.
Die vierzehende Predigt/ etwas angenehmers weiſen: Jhr ſollet hinfuͤro in Augenſchein neh-men alles das jenige/ dadurch ich vorigen Mangel erſetzen will. 1. Anfaͤnglich haben wir hierbey zu mercken/ daß die Zeit/ da- Hingeht die Zeit/ her koͤmmt der Tod/ O Menſch thu recht/ und fuͤrchte Gott. An einem Augenblicke henget die Ewigkeit/ entweder der himm[li]- Eccleſ.
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Die vierzehende Predigt/
etwas angenehmers weiſen: Jhr ſollet hinfuͤro in Augenſchein neh-
men alles das jenige/ dadurch ich vorigen Mangel erſetzen will.
Anfaͤnglich haben wir hierbey zu mercken/ daß die Zeit/ da-
mit Haggai viel zu thun hat/ uns viel kan zu Gemuͤthe führen.
Haben doch die Heydniſchen Philoſophi der Zeit ſchoͤne nach-
denckliche Nahmen gegeben. Als Thales gefragt ward; quid
eſſet ſapientiſſimum? Was das allerweiſeſte were: Hat er ge-
antwortet: Tempus; invenit enim omnia, die Zeit denn ſie er-
findet alles. Laërt. lib. 1. de vit. Phil. c. 1 Alſo nennet Plutarchus
in Pericle die Zeit/ omnium Conſiliariorum optimum, den
allerbeſten Rathgeber. Livius dec. 3. lib. 2. ſagt: Meliores pru-
dentiores, conſtantiores nos, tempus diesque facit; das iſt:
Zeit und Tag machet uns beſſer kluͤger und ſtandhafftiger. Haben
das die Heyden geſpuͤhret/ und aus dem Liecht der Natur alſo hier-
von diſcurriret/ wie vielmehr will uns Chriſten gebuͤhren/ daß wir
nach der Ermahnung S Pauli Rom. 12 v. 11. Epheſ. 5. v. 16. uns
in die Zeit ſchicken. Dahin gehet ermeldter Heydenlehrer/ wenn
er abermahls der Zeit gedencket 2. Cor. 6. v 3. ſagende: Sehet/ itzt
iſt die angenehme Zeit/ itzt iſt der Tag des Heils. Auff die-
ſen Schlag ruffet uns der Geiſt Gottes zu: Heute/ ſo ihr die
Stimme des HErrn hoͤret/ ſo verſtocket ewre Hertzẽ nicht/
wie zu Meriba geſchach/ wie zu Maſſa in der Wuͤſten/ aus
dem 95. Pſalm v. 8.
Laërt. lib 1.
de vit. Phil.
cap. 1.
Plutarchus
in Pericle.
Livius Dec:
3. lib. 2.
Rom. 12, 11.
Epheſ. 5, 16.
2. Cor. 6, 3.
Pſal. 95, 8.
Hingeht die Zeit/ her koͤmmt der Tod/
O Menſch thu recht/ und fuͤrchte Gott.
An einem Augenblicke henget die Ewigkeit/ entweder der himmli-
ſchen Frewde/ oder der hoͤlliſchen Qual. Vnd wie leicht iſt es doch
umb einen Menſchen geſchehen/ ſo iſt ſein zeitliches Leben dahin.
Wenn nun der Baum faͤllet/ er falle gegen Mittag/ oder
Mitternacht/ auff welchen Ort er faͤllet/ da wird er liegen/
Eccleſ.
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