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Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648.

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Die zwölffte Predigt/
Dicage, frigoribus quare novus incipitannus,
Qui meliaus per ver incipiendus erat?

Das ist:

Sag mir/ warum das Jahr mit Frost sich hebet an/
Deß Anfang ja der Lentz viel besser machen kan?

Damit wir aber wieder auff die Jüden kommen/ so ist zu wissen/
daß ihr Jahr/ so sie im Früling und Mertzen angefangen/ das Kir-
chen Jahr
gewesen. Hierneben hatten sie auch ein Politisches
oder bürgerliches Jahr/
darnach man sich richtete im Handel
und Wandel/ da man zusahe/ wie man die Früchte/ so einem GOtt
bescherete/ an den Mann bringen und verkauffen konte. Solches
Jahr fingen die Hebreer im Herbst an/ wie denen Gelehrten be-
kant ist.

[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]USUS.

Hierbey werden Studenten/ welche auff die heilige Schrifft
fich legen/ und dermal eins GOtt dem Herrn in Kirchen/ oder
Schulen dienen wollen/ erinnert/ daß sie in der Blüte ihres Alters
in die Zeit-Rechnung sich sollen schicken lernen/ ohne welche etzliche
Stellen in der Bibel schwerlich verstanden werden. Es giebt die-
selbige gute Anleitung zur Erörterung vieler schweren Fragen/ de-
rer Zweck und gründliche Entscheidung ohne diese bißweilen sich
nicht leicht treffen lesset. Wer ist unter den Gelehrten/ der nicht
für rathsam halte/ daß/ wann man ein historisches Buch in heiliger
Schrifft lieset/ nützlich und nothwendig sey/ darauff Achtung zu
geben/ auff wie viel Jahr dieselbigen Geschichte sich erstrecken.
Zum Exempel/ das erste Buch Mosis hebt sich an von der Historia
der Schöpffung/ und endet sich mit der Beschreibung des Todes Jo-
seph/ welcher gestorben im 2309. Jahr nach Erschaffung der Welt.
Das andere Buch Mosis hebt an vom 2370. und thut beschliessen
mit dem 2454. Jahr. Das dritte Buch erzehlet mehr nicht/ als in
einem einigen Monden ist geschehen und vorgegangen. Das vierd-
te Buch hebt an mit dem 2454. und endet sich mit dem 2492. Jahr.

Das
Die zwoͤlffte Predigt/
Dicage, frigoribus quare novus incipitannus,
Qui meliûs per ver incipiendus erat?

Das iſt:

Sag mir/ warum das Jahr mit Froſt ſich hebet an/
Deß Anfang ja der Lentz viel beſſer machen kan?

Damit wir aber wieder auff die Juͤden kommen/ ſo iſt zu wiſſen/
daß ihr Jahr/ ſo ſie im Fruͤling und Mertzen angefangen/ das Kir-
chen Jahr
geweſen. Hierneben hatten ſie auch ein Politiſches
oder buͤrgerliches Jahr/
darnach man ſich richtete im Handel
und Wandel/ da man zuſahe/ wie man die Fruͤchte/ ſo einem GOtt
beſcherete/ an den Mann bringen und verkauffen konte. Solches
Jahr fingen die Hebreer im Herbſt an/ wie denen Gelehrten be-
kant iſt.

[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]USUS.

Hierbey werden Studenten/ welche auff die heilige Schrifft
fich legen/ und dermal eins GOtt dem Herrn in Kirchen/ oder
Schulen dienen wollen/ erinnert/ daß ſie in der Bluͤte ihres Alters
in die Zeit-Rechnung ſich ſollen ſchicken lernen/ ohne welche etzliche
Stellen in der Bibel ſchwerlich verſtanden werden. Es giebt die-
ſelbige gute Anleitung zur Eroͤrterung vieler ſchweren Fragen/ de-
rer Zweck und gruͤndliche Entſcheidung ohne dieſe bißweilen ſich
nicht leicht treffen leſſet. Wer iſt unter den Gelehrten/ der nicht
fuͤr rathſam halte/ daß/ wann man ein hiſtoriſches Buch in heiliger
Schrifft lieſet/ nuͤtzlich und nothwendig ſey/ darauff Achtung zu
geben/ auff wie viel Jahr dieſelbigen Geſchichte ſich erſtrecken.
Zum Exempel/ das erſte Buch Moſis hebt ſich an von der Hiſtoria
der Schoͤpffung/ und endet ſich mit der Beſchreibung des Todes Jo-
ſeph/ welcher geſtorben im 2309. Jahr nach Erſchaffung der Welt.
Das andere Buch Moſis hebt an vom 2370. und thut beſchlieſſen
mit dem 2454. Jahr. Das dritte Buch erzehlet mehr nicht/ als in
einem einigen Monden iſt geſchehen und vorgegangen. Das vierd-
te Buch hebt an mit dem 2454. und endet ſich mit dem 2492. Jahr.

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[220/0240] Die zwoͤlffte Predigt/ Dicage, frigoribus quare novus incipitannus, Qui meliûs per ver incipiendus erat? Das iſt: Sag mir/ warum das Jahr mit Froſt ſich hebet an/ Deß Anfang ja der Lentz viel beſſer machen kan? Damit wir aber wieder auff die Juͤden kommen/ ſo iſt zu wiſſen/ daß ihr Jahr/ ſo ſie im Fruͤling und Mertzen angefangen/ das Kir- chen Jahr geweſen. Hierneben hatten ſie auch ein Politiſches oder buͤrgerliches Jahr/ darnach man ſich richtete im Handel und Wandel/ da man zuſahe/ wie man die Fruͤchte/ ſo einem GOtt beſcherete/ an den Mann bringen und verkauffen konte. Solches Jahr fingen die Hebreer im Herbſt an/ wie denen Gelehrten be- kant iſt. Hierbey werden Studenten/ welche auff die heilige Schrifft fich legen/ und dermal eins GOtt dem Herrn in Kirchen/ oder Schulen dienen wollen/ erinnert/ daß ſie in der Bluͤte ihres Alters in die Zeit-Rechnung ſich ſollen ſchicken lernen/ ohne welche etzliche Stellen in der Bibel ſchwerlich verſtanden werden. Es giebt die- ſelbige gute Anleitung zur Eroͤrterung vieler ſchweren Fragen/ de- rer Zweck und gruͤndliche Entſcheidung ohne dieſe bißweilen ſich nicht leicht treffen leſſet. Wer iſt unter den Gelehrten/ der nicht fuͤr rathſam halte/ daß/ wann man ein hiſtoriſches Buch in heiliger Schrifft lieſet/ nuͤtzlich und nothwendig ſey/ darauff Achtung zu geben/ auff wie viel Jahr dieſelbigen Geſchichte ſich erſtrecken. Zum Exempel/ das erſte Buch Moſis hebt ſich an von der Hiſtoria der Schoͤpffung/ und endet ſich mit der Beſchreibung des Todes Jo- ſeph/ welcher geſtorben im 2309. Jahr nach Erſchaffung der Welt. Das andere Buch Moſis hebt an vom 2370. und thut beſchlieſſen mit dem 2454. Jahr. Das dritte Buch erzehlet mehr nicht/ als in einem einigen Monden iſt geſchehen und vorgegangen. Das vierd- te Buch hebt an mit dem 2454. und endet ſich mit dem 2492. Jahr. Das

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Zitationshilfe: Cundisius, Gottfried: Der Geistreiche Prophet Haggaj. Leipzig, 1648, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cundisius_predigten_1648/240>, abgerufen am 24.11.2024.