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Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648.

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Die zwölffte Predigt/
ihm leisten solten. Es wird auch in heiliger Schrifft erwehnet
Lev. 25, 4.
10. 11.
des Jubel-Jahrs/ Levit 25. vers. 4. 10. 11. welches abbildete das
Es 61, 3.gnädige Jahr des HErrn/ Es. 61. v. 3. und den Schall des Ev-
angelii/ welcher zur Zeit desnewen Testaments solte in der gan-
tzen Welt gehöret werden. Wie auch das Erlaß Jahr ferner
bedeutete die gnädige Vergebung der Sünde; also zielte dz Jubel-
Jahr
auff die grosse und unaussprechliche Frewde/ die wir in dem
Himmel zugewarten haben. Es wird darinnen gedacht der sie-
Dan. 7, 24.bentzig Jahr-Wochen/ Dan. 7. v. 24. davon man gnug disputiren
Dan. 12, 11.
12.
kan. So gibt es auch Prophetische Tage/ Dan. 12. v. 11. 12. De-
rer genawe Betrachtung aber/ mehr für die Gelehrten/ als für Ein-
feltige gehöret/ leidet auch itzo die Zeit nicht/ daß wir hiervon uns
mit einander besprechen wolten.

2.
Sacerdale
Scrutinium.

Vors andere so wird im Text allhier uns vorgestellet Sacer-
dotale scrutinium;
ein Priester Examen. Es gehet die Sa-
che zwar das gantze Volck an/ und ist der Haupt Zweck dieser
dritten Predigt eben der jenige/ welcher war in den vorigen/ daß die
Jüden solten GOtt gehorchen/ und mit dem Tempel Baw fortfah-
ren/ welche Proposition, als die sonst gnug bekant/ ubergangen/
und denen Zuhörern zu ihrem Nachdencken anheim gestellet wird/
die solches Befehls sich erinnern solten. Jnsonderheit richtet
Haggai seine Rede auff die Priester/ denn es gieng dieselbe am mei-
sten an/ als welche in ihrem Ampt nachlessig waren/ und das Volck
nicht recht unterrichteten/ dar zu auch bißweilen ein Auge zuthaten/
und bey ihren Pfarrkindern durch die Finger sahen/ wenn sie
gleich aus ihren Schrancken schritten/ oder auch bey dem Gottes-
dienste sich nicht der Gebühr nach verhielten. Es handelt aber der
Prophet Haggai mit den Priestern auff Socratische Art/ in dem er
auff seine Fragen will mit Ja und Nein geantwortet haben. Er
legt ihnen für Cohanim Torah, zwey wichtige Gesetz-Fragen/ dar-
auff sie sich resolviren solten/ denn das lieff in ihre expeditiones,
und war der fürnehmsten Amts-Verrichtungen eine/ daß die

Lippen

Die zwoͤlffte Predigt/
ihm leiſten ſolten. Es wird auch in heiliger Schrifft erwehnet
Lev. 25, 4.
10. 11.
des Jubel-Jahrs/ Levit 25. verſ. 4. 10. 11. welches abbildete das
Eſ 61, 3.gnaͤdige Jahr des HErrn/ Eſ. 61. v. 3. und den Schall des Ev-
angelii/ welcher zur Zeit desnewen Teſtaments ſolte in der gan-
tzen Welt gehoͤret werden. Wie auch das Erlaß Jahr ferner
bedeutete die gnaͤdige Vergebung der Suͤnde; alſo zielte dz Jubel-
Jahr
auff die groſſe und unausſprechliche Frewde/ die wir in dem
Himmel zugewarten haben. Es wird darinnen gedacht der ſie-
Dan. 7, 24.bentzig Jahr-Wochen/ Dan. 7. v. 24. davon man gnug diſputiren
Dan. 12, 11.
12.
kan. So gibt es auch Prophetiſche Tage/ Dan. 12. v. 11. 12. De-
rer genawe Betrachtung aber/ mehr fuͤr die Gelehrten/ als fuͤr Ein-
feltige gehoͤret/ leidet auch itzo die Zeit nicht/ daß wir hiervon uns
mit einander beſprechen wolten.

2.
Sacerdale
Scrutinium.

Vors andere ſo wird im Text allhier uns vorgeſtellet Sacer-
dotale ſcrutinium;
ein Prieſter Examen. Es gehet die Sa-
che zwar das gantze Volck an/ und iſt der Haupt Zweck dieſer
dritten Predigt eben der jenige/ welcher war in den vorigen/ daß die
Juͤden ſolten GOtt gehorchen/ und mit dem Tempel Baw fortfah-
ren/ welche Propoſition, als die ſonſt gnug bekant/ ubergangen/
und denen Zuhoͤrern zu ihrem Nachdencken anheim geſtellet wird/
die ſolches Befehls ſich erinnern ſolten. Jnſonderheit richtet
Haggai ſeine Rede auff die Prieſter/ denn es gieng dieſelbe am mei-
ſten an/ als welche in ihrem Ampt nachleſſig waren/ und das Volck
nicht recht unterrichteten/ dar zu auch bißweilen ein Auge zuthaten/
und bey ihren Pfarrkindern durch die Finger ſahen/ wenn ſie
gleich aus ihren Schrancken ſchritten/ oder auch bey dem Gottes-
dienſte ſich nicht der Gebuͤhr nach verhielten. Es handelt aber der
Prophet Haggai mit den Prieſtern auff Socratiſche Art/ in dem er
auff ſeine Fragen will mit Ja und Nein geantwortet haben. Er
legt ihnen fuͤr Cohanim Torah, zwey wichtige Geſetz-Fragen/ dar-
auff ſie ſich reſolviren ſolten/ denn das lieff in ihre expeditiones,
und war der fuͤrnehmſten Amts-Verrichtungen eine/ daß die

Lippen
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[222/0242] Die zwoͤlffte Predigt/ ihm leiſten ſolten. Es wird auch in heiliger Schrifft erwehnet des Jubel-Jahrs/ Levit 25. verſ. 4. 10. 11. welches abbildete das gnaͤdige Jahr des HErrn/ Eſ. 61. v. 3. und den Schall des Ev- angelii/ welcher zur Zeit desnewen Teſtaments ſolte in der gan- tzen Welt gehoͤret werden. Wie auch das Erlaß Jahr ferner bedeutete die gnaͤdige Vergebung der Suͤnde; alſo zielte dz Jubel- Jahr auff die groſſe und unausſprechliche Frewde/ die wir in dem Himmel zugewarten haben. Es wird darinnen gedacht der ſie- bentzig Jahr-Wochen/ Dan. 7. v. 24. davon man gnug diſputiren kan. So gibt es auch Prophetiſche Tage/ Dan. 12. v. 11. 12. De- rer genawe Betrachtung aber/ mehr fuͤr die Gelehrten/ als fuͤr Ein- feltige gehoͤret/ leidet auch itzo die Zeit nicht/ daß wir hiervon uns mit einander beſprechen wolten. Lev. 25, 4. 10. 11. Eſ 61, 3. Dan. 7, 24. Dan. 12, 11. 12. Vors andere ſo wird im Text allhier uns vorgeſtellet Sacer- dotale ſcrutinium; ein Prieſter Examen. Es gehet die Sa- che zwar das gantze Volck an/ und iſt der Haupt Zweck dieſer dritten Predigt eben der jenige/ welcher war in den vorigen/ daß die Juͤden ſolten GOtt gehorchen/ und mit dem Tempel Baw fortfah- ren/ welche Propoſition, als die ſonſt gnug bekant/ ubergangen/ und denen Zuhoͤrern zu ihrem Nachdencken anheim geſtellet wird/ die ſolches Befehls ſich erinnern ſolten. Jnſonderheit richtet Haggai ſeine Rede auff die Prieſter/ denn es gieng dieſelbe am mei- ſten an/ als welche in ihrem Ampt nachleſſig waren/ und das Volck nicht recht unterrichteten/ dar zu auch bißweilen ein Auge zuthaten/ und bey ihren Pfarrkindern durch die Finger ſahen/ wenn ſie gleich aus ihren Schrancken ſchritten/ oder auch bey dem Gottes- dienſte ſich nicht der Gebuͤhr nach verhielten. Es handelt aber der Prophet Haggai mit den Prieſtern auff Socratiſche Art/ in dem er auff ſeine Fragen will mit Ja und Nein geantwortet haben. Er legt ihnen fuͤr Cohanim Torah, zwey wichtige Geſetz-Fragen/ dar- auff ſie ſich reſolviren ſolten/ denn das lieff in ihre expeditiones, und war der fuͤrnehmſten Amts-Verrichtungen eine/ daß die Lippen

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Zitationshilfe: Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cundisius_predigten_1648/242>, abgerufen am 02.05.2024.